Rosen und Tränen. Heike Schultze
Читать онлайн книгу.In diesem Moment ging in der Wohnung eine Toilettenspülung. Kurz darauf öffnete sich vor ihr eine Tür und Daniel trat mit offenem Reißverschluss aus der Toilette. Sandi drehte sich rasch zur Seite und spürte wie sie rot wurde.
Daniel bemerkte Sandi, zog sich schnell den Reißverschluss hoch und kam auf seine Freundin zu. Zärtlich zog er sie in seine Arme.
„Da bist du ja! Ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet!“" Sanft küsste er sie auf den Mund und Sandi erwiderte seinen Kuss. „Komm!“ sagte Daniel und zog sie hinter sich her, die Treppe hinauf in sein Zimmer.
Hier hatte sich auch nichts verändert! Nur diesmal hatte er wohl Zeit zum Aufräumen gehabt! Daniel setzte sich auf die Couch und forderte Sandi auf, sich neben ihn zu setzen.
Doch sie zögerte. Sicher, sie hatte schon einmal mit ihm auf der Couch gesessen, aber damals waren sie noch jünger gewesen! Sie glaubte nicht, dass Daniel sich nur mit Küssen zufrieden geben würde. Er wollte mehr! Und Sandi war sich noch nicht sicher, ob sie schon dazu bereit war. Deshalb schüttelte sie den Kopf und setzte sich auf den Stuhl.
Daniel zuckte die Schultern und schaltete den Fernseher an und starrte nur noch auf den Bildschirm.
Sandi war schon ein wenig enttäuscht, dass er so schnell aufgab. Aber nun ließ sich daran nichts mehr ändern. Eine Weile verfolgte sie ebenfalls das Programm, doch das wurde ihr schnell langweilig. Mit der Zeit wurde sie wütend. Was sollte sie hier? Fernsehen konnte sie auch zu Hause! Sie begann sich im Zimmer umzusehen und studierte die Zeitungsausschnitte an den Wänden.
Daniel hatte sie die ganze Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet und freute sich insgeheim, dass es ihm gelungen war, sie zu ärgern. Nun stand er auf und schaltete den Fernseher aus. Ehe Sandi wusste, was geschah hatte er sich verkehrt herum auf ihren Schoß gesetzt und umarmte sie. Zärtlich berührten seine Lippen die ihren zu einem sanften Kuss. Als Sandi ihn heftig erwiderte, schob Daniel langsam seine Zunge in ihren Mund. Sandi erschauderte verwundert. So war sie noch nie geküsst worden. Eine Welle der Erregung durchflutete ihren Körper, wie sie noch nie zuvor gespürt hatte. Es erstaunte und erschreckte sie zunächst, aber schließlich empfand sie es als sehr angenehm. Genussvoll aufstöhnend sank sie tiefer in Daniels Arme. Ihr Atem ging heftig und ihr Herz schlug wie wild.
Daniel bemerkte die Veränderungen in Sandis Körper und fühlte sich dadurch herausgefordert. Langsam wanderten seine Hände an ihrem Körper nach unten und schoben sich unter ihr T-Shirt. Dort ließ er sie sanft streichelnd aufwärts wandern.
Als Sandi seine Hände auf ihrer nackten Haut spürte, erschrak sie. Heftig löste sie sich von ihm und stemmte ihre Hände gegen seine Brust. Daniel verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Verwundert sah er zu ihr hoch und Sandi ängstlich und atemlos zu ihm hinunter. Dann fing Daniel an zu lachen und Sandi stimmte mit ein. Daniel stand auf und zog Sandi zu sich auf die Couch. Wieder küssten sie sich. Da Daniel nun wusste, wie weit er gehen durfte, wurde es nun noch sehr schön!
Viel zu schnell kam für Sandi wieder die Zeit zu gehen! Daniel begleitete sie noch bis hinunter zur Tür. Traurig sahen sie sich an!
Plötzlich drehte sich Daniel noch einmal herum, bat sie zu warten und lief nach oben in sein Zimmer zurück. Kurze Zeit später kam er wieder herunter und hielt etwas in seiner Hand.
„Ich habe hier etwas für dich! Es ist nicht viel, aber vielleicht freust du dich ja darüber!“
Er öffnete die Hand und darin lag ein kleiner getrockneter Seestern. Er gab ihn Sandi.
„Er ist wunderschön!“ Sandi war überwältigt. Ihr erstes Geschenk von ihrem Freund!
„Sehen wir uns morgen wieder?“ fragte Daniel.
