Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter

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Wandlerin zwischen den Welten - Bianca Wörter


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stumm vorbei zu meiner Handtasche, nahm mit zittrigen Händen meine Zigarettenschachtel heraus, brauchte vier Versuche, um mir eine Zigarette anzünden zu können, nahm einen tiefen Zug und sagte, zu Ralf gewandt: "Ich brauch jetzt dringend etwas zu trinken!"

      Während Ralf ins Haus ging, ließ ich mich in einen Stuhl fallen, zog an meiner Zigarette und blickte erst wieder auf, als Ralf mir ein Glas, gefüllt mit einer klaren, bräunlichen Flüssigkeit, in die Hand drückte. Ich setzte das Glas an und nahm einen großen Schluck. Das Brennen in meinem Hals sagte mir, das dieses Getränk einen sehr hohen Alkoholgehalt haben musste.

      Genau das, was ich in diesem Moment brauchte. Ich nahm noch einen großen Schluck und das Glas war leer. Dann blickte ich zu dem Mann, von dem ich annahm, dass es der besagte David war.

      Ich hatte schon verrückte Sachen in meinem Leben gemacht, Dinge erlebt, die man sich mit gesundem Menschenverstand nicht erklären konnte. Dennoch glaubte ich an eine gewissen Logik - aber auch das erklärte nicht, warum sich dieser Mann nun unter uns befand: Der Mann aus meinem Traum, den ich Minuten zuvor in glücklicher Verfassung verlassen hatte!

      Ja, dies war der Mann, der mich vor dem Ungeheuer gerettet hatte, aber erst, als ich ihm versprochen hatte, dass ich seine Frau werden würde.

      Und jetzt war er hier! In Wirklichkeit! In der realen Welt!

      Sein tiefer Blick stach mir in die Augen und ich erwiderte den Blick. Ich las daraus, dass auch er mich erkannt hatte.

      Ralf bemerkte unseren Blickkontakt und stellte den jungen Mann vor: "Das ist David. Ein langjähriger Freund von Yan und mir, auch, wenn er sich nur sehr selten bei uns blicken lässt."

      Ich sprach kein Wort, stand langsam auf, stellte mich vor David.

      Er war so groß, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu blicken: "Ich kenne dich. Wo sind deine Flügel?"

      Ralf und Yan schnappten nach Luft, nur David musterte mich weiterhin still - er erschrak nicht.

      Ich fuhr zu Ralf und Yan herum: "Okay, was wird hier gespielt? Ihr wisst etwas. Ralf, Yan, ich habe heute morgen Fetzen von eurem Gespräch mitgehört, obwohl ich es nicht wollte. Um was ging es? Was hätte Yan mir schon längst sagen sollen? Warum taucht dieser Mann, von dem ich wenige Minuten zuvor geträumt hatte, hier auf?"

      Ich blickte die beiden an und erkannte, dass ich die einzige in dieser Runde war, die die Wahrheit nicht kannte.

      Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus und knurrte an alle gewandt: "Nun?"

      Ralf erwachte als erster aus seiner Starre und sagte: "Das wird eine längere Geschichte. Ich hole uns etwas zu Essen und Trinken, dann reden wir."

      Yan bot sich gleich als Hilfe an und verschwand fluchtartig mit Ralf im Haus. Fassungslos blieb ich mit David alleine zurück.

      Ich reckte mein Kinn vor und blickte David in die Augen: "Nun zu dir. Ich hoffe doch nicht, dass du mein Versprechen hier noch einfordern willst?"

      David lächelte: "Schade. Ich hatte das Versprechen nicht einfach so von dir gefordert. Aber ich kann nicht darauf bestehen - schließlich war es für dich nur ein Traum."

      Ich überlegte fieberhaft. Wenn er sagte, dass es für mich nur ein Traum war, war es dann für ihn keiner gewesen? Ich war gespannt auf die Geschichte, die endlich das Geheimnis um Yan und nun auch David lüften würde. Oder träumte ich immer noch? War das möglich? Hatten wir nun die gleichen Träume gehabt, oder mehr, oder was? Ich wagte es noch nicht ganz diesen Gedanken zu Ende zu spinnen.

      "Und wo sind deine Flügel?", wollte ich wissen.

      "Das geht hier auf der Erde nicht. Warte ein wenig, dann werden wir es dir erklären. Von Anfang an, sonst wirst du es nicht verstehen", sagte er mit der gleichen sanften, tiefen Stimme, die ich auch schon aus meinem Traum, oder was auch immer, kannte.

