Erwachen. Andreas Nass

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Erwachen - Andreas Nass


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Aus ihrem Mund. Der Kuss beendete ihre Gegenwehr und unsere Zungen umschlangen einander wie zuvor unsere Körper.

      Zügellos vom Geschmack des Partners verlangten wir beide nach mehr und griffen uns die Nymphe, zogen sie zu uns heran in den Kuss, einem Kuss zu dritt. Drei Zungenspitzen spielten vergnügt miteinander. Laana ergab sich willenlos unserer Gemeinschaft und Jiulie übernahm mit mir die Führung. Gemeinsam verwöhnten wir beide unser Spielzeug, das in der gespendeten Wonne ertrank. Ein letztes Aufbäumen des makellosen Körpers, dann versank er.

      Nun widmete ich mich allein Jiulie und konzentrierte mich auf einen kurzen Psalm, der mir für einige Stunden das Atmen unter Wasser ermöglichte. Unheilige Worte glitten andächtig über meine Lippen, dann ergriff ich die Sirene und tauchte mit ihr unter Wasser.

      Dort, im Reich der Wasserwesen, setzte ich meine Liebkosungen ungehindert fort und die sonst zur Schau gestellte Sicherheit meiner Liebhaberin schwand. Genau das war meine Absicht und ich kostete diesen Moment der Überlegenheit aus. Vom Wasser umgeben saugten sich meine Hände an ihrer Haut fest, schmeichelten ihren kleinen, festen Titten, zogen die Sirene tiefer zum Grund des Gewässers. Wir schwebten im glitzernden Schein gebrochener Sonnenstrahlen. Wellenförmige Muster streichelten unsere Haut. Mein Kopf tauchte zwischen ihre Schenkel, suchte die kostbare Muschel und öffnete die Schale mit spitzer Zunge. Köstlich schmeckte ich das rosig zarte Fleisch, rieb die dunkle Perle, saugte an dieser Leibesfrucht. Und ihr Wille brach. Begierig trank ich vom Quell ihrer geistigen Kräfte. Ungeniert nahm ich die psionische Energie auf und stärkte damit meinen Geist. Ihr Leib frohlockte im Taumel der Empfindungen. Und ich brachte meine Finger ins Spiel, glitt in die wasserumspülte Grotte, rieb mit kreisenden Bewegungen die nackte Haut.

      Schaudernd, zuckend kam es Jiulie. Wieder. Und wieder. Und wieder.

      Bei jedem Orgasmus überschwemmte mich eine Woge der Geisteskraft. Frenetisch schwelgte ich im Überfluss und saugte so viel ich konnte ein. Wie ein Baby, das Muttermilch aus der angebotenen Brust nuckelte. Delikat. Nährend. Mit der dritten Kraftwelle, die meine Gedanken flutete, war auch ich gesättigt. Zufrieden lehnte ich mich zurück und ließ mich vom Wasser treiben.

      Wolken zogen gemächlich über den Himmel. Die Frühlingssonne kitzelte mit ihren Strahlen mein Gesicht. Die Abenddämmerung setzte ein. Arm in Arm mit Jiulie und Laana ruhte ich auf einer Sandbank.

      Seichte Wellen schwappten über unsere Körper, wodurch sie sanft schaukelten. Aus den verschiedenen Richtungen des Gartens erklang Vogelgezwitscher und die Balzrufe verschiedenartiger Tiere.

      Jiulie regte sich und blinzelte in meine Richtung. Da ich mich wohlfühlte, sagte ich nichts und streichelte verträumt über ihre helle Haut. Sie war glatt und vollkommen.

      Mehrere Augenblicke verstrichen, dann konnte die Sirene ihre Neugierde nicht mehr ertragen und sprach mich an: »Und? Wirst du meinen Gesang bald brauchen?«

      »Sobald ich die noch fehlende Komponente besitze, wird Saphira dich zu sich rufen. Ob dies in einigen Tagen oder gar erst in einigen Zehntagen sein wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich darf keinen Fehler begehen, weißt du? Die Folgen eines Fehlschlages sind nicht absehbar, aber sicherlich schmerzhaft.«

      »Von welcher Zutat sprichst du?«

      »Ich spreche von Vampirblut. Aber nicht die Zutat macht mir Sorgen – die Vampirin, von der ich mir die Zutat verspreche, ist von Geheimnissen umgeben. Ich will das Blut der Vampirgöttin Ballana für den Trank.«

      »Ballana? Dann solltest du sehr vorsichtig sein. Gerade du, denn sie ist sehr eifersüchtig.«

      »Und besitzergreifend. Ich weiß. Daher mache ich mir ja nicht nur Gedanken darüber, wie ich an sie herankomme, sondern insbesondere sorge ich mich darum, wie ich von ihr wieder wegkomme.«

      »Ballana ist gefährlich«, betonte Jiulie.

