HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick


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zweit Tisch-fußballspiele stehen. Ziemlich verdreckt und herunter-gewirtschaftet. Ein paar Gestalten pennen da schon. Sie sind mir nicht grade geheuer. Ich sage ihnen, dass mir der Platz nicht gefällt und zum YMCA gehen werde. Sie beraten. „Komm, du bist unser Freund, du kannst bei uns übernachten.“ Ich machte mich auf eine Studentenbude gefasst. Ich folge ihnen und beantworte ihre neugierigen Fragen.

      Wir gelangen in ein schickes Wohnviertel. Hier trennen sie sich. Zwei, bestimmt Brüder, nehmen mich mit. „Falls die Eltern fragen, du bist ein deutscher Student und unser Gast.“ Ich schlafe auf einer Matte in ihrem Zimmer. Am nächsten Morgen stehen wir auf. Die Eltern haben schon erfahren, dass Besuch da ist und heißen mich mit vielen Verbeugungen als Gast willkommen. Sie sprechen kaum Englisch. Sie sind stolz auf ihre Kinder, die Respekt vor anderen haben und die Regeln der Gastfreundschaft üben. Es folgt ein gemeinsames Frühstück. Dann verabschiede ich mich mit vielen ‚Thank Yous‘. Einer der Brüder nimmt meinen Ruck-sack, um ihn hinauszutragen. Die stolzen Eltern winken mir von ihrer Tür aus nach, ich winke zurück. Wir kommen um eine Hausecke. Der mit dem Rucksack rennt plötzlich los. Der andere hält mich fest. Plötzlich sind auch die Kumpel von der Nacht da. „Gib uns zehn Dollar für Schlafen und Essen, und du bekommst den Rucksack wieder!“ Ich protestiere. „Ist das thailändische Gastf-reundschaft?“ Sie bleiben hart. Unauffällig ziehe ich einen Zehn-Dollar-Schein aus meiner Reserve und zeige ihn ihnen. Sie geben dem Anderen ein Zeichen. Der kommt näher. „First backpack!“ Sie wollen erst das Geld. Ich bleibe stur. Der mit dem Rucksack nähert sich. Ich strecke die Hand mit dem Schein etwas vor. Er macht dasselbe mit dem Rucksack. Die Anderen stehen abwartend, nicht weit. Ich greife schnell nach dem Ruck-sack, er nach dem Geld, und alle rennen in verschiedene Richtungen davon. Willkommen in Bangkok!

      Bangkok ist riesig. Es liegt im Flussdelta des Chao Phraya. Viele Kanäle und Flussarme durchziehen die Stadt. Wohin ich den Kopf auch drehe, überall ragen hohe, goldene Tempeltürme in den Himmel, oder Paläste. Ich lasse mich die letzten Kilometer von einem Rikscha fahren. Der Fahrer erklärt mir im Vorbeifahren die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Ich habe den Eindruck, er will mit mir eine Stadtrundfahrt machen. „Shortest way to YMCA!“ mahne ich ihn. Ich nehme ein Bett in einem Vierbettzimmer. Um diese Zeit bin ich noch der Einzige. Doch als ich nach meinem Stadtrund-gang gegen Abend zurückkomme, sind alle Betten belegt. Drei junge Amerikaner wohnen mit mir im Zimmer. Der Preis ist wirklich 8 Dollar. Aber pro Bett, nicht für das Zimmer! Die Nacht wird laut. Irgendwer ist immer unterwegs. Manchmal scheinen Rennfahrten stattzufinden, mit röhrenden Motoren und quietschenden Reifen. Wer eine Freundin hat, und ein Auto, bringt ihr unter ihrem Fenster ein Ständchen mit aufheulendem Motor!

      Für den nächsten Vormittag haben meine Zimmer-kollegen ein Boot mit Fahrer gemietet. Ob ich nicht mitkommen will, gegen 3 Dollar Beteiligung? So wie ich bisher die Stadt gesehen habe, finde ich das eine gute Idee. Denn viele der Sehenswürdigkeiten sind einfacher vom Wasser her erreichbar oder am besten sichtbar. Es ist ein langsames Motorboot, sogar mit einem Schall-dämpfer ausgestattet. An mehreren Tempeln halten wir an und steigen aus. Der alte Königspalast. Riesig und voller Prunk zieht er an uns vorbei. Und da drüben der neue! Noch monumentaler und prachtvoller. Rot-Grün glasierte Ziegeldächer, deren Firste am Ende mit vergoldeter Schnitzerei verziert sind und sich hornförmig nach oben in die Luft schwingen. So schön diese Paläste auch sind, ich finde hier ist mindestens einer zu viel. Riesige Stupas ragen in den Himmel, wie goldene auf dem Boden stehende Glocken. Monumentaler als alle, die ich bisher gesehen habe. Die Tempelbezirke sind übersät von Stupas aller Größen, dazwischen Pagoden mit bunten oder goldenen, sich übereinanderschichtenden Dächern. Haushohe Wächterstatuen mit Grimassen-gesichtern stützen sich auf ihre Schwerter und bewachen auf beiden Seiten die Eingänge zu den Tempeln. Der Boden der Tempelstadt ist weißer Marmor, ebenso die Stufen. Wohin ich den Kopf wende, alles ist bunte Keramik, Gold und Marmor, aufs üppigste verziert. Und die Verzierungen nochmals verziert. Bis ins Aller-kleinste. Nie habe ich bisher eine solch große Tempelanlage gesehen!