      Geduld war noch nie meine Stärke gewesen, aber ich konnte noch ein paar Minuten warten. Musste es. Mir blieb gar nichts anderes übrig! Von Ralf und Yan war noch nichts zu hören, als David mich plötzlich fest in seine Arme nahm und so leidenschaftlich küsste, dass ich alles um mich herum vergaß, meine Arme um seinen Körper schlang und mich an ihm festhielt. Die Erinnerung an meinen Traum und die Tatsache, dass ich meinen Germanen, meinen echten Traummann, in einem Traum und nun auch in Wirklichkeit gefunden hatte, ließ mein Herz schneller schlagen und ich wollte nicht, dass dieser Kuss je endete. Erst Minuten später küssten wir uns nicht mehr so heftig, nur noch zärtlich - sanft und voller Zuneigung. Ich löste mich schweren Herzens aus seiner Umarmung und strich ihm mit einer schüchternen Bewegung über das lange, silbergraue Haar, das im aufgehenden Mond wie poliert glänzte. Welches Geheimnis umgab ihn, aber auch Yan? Und Ralf? Von ihm hatte ich auch geträumt, aber wir schienen nicht den gleichen Traum gehabt zu haben. Ich hatte ihn allerdings auch nie danach gefragt und wollte es auch nicht tun. Die Verwirrung in mir war groß genug!

      Endlich trauten sich Yan und Ralf zurück, wir setzten uns alle um den Tisch herum, bedienten uns von den belegten Broten, tranken Rotwein dazu und vermieden es uns einander anzuschauen.

      Ich brachte nicht viel herunter, obwohl die Brote wirklich lecker waren.

      Ich steckte mir eine Zigarette an, nahm noch einen Schluck vom Wein und blickte in die Runde: "Ich warte!"

      "Wer fängt an?", fragte Ralf.

      12. Wahrheit

      Alle drei tauschten unglückliche Blicke - schließlich seufzte David: "Ich werde anfangen. Wir kennen uns noch nicht so lange. Alena, wenn du etwas nicht verstehst, dann frag bitte sofort, wir möchten wirklich, dass du alles weißt und verstehst."

      Mein Kommentar war trocken: "Keine Einwände."

      David prostete mir mit seinem Glas Rotwein zu, ich erwiderte die Geste, dann fing er an zu erzählen: "Neben dieser Welt, in der du lebst, existiert noch eine weitere, in einer anderen Dimension. Du würdest vergeblich in dem Weltall nach dieser Welt suchen. Vielleicht gibt es parallel dazu noch andere Welten, das wissen wir aber nicht. Uns sind nur diese beiden bekannt, aber auszuschließen ist es natürlich nicht."

      Ich unterbrach ihn schon: "Moment mal, bedeutet das, dass die Träume, die ich von euch hatte, in einer Welt stattfanden, die wirklich existiert? Ich war in einer anderen Welt in meinen Träumen?"

      David nickte: "Ja. Wir leben in dieser Welt. Es sind zwei getrennte Welten, die aber wenige Menschen in ihren Träumen durchaus besuchen können. Menschen, die Magie begabt sind, können in ihren Träumen die Welten besuchen. Wir eure und ihr unsere."

      Yan erzählte weiter: "Du bist im Moment dafür verantwortlich, dass David uns hier besuchen kann. Die Magie in unserer Welt ist nicht allmächtig. Wir brauchen einen Menschen auf der Erde, der uns in diese Welt praktisch führt. Und das warst du. Du hast heute David in unserer Welt besucht und ihm so einen Weg hierher geebnet."

      Ich runzelte die Stirn: "Aber ich bin nicht Magie begabt. In unserer Welt gibt es keine Magie!"

      Yan lachte: "Weil ihr nicht daran glaubt. Weil eure Welt die Magie vergessen hat. Aber du hast ein Talent dazu. Du musst Magie in dir haben, sonst hättest du nicht von uns träumen können!"

      Ich schüttelte den Kopf. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Wollten die drei mich hereinlegen? Ralf stand kurz auf, brachte eine Kerze, zündete sie an und ich betrachtete mir die drei Gesichter im warmen Licht der flackernden Kerze. In keinem einzigen Augenpaar konnte ich einen versteckten Hinweis darauf erkennen, dass sie mich foppen wollten. Sie meinten es tatsächlich ernst!

      Ralf erklärte weiter: "Wir haben beide sehr viel Fantasie und Vorstellungskraft. Wir sind impulsiv und sensibel. Ich denke, dass das die richtige Mischung ist. Das ist in der Welt, wo David und Yan herkommen, Magie. Es reicht bereits aus, wenn man durch einen sehr intensiven, realistischen Traum in die andere Welt gelangt und dort einen Menschen trifft. Dadurch schaffen wir für diesen Menschen eine Art Durchgang, lass es mich besser Kanal oder Tunnel nennen, der es dem Menschen in seinen Träumen ermöglicht, hier


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