Sandi schüttelte den Kopf. „Tut mir leid! Morgen muss ich in die Bücherei und unbedingt meine Bücher abgeben!“
Daniels Gesicht hellte sich auf. „Hey, in die Bücherei wollte ich schon lange mal wieder! Wann gehst du denn hin?“
„So gegen sechs Uhr!“
„Okay, ich bin dann da!“ Daniel lächelte und gab ihr noch einen kurzen zärtlichen Abschiedskuss.
Nun musste sich Sandi aber wirklich beeilen, sonst würde sie gleich wieder Ärger mit ihren Eltern bekommen. Und das wollte weder sie noch Daniel! Auf dem ganzen Heimweg schaute sie immer wieder auf den kleinen Seestern, den sie in der Hand hielt.
Zu Hause angekommen nahm sie eine Nadel aus ihrer Schreibtischschublade und dazu ein Stück Goldfaden. Damit stach sie vorsichtig durch die oberste Spitze des Seesterns und zog das Band durch. Anschließend knotete sie die beiden Enden zusammen. Nun hatte sie eine kleine Kette, die Sandy nun ständig an ihrem Herzen trug. Niemand außer ihr sollte wissen, dass sie sie trug. Für sie war es ein Pfand, dass sie für immer mit Daniel verband.
Die Bücherei lag genau auf halben Weg zwischen Sandis Haus und Daniels. Jeder der Beiden hatte also denselben Weg dorthin.
Sandi war wirklich gespannt, ob Daniel diesmal die Verabredung eingehalten hatte, als sie die Bücherei erreichte.
Daniel war da! Sie sah ihn gleich als sie die Bücherei betrat, denn er saß an einem der vorderen Tische und blätterte in einem Buch. Er sah nun hoch und winkte ihr zu.
„Was liest du denn?“
Daniel zeigte ihr den Buchtitel. Es war ein Buch über die großen Zirkusse in Europa. Was sonst?
Die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit, still nebeneinander zu sitzen und in ihren Büchern zu blättern. Dann blickte Daniel sie an.
„Was meinst du? Gehen wir jetzt noch zu mir?“
Er grinste und zwinkerte ihr zu. Sandi lächelte und nickte.
Es war wunderschön zusammen mit Daniel in seinem Zimmer an diesem Abend und auch an den Nachmittagen in den nächsten drei Wochen! Sandi fühlte sich wunderbar und glaubte, nie glücklicher gewesen zu sein. Doch dann wurde sie leichtsinnig und beging einen schweren Fehler!
An einem Nachmittag im Juni musste Sandi früher nach Hause. Ihre Eltern wollten an diesem Abend zu einer Versammlung des Kaninchenvereins und sie sollte für sie einem Film mit dem Videorecorder aufnehmen. Es fiel ihr sehr schwer, Daniel früher als gewöhnlich zu verlassen und nach einer kurzen Überlegung fragte sie Daniel, ob er sie nicht begleiten wollte.
Daniel war begeistert und kam gerne mit. Sandi schloss die Hintertür auf und betrat mit Daniel das Haus. Sie legte den Zeigefinger an die Lippen.
„Psssst, sei bloß leise! Hier unten wohnt meine Oma. An der müssen wir erst mal vorbei!“
Daniel und Sandi schlichen nun durch den Flur zu der großen Treppe, die nach oben führte. Sandis Oma hörte zwar nicht mehr so gut, aber es war doch besser vorsichtig zu sein. Daniel betrat als erster die unterste Treppenstufe und ehe Sandi ihn warnen konnte, knarrte die Stufe schon laut. Erschreckt sahen sich die Beiden an.
„Sandrine, bist du das?“
Schon ertönte die Stimme ihrer Oma aus deren Wohnzimmer. Sandi hörte, wie sie sich aus ihrem Fernsehsessel erhob.
„Meine Oma kommt! Los, geh schnell in die Scheune!“
An das Haus mündete noch ein großes Gebäude, in der Sandis Vater Heu und Stroh, Holz und Kohle für den Winter und Futter für die Kaninchen lagerte. Außerdem diente es auch noch als Garage für das Auto.
Dorthinein schob Sandi nun ihren Freund. Es war keinen Moment zu früh, denn schon stand ihre Oma hinter ihr.
„Was machst du hier? Was willst du denn in der Scheune? Du weißt doch, dass du da nicht reingehen sollst, weil meine Häsin bald wirft!“
Sandis Oma hatte einige eigene Kaninchen, die sie in Scheune untergebracht hatte und in ein paar Tagen würde ihre Lieblingshäsin Junge bekommen. Deshalb war sie auch so besorgt.
„Ich wollte doch nur mal sehen, ob es schon so weit ist!“
Sandi wollte ihre Oma wieder