Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3. Jörn Kolder

Читать онлайн книгу.

Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3 - Jörn Kolder


Скачать книгу
sich selbst um diese Angelegenheit kümmern wollte musste Frieder Bergmann einen Ausweg aus dem Schlamassel finden. Zuzugeben, dass der Zwischenfall durch seine eigene Unachtsamkeit ausgelöst worden war kam für ihn nicht in Frage, er musste einen Sündenbock finden. Hoffmann, den Küchenleiter, konnte und wollte er nicht in die Pfanne hauen, er musste einen anderen Schuldigen präsentieren. Dann hatte er einen Geistesblitz, fand ihn anfangs zwar etwas moralisch verwerflich aber schrieb dann folgende EMail:

      „Liebe Kolleginnen und Kollegen,

      in meiner langjährigen Tätigkeit im Behördendienst habe ich selten so einen berührenden Moment erlebt, ich danke Ihnen von Herzen dafür!

      Ja, ich meine Ihre Rückäußerungen auf meine Informationen zum Zwischenfall in der Küche.

      Ihre überwältigende Zustimmung auf meine Nachricht zeigt überdeutlich, wie geschlossen wir als Mannschaft unseres Amtes zu der Thematik der Inklusion benachteiligter Menschen stehen.

      Das macht mich stolz und spornt mich nochmals an, meine ganze Kraft für die dienstlichen Aufgaben einzusetzen und Ihnen bei jedem Problem mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

      Kommen Sie zu mir, meine Tür steht Ihnen jederzeit offen.

      Entschuldigen Sie dass ich mich jetzt nur so knapp äußern kann, einige Akten mit Terminarbeiten warten noch auf mich.

      Mit herzlichen Grüßen

      Ihr Frieder Bergmann

      Amtsleiter“

      Frieder Bergmann las die Nachricht noch einmal gründlich durch – dabei stiegen ihm Tränen der Ergriffenheit in die Augen – dann schickte er sie ab. Richter, den IT Menschen, hatte Bergmann schon vor Wochen beauftragt, bei den Empfängern seiner Mails einen Button einzurichten, den sie ähnlich wie bei Facebook anklicken konnten wenn sie der entsprechenden Nachricht eine positive Bedeutung abgewinnen konnten. In Bergmanns Adressordner „Belegschaft ohne Hilfsdienste“ waren exakt 82 Empfänger hinterlegt und er war gespannt, wie viele davon eine positive Rückmeldung geben würden. Es war jetzt 13 Uhr 24 und Bergmann fühlte sich erschöpft, so dass er sich von Frau Ludwig einen Kaffee bringen ließ und als sie das Zimmer verlassen hatte den Fernseher einschaltete. Nicht ganz bei der Sache sah er sich bei EUROSPORT ein Fußballspiel an, denn sein PC gab jedes Mal wenn eine Mail einging ein leises Piepen von sich. Anfangs erfolgte dies in längeren Abständen, dann ging das Piepen in einen klopfenden Takt über und schließlich reihte sich ein Geräusch an das andere, so dass es jetzt wie trommelnder Regen klang. Bergmann wollte die Spannung noch weiter steigern, blieb vor dem Fernseher hocken und schaute sich Angebote bei QVC an, dann erhob er sich und nahm vor dem Monitor Platz. Sein Computer zeigte an, dass 81 Mails eingegangen waren und alle eine positive Bewertung zu seiner Nachricht abgegeben hatten. Er platzte fast vor Freude aber die eine fehlende Nachricht verdarb ihm etwas die Stimmung, misstrauisch schweiften seine Gedanken in verschiedene Richtungen und blieben bei der Vermutung hängen, dass es in den Reihen seiner Mitarbeiter eventuell einen Maulwurf geben könnte. Damit würde er sich später beschäftigen denn er wollte sich jetzt nochmals an seine Belegschaft wenden.

