Erwachen. Andreas Nass

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Erwachen - Andreas Nass


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verschaffen. Sie sollte ihr Wissen mit unseren Getreuen teilen.«

      »Willst du, dass sie Mairéad verlässt?«

      »Ich will sie bei der Schwesternschaft der Nacht haben. Dort kann sie ihre Studien fortsetzen und sie wird eine gute Ergänzung zu den Meisterinnen sein. Sie werden viel voneinander lernen können.«

      »Dann willst du Burg Mairéad aufgeben?«

      Ich überlegte kurz. »Hältst du Mairéad für wehrfähig? Ich glaube kaum, dass Burg Mairéad einem Ansturm von wem auch immer standhalten kann. Das Anwesen der Schwesternschaft ist besser geschützt, könnte aber meines Erachtens weitere Unterstützung gebrauchen, insbesondere magische Unterstützung. Und die sehe ich in Adjuna.«

      »Dann werde ich ihr eine Nachricht zukommen lassen.«

      »Ja, das wirst du«, säuselte ich und küsste ihren Hals, ihre Brust, ihren Bauch, …

      »Das habe ich so vermisst«, seufzte sie.

      Ihrem Körper nahe zu sein, ihn verwöhnen zu können, füllte mich mit neuer Kraft. Auch ich seufzte. Verträumt bettete ich meinen Kopf auf ihrer Schulter, versank in die Liebkosungen und bewunderte die feinen Härchen ihrer Haut, während sie sich unter meiner Berührung aufrichteten. Yana unterbrach meine Erquickung und berichtete: »Du hast letzte Woche etwas verpasst.«

      »So?«, fragte ich, ohne meinen Kopf anzuheben. »Was denn?«

      »Luzius und Torvac hatten einen kleinen Wettstreit.«

      »Lass mich raten: es ging um Frauen, nicht wahr?«

      »Ja«, lachte sie, »und zwar ging es darum, wer von ihnen die meisten Frauen befriedigen konnte.«

      »Und?«

      »Torvac hat gewonnen.«

      »Und jetzt grämt Luzius sich.« Ironie schwang in meiner Stimme mit.

      »Ich denke schon.«

      Ich lachte herzhaft und Yana fiel in mein Lachen ein. Dem blonden Adonis konnte ein kleiner Dämpfer nicht schaden. Ja, ich war mir sogar sicher, er suchte bereits nach einer neuen Herausforderung, geht diese mit noch mehr Ehrgeiz an und poliert damit sein angekratztes Ego. Zwinkernd wischte ich Tränen aus den Augenwinkeln.

      Dann wurde die Magierin wieder ernst und sah mir direkt in die Augen.

      »Hast du alle Komponenten?«

      »Nein, wobei ich mir keine Sorgen mache um die Beschaffung von Nymphenhaar und einer frischen Portion Minotaurensperma. Der Chaostrank erfordert wahrlich mythische Zutaten. Bis auf eine Komponente steht alles bereit. Aber das Blut des Erzvampirs fehlt noch, auch wenn ein geeigneter Lieferant hier im Scharlachroten Tempel wohnt. Weißt du, wo genau sich unsere Halbschwester Ballana aufhält? Mutter war diesbezüglich nicht sehr aussagefreudig.«

      »Die Domäne der Vampire erstreckt sich auf den Bereich unterhalb der Stadt. Wo die privaten Gemächer unserer Halbschwester sind, weiß ich nicht.«

      »Bevor ich sie aufsuche, möchte ich so viel wie möglich an psionischen Energien aufnehmen. Bist du im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte?«

      »Leider nein. Beim Studium des Kristalls musste ich einige Kraft einsetzen. Und das waren nicht alle Aufgaben, für die ich auf die geistigen Kraftquellen zurückgreifen musste und auch weiter greifen muss.«

      »Dann werde ich Jiulie fragen.«

      »Ja, das musst du wohl.« Ihre Anmerkung war nicht böse gemeint, hatte aber die feine Note der Eifersucht, daher wechselte ich das Thema.

      »Leihst du mir ein Gefäß mit einem Stopfen?«

      »Wofür brauchst du denn ein verschließbares Gefäß?«

      »Für das Vampirblut. Ich möchte ungern Ballana beim Ritual dabei haben.«

      »Tut mir leid, da musst du Saphira fragen. Nur sie kann dir sagen, was für ein Gefäß du brauchst. Und ich bitte dich: nimm dir die Zeit, dir vor deinem Besuch bei Ballana ein genaues Bild über die Vampirgruft zu machen. Leider stecke ich selbst in arkanen Studien und kann dir dabei nicht behilflich sein. Du wirst deine eigenen Kräfte bemühen müssen.«

      »Aber erst morgen früh, wenn ich ausgeruht bin.«

      »Arme Crish, du bist ja so erschöpft«, bemitleidete mich Yana spöttisch und streichelte dabei übertrieben über meinen Kopf. Ich suhlte mich in ihrem falschen Trost. Dann mussten wir beide lachen.

