Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов
Читать онлайн книгу.Maße. In den letzten Jahrzehnten wirkte sich wohl besonders unheilvoll der sich ständig steigernde Holzbedarf des emporblühenden Grosny aus. Es existiert dort ein besonderer Holzmarkt, zu dem allwöchentlich viele Hunderte tschetschenischer Arben6) grünes, unreifes Holz heranschleppen. Und über die Geschäftspraxis der sogenannten Waldhüter erzählt man sich allerlei nicht gerade rühmenswertes. So sterben eben die tschetschenischen Wälder, wenn nicht bald rigorose Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Die obere Waldgrenze liegt ungefähr bei 1800 m, die Höhen des Kalk- und Schiefergebirges sind daher waldfrei. Kahl sind aber auch die tiefen Täler. Auch hier waren früher Wälder, wie ich von alten Leuten erfahren konnte, und ihr Verschwinden ist ausschließlich der Hand des Menschen zuzuschreiben. Etwas weiter dringt der Wald im Fortanga-Gebiet nach S vor, auch an den Oberläufen des Scharo- und Tschanti-Argun befinden sich Wälder, jedoch meist nur an den nach N exponierten Hängen. Hier findet sich auch Nadelwald und zwar ausschließlich aus Kiefern fand ich auch an wenigen Stellen im andischen Daghestan. Im höheren Gebirge tritt auch die Birke auf.
Die Höhen sind mit Almen bedeckt, die sehr frisch und kräftig werden können. Im Übergangsgebiet sieht man häufig Rhododendrengebüsch. Die obere Grenze der zusammenhängenden Grasflächen fand ich im Basch-lam ungefähr bei 3000 m. (Über die Verhältnisse in der Ssunscha-Ebene s. S. 17 f.).
e) Landschafts- und Gaugliederung
Die physiogeographische Beschreibung des Tschetschenengebietes hat bereits die Grundzüge seiner landschaftlichen Gliederung erkennen lassen. Diese einzelnen Landschaften unterscheiden sich auch recht wesentlich in anthropogeographischer Beziehung vineinander, bilden z. T. Gebiete mit kultureller Sonderstellung, so daß ich sie lieber als Gaue bezeichnen möchte. Ich gebe hier eine Übersicht über die tschetschenische Gaugliederung mit kurzer Charakteristik der einzelnen Gaue, soweit sie nicht schon gebracht wurde.
Der Name Itschkerien wurde bereits erwähnt. Man faßt darunter das Gebiet der tertiären Vorberge und des bewaldeten Nordhanges östlich des Tschanti-Argun, das besonders durch die zwischen die niedrigen Rücken eingelagerten Schotterebenen und breiten Flußterrassen gekennzeichnet ist. Ihnen verdankt es auch seinen Namen. Itschkerien ist nämlich ein Wort kumükischen d. h. türkischen Ursprungs. «Iči Jeri» heißt wörtlich «das Land da drinnen», d. h. zwischen den Bergen, das Land, das selbst innerhalb der Berge noch bequem als Ackerland benutzt werden kann. (Laudajew, Lit. Verz. 24). So sind auch hier gerade die wohlhabendsten Dörfer entstanden, wie Itschkerien überhaupt das weitaus entwickeltste Gebiet der tschetschenischen Berge darstellt. Auf einer derartigen Ebene liegt auch der Hauptort des Gebietes, das gleichzeitig auch einen besonderen politischen Verwaltungsbezirk bildet, Wedeno. Es ist lange nicht der bedeutendste Ort des Tschetschenengebietes, aber der bekannteste, und das dank der kaukasischen Kriege. Schamil, der daghestanische Freiheitskämpfer, dem ja auch die Tschetschenen teils freiwillig, teils unfreiwillig anhingen, hatte hier sein befestiges Lager, das von den Russen gestürmt werden mußte, die dann ihrerseits zur besseren Beherrschung des Gaues weiträumige Festungswerke und Kasernements schufen. Derartige alte Russenfestungen finden sich auch noch an anderen Stellen des Landes; sie fallen stets auf durch die Mächtigkeit ihrer Anlage. Ferner war Wedeno auch einmal die Hauptstadt der Tschetschenen während ihres kurzen Selbständigkeitstraumes, als ein in seiner Art genialer Tschetschene 1919 hier das sogenannte Nordkaukasische von denen benutzt, die dem Staub und der Hitze Grosnys entgehen wollen; eine Anzahl von Datschen (Sommerhäusern) dient diesem Zweck.
Abgesehen von den Straßen- und Haufendörfern, die man auf diesen Ebenen antrifft, herrscht im übrigen Itschkerien vielfach Einzelsiedlung. Es sind durchweg schmucke, saubere Häuser mit weiß oder bunt getünchten Mauern und leuchtenden roten Ziegeldächern, die einen ungemein freundlichen, friedlichen Anblick bieten, wie überhaupt die ganze Landschaft Itschkeriens den Zug der Anmut und erquickenden Frische in sich trägt.
