Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов
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Kamalago Koma’lche
Dorze Do’dze
Bazdeti Ba’ste
Ami A’me
Oder im Nachbargau Maisti:
Pogo Pu’hu
Togo T’u’ga
Wenn diese Abweichungen nicht auf Unaqchtsamkeit der russischen Kartographen beruhen, so bleibt noch die Möglichkeit, daß die Ausprache der benachbarten Chewsuren maßgebend gewesen ist; für Džarego trifft dies jedenfalls zu, für die übrigen Orte habe ich es nicht mehr nachprüfen können. Außerdem sei noch folgende Abweichung erwähnt, die weniger auf Ungenaigkeit der Kartographen als vielmehr auf einem Mißverständnis beruhen dürfte. Die Karte verzeichnet Scharo’i, Schikaro’i, Santcho’i, Schato’i, usw., die Tschetschenen, die ich über diesen auffälligen Unterschied befragte, gaben mir folgende Erklärung, wenn ich die einfachen Leute recht verstanden habe. Das Dorf heiße an und für sich Schare, Schikare usw.; Scharoi, Schikaroi wäre indessen nicht direckt unrichtig, es bedeute nur nicht den Ort selbst, sondern die Bewohner desselben, deutsch ausgedrückt also die Schare’er usw. Die Bewohner oder der Dolmetscher der russischen Kartographen hätten eben die Frage, wie der Ort heiße, immer nach der Bewohnerschaft beantwortet. Vielleicht liegt der Grund auch darin, daß die Tschetschenen an und für sich eher sagen z. B. «Ich gehe zu den Schare’ern» als «Ich gehe nach Schare»; es würde sich das daraus erklären, daß ja die Bewohnerschaft eines Gebirgsauls viel mehr eine geschlossene Einheit darstellt, als wir es aus unseren Verhältnissen heraus uns vorstellen können; gehört doch vielfach die gesamte Einwohnerschaft ein und derselben Familie an, die mithin geschlossen, sei es feindlich, sei es freundlich, den anderen Aulen bezw. Familien gegenübersteht. Ich möchte diese Ansichten jedoch nur mit größter Vorsicht äußern, da ich keine näheren Untersuchungen darüber angestellt habe.
Im übrigen haben sich die Leute vielfach schon auf die russische Benennungsweise ihres Ortes eingestellt und nennen ihn dem Fremden gegenüber nach Art der Russen. Das gilt auch für den Volksnamen Nachtschoi. Dem Fremden gegenüber bezeichnet man sich als Tschetschene. In den abgelegenen Gebirgstälern freilich erhält man weder die eine noch die andere Antwort. Das Nationalitätsbewußtsein ist hier noch ganz unentwickelt, von einem Nationalgefühl im westeuropäischen Sinne natürlich ganz zu schweigen. Der Gebirger bezeichnet sich eben nur als Mitglied dieses oder jenes Dorfes bezw. Sippe oder Größfamilie und sieht auchum sich herum nur solche verschiedenen Sippen; das Verständnis für den übergeordneten Begriff des Volkes ist ihm in seinem abgeschlossenen Tal noch nicht aufgegangen.
Mit der Ankunft des Stammes auf kaukasischem Boden, über die uns die erwähnte Sage vielleicht einen Anhaltspunkt gibt, beginnt der zweite Abschnitt der Geschichte des Volkes. Hierüber liegen nun bedeutend sicherere Nachrichten vor, wenn dieselben auch ausschließlich aus mündlichen Familienüberlieferungen bestehen mit all ihren Unsicherheiten besonders bezüglich der Zeitangaben. Diese Unsicherheit scheint, aber nicht in dem Maße für den geographischen Inhalt der Überlieferungen zu gelten, der uns hier hauptsächlich interessiert; es herrscht in dieser Beziehung nämlich in den verschiedenen Überlieferungen auffällige Übereinstimmung.
Die folgenden Angaben enthalten das wesentlichste aus einigen hierüber erfolgten Veröffentlichungen, teils von gebürtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von gebürtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von im Tschetschenengebiet tätig gewesenen russischen Beamten wie Ippolitow und Popow. (Lit. Verz. 24, 33. 47).
In diesem zweiten Abschnitt der tschetschenischen Geschichte handelt es sich vor allem um die Ausbreitung über das von ihnen heute eingenommene Gebiet. Hierbei lassen sich drei Phasen unterscheiden.
Als Ausgangspunkt melden die Überlieferungen mit großer Übereinstimmung den Ort (vielleicht ist es auch als Gauname aufzufassen) Naschach oder Naschache, also denselben Boden bezeichnet wird. Ein Dorf Naschache existiert heute noch und zwar im östlichen Teile des Gaues Galantschotsch oder Akki. Außerdem ist das Wort noch erhalten im Namen des Kalkgebirgsmassivs Naschacho-lam, der den Gau nach N gegen das niedere Waldgebirge abschließt. Zu den östlichen Siedlungen gehört auch Maisti. Beide Orte erfreuten sich noch lange großen Ansehes unter den Tschetschenen; besonders in strittigen Fragen des Adats, des Gewohnheitsrechtes, sollen die weisen Alten dieser Orte als letzte Instanz gegolten haben. Als älteste Gaue werden ferner genannt Childecheroi, Tschanti (Gegend von Itum-Kale). Recht früh scheinen auch die Gebiete von Scharoi, Schatoi und Tschaberloi eingenommen worden zu sein.
