WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN. Martin Selle

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WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN - Martin Selle


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bringe ich Ihnen immer wieder Beispiele aus Welterfolgen, die deutlich veranschaulichen, wie Profis die einzelnen Techniken in ihren Romanen gebrauchen. Auch meinen Thriller ›Die Wahrheit über Derek Foster‹ ziehe ich heran, um gewisse Kniffe zu verdeutlichen.

       c) Das neue Können auf Ihre Story anwenden (schreiben).

      Auf diese Weise entsteht nicht nur Ihr eigener Roman, Sie sparen auch die enormen Kosten einer teuren Schreibschule und viel Zeit.

      Bevor wir unser Abenteuer mit Teil 1 beginnen, noch ein paar Worte darüber, wie Sie dieses Buch geschickt anwenden. Das Schreiben der Geschichte selbst ist lediglich ein Teil der Arbeit, die wir Schriftsteller auf dem Weg von der Idee bis zum fertigen Manuskript zu leisten haben. Ich spreche in diesem Zusammenhang von der 80-20-Formel. 80 Prozent der Tätigkeit eines Autors betreffen die Vor- und Nacharbeiten wie Recherche, Figuren entwickeln, Handlung bauen, überarbeiten, lektorieren. 20 Prozent sind der eigentliche Schreibprozess, das Worte-auf-Papier-bringen.

      Die einzelnen Teile sind vom Inhalt her so angeordnet, wie viele Schriftsteller ihren Arbeitsprozess gliedern. Insgesamt sind es zehn Teilbereiche. Gehen Sie beim Erlernen der Reihe nach vor! Ansonsten versinken Sie leicht im Chaos Ihrer vielen Ideen, verlieren den Überblick und in weiterer Folge Ihre Schreiblust.

      Zuerst lesen Sie ein Kapitel und erwerben dadurch die nötigen Werkzeuge des einzelnen Schreibbereichs. Lesen Sie ein Kapitel mehrmals, wenn nötig. So lange, bis Sie das Gefühl haben, den Inhalt im Griff zu haben. Sie sollten die handwerklichen Techniken grundsätzlich im Kopf haben. Im praktischen Teil festigen und vertiefen Sie diese dann automatisch.

      Nach der Lektüre folgt der praktische Teil zum jeweiligen Kapitel. Sie setzen das erworbene Wissen in beschriebene Papierseiten um, erfinden Figuren, suchen Namen, bauen Handlung auf, erfinden Szenen, suchen Schauplätze, erfinden Probleme und mehr.

      Ein paar hilfreiche Schreibwerkzeuge erleichtern Ihnen die Arbeit ungemein:

       Textliner (möglichst viele verschiedene Farben). Haben Sie zu wenige Farben, verwenden Sie zusätzlich Buntstifte.

       Karteikarten. Format ca. 10,5 x 7,5 cm. Besorgen Sie sich auch hier verschiedene Farben.

      Ein dickes liniertes Heft für die Analysen an ›Die Wahrheit über Derek Foster‹.

       Den Thriller ›Die Wahrheit über Derek Foster‹. Ein Exemplar, in das Sie Notizen und Farbmarkierungen machen werden. ISBN 978-3-944729-63-3, Amrun Verlag.

      Nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Schreiben ist Geduld, ein kreativer Prozess. Und da geht nichts auf Kommando. Ehe es nun losgeht, noch zwei konkrete Ratschläge, die Ihnen in jedem Fall äußerst hilfreich sein werden:

       1) Lesen Sie wie ein Schriftsteller

      Lesen Sie und analysieren Sie dabei. Untersuchen Sie, wie der Schriftsteller Personen, Orte, Handlungen, Gedanken und Gefühle beschreibt. Stoppen Sie an jeder Stelle, an der Ihre Aufmerksamkeit erregt wird. Finden Sie heraus, wie und warum es dem Autor gelungen ist, Spannung zu erzeugen. Wodurch hat er Sie gefesselt? Filtern Sie heraus, wie die Handlung aufgebaut ist. Wie sieht die Szenenabfolge aus? Was geschieht nacheinander? Zwischen welchen Handlungssträngen pendelt der Autor hin und her? Wie findet der Schriftsteller die Auflösung? Wie lösen sich die geschaffenen Probleme auf?

       2) Beobachten und speichern Sie

      Hören Sie anderen Leuten zu. Wie reden sie miteinander? Merken Sie sich Geräusche, Gerüche, Milieusprachen und leiten Sie daraus Hintergründe in Bezug auf Orte und Menschen ab. Zum Beispiel der Kaffeeduft in einem Tchibo-Laden. Beobachten Sie Menschen, deren Mimik, Gestik. Speichern Sie diese Bewegungen. Sie können später nützlich sein.

      Die wohl wichtigste Fähigkeit des Schriftstellers ist sein bildliches Vorstellungsvermögen – ein Handwerkszeug des Schreibens. Und das in Verbindung mit allen anderen Sinnen. Trainieren Sie Ihre Sinne durch das Beobachten und Speichern aller Sinneseindrücke. Dann können Sie später im Kopf Ihrer Leser lebendige Geschichten heraufbeschwören.

