Uppers End. Birgit Henriette Lutherer

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Uppers End - Birgit Henriette Lutherer


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es stimmt, was Tomasin sagt. Er ist ein ehrenwertes Mitglied unserer Triade, genau wie ich es bin und natürlich Fridolin auch. Ihr könnt unserer Triade vertrauen. Habe ich euch je belogen oder im Stich gelassen?“

      Linda zweifelte an Uppers Worten. „Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Auf der Erde habe ich mich von dir oft verlassen gefühlt, Upper.“

      „Papperlapapp! Das war die pure Einbildung eines Menschen. Glaub mir, niemals verlasse ich, Upper, der Bibo, eins meiner Seins. Wenn ihr das Gefühl der Verlassenheit gespürt haben solltet, so lag das nur an eurer Aufgabe. Linda, ich möchte hier gar nicht anzweifeln, dass du dich eventuell von mir verlassen gefühlt haben könntest – das mag sein – aber glaube mir, ich war immer bei dir. Du hattest dich bei deiner Abreise entschieden diese Erfahrung zu machen.“

      „Du willst damit sagen Upper, ich wollte das spüren? Das ist doch wohl nicht dein Ernst!“

      „Doch, doch, glaub´ s nur.“

      „Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Eins will ich dir aber sagen: Ich habe arge Zweifel!“ Tiefes Schweigen senkte sich in die Debatte.

      Gisela nutzte die Gunst der Ruhe. „Sag mal Upper, verrätst du mir auch, welchen Schatten ich von Tomasin bekam?“

      „Tut mir leid Gisela, das kann natürlich nur Tomasin selber tun. Ich bin für den Archetyp zuständig. Aber von meiner Seite aus, habe ich nichts dagegen. Allerdings verhält es sich so, dass es Lindas Erfahrungsbericht ist. Ausnahmsweise habe ich wegen ihres besonderen Lebens zugestimmt, diese internen, vertraulichen Dinge preiszugeben. Da musst du deshalb Linda fragen.“

      Linda wartete erst gar nicht Giselas Frage ab. „Eigentlich hast du es gar nicht verdient Gisela. Aber ich denke, es ist wichtig für mich, von allen an meinem Leben beteiligten hier, sowohl von ihrem Archetyp als auch von ihren Schatten Kenntnis zu erhalten. Nur so klärt es sich für mich - glaube ich. Da ihr nun mal alle hier seid, habe ich nichts dagegen, wenn ihr zuhört. Mir geht es ums Aufdecken. Ich will wissen, was in meinem Leben auf der Erde los war. Ich will Gerechtigkeit und Genugtuung – für mich und für Kanep. Ich fühle mich schändlich betrogen, belogen, verraten und hintergangen. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich denke, Kanep ergeht es ähnlich – oder?“ Linda schaute Kanep an. Betrübt stand er neben ihr und blickte immer noch auf den Boden. „Linda traut sich was“, dachte er. „Bietet dem Bibo die Stirn und beginnt hier alle bloßzustellen“. Dennoch, Kanep war ungeachtet seiner eigenen Frustration überwältigt, wie taff Linda versuchte, ihre Angelegenheiten zu klären. „Ich wusste ja schon auf der Erde, wie wütend und aufgebracht du warst, als du einige Dinge über deine Familie herausgefunden hattest. Dass du jetzt tatsächlich deine Ankündigung wahrmachst, das hätte ich dir, ehrlich gesagt, nicht zugetraut Linda. Chapeau, Linda, alle Achtung!“ Kanep war seine Bewunderung anzusehen. „Natürlich bin ich auch jetzt ganz bei dir, mein Schatz. Ja, auch ich möchte wissen, was bei mir im Leben los war – wenn ich darf?“

      „Nicht ganz so Kanep“, antwortete Upper. „Bei dir kann ich nicht so tiefgreifend auf dein Leben eingehen, wie ich es bei Linda tue. Lindas besondere Umstände betrafen dich zwar auch, denn du warst zwangsläufig involviert und du hast dich auch sehr für Linda eingesetzt, doch Linda, ist die Hauptperson.“

      Linda trat Upper entgegen „Da gebe ich dir zwar Recht Upper, aber bedenke, Kanep und ich sind etwas mehr als siebzig Erdenjahre den Weg durchs Leben dort gemeinsam gegangen. Da hat er aus meinem Gerechtigkeitsempfinden heraus auch ein Recht auf Klärung.“

      „Nun gut, Linda“, stimmte Upper zu „ich mache dir einen Vorschlag: Du entscheidest, wer was und wie viel wissen darf. Aber ich behalte mir das Recht vor, einzuschreiten, wenn es zu viel wird – okay? Und eine Bitte noch an dich, nein, eine Anordnung von mir: Hör auf mit mir verhandeln zu wollen! Es steht dir nicht zu! Ich bin Chef, du bist Seins-Anteil!“

