Der Wüstensklave. J. D. Möckli

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Der Wüstensklave - J. D. Möckli


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stützt sich Ren am stabilen Holz des Tresens ab. Es dauert ziemlich lange, bis er sich zumindest so weit gefangen hat, dass ihm seine Stimme wieder gehorcht. »Ich … muss gestehen, dass ich sprachlos bin.« Mit einem leisen Ächzen steht er auf und legt seine Hand beruhigend auf Kais Schulter. »Ich gehe mal den Pferden ihr Heu in die Boxen hängen und koche uns dann Kakao. Nach dem Schock können wir den sicher gebrauchen.« Mit einem leichten Lächeln, das seinen Enkel ein wenig aufmuntern soll, zieht er die Hand wieder zurück und geht zur Tür. »Wenn ihr soweit seid, dann kommt in die Küche.«

      Nachdem er im Stall war, setzt sich Ren in der Küche an den Tisch und stützt den Kopf in die Hände. »Das Schicksal ist wirklich brutal zu dem Jungen. Aber vielleicht ist es ja ganz gut, dass das Kind nicht geboren wurde …«

      Seufzend steht er wieder auf, schließlich kocht sich der Kakao nicht von allein.

      Die Milch ist gerade heiß geworden, als Kai mit dem kalkweißen Yari hereinkommt, der sich schon beinahe krampfhaft an dessen Hand festhält und diese auch nicht loslässt, als er sich an den Tisch setzt.

      Ohne ein Wort zu sagen, stellt Ren für seinen Enkel einen Stuhl neben Yaris.

      »Danke.« Kai setzt sich und nimmt den Kakao mit einem dankbaren Nicken entgegen. Auch ihn hat die Sache geschockt, weshalb er froh ist, dass er seine Nerven mit dem heißen Getränk wenigstens ein bisschen beruhigen kann.

      Yari scheint wie betäubt. Mechanisch leert er seine Tasse und löffelt die gute Gemüsesuppe, die schon seit dem frühen Morgen vor sich hin geköchelt hat.

      Voller Sorge mustert ihn Ren, der schließlich aufsteht und ins Bad geht, um die Baldriantinktur zu holen. Anders wird der Junge diesmal wohl nicht aus seinem Tief herausfinden. Er gibt ihm diese Medizin nur ungern, könnte es von ihm doch so aufgefasst werden, dass er ihn, wie seine Vorbesitzer, unter Drogen setzen möchte.

      Wieder in der Küche blickt Ren prüfend zu Yari und entscheidet sich dann schweren Herzens, ihm gleich die doppelte Menge zu geben, damit dieser auch wirklich ein wenig schlafen kann. Er tropft die Tinktur in einen Suppenlöffel und hält ihn Yari vor den Mund. »Es schmeckt schrecklich, aber es hilft«, sagt er. Zu seiner Überraschung wird die bittere Medizin ohne zu murren geschluckt. »So, und jetzt gehst du dich hinlegen. Kai übernimmt heute den Stall für dich und ich stelle mich in den Laden.«

      Er rechnet mit schwachem Widerspruch, denn so schnell lässt sich Yari die Pferde in der Regel nicht wegnehmen, doch Yari steht wie an Fäden gezogen auf und verlässt die Küche.

      »Es muss ihm wirklich schlecht gehen, wenn er ohne etwas zu sagen einfach auf dich hört.« Kai sieht seinen Großvater betrübt an.

      »Ja, das tut es. Weißt du, bis jetzt war es ihm wohl bewusst, dass damals sein ungeborenes Kind umgebracht wurde, aber erst jetzt ist es ihm auch emotional klar geworden und das, in Kombination mit den ganzen Umständen …«

      Seufzend reibt sich Kai die Schläfen. »Obwohl es schlimm ist, ist es vielleicht besser so. Wer weiß, was sonst aus dem Kind geworden wäre.« Weil er etwas tun muss, steht Kai auf und beginnt die Teller wegzuräumen.

      Oben im Zimmer liegt Yari unter der Decke und kuschelt mit seinem Osis. Dabei spürt er, wie er sich langsam beruhigt und seine Augenlider immer schwerer werden. Noch kämpft er dagegen an, will er doch nicht riskieren, wieder Albträume zu bekommen. Besonders, weil dann immer wieder die Ereignisse von damals hochkommen.

      Schließlich fällt er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er auch nicht aufwacht, als am Abend Kai ins Zimmer kommt.

      Mit einem traurigen Lächeln fährt Kai seinem unruhig schlafenden Liebsten sanft über die Wange. »Ach, Yari …«

      Seufzend legt er sich nach einer Weile auf den Rücken und blickt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke, bis er auf einmal neben sich eine Bewegung wahrnimmt. Immer noch schlafend kuschelt sich Yari mit dem roten Drachen im Arm an seine Seite, was Kai trotz allem schmunzeln lässt. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, legt er den Arm um die Schultern seines Liebsten und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf gut. Morgen wird die Welt hoffentlich wieder ein wenig besser aussehen.«

      Zu seiner Erleichterung wird Yaris Schlaf langsam aber sicher deutlich ruhiger, weshalb Kai schließlich auch die Augen schließt und in einen traumlosen Schlaf hinübergleitet.

