Vom Kriegsende bis nach der Wende - So war es damals. Gottfried Lehmann

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Vom Kriegsende bis nach der Wende - So war es damals - Gottfried Lehmann


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war immer froh, einen Esser weniger daheim zu haben. Bei meinem Besuch musste ich täglich Küchenabfälle von zwei Familien, die weit entfernt wohnten, für die Hasen holen. Viele hatten damals Stallhasen, um zusätzlich Fleisch für die Küche zu haben.

      Die Strom und Stadtgas Versorgung war damals auch nicht ausreichend und nur mit Unterbrechungen möglich und durch diesen Mangel gab es regelmäßig territoriale Abschaltungen in der Stadt. Mein Bruder, der wieder einmal bei Onkel und Tante auf Besuch war, schlief nachts auf dem Sofa. Nach so einer Gas Abschaltung hatte man den Gashahn offen gelassen. Als nachts der Gasdruck wieder kam, hat mein Bruder im Schlaf eine starke Gasvergiftung bekommen und konnte gerade noch im Krankenhaus gerettet werden.

      Als ich wieder mal nach Gablenz musste, schlief ich deshalb mit im Dachbodenschlafzimmer, in der Mitte der Ehebetten.

      Einmal durfte ich allein mit der Straßenbahn der Linie 7 von Gablenz nach Fuhrt Glösa und zurück fahren. Diese lange Straßenbahnfahrt war für mich ein großes Erlebnis, andere Vergnügungen gab es für mich nicht. Auch das Rangieren der Straßenbahn an der Endstelle war für mich interessant. Der Zug mit zwei Anhängern hatte einen Fahrer und zwei Schaffnerinnen. Die mussten beim Rangieren mit dicken Handschuhen die schweren öligen Rangierstangen schleppen und die elektrischen Stecker tauschen.

      Der Triebwagen wurde wieder vor die Anhänger rangiert und die Türen auf einer Seite geöffnet und auf der anderen Seite geschlossen. Damals gab es ja noch keine Wendeschleifen, dort hat scheinbar mich zum ersten Mal die Technik interessiert.

      Die Fenster der Straßenbahnen hatten zum Teil noch Sperrholz oder Hartpappe als Glasersatz. Die Scheiben waren durch die Druckwellen beim Bombenangriff zerstört worden. Ein besonderer einzelner Straßenbahntriebwagen, beiderseits mit Jalousien ausgestattet, belieferte damals auch an der Straße liegende kleine Gemüseläden mit Waren von der zentralen Markthalle. Um den Liniendienst wenig zu stören, mussten die Gemüsearbeiter immer rennen. Viele Weichen erlaubten den schnellen Wechsel zum anderen Gleis.

       Vater kommt aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück

      Unser Vater und auch viele andere Männer waren seit dem Kriegsende im Mai 1945 noch nicht wieder zu Hause. Wir waren nicht sicher, ob er noch am Leben ist.

      Erst kurz vor Weihnachten 1945 kam dann die erste Karte aus der russischen Gefangenschaft.

      Die Mutter und wir Kindern hatten 8 Monate diese quälende Ungewissheit.

      Dann durfte er etwa 4 Jahre lang pro Monat, seiner Familie nur so eine kleine Karte schreiben. Es war bekannt, dass die Texte dieser Kriegsgefangenpost kontrolliert wurden und in der ersten Zeit war das schicken von Fotos verboten.

      Vaters 1. Karte aus der Gefangenschaft im Dezember 1945

      Die ersten geschickten Bilder als Postkarte kamen alle zurück

      Unser Vater kam Ende 1949 aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück und wir holten ihn vom Bahnhof ab. Er kam aber nicht direkt vom Zug, sondern war schon in einem Zimmer der Bahnhofsmission des Roten Kreuzes anwesend. Dort konnten die Heimkehrer, die nach der langen Reise aus der russischen Gefangenschaft nach Hause kamen, sich waschen, rasieren und erst dann ihre Familie begrüßen.

      Es war ein ergreifendes Erlebnis für die ganze Familie. Die kleine Schwester schrie entsetzlich, als ihr Vater sie hochnahm und sie liebevoll küsste und drückte. Sie war inzwischen 3 Jahre alt geworden und der Vater war für sie ein fremder Mann. Auch der Vater sah sie zum ersten Mal. Uns großen Kindern war der Vater ebenfalls etwas fremd geworden. Viele Monate lief Vater immer noch wie ein Kriegsgefangener, vorgebeugt mit langsamen großen Schritten.

      Zur Überraschung meiner Mutter hatte Vater seinen Ehering gerettet und wieder mitgebracht. Vater erzählte, dass es in der Gefangenschaft am Anfang mehrere Körperkontrollen gab, bei der Suche nach Gold, Uhren und anderen Wertgegenständen.

      Wer nicht freiwillig diese Wertgegenstände abgab, wurde sogar hart bestraft. Trotzdem hatte er immer wieder geschickt den Ring in den Hosenbund eingenäht und so verstecken können. Diese Geste der Verbundenheit zu seiner Ehefrau hat unsere Mutter sehr beeindruckt.

      Vom Krieg hat er uns Kinder nur wenig erzählt. Erst später als wir schon fast erwachsen waren erzählte er diesen grauenvollen Befehl. Nach einem tagelangen Beschuss musste er mit noch anderen Soldaten die Leichen, oder was noch übrig geblieben war, einsammeln. Mit Seilen am Körper festgebunden und der Hilfe von Pferden wurden sie in ein Massengrab gezogen. Bei den deutschen Gefallenen wurde die Erkennungsmarke vorher entfernt.

      Wegen der möglichen Seuchengefahr wurden auch so die russischen Opfer vergraben.

      Vor der Gefangenschaft war Vater an einem Flaggeschütz im Kriegseinsatz. Seine letzte Position war am Ladoga See in Sichtweite vor Leningrad. Es durfte damals nicht geschossen werden, erzählte er. Heute weiß man die Stadt sollte als wichtiger Ostseehafen erhalten bleiben und die Menschen wollte man verhungern lassen.

      Außerdem erzählte er von einem kirchlichen Frontseelensorger, der die Soldaten zur Tapferkeit und zum Durchhalten aufrief. Als der Seelensorger von weiten die ersten Granaten hörte, war er unter dem schallenden Gelächter der Soldaten, ganz schnell geflohen. Vater erzählte, dass die Soldaten es genau hörten wie weit entfernt die Granaten einschlugen, sie nannten es Ratsch – Bumm. Ratsch war der Abschuss, Bumm der Einschlag.

      Vaters Passfoto für den Außendienst in der Gefangenschaft

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