Uppers End. Birgit Henriette Lutherer

Читать онлайн книгу.

Uppers End - Birgit Henriette Lutherer


Скачать книгу
Kanep, salomonisch, im Sinne von Fairness, Gerechtigkeit.“

      „Ach so.“

      „Der Salomonische liebt die Wahrheit. Er geht den Weg der Wahrhaftigkeit. Er weiß, was Anstand und Würde bedeutet. Er ist barmherzig und weise.“

      „Stimmt genau! Tief in meinem Inneren war mir das immer wichtig.“

      „Zum guten Schluss ist da noch der Aspekt des Liebenden.“

      „Yep, prima!“

      „Der Liebende liebt vollkommen, denn das, was er lebt, ist die Liebe. Die Liebe ist was sie ist. Sie lässt sich weder erklären noch begründen. Der Liebende geht mit seiner Geliebten eine tiefe Verbindung ein, die von Ebenbürtigkeit und Wohlwollen getragen wird. Es liegt dem Liebenden fern, den anderen besitzen zu wollen oder einen persönlichen Vorteil für sich zu erlangen. Er will seine Geliebte nur mit Liebe erfüllen. Durch seine Gabe, sie so tief zu lieben, kann er schon wären des Aufenthalts auf der Erde einen Vorgeschmack auf den Seins-Pool erlangen.“

      „Das ist toll, Upper! Danke. Alle drei kann ich bestätigen. Zumindest zum Schluss hin, habe ich das mit Linda erfahren dürfen.“

      „Upper“, unterbrach Linda die harmonische Stimmung. Linda befürchtete, Kanep könnte im Rausch der Erinnerungen zu viele intime Gemeinsamkeiten preisgeben. Deshalb intervenierte sie rasch: „Bevor du es bei all der Gefühlsduselei gerade vergisst, Hannas zweite Frage: Wie ist das, wenn man

      mit zwei Schatten gleichzeitig auf der Welt ist?“

      „Ach ja, damit endlich Ruhe ist. Es verhält sich so: Normalerweise reist ja jeder mit seinem Archetyp und seinem Schatten zur Erde. Bei Linda fehlte der Schatten, weshalb sie von allen anderen argwöhnisch betrachtet wurde. Das wisst ihr ja jetzt. Indem Kanep sowohl seinen Archetyp und seinen Schatten als auch Lindas Schatten dabei hatte, wurde auch er argwöhnisch betrachtet. Nur verhält es sich so: Im Leben eines jeden Menschen ist nur Platz für zwei Attributkombinationen. Entweder ein Mensch besitzt einen Archetyp mit drei Aspekten und einen Schatten mit drei Aspekten oder er hat zwei Archetypen oder zwei Schatten mit jeweils drei Aspekten. Anders geht es nicht. Ihr lebt selber auf der Erde auch in einer Trinität. Sie besteht dort aus eurem Sein mit eurer Aufgabe, eurem Archetyp und eurem Schatten. Damit ist eine Ordnung gegeben – das Prinzip der Trinität und der Polarität von positiv und negativ ist auch auf der Erde gewahrt. Kaneps Auftrag bestand zum Beispiel darin, Linda ihren Schatten zu bringen. Das hatte für ihn zur Folge, dass er bis zum Zeitpunkt der Übergabe keine Möglichkeit hatte seinen eigenen Archetyp zu leben. Fremder Schatten ist nur mit eigenem Schatten kompatibel, wenn er nicht zur Erfahrungsaufgabe dient. Kaneps Archetyp blieb sozusagen in seinem Gepäck verborgen.“

      „Willst du damit sagen Upper, der arme Kanep lebte bis zu dem Zeitpunkt, als er Linda ihren Schatten geben konnte, ohne seinen Archetyp, also nur mit zwei Schatten, und demzufolge sechs Schattenaspekten?“

      „Grundgütiger!“, entfuhr es Linda. „Mein armer Schatz, was hast du da auf dich genommen?“

      „Mach dir keine Sorgen, Linda, wir beide haben das doch ganz gut hingekriegt.“ Kanep versuchte Linda zu beruhigen. Innerlich aber brach er gerade zusammen. „Was für eine Scheiße!“, dachte er insgeheim. „Wenn ich das Mädel nicht so lieben würde, würde ich ihr jetzt den Hals umdrehen“. „Nun wird mir jedenfalls einiges klar“, stellte Kanep fest. „Wie kam es überhaupt dazu? Warum hatte Linda ihren Schatten nicht dabei?“

      „Das erzählt Linda am besten selber“, sagte Upper mit versöhnlicher Stimme. „Ich denke, sie sollte nun mit ihrem Erfahrungsbericht beginnen. Bist du soweit, Linda?“

      „Ja, ich bin bereit, Upper.

      Jetzt war es soweit, die Wahrheit sollte ans Licht kommen. Es duldete keinen Aufschub mehr.

