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euch erklärt;

      Doch laßt vorher die wildesten Gestalten

      In eigensinn'ger Kraft zerstörend walten.

      Ab.

      Zweiter Auftritt

      EPIMENIDES.

      Uralten Waldes majestätische Kronen,

      Schroffglatter Felsenwände Spiegelflächen

      Im Schein der Abendsonne zu betrachten –

      Erreget Geist und Herz zu der Natur

      Erhabnen Gipfeln, ja zu Gott hinan.

      Auch schau' ich gern der Menschenhände Werk,

      Woher des Meisters Hochgedanke strahlt;

      Und dieser Pfeiler, dieser Säulen Pracht

      Umwandl' ich sinnend, wo sich alles fügte,

      Wo alles trägt und alles wird getragen!

      So freut mich auch, zu sehn ein edles Volk

      Mit seinem Herrscher, die im Einklang sich

      Zusammenwirkend fügen, für den Tag,

      Ja für Jahrhunderte, wenn es gelingt.

      Und so begrüß' ich froh die Morgensonne,

      Begrüße gleicherweis' die scheidende.

      Dann wend' ich meinen Blick den Sternen zu,

      Und dort wie hier ist Einklang der Bewegung.

      Der Jugend Nachtgefährt' ist Leidenschaft,

      Ein wildes Feuer leuchtet ihrem Pfad;

      Der Greis hingegen wacht mit hellem Sinn,

      Und sein Gemüt verschließt das Ewige.

      Dritter Auftritt

      GENIEN treten rasch auf und stellen sich ihm zu beiden Seiten.

      Wandelt der Mond und bewegt sich der Stern,

      Junge wie Alte, sie schlafen so gern;

      Leuchtet die Sonne nach löblichem Brauch,

      Junge wie Alte, sie schlafen wohl auch.

      EPIMENIDES.

      Ein heitres Lied, ihr Kinder; doch voll Sinn.

      Ich kenn' euch wohl! Sobald ihr scherzend kommt,

      Dann ist es Ernst, und wenn ihr ernstlich sprecht,

      Vermut' ich Schalkheit. Schlafen, meint ihr, schlafen?

      An meine Jugend wollt ihr mich erinnern.

      Auf Kretas Höhn, des Vaters Herde weidend,

      Die Insel unter mir, ringsum das Meer,

      Den Tageshimmel von der einzigen Sonne,

      Von tausenden den nächtigen erleuchtet

      Da strebt's in meiner Seele, dieses All,

      Das herrliche, zu kennen; doch umsonst:

      Der Kindheit Bande fesselten mein Haupt.

      Da nahmen sich die Götter meiner an,

      Zur Höhle führten sie den Sinnenden,

      Versenkten mich in tiefen langen Schlaf.

      Als ich erwachte, hört' ich einen Gott:

      »Bist vorbereitet«, sprach er, »wähle nun!

      Willst du die Gegenwart und das, was ist,

      Willst du die Zukunft sehn, was sein wird?« Gleich

      Mit heiterm Sinn verlangt' ich zu verstehn,

      Was mir das Auge, was das Ohr mir beut.

      Und gleich erschien durchsichtig diese Welt,

      Wie ein Kristallgefäß mit seinem Inhalt.

      Den schau' ich nun so viele Jahre schon;

      Was aber künftig ist, bleibt mir verborgen.

      Soll ich vielleicht nun schlafen, sagt mir an,

      Daß ich zugleich auch Künftiges gewahre?

      GENIEN.

      Wärest du fieberhaft, wärest du krank,

      Wüßtest dem Schlafe du herzlichen Dank;

      Zeiten, sie werden so fieberhaft sein,

      Laden die Götter zum Schlafen dich ein.

      EPIMENIDES.

      Zum Schlafen? jetzt? – Ein sehr bedeutend Wort.

      Zwei euresgleichen sind's, wo nicht ihr selbst,

      Sind Zwillingsbrüder, einer Schlaf genannt,

      Den andern mag der Mensch nicht gerne nennen;

      Doch reicht der Weise einem wie dem andern

      Die Hand mit Willen – also, Kinder, hier!

      Er reicht ihnen die Hände, welche sie anfassen.

      Hier habt ihr mich! Vollziehet den Befehl

      Ich lebte nur, mich ihm zu unterwerfen.

      GENIEN.

      Wie man es wendet und wie man es nimmt,

      Alles geschieht, was die Götter bestimmt!

      Laß nur den Sonnen, den Monden den Lauf,

      Kommen wir zeitig und wecken dich auf.

      Epimenides steigt, begleitet von den Knaben, die Stufen hinan, und als die Vorhänge sich öffnen, sieht man ein prächtiges Lager, über demselben eine wohlerleuchtende Lampe. Er besteigt es; man sieht ihn sich niederlegen und einschlafen. Sobald der Weise ruht, schließen die Knaben zwei eherne Pfortenflügel, auf welchen man den Schlaf und Tod, nach antiker Weise, vorgestellt sieht. Fernes Donnern.

      Vierter Auftritt

      HEERESZUG im Kostüm der sämtlichen Völker, welche von den Römern zuerst bezwungen und dann als Bundesgenossen gegen die übrige Welt gebraucht worden.

      Der Ruf des Herrn

      Der Herrn ertönt;

      Wir folgen gern,

      Wir sind's gewöhnt;

      Geboren sind

      Wir all' zum Streit,

      Wie Schall und Wind

      Zum Weg bereit.

      Wir ziehn, wir ziehn

      Und sagen's nicht,

      Wohin? wohin?

      Wir fragen's nicht;

      Und Schwert und Spieß,

      Wir tragen's fern,

      Und jens und dies,

      Wir wagen's gern.

      Fünfter Auftritt

      DÄMON DES KRIEGS sehr schnell auftretend.

      Mit Staunen seh' ich euch, mit Freude,

      Der ich euch schuf, bewundr' euch heute:

      Ihr zieht mich an, ihr zieht mich fort,

      Mich muß ich unter euch vergessen:

      Mein einzig Streben sei immerfort,

      An eurem Eifer mich zu messen.

      Des Höchsten bin ich mir bewußt,

      Dem Wunderbarsten widm' ich mich mit Lust:

      Denn wer Gefahr und Tod nicht scheut,

      Ist Herr der Erde, Herr der


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