      Los geht’s!

      Teil 1

      Helden sind die Story

       Figur-Typen und deren Bedeutung

      Wir beginnen nicht mit dem Thema?, werden Sie verwundert fragen. Nicht damit, woher ein Schriftsteller seine Ideen bekommt? Und auch nicht damit, wie ein Autor mit seinen Ideen umgeht, diese weiter entwickelt? Dazu kommen wir später. Zuerst müssen Sie verstehen, dass eine Geschichte aus den Figuren besteht. Sie sind es, die handeln und somit die Story entstehen lassen. Diese Erkenntnis ist ungemein wichtig. Nur durch sie können Sie Ihren Ideen Leben einhauchen. Denken Sie an einen Ihrer Lieblingsfilme, an einen Ihrer Lieblingsromane, an eines Ihrer Lieblingstheaterstücke. Immer werden es die Personen, die darin vorkommen sein, an die Sie sich erinnern. Das liegt daran, dass Ereignisse bedeutsamer werden, wenn wir die Menschen kennen, die von ihnen betroffen sind. Stellen Sie sich bloß folgende Zeitungsmeldung vor:

       Der Schüler erlag noch an der Unfallstelle seinen inneren Verletzungen.

      Das ist wirklich tragisch, berührt Sie aber nur am Rande. Sie kennen den Schüler ja nicht näher. Nun stellen Sie sich vor, die Meldung erreicht Sie per Telefon:

       Der Schüler erlag noch an der Unfallstelle seinen inneren Verletzungen. Es ist Ihr Sohn Jan.

      Gut werden Sie sagen, ich habe (Gott sei Dank) keinen Sohn Jan. Aber Sie wissen, was ich meine. Je näher Sie eine Person kennen, desto tiefer berührt sie deren Schicksal, weil die Katastrophe ein menschliches Gesicht, ein Leben bekommt. Wenn Ihr Leser Tragödien auf menschliche Weise erlebt, weil er sie mit wirklichen, ihm vertrauten Personen verbindet, die die Katastrophe überlebt haben oder durch sie gestorben sind, prägen sich diese Ereignisse unauslöschlich in seinem Bewusstsein ein. Und genau darauf kommt es Ihnen als Schriftsteller an.

      Wenn Sie beginnen, Ihr Buch zu schreiben, dann fangen Sie bei den Figuren an. Wenn es Ihnen gelingt, unsterbliche Helden zu erschaffen, die sich dem Leser unauslöschlich einprägen, dann wir er Ihren Roman nicht mehr aus der Hand legen – und ein Verleger und Lektor ebenso wenig. Sehen wir uns deshalb an, wie Sie es anstellen, derart lebendige Figuren zu erfinden.

      Es gibt Meister-Techniken, mit deren Hilfe Sie vermeiden, unrealistische, fehlerlose Götter zu erschaffen. Es geht darum, echte Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen zu kreieren, denn Menschen sind nicht perfekt. Und die Figuren in Ihrem Roman dürfen das auch nicht sein, sonst berühren Sie den Leser nicht tief in seinem Inneren. Eine Romanfigur, die in einem Bereich perfekt ist, sollte in einem anderen unvollkommen sein. So könnte der clevere Detektiv auf der anderen Seite spielsüchtig sein. Sehen wir uns nun an, wie Sie derartige Figuren erschaffen.

       Die Bedeutung der Figur im Allgemeinen

      Wie bereits erwähnt: Keinem anderen Teil Ihres Werkes kommt so viel Bedeutung zu wie dem Charakter, der Figur. Wenn es dem Schriftsteller nicht gelingt, einen lebendigen, lebensechten Charakter zu entwerfen, mit dem sich der Leser identifiziert, mit dem er lacht, weint, Angst hat und leidet, dann wird sein Roman kaum auf Platz 1 der Bestsellerlisten stehen. Kurz gesagt: Es muss Ihnen gelingen, eine Figur zu zeichnen, die den Leser restlos in ihren Bann zieht. Und das von der ersten Seite Ihres Werkes an.

      Wie erschaffe ich unsterbliche Figuren? Was ist das Geheimnis unvergesslicher Helden? Es gibt Techniken, um Charaktere zu zeichnen, die der Leser in sein Herz schließt, die ihn regelrecht vereinnahmen? Autoren bedienen sich ganz bestimmter Arbeitstechniken, die einzigartige Figuren entstehen lassen. Wir reden von speziellen Insider-Methoden, die Sie umgehend in die Lage versetzen, Romanhelden zu erfinden, die der Leser ein Leben lang nicht mehr vergessen wird. Bevor wir uns dieses Know-how aneignen, machen wir jedoch ein interessantes Experiment. Und zwar mit Ihnen:

      Denken Sie jetzt bitte an einen Roman, der Sie restlos fasziniert hat, an ein Buch, von dem Sie gewollt haben, es würde niemals


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