Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith


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gesonderte Betrachtung dieser Umstände und jener Politik scheidet dieses Kapitel in zwei Abteilungen.

       Erste Abteilung

      Verschiedenheiten, die aus der Natur der Verwendungen selbst entspringen

      Die folgenden fünf Umstände sind es, soweit ich beobachten konnte, hauptsächlich, die einen geringen Geldgewinn in einigen Geschäften ersetzen, und einen großen in anderen auf wiegen: erstens die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit der Geschäfte selbst; zweitens die Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder die Schwierigkeit und Kostspieligkeit, sie zu erlernen; drittens die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Arbeit in ihnen; viertens das geringe oder große Vertrauen, welches man auf die Leute setzen muss, die das Geschäft ausüben, und fünftens die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs in ihnen.

      Erstens, der Arbeitslohn schwankt, je nachdem das Geschäft leicht oder schwer, reinlich oder unreinlich, ehrenvoll oder verachtet ist. So verdient an den meisten Orten ein Schneidergeselle im ganzen Jahre weniger als ein Webergeselle: weil seine Arbeit leichter ist. Ein Webergeselle verdient weniger als ein Schmiedegeselle: weil seine Arbeit zwar nicht immer leichter, aber viel reinlicher ist. Ein Schmiedegeselle, obgleich ein gelernter Handwerker, verdient in zwölf