      »Nein, Yana, ernsthaft: Wenn ich mich in die Fänge der Blutsaugerin begebe, möchte ich auf alles vorbereitet sein. Bei meiner ersten Begegnung mit Ballana konnte keiner von uns die Oberhand gewinnen. Und ich habe seitdem viel dazugelernt. Doch ihre Brutalität und Blutrünstigkeit darf ich nicht unterschätzen. Daher brauche ich deine Hilfe. Kannst du mir eine neue Bauchkette mit Fähigkeitsverstärkern anfertigen?«

      »Ja, Liebling, aber das wird einige Tage brauchen.«

      »Die Zeit werde ich mir wohl nehmen müssen. Allzu erpicht bin ich nicht auf die Begegnung.« Mit einem Finger fuhr ich ihr Schlüsselbein entlang. »Sag mal, Schatz, was hast du Ballana in Ustan gegeben, um mich von ihr freizukaufen? Du warst damals nicht sehr ausführlich – und jetzt, wo mein Besuch unvermeidlich ist, könnte diese Information überlebenswichtig werden.«

      »Ich besaß das Blut eines mächtigen Vampirs. Das habe ich gegen deine Freiheit eingetauscht.«

      »Oh je«, hörte ich die jammervolle Stimme des kleinen Teufelchens, »wäre ich doch auch befreit worden aus dieser Knechtschaft der Einfältigkeit.« Imphraziel erschien am Beckenrand sitzend, seine Füße planschten im Wasser. »Ihr beiden vergnügt euch hier, aber keiner kümmert sich um mich.«

      »Hab dich nicht so«, sagte Yana und drückte ihn an sich. Mit einem Ellenbogen stützte sie sich auf den Rand, die freie Hand kraulte seinen Kopf zwischen den spitzen Ohren, ganz so, wie sie ihren Kater verwöhnte. Imphraziel genoss sichtlich die Fürsorge. Seine pfleilförmige Schwanzspitze wedelte hin und her und die kleinen, fledermausartigen Schwingen streckten sich wie bei einem frisch entpuppten Schmetterling.

      »Du hast dich ja ständig unsichtbar gemacht«, warf ich dem ungebetenen Gast vor, »also wundere dich nicht, wenn du nicht in unsere kleine Tändelei einbezogen wurdest. Aber das können wir ja ändern, nicht wahr, Yana?« Ich zwinkerte meiner Geliebten zu, was ein Lächeln des Verstehens auf ihre Lippen zauberte. Ich schwamm auf die andere Seite, räkelte mich dort und schöpfte dabei aus dem Becken eine Hand voll Wasser, das sich über meine Brüste ergoss. Glitzernde Tropfen sammelten sich oberhalb meiner Brustwarzen, bevor sie zurück in das Bassin flossen. Yana bildete mein verlockendes Spiegelbild. Unschlüssig sah Imphraziel zwischen uns hin und her. Seine kleinen Knopfaugen nahmen die Größe von Kirschen an.

      Unvermittelt bespritzten wir den Imp und er musste prusten. »Pah«, spie er, als er wieder zu Atem kam, und wischte das Wasser von seinen Augen. »Anstelle der Gesellschaft in den Gärten der Basiliké Thelema beizuwohnen, muss ich mich mit zwei launischen Zicken abgeben.«

      Yana und ich sahen uns verstehend an, packten seine kleinen Krallenfüße und zogen ihn unter Wasser. Vereinzelt wirbelten Luftblasen das Wasser auf, dann gab es keine Lebenszeichen mehr. Ein Strudel bildete sich und ich war sicher, Imphraziel hatte sich fort teleportiert.

      »Wir haben beide noch viel vor, Yana. Ich kümmere mich um die Beschaffung der Zutaten für den Chaostrank. Sag mal, Schatz, was wird unternommen, um an den Kristall für den Koloss zu gelangen?«

      »Laana und Talos werden nach Ustan gehen.«

      »Gut. Und ich begebe mich zum Erynatempel, sobald der Trank gebraut ist.«

      Mein grübelnder Gesichtsausdruck ließ Yana fragen: »Was denkst du gerade, Liebes?«

      »Ich habe noch nie einen Tempel geleitet.«

      »Der wäre auch schnell pleite«, erwiderte sie sarkastisch.

      »Ich habe es nicht so mit diesen Dingen. Die Belanglosigkeiten der Tempelführung


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