      Ankunft auf der Erde

      „Alles begann so: Upper hatte mich gebeten einen Auftrag auf der Erde für ihn zu erledigen. Ich sollte bei einer Gruppe Menschen nach dem Rechten schauen.“

      „Du warst also sozusagen auf Inspektionsreise für Upper unterwegs? Wow, wie cool.“ Max war begeistert. „Darf ich beim nächsten Mal auch, Upper?“

      „Nein, Max, erst musst du dir noch deine Sporen verdienen. Linda hat schon viele Reisen hinter sich.“

      „Och, Menno Upper, das ist ungerecht. So sammle ich ja nie die spannenden Erfahrungen.“

      „Nur Geduld Max. Du kommst auch noch an die Reihe – versprochen. Aber bei dieser Aufgabe brauchte ich jemanden mit sehr viel Erfahrung. Ich wusste selber nicht genau, was da im Gange war. Irgendjemand oder irgendetwas hatte es geschafft, sich vor mir zu verbergen – jemand mit sehr guter Tarnung. Nun bin ich gespannt darauf, was Linda zu berichten hat. Fahr bitte fort Linda.“

      „Ich erklärte mich bereit, den Auftrag zu übernehmen. Das konnte allerdings nur gelingen, wenn ich, genau wie die anderen Forschungs-Reisenden auch, meine eigene Aufgabe dabei hatte.“

      „Du hattest so gesehen gleich zwei Aufgaben dabei?“, fragte Kanep verwundert.

      „Ja klar Kanep. Aber mir fällt gerade auf, du hattest die Sache mit den zwei Schatten – hmm? Upper?! Musste Kanep auch noch zusätzlich seine Erfahrungs-Aufgabe mitnehmen?“

      „Ja, was glaubst denn du? Natürlich hatte Kanep auch seine eigene Aufgabe dabei.“

      „Das heißt, sowohl ich als auch Kanep waren doppelt beauftragt?“

      „Exakt so verhält es sich, Linda.“

      „Ach deshalb!“ Kanep wurde einiges klar. „Jetzt geht mir ein Licht auf! Linda, erinnerst du dich? Wir haben in unserem Leben so oft verzweifelt zusammengesessen und uns gefragt: ´Warum läuft bei uns so viel schief? Warum kommen wir auf keinen grünen Zweig? Jeder Idiot schafft das - wieso wir nicht´?“ Kanep erlangte eine Erkenntnis nach der anderen. Viele Fragen schienen auf einmal beantwortet. Viele Dinge, die damals aus dem Ruder liefen und die Welt immer wieder für beide zusammenstürzen ließ, schienen ihm plötzlich plausibel. Auf einmal ergab vieles einen Sinn. Es war der doppelte Auftrag, der in seinem Leben dermaßen hinderlich war.

      Auch Linda war ein Licht aufgegangen. „Du hast Recht Kanep, nun wird mir auch einiges klar! Upper, du wusstest das die ganze Zeit und hast uns derart alleine gelassen mit all dem? Ich finde, das war eine ganz schön miese Nummer von dir. Du tust hier nett und freundlich, ich möchte fast sagen hofierst uns beinahe, damit wir deine Aufträge übernehmen und dann, kaum sind wir abgereist, lässt du uns fallen wie eine faule Kartoffel?!““

      „Da irrst du dich Linda. Es waren ständig irgendwelche Notfall-Seins in eurer Nähe. Dafür habe ich gesorgt. Oder glaubst du, ihr wärt sonst so glimpflich dadurch gekommen? Außerdem: Ich habe nie behauptet, es würde ein Spaziergang werden.“

      „Da hast du auch wieder Recht, Upper. Das hast du mir zumindest nicht gesagt, mich allerdings auch nicht vorgewarnt. Sei´s drum – ich hatte deinen Auftrag angenommen. Nun musste ich ihn ausführen. Nachdem du mich also mit allem ausgestattet hattest, was ich von dir brauchen würde, machte ich mich auf den Weg zu Tomasin, um mir auch von ihm mein Rüstzeug abzuholen. Tomasin sollte mir meinen Schatten geben. Er überzeugte mich jedoch davon, dass ich den Schatten nicht bräuchte.“

      „Wie, zum Kuckuck, hat er das geschafft?“

      „Was geschafft, Fridolin?“

      „Na, dich zu überzeugen. Linda, ich kenne und schätze dich als jemanden,

      der nachdenkt, bevor er was Wichtiges macht. Wieso Linda, wieso damals nicht?“

      „Ganz einfach Fridolin: Ich vertraute Tomasin. Upper hatte ich auch vertraut als ich mich auf seinen besonderen Auftrag einließ. Wenn ich nicht Upper, Tomasin und dir vertrauen kann – wem dann? Nennt ihr so was nicht Urvertrauen? Sagt ihr uns nicht immer und immer wieder, wir sollen im Urvertrauen bleiben und alles würde gut sein?“

      „Das


Скачать книгу