      „Also wie du? Sind wir nicht alle Teil von dir?“

      „Schweig!“, donnerte Upper los. „Sonst wirst du meinen Zorn spüren!“

      Kanep knuffte Linda in die Seite. „Sei lieber still! Übertreib´ s nicht! Uppers Zorn ist schrecklich, das wissen wir doch aus dem großen Buch aller Bücher, das wir auf der Erde hatten.“

      „Bin ja schon still. Aber das hier ist endlich meine Gelegenheit. Wenn ich meine Chance jetzt nicht nutze, gibt´s wieder keine Klärung für mich und ich muss noch einmal Erfahrungen auf der Erde sammeln. Und ich hab´ so was von keine Lust mehr darauf. Ich hab´ echt den Papp auf!“

      „Kann ich verstehen, Linda. Ich auch. Wir zwei haben spannende Erfahrungen gesammelt. Ich glaube, nun ist es an der Zeit, dass wir beide in der Mitte hier verschmelzen. Jetzt darf´s dann gut sein.“

      „Danke Kanep, dass du bei mir bleibst!“, flüsterte Linda.

      „Habt ihr euch endlich wieder eingekriegt? Ich möchte weitermachen. Der dritte Schattenaspekt von Kanep steht noch an.“

      „Bitte mach weiter Tomasin. Zuvor kündige ich noch an, dass im Anschluss, also wenn Tomasin und ich fertig sind mit Schatten und Archetyp, es Linda obliegt, über eure Aspekte zu berichten. Sie entscheidet, was preisgegeben wird. Ich, als Bibo, wache darüber. Das wird mir nämlich langsam zu bunt mit euch.“ Upper versprach sich durch seine Anordnung die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Er sehnte sich nach Ruhe und Ordnung. Linda hatte mit ihrer kecken Art ein ziemliches Durcheinander angestellt. Vielleicht, so hoffte Upper, würde Linda zahmer werden, wenn er ihr für kurze Zeit etwas Macht verlieh.

      „Danke, Upper.“ Tomasin war erleichtert. „Also hört: Kaneps dritter Schattenaspekt ist der des Eigenbrötlers. In diesem Aspekt gehört er keiner Gruppe an. Er ist ein Einzelgänger. Den Menschen ist so jemand im Allgemeinen suspekt. Sie sehen den Eigenbrötler als schwach oder gar gefährlich an, weil sie denken, dass jeder einer Gemeinschaft angehören muss. Allerdings ist das ein Trugschluss, kann ich euch sagen. Oft wird der Eigenbrötler deshalb zum Prügelknaben gemacht. Er wird häufig weggeschickt, abgewiesen oder herausgedrängt. In der Rangordnung steht er unten und wird als Außenseiter von der Gruppe häufig gemobbt. – So, das war´s von meiner Seite.“ Tomasin war froh am Schluss angelangt zu sein.

      „Das ist ja ein dolles Ding! Da hast du mir was Schönes mitgegeben!!! Hättest es auch lassen können, Tomasin. War für´ n Arsch!“

      „Kanep, ich muss dir da noch was beichten“, begann Linda vorsichtig. „Du hattest nicht nur deinen Schatten, sondern auch noch meinen bei dir, Kanep. Das musste ich dir unbedingt noch sagen. Da du jegliche Erinnerung an unser Zuhause hier verloren hattest, konntest du es nicht mehr wissen.“

      „Auch das noch! Seid ihr eigentlich alle durchgeknallt?! Gibt´s vielleicht auch mal was Gutes für mich? Ich verlang ja nicht viel – nur ein klitze, klitze kleines Gutes.“ Kanep verdeutlichte mit dem Zwischenraum, den er von seinem Daumen zu seinem Zeigefinger bildete, die winzige Kleinigkeit an, die er meinte.

      „Ja, das gibt es auch, Kanep. Upper wird gleich darüber berichten.“

      „Na, da bin ich aber mal gespannt, was das sein soll!“

      „Ich will dich mal nicht auf die Folter spannen, mein Lieber“, lenkte Upper ein.

      „Überaus gütig von dir, Upper!“

      Upper schaute über Kaneps impertinente Reaktion gnädig hinweg.

      „Wie du mittlerweile weißt, beherbergt dein Archetyp drei positive Aspekte deines Seins. Du kannst sie als positiven Gegenpol zu den negativen Schatten-Aspekten sehen. Dein erster positiver Aspekt ist der der Majestät.

      „Na, das hört sich ja schon viel besser an. Den lass ich mir gefallen!“

      „Die Majestät strahlt eine wohlwollende Autorität aus. Sie hat den Anspruch hinter sich gelassen, dass sich alle und alles in der Welt um sie drehen müsse. Die Majestät besitzt Attribute von wahrer Macht und umsichtiger Klugheit. Sie ist einfühlsam, gewissenhaft und zuverlässig. Die Majestät sorgt für Frieden und Wohlstand.“

      „Seht her, meine lieben Eltern: Das bin ich!“ Kanep freute sich,


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