      Kapitel 3: Spielenacht

      Obwohl es mitten in der Nacht ist, liegt Yari hellwach im Bett. Schon seit einer ganzen Weile liegt er ruhig da und betrachtet durch das Fenster den Vollmond.

      Als sich Kai jedoch im Schlaf an ihn kuscheln möchte, setzt er sich auf. Nach einem Moment des Überlegens steigt er schließlich aus dem Bett und verlässt das Zimmer. Auch wenn es erst kurz vor drei Uhr morgens ist, verspürt er das dringende Bedürfnis nach einer heißen Dusche.

      So leise wie möglich schleicht Yari durch den dunklen Flur ins Wohnzimmer, um dort die Öllampe zu holen.

      Als das warme Licht der Flamme den Raum erhellt, atmet er tief durch, ehe er nach unten geht.

      Mit einem Seufzen hält Yari dann endlich sein Gesicht mit geschlossenen Augen in den warmen, ja beinahe heißen Wasserstrahl. Noch immer glaubt er, den Ekel und den Schock von damals zu spüren, nur dass es sich jetzt seltsamerweise um ein Vielfaches schlimmer anfühlt. Zwar kann die Seife sein Inneres nicht reinigen, trotzdem tut es ihm gut, sich zu waschen.

      Erst als seine Haut sich schon wund anfühlt, legt er die Seife weg und steigt aus der Wanne.

      Als er wieder vor dem Schlafzimmer steht, zögert er. Schließlich geht er ins Wohnzimmer, wo er sich mit hochgezogenen Beinen aufs Sofa setzt.

      Als Ren, wie so oft, seinen nächtlichen Gang zur Toilette antritt, flucht er wie immer auf die Schattenseiten des Älterwerdens. Im Flur sieht er dann überrascht, dass im Wohnzimmer wohl eine Öllampe brennt. Allerdings drückt ihn seine Blase inzwischen ziemlich nachdrücklich, weshalb er erst nach unten ins Bad geht. Dort bemerkt er, dass die Wand hinter der Badewanne leicht feucht ist, so als ob jemand vor Kurzem geduscht hat. Aber wer von den beiden Jungs ist denn um diese Zeit schon wach und duscht auch noch?

      Als er wieder oben ist, geht er ins Wohnzimmer. »Yari? Was machst du denn hier? Kannst du nicht mehr schlafen?«

      Langsam, weil er vollkommen verschreckt angesehen wird, stellt Ren seine Lampe auf die Kommode neben der Tür und geht zum Sofa, wo er die leichte Wolldecke von der Armlehne nimmt. »So fühlst du dich nicht so nackt«, sagt er, als er sie Yari umlegt.

      »Was ist los?« Absichtlich fragt Ren nicht genauer nach, um Yari die Möglichkeit zu geben, ihm auszuweichen.

      Lange denkt Yari über die Frage nach. Will er sie wirklich beantworten? »Ich war damals geschockt, als ich erfahren habe, wie diese Person mich unter dem Einfluss von Sulave benutzt hat. Bis zu dem Zeitpunkt war es mir nämlich nicht klar gewesen, da ich mich danach immer nur daran erinnern konnte, wie sie mich ans Bett gefesselt und mir das Zeug gespritzt hat.« Yari lacht bitter auf. »Weißt du, die Wirkung tritt nämlich schon nach ein paar Minuten ein und so lange hat sie immer gewartet.« Yari verstummt.

      Auch Ren schweigt. Er weiß genau, dass auf irgendeine Reaktion von ihm gewartet wird, aber er verkneift sich absichtlich jeden Kommentar. Seine Geduld wird schließlich belohnt.

      »Ich fühle mich so schmutzig und auch schuldig, weil ich damals nichts unternommen habe, weil ich mich nicht gewehrt und einfach zugelassen habe, dass sie mein Kind umbringt.« Yari beginnt wieder zu schluchzen. »Warum? Warum habe ich nicht mehr gekämpft? Wieso habe ich irgendwann einfach aufgehört zu kämpfen und mich ergeben?«

      Ren kann nicht anders. Obwohl er nicht weiß, ob es das Richtige ist, schlingt er die Arme um Yaris Oberkörper und zieht ihn sanft an sich. »Ist ja gut. Lass es raus.« Wie ein Kind wiegt er ihn sanft hin und her, spürt er doch instinktiv, dass Yari jetzt den Trost eines Vaters braucht und nicht den eines Freundes oder Geliebten.

      Erst als das


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