Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare

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Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V... - William Shakespeare


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Geld, laß mich den Schein zerreißen!

      SHYLOCK.

      Wenn er bezahlt ist, wie sein Inhalt lautet. –

      Es zeigt sich klar, Ihr seid ein würd'ger Richter;

      Ihr kennt die Rechte, Euer Vortrag war

      Der bündigste: ich fodr' Euch auf beim Recht,

      Wovon Ihr ein verdienter Pfeiler seid,

      Kommt nun zum Spruch: bei meiner Seele schwör' ich,

      Daß keines Menschen Zunge über mich

      Gewalt hat: ich steh' hier auf meinen Schein.

      ANTONIO.

      Von ganzem Herzen bitt' ich das Gericht,

      Den Spruch zu tun.

      PORZIA.

      Nun wohl, so steht es denn:

      Bereitet Euren Busen für sein Messer!

      SHYLOCK.

      O weiser Richter! wackrer junger Mann!

      PORZIA.

      Denn des Gesetzes Inhalt und Bescheid

      Hat volle Übereinkunft mit der Buße,

      Die hier im Schein als schuldig wird erkannt.

      SHYLOCK.

      Sehr wahr: o weiser und gerechter Richter!

      Um wie viel älter bist du, als du aussiehst!

      PORZIA.

      Deshalb entblößt den Busen!

      SHYLOCK.

      Ja, die Brust,

      So sagt der Schein, – nicht wahr, mein edler Richter?

      »Zunächst dem Herzen«, sind die eignen Worte.

      PORZIA.

      So ist's. Ist eine Waage da, das Fleisch

      Zu wägen?

      SHYLOCK.

      Ja, ich hab' sie bei der Hand.

      PORZIA.

      Nehmt einen Feldscher, Shylock, für Eu'r Geld,

      Ihn zu verbinden, daß er nicht verblutet.

      SHYLOCK.

      Ist das so angegeben in dem Schein?

      PORZIA.

      Es steht nicht da: allein was tut's? Es wär'

      Doch gut, Ihr tätet das aus Menschenliebe.

      SHYLOCK.

      Ich kann's nicht finden, 's ist nicht in dem Schein.

      PORZIA.

      Kommt, Kaufmann: habt Ihr irgend was zu sagen?

      ANTONIO.

      Nur wenig: ich bin fertig und gerüstet.

      Gebt mir die Hand, Bassanio, lebet wohl!

      Es kränk' Euch nicht, daß dies für Euch mich trifft,

      Denn hierin zeigt das Glück sich gütiger,

      Als seine Weis' ist: immer läßt es sonst

      Elende ihren Reichtum überleben,

      Mit hohlem Aug' und falt'ger Stirn ein Alter

      Der Armut anzusehn; von solcher Schmach

      Langwier'ger Buße nimmt sie mich hinweg.

      Empfehlt mich Eurem edlen Weib, erzählt ihr

      Den Hergang von Antonios Ende, sagt,

      Wie ich Euch liebte, rühmt im Tode mich;

      Und wenn Ihr's auserzählt, heißt sie entscheiden,

      Ob nicht Bassanio einst geliebt ist worden.

      Bereut nicht, daß Ihr einen Freund verliert,

      Und er bereut nicht, daß er für Euch zahlt:

      Denn schneidet nur der Jude tief genug,

      So zahl' ich gleich die Schuld von ganzem Herzen.

      BASSANIO.

      Antonio, ich hab' ein Weib zur Ehe,

      Die mir so lieb ist als mein Leben selbst:

      Doch Leben selbst, mein Weib und alle Welt,

      Gilt höher als dein Leben nicht bei mir.

      Ich gäbe alles hin, ja opfert' alles

      Dem Teufel da, um dich nur zu befrein.

      PORZIA.

      Das wüßt' Eu'r Weib gewiß Euch wenig Dank,

      Wär' sie dabei und hört' Eu'r Anerbieten.

      GRAZIANO.

      Ich hab' ein Weib, die ich auf Ehre liebe:

      Doch wünscht' ich sie im Himmel, könnte sie

      Dort eine Macht erflehn, des hünd'schen Juden

      Gemüt zu ändern!

      NERISSA.

      Gut, daß Ihr's hinter ihrem Rücken tut,

      Sonst störte wohl der Wunsch des Hauses Frieden.

      SHYLOCK beiseit.

      So sind die Christenmänner: ich hab' 'ne Tochter.

      Wär' irgend wer vom Stamm des Barrabas

      Ihr Mann geworden, lieber als ein Christ! –

      Die Zeit geht hin; ich bitt' Euch, kommt zum Spruch!

      PORZIA.

      Ein Pfund von dieses Kaufmanns Fleisch ist dein.

      Der Hof erkennt es, und das Recht erteilt es.

      SHYLOCK.

      O höchst gerechter Richter! –

      (

      PORZIA.

      Ihr müßt das Fleisch ihm schneiden aus der Brust, –

      Das Recht bewilligt's, und der Hof erkennt es.

      SHYLOCK.

      O höchst gelehrter Richter!) – Na, ein Spruch!

      Kommt, macht Euch fertig!

      PORZIA.

      Wart' noch ein wenig: eins ist noch zu merken:

      Der Schein hier gibt dir nicht ein Tröpfchen Blut,

      Die Worte sind ausdrücklich »ein Pfund Fleisch«.

      Nimm denn den Schein, und nimm du dein Pfund Fleisch;

      Allein vergießest du, indem du's abschneid'st,

      Nur einen Tropfen Christenblut, so fällt

      Dein Hab' und Gut, nach dem Gesetz Venedigs,

      Dem Staat Venedigs heim.

      GRAZIANO.

      Gerechter Richter! – Merk', Jud'! – O weiser Richter!

      SHYLOCK.

      Ist das Gesetz?

      PORZIA.

      Du sollst die Akte sehn.

      Denn, weil du dringst auf Recht, so sei gewiß,

      Recht soll dir werden, mehr als du begehrst.

      GRAZIANO.

      O


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