Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare
Читать онлайн книгу.Wir büßen, was Ihr sündigt früh und spät.
ANTIPHOLUS.
Still doch! Spar' deine Lunge! Sag mir jetzt,
Wo ließest du das Geld, das ich dir gab?
DROMIO VON EPHESUS.
Oh, die sechs Dreier, Herr, vom letzten Mittwoch,
Für den zerrißnen Schwanzriem meiner Frau? –
Die hat der Sattler, ich behielt sie nicht.
ANTIPHOLUS.
Ich bin zu Späßen heut nicht aufgelegt;
Sag mir, und scherze nicht: wo ist das Geld?
Da wir hier fremd sind, wie getraust du dich,
So große Summ' aus deiner Acht zu lassen?
DROMIO VON EPHESUS.
Ich bitt' Euch, scherzt, wenn Ihr zu Tische sitzt!
Mich sendet unsre Frau zu Euch als Post,
Und kehr' ich heim, traktiert sie mich als Pfosten.
Denn was Ihr fehlt, kerbt sie mir auf den Kopf.
Mich dünkt, Eu'r Magen sollt' Euch Glocke sein
Und Euch nach Hause schlagen ohne Boten.
ANTIPHOLUS.
Hör', Dromio, dieser Spaß kommt sehr zur Unzeit;
Spar' ihn mir auf für eine beßre Stunde!
Wo ist das Gold, das ich dir anvertraut?
DROMIO VON EPHESUS.
Mir, Herr? Ei wahrlich, Herr, Ihr gabt mir nichts.
ANTIPHOLUS.
Hör' mich, Herr Schlingel! Laß die Albernheit
Und sag, wie du besorgtest deinen Auftrag.
DROMIO VON EPHESUS.
Mein Auftrag war, vom Markt Euch heimzuholen
In Euer Haus, den Phönix, Herr, zum Essen;
Die Frau und ihre Schwester warten schon.
ANTIPHOLUS.
Nun denn, so wahr ich Christ bin, steh mir Rede:
An welchen sichern Ort bracht'st du das Geld?
Sonst schlag' ich dir den lust'gen Schädel mürbe,
Der Possen reißt, wenn mir's verdrießlich ist.
Wo sind die tausend Mark, die ich dir gab? –
DROMIO VON EPHESUS.
Zwar ein'ge Marken trägt mein Kopf von Euch,
Auch ein'ge Marken Eurer Frau mein Rücken;
Doch das beläuft sich nicht auf tausend Mark: –
Wollt' ich Eu'r Gnaden die zurückbezahlen,
Ich glaub', Ihr stricht sie nicht geduldig ein.
ANTIPHOLUS.
Von meiner Frau? Sag, Kerl, von welcher Frau?
DROMIO VON EPHESUS.
Eu'r Gnaden Liebste, meine Frau im Phönix,
Die jetzt noch fastet, bis Ihr kommt zum Essen,
Und bittet, daß Ihr eilig kommt zum Essen.
ANTIPHOLUS.
Was, Schurke, neckst du mich ins Angesicht,
Da ich's verbot? Da hast du eins, Herr Schlingel!
DROMIO VON EPHESUS.
Was meint Ihr, Herr? Um Gottes willen, haltet!
Laßt Ihr die Hand nicht ruhn, brauch' ich die Beine.
Er läuft davon.
ANTIPHOLUS.
Bei meiner Treu! durch irgendeinen Streich
Ward mir der Tropf um all mein Gold geprellt! –
Man sagt, die Stadt sei voll Betrügerei'n,
Behenden Gauklern, die das Auge blenden,
Nächtlichen Zaubrern, die den Sinn verstören,
Mordsücht'gen Hexen, die den Leib entstellen,
Verlarvten Gaunern, schwatzenden Quacksalbern,
Und von Freigeistern aller Art und Zucht.
Wenn das der Fall ist, reis' ich um so eh'r.
Gleich such' ich im Zentauren meinen Knecht;
Ich fürchte sehr, mein Geld bewahrt' ich schlecht.
Geht ab.
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Zimmer.
Adriana und Luciana treten auf.
ADRIANA.
Mein Mann kommt nicht zurück, auch nicht der Diener,
Den ich so eilig sandt', ihn aufzusuchen;
Gewiß, Luciana, es ist schon zwei Uhr.
LUCIANA.
Vielleicht, daß ihn ein Kaufmann eingeladen
Und er vom Markt zur Mahlzeit ging wohin.
Laß jetzt uns essen, Schwester; sei nicht mürrisch,
Ein Mann ist über seine Freiheit Herr,
Die Zeit der Männer Herrin; wie sie's fügt,
Gehn sie und kommen; drum sei ruhig, Schwester!
ADRIANA.
Ward Männern größre Freiheit zugeteilt?
LUCIANA.
Ja, weil ihr Streben nicht im Hause weilt.
ADRIANA.
Wollt' ich ihm so begegnen, trüg' er's kaum!
LUCIANA.
Du weißt, der Mann ist deines Willens Zaum.
ADRIANA.
Nur Esel zäumt man so bequem und leicht!
LUCIANA.
Nun, trotz'ge Freiheit wird durch Zucht gebeugt.
Kein Wesen gibt's, das nicht gebunden wär',
Sei's auf der Erde, sei's in Luft und Meer;
Tier, Fisch und Vogel folgt als seinem König
Dem Manne stets und ist ihm untertänig;
Den Menschen, göttlicher, – den Weltgebieter,
Der weiten Erd' und wilden Fluten Hüter,
Dem sein Verstand und seines Wissens Kraft
Den Vorrang über Fisch und Vogel schafft, –
Verehrt das Weib als machtbegabten Herrn:
Drum dien' auch du, und folg' ihm treu und gern!
ADRIANA.
Um nicht zu dienen, bleibst du unvermählt?
LUCIANA.
Nein! weil der Eh'stand so viel Sorgen zählt.
ADRIANA.
Doch wärst du Frau, trügst du die Knechtschaft still?
LUCIANA.