In größerem Abstande scheint dann erst die zweite Phase der Ausbreitung eingesetzt zu haben, die nach dem niedrigen Waldgebirge gerichtet war, vor allem ostwärts nach Itschkerien und Auch. Die Gründung der Dörfer in Itschkerien, als deren älteste Ersenoi, Agaschpatoi, Zontoroi genannt werden, soll nach den Ermittlungen Popows vor 600, 800 oder gar 1000 Jahren erfolgt sein, Zeitangaben, die naturgemäß höcht unsicher sind. Es würde das ungefähr mit der Blütezeit des georgischen Reiches unter der Königin Tamara (im 12. Jahrhundert) zusammenfallen. Vielleicht ist die Machtentfaltung der Georgier nach allen Seiten mit ein Anlaß gewesen zur Wanderung der Tschetschenen nach O. Daß der georgische Eibfluß sich damals auch auf den Nordhang des Kaukasus erstreckte, ist durch die Kirchenruine Tzchaba-Erdi unweit der tschetschenischen Grenze in Inguschen erwiesen, die im georgischen Stil des. 9. Jahrhunderts gehalten ist (Genaue Beschreibung bei Vsevolod Miller, Lit. Verz. 29), u. a. auch noch durch eine Inschrift in georgischen Buchstaben an einem alten Totenhause in einem Seitentale der Assa in Inguschien, die von Prof. Jakowlew gefunden wurde. (Lit. Verz. 19, S. 20). Der Gau Auch ist dabei ausschließlich von Leuten aus Akki (Galantschotsch) besiedelt worden; die Auch-Leute nennen sich selbst auch heute noch Akki.
Nach der Überlieferung sollen auch die Inguschen und die Karabulaken vom Zentrum Naschache aus in ihre heutigen Sitze gelangt sein.
Damit war die Besiedlung des tschetschenischen Berggebietes vollendet. Erst in weitem Abstande folgte die dritte und letzte Phase der Ausbreitung, nämlich die Besiedelung der Ebene. Sie begann etwa um den Anfang des 18. Jahrhunderts. Zur freiwilligen Besiedlung trat nach Beendigung der kaukasischen Kriege noch die unruhigen Tschetschenen hier besser beobachten konnte, als es in den Bergen möglich war. Auch heute dauert die Auswanderung nach der Ebene noch an, auch jetzt veranlaßt und gefördert durch die Regierung. Es handelt sich um die reichen Ländereien, die den sowjetfeindlichen Kosakenstanizen längs der Ssunscha gehört hatten und nach deren Vernichtung den Gebirglern zur Verfpgung gestellt wurden. Man will damit dem empfindlichen Mangel an brauchbarem Ackerland in den höheren Bergen steuern. Ebenso verfährt man jetzt in den anderen autonomen Republilken, besonders in der daghestanischen.
Die Ausbreitung der Tschetschenen hat die Ssunscha-Ebene schon hinter sich gelassen. Eine Reihe von Aulen befindet sich schon jenseits der niedrigen Höhenzüge längs des Terek. Ebenso gibt es einige auf daghestanischem Gebiet in der Kumüken-Ebene, deren Bewohner sich 1917/18 durch Vernichtung der dortigen blühenden deutschen Kolonistendörfer einen traurigen Ruhm erworben haben.
Nun darf natürlich nicht angenommen werden, daß die Ausbreitung der Tschetschenen zu dem heutigen Volkskörper ganz aus einiger Kraft erfolgt wäre, sondern es steht fest, daß sie dabei im Laufe der Zeit viele fremde Bestandteile in sich aufgenommen haben. Es wird dies wiederum durch die Familienüberlieferungen bestätigt. Sehr stark sind dabei georgische Volkselemente beteiligt gewesen, d. h. solche der Berggeorgier und unter diesen werden besonders die Tuschen erwähnt. Deren Einfluß ist stark spürbar im Scharo-Argun-Gebiet, aber auch weiter abwärts, z. B. im Gebiet von Schatoi. Mir war dort ein Mann durch seine ausgeprägt georgische Physiognomie aufgefallen. Es erwies sich auch, daß seine Familie tatsächlich georgischen Ursprungs, aber längst tschetschenisiert war. Andere Familien wieder sind daghestanischen Ursprungs, auch kumükischen, persischen u. a. Eine Familie will sogar firengischer, d. h. westeuropäischer, eine andere wieder griechischer Abstammung sein.
Als Grund für das häufige Einströmen fremder Elemente in den tschetschenischen Volksköper wird gewöhnlich angegeben, daß dieselben bei den Tschetschenen, die stets ein demokratisches Volk ohne ständische Gliederung gewesen seien – sie unterscheiden sich noch heute, d. h. bis zur Revolution,