      »Ja, das ist sie. Sehr gefährlich sogar. Darum habe ich die Besorgung der Komponente wohl auch bis zuletzt aufgeschoben. Doch jetzt führt kein Weg mehr an eine Konfrontation vorbei.«

      Alle Zweifel der vergangenen Wochen schossen mit einem Mal durch meinen Kopf. Ich kaute auf meiner Unterlippe und begann dann mit der Schilderung meiner zahlreichen Bedenken. Jiulie konnte mit ihrem Wesen Gefühle freilegen und hörte mir geflissentlich zu. Nachdem ich mir die Last vom Herzen geredet hatte, fühlte ich mich besser.

      »Ich werde mich noch ein wenig ausruhen, Jiulie, und freue mich schon auf unser Wiedersehen.«

      »Viel Erfolg, Crish.«

      »Danke. Und eine große Portion Glück könnte auch nicht schaden.«

      Jiulie lachte hell. Ihre fröhliche Stimme war Balsam für mich.

      »Stimmt, Glück kann niemals schaden.« Sie zwinkerte mir zu, glitt mit ihren Fingern noch einmal durch mein Haar und ich kostete ihre salzigen Lippen. »Viel Glück«, hauchte sie, dann stieß sie sich ab und versank mit Laana in den Fluten.

      Ich schwamm zum Ufer, nahm die Stofffetzen und die Ampulle für das Vampirblut auf und schlug den Weg zu meinen Gemächern ein.

      Noch bevor ich den Gebäudekomplex betrat, hörte ich ein Rascheln im Gebüsch. Imphraziel kullerte aus einem Rosengewächs heraus, rappelte sich auf und zupfte einzelne Dornen von seiner Haut. Eine Handvoll der Stacheln hatte sich in seinen Flügeln verfangen. Verzweifelt griff der Imp nach hinten, verrenkte sich dabei und fluchte in den schmutzigsten Wörtern, die der Abyss kannte.

      »Na, sieh mal an, wen haben wir denn hier?«, amüsierte ich mich. »Hast du dich von deinen vierbeinigen Spielgefährten loslösen können? Wenn du auf der Suche nach hübschen Zweibeinern bist – meinen Glückwunsch! Du hast ein besonders hübsches Exemplar gefunden.« Ich setzte mich in Pose.

      »Dogo Dash! Anstelle herumzustehen wie ein Stiesel, könntest du mir besser helfen, diese lästigen, piekenden Dinger zu entfernen.«

      Amüsiert streckte ich meine rechte Hand aus und schnappte wie eine Pinzette mit Daumen und Zeigefinger nach einem Dorn. Ein kurzer Ruck, und er war entfernt. Nachdenklich sah ich auf die Pflanzenwehr.

      »Begleitest du mich, wenn ich Ballana aufsuche, Imphraziel?«

      Imphraziel sah mich an, als wäre ich geisteskrank, und tippte mit einer Kralle gegen seinen Kopf. »Ich bin doch nicht verrückt. Da gehst du ganz allein hin.«

      »Du willst ja nur vor mir flüchten, Feigling.« Ich schnippte den Dorn weg und betrat das Gebäude. In dem Korridor vor mir brannten bereits Fackeln und verdrängten die Abendröte mit blau schimmernden Flammen. Mehrere Abzweigungen führten in die unterschiedlichen Trakte.

      In Höhe meines Kopfes flog der Imp neben mir her. Im Plauderton fragte er: »Wie hält eigentlich deine Mutter Ballana unter Kontrolle?«

      »Mutter ist die Scharlachrote Königin. Sie wird ihre Mittel haben, um Ballana in ihre Schranken zu weisen.«

      »Sie ist die Königin, richtig, aber Ballana hat sich noch niemals einem anderen Wesen unterworfen. Und ich bin auch nicht so dumm und ziehe einen direkten Vergleich ihrer Macht. Niemand hat den Titel der Vampirgöttin in Frage gestellt – und diesen Fehler überlebt. Also?«

      »Also hat meine Mutter eine Vereinbarung mit Ballana geschlossen. Darauf willst du doch hinaus.«

      »Ich will auf gar nichts hinaus. Ich gebe dir nur etwas zu denken.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Ist vielleicht ungewöhnlich für dich – das Denken, meine ich.«

      Aufgebracht hielt ich inne und sah ihn an.

      »Ich kann sehr wohl denken. Doch Spekulationen über mögliche Inhalte einer Absprache sind müßig. Ich werde bestimmt nicht zu meiner Mutter rennen und danach fragen. Ganz zu schweigen von Ballana. Wenn du also sowieso wieder alles besser weißt, dann sag du mir doch, was die beiden untereinander ausgemacht haben!«

      »Wenn ich eine Antwort hätte, würde ich nicht fragen. Bene telemora! Nur die beiden haben die Antwort auf meine Frage.« Mit dieser Feststellung verschwand Imphraziel vor meinen Augen.

      Bevor ich meiner Wut mit einem


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