      Frieder Bergmann hatte die speziellen Fähigkeiten seiner Tochter Claudia im IT Bereich in Anspruch genommen und sich erklären lassen, wie er mit ein paar Klicks das Systemdatum und die –zeit manipulieren konnte. Jetzt war es 15 Uhr 37 und er hatte vor, das Amt pünktlich 17 Uhr zu verlassen, es standen ihm also noch fast anderthalb Stunden für die Formulierung der Mail zur Verfügung. Trotzdem stellte er die Systemzeit um 4 Stunden auf 19 Uhr 37 vor, wenn er die Mail dann kurz vor Feierabend abschickte würde diese bis zu der manipulierten Zeit auf dem Exchange Server schlummern und erst dann versendet werden. Frieder Bergmann konnte sich deutlich vorstellen wie seine Mitarbeiter am folgenden Tag erstaunt auf die Sendezeit schauen würden, der „Alte“ schonte sich nicht und war noch zu später Stunde auf seinem Posten im Amt. Diesen Trick hatte Bergmann auch schon mal mit einer belanglosen Mail an einem getürkten Wochentag – nämlich einem Sonntag – angewendet, und so allgemeine Anerkennung geerntet.

      Der Personalrat Naumann sprach ihn eines Tages in seinem Büro darauf an:

      „Lieber Herr Bergmann, so geht es nicht weiter dass Sie bis in die Puppen und noch zusätzlich am Wochenende hier im Amt sind, Sie verschleißen sich.“

      „Lieber Herr Naumann“ hatte Bergmann mit matter Stimme geantwortet “was will ich tun, die Arbeit erschlägt mich einfach und Sie wissen, dass ich Behördenangestellter mit Leib und Seele bin und das Wohlbefinden unserer Kunden mir besonders am Herzen liegt. Da muss man schon mal Opfer bringen und den Hintern zusammenkneifen.“

      „Bitte delegieren Sie mehr“ bat Naumann „Sie als unserer strategischer Vordenker müssen sich noch mehr aus dem Tagesgeschäft rausnehmen.“

      „Ich werde sehen wo ich eventuell abkömmlich bin“ versprach Bergmann „aber das wird keine leichte Entscheidung werden. Wenn ich mich einmal in eine Aufgabe verbissen habe bin ich wie eine englische Bulldogge, ich lasse erst los wenn ich Erfolg hatte.“

      Jetzt grübelte Frieder Bergmann über einer geschliffenen Formulierung als Antwort auf die eingegangenen Rückäußerungen und dann schrieb er:

      „Liebe Kolleginnen und Kollegen,

      in meiner langjährigen Tätigkeit im Behördendienst habe ich selten so einen berührenden Moment erlebt, ich danke Ihnen von Herzen dafür!

      Ja, ich meine Ihre Rückäußerung auf meine Information zum Zwischenfall in der Küche.

      Ihre überwältigende Zustimmung auf meine Nachricht zeigt überdeutlich, wie geschlossen wir als Mannschaft unseres Amtes zu der Thematik der Inklusion benachteiligter Menschen stehen.

      Das erfüllt mich mit Stolz und spornt mich nochmals an, meine ganze Kraft für die dienstlichen Aufgaben einzusetzen und Ihnen bei jedem Problem mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

      Kommen Sie zu mir, meine Tür steht Ihnen jederzeit offen.

      Mit herzlichen Grüßen

      Ihr Frieder Bergmann

      Amtsleiter“

      Es war 16 Uhr 22, Frieder Bergmann war schneller fertig geworden als vorausgesehen. Er schickte die Mail ab, der Exchange Server würde sie bestimmungsgemäß erst 19 Uhr 37 an die Empfänger verteilen und zu diesem Zeitpunkt wäre Bergmann längst zu Hause und hätte sich bereits am ersten Bier gelabt. 16 Uhr 54 verließ Bergmann sein Büro und entstieg seinem Jaguar 17 Minuten später vor seiner Wohnung. Petra war bereits da und wie üblich unterhielten sie sich über die Vorkommnisse des Tages. Als Frieder Bergmann die eine fehlende Rückantwort sorgenvoll erwähnte schaute ihn seine Frau verständnislos an.

      „Du brauchst doch keine Quoten wie früher beim Parteitag“ sagte sie „und was soll der Quatsch mit dem „Maulwurf“?“

      „Ich weiß nicht so recht“ gab Bergmann zu bedenken „ich habe den Eindruck, dass ich überwacht werde.“

      „Und warum sollte das jemand tun?“

      „Weil ich zu erfolgreich bin“ vermutete Bergmann.

      „Na dann rührst du eben mal eine Weile nicht die Werbetrommel in der Zeitung und nimmst ein bisschen Tempo aus deinen Veränderungsplänen raus. Ich denke, deine Leute müssen auch mal ein bisschen zur Ruhe kommen.“

      Frieder Bergmann nickte, wahrscheinlich hatte seine Frau Recht.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно


Скачать книгу