      Alles blitzt vor Sauberkeit, kein Gestank liegt über dem Ganzen, nur der Duft von Weihrauch, der aus dem Inneren der Tempel nach außen dringt. Im Inneren erheben sich übermenschengroße Statuen, meistens der Buddha, sitzend, lächelnd. An der Haltung der Hände erkennt der Gläubige, ob der Tempel dem vergangenen, dem Buddha unseres Zeitalters, oder dem zukünftigen geweiht ist. Vor den Statuen befinden sich prunkvolle, mit Sand gefüllte Becken, worin die Pilger und andere Besucher Weihrauchstäbe stecken. Dieser erhebt sich gleich langsam wehende Fäden von den glühenden Enden und legt sich in wohlriechenden Schichten in den Raum. Manche der Weihrauchstangen sind armdick und über zwei Meter lang. Der Geruch ist gleich dem in den lamaistischen Tempeln Nepals. Außer Sandelholz müssen große Proportionen Wacholderspäne darin sein. Dort, wo ein Sonnenstrahl das Halbdunkel im Inneren durchsticht, leuchtet der Weihrauch auf, gleich dem Richtstrahl eines Leuchtturmes. Nicht genug damit, dass die Dächer von außen verziert sind, auch von Innen ist jeder sichtbare Ziegel, jede Dachlatte oder Balken zierlich verkleidet, mit Gold, Keramikschuppen, Seidenstoffen oder Edelsteinen. Viele Götterfiguren und Dämonen, die ich in Nepal gesehen hatte, tauchen auch hier auf. Aber in Reinform, golden. Ohne mit Blut oder Farbe verschmiert zu sein. Neben den Eingängen wachsen wohlgeordnet Fächerpalmen, verbreiten Blumenbeete ihre Farbenpracht. Hier sind Architekten den Künstlern zur Seite gestanden! Hier ist kein Chaos. Hier ist Ordnung. Himmlische Ordnung. Und unter all den Besuchern wandeln trotzdem ein paar Mönche. Wenn sie nicht im Tempel oder Kloster Dienst tun, durchziehen sie bettelnd die Stadt oder sitzen in Reihen am Rande bestimmter Straßen. Stumm die Bettelschale haltend, geduldig auf Almosen wartend. Wie Fürsten, die beim Nehmen den Eindruck hinterlassen, als würden sie geben. Thailand muss ein sehr religiöses Land sein. Und ein sehr reiches. Nur durch Fron können solch Bauwerke nicht entstehen. Und auch nicht unterhalten werden. Trotz der ungünstigen Zeit des Monsuns befinden sich hunderte von ausländischen Touristen hier, auch einige amerikanische GIs auf Fronturlaub. Vietnam liegt gleich nebenan.

      Bangkok wird von einem Labyrinth von Kanälen durchzogen. Diese sind sich nicht alle gleich. Es gibt da die Prachtkanäle, die sich zwischen den Palästen und Tempeln meistens gradlinig hindurchziehen. Es gibt andere, an denen sich Warendepots befinden, von wo aus Güter auf dem Wasserweg verschifft werden, wieder andere, an denen sich Geschäfte säumen, oder Wohnviertel. Viele Felder und Gärten der Stadt werden auch auf Kanälen erreicht. Diese schlängeln sich oft unter der üppigen Vegetation hindurch, kleine hölzerne Stege führen ins Wasser, um die Frachtkähne zu beladen. Andere dienen zum Entwässern des Flussdeltas, um Ackerfläche zu gewinnen. Wie durch einen Tunnel gleiten wir mit unserem Boot über das grüne Wasser. Manchmal kommen wir in einen der Flussarme. Der Wasserstand ist überall, bedingt durch den Monsun, sehr hoch. Die kleinsten Kanäle sind anfangs bedeckt. Das sind diejenigen, die die Abwässer der Stadt ableiten. Sie ergießen sich in die größeren. Zum Glück ist derzeit kein Wassermangel und die Kinder, die von den Anlegestegen vor den Pfahlbauten ins Wasser springen, riskieren nichts. Auch nicht die Frau, die sich gerade einseift. Der Fluss ist die Lebensader seit Urzeiten. In den Hauptarmen, da wo er in den Hafen münden, liegen sogar ein paar Kriegsschiffe. Zwei davon sind Fregatten. Ohne Fenster. Für was für eine Art Krieg sind die bestimmt? Sie sind nicht beflaggt, tragen keine Nummer. Sind das amerikanische Schiffe, die getarnt, auf einen eventuellen Einsatz in Vietnam warten? Aber warum keine nationalen Kennzeichen?

      In der Nähe, in einer Werft, entsteht ein Frachtschiff. Ein riesiger Werftkran ist gerade dabei, die vorgefertigten Brückenaufbauten aufzusetzen. Bus-Boote fahren Menschen zur Arbeit und Kinder in die Schule. Wer es eilig hat, nimmt ein ‚Speed-Boat‘, ein schmales, schnittig gebautes Boot, mit nur zwei Sitzplätzen nebeneinander, aber 5 bis 10 hintereinander gereiht. Am Heck ist ein enormer Auto- oder LKW- Motor auf eine mindestens 5 Meter lange Welle geflanscht, an deren anderen Seite sich die Schraube befindet. Diese Motor-Wellen-Konstruktion ist an ihrem Schwerpunkt im Bootsheck drehbar aufgehängt und dient zugleich zur Steuerung. Der Motor, natürlich ohne Schalldämpfer, gibt diesen Rennbooten einen solchen Schub, dass sie mit riesiger Bugwelle halb gleitend vorwärtsschießen. Ich schätze ihre Geschwindigkeit auf über 70 Stundenkilometer. Eine kleine Barkasse, mit bestimmt weniger Pferdestärken als die Speeder, zieht langsam 4 beladene Schuten hinter sich flussaufwärts. Diese sind so tief abgeladen, dass das Deck vom Wasser überspült wird und nur die hohen Lukensülle sie am Sinken hindern. Auf jeder Schute ist eine einfache Unterkunft, die man mit geflochtenen


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