Die Ostgrenze Itschkeriens verläuft ungefähr auf der Wasserscheide zwischen dem Einzugsgebiet der Ssunscha und dem selbständigen in der Kumüken-Ebene endigenden Flusse Akssai. Das Gebiet von hier nach O bis zur daghestanischen Grenze, also das Gebiet der Flüsse Akssai, Jamanssu und Jarykssu, trägt den Namen Auch. Äußerlich gleicht es Itschkerien; seine besondere Stellung verdankt der Gau seinen Bewohnern, die bei den übrigen Tschetschenen und ihren daghestanischen Nachbarn in schlechtem Rufe stehen wegen ihrer Unzuverlässigkeit und Neigung zu Räubereien, eine Meinung, die ich nur bestätigen kann, da ich hier einmal tätlich angegriffen wurde. Es war das einzige Mal, solange ich überhaupt unter Tschetschenen mich aufgehalten habe.
Der Itschkerien entspreche Teil der Schwarzen Berge westlich des Argun trägt keinen besonderen Namen, hat auch lange nicht die Bedeutung wie dieses, da er von dichten Wäldern bedeckt und nur spärlich besiedelt ist. Es fehlen die weiten Schotterebenen, außerdem ist der Streifen der Vorberge viel schmaler, da das hohe Kalkgebirge hier sehr dicht an die Ebene herantritt.
Folgt man der Straße, die von der Ebene aus das Tschanti-Argun-Tal aufwärts führt und hat man die z. T. sehr enge Schlucht durchmessen, in der der Argun den vorderen Kalkgebirgzug durchsägt, so öffnet sich der Ausblick auf den weiten Talkessel von Schatoi, die tiefste Stelle der Mulde, die sich zwischen dem ersten und zweiten Kamm des Kalkgebirges erstreckt. Eine Häufung von Ortschaften erfolgt hier und weiter hinauf an den Wänden des Kessels, deren Mittelpunkt der große Ort Schatoi ist. Es ist der wichtigste Ort der tschetschenischen Berge, wenn man von Itschkerien absieht, und bildet auch geographisch ihren Mittelpunkt. Abgesehen von seiner Eigenschaft als Verwaltungszentrum dient auch Schatoi, mehr noch als Wedeno, als Sommerfrische für Grosny, mit dem es im Sommer durch einen Autobus Verbindung aufrechterhält. Von hier aus dringt auch russisches oder schlechthin modernes Wesen am stärksten in die Berge ein. Alle Einwohner verstehen Russisch, was sonst eine große Seltenheit ist. Während in den inneren Bergen nur die flachdachigen Häuser oder gar die alten Turmbauten anzutreffen sind, herrscht in Schatoi und den Nachbardörfern durchaus das ziegelgedeckte Satteldachhaus. Auch den Tschetschenen gilt es als eine Art kultureller Mittelpunkt. Außerdem ist der Menschenschlag hier sehr schön und stattlich; besonders die Schönheit der Schatoier Mädchen wird viel gerühmt und nicht mit Unrecht (Abb. 1).
Der Raum zwischen der vorderen Kalkkette und der hier vorwiegend wohl aus Schiefern und Sandsteinen gebildeten zweiten Kette, der sich von Schatoi nach W erstreckt, wird durch Querrücken in mehrere Becken ist das der oberen Gechi, das daher auch am besten besiedelt ist. Der Eindruck ist freilich ein ganz anderer als der des reichen, blühenden Kessels von Schatoi, liegt das Gechi-Becken doch etwa 1000 m höher als dieser und ist größtenteils waldlos. Die Siedlungen machen einen viel ärmlichen Eindruck und bestehen durchweg aus niedrigen flachdachigen Steinhäusern, zwischen denen viele alte Turmbauten auffallen. Zentrum ist das Dorf Galantschotsch, das im Übergangsgebiet zwischen dem melancholischen, offenen Schiefergelände und den im N prächtig aufsteigenden, bunten Wänden des Kalkgebirges liegt (Abb. 2).
Bei der völligen Ungangbarkeit der Gechi-Klamm sind die Bewohner von Galantschotsch gezwungen, an ihren schroffen Wänden in die Höhe zu steigen, wenn sie nach der Ebene wollen – ein besonders in der prallen Sommer- und Herbstsonne sehr mühsames Beginnen —, und über die von zahlreichen trichterförmigen Karstdolinen durchsetzten Almen des Kalkgebirges ihren Weg zu nehmen. Sie müssen es aber öfters tun, um die Erzeugnisse ihrer Viehwirtschaft gegen Kukuruz (Mais) unzutauschen, da das eigene Getreide bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf für das ganze Jahr zu decken. Das gilt übrigens für die meisten Dörfer des höheren Gebirges. Der Gau wird nach dem nächst bedeutenden Dorfe auch Akki genannt.
Durch den hohen, zackigen Zug des Borsonti wird das Gechi-Becken von dem der Fortanga getrennt, das auffällig stark bewaldet ist. Zentrum ist Meredschoi. Hier wohnte früher der nach der Unterwerfung des Landes bis auf geringe Reste nach der Türkei ausgewanderte tschetschenische Stamm der Karabulaken.
Östlich des Scharo-Argun erstreckt sich – immer zwischen den beiden Ketten des Kalkgebirges ß der Gau Tschaberloi, von dem man das untere und das obere Tschaberloi unterscheidet. Getrennt werden beide durch die Andische Wasserscheide, die hier aber nicht mit der Andischen Kette zusammenfällt, sondern etwa 10—15 km westlich von deren Kamm verläuft. Der Andische Koissu hat sein Einzugsgebiet im Ansalta-Bach über
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Einheimischer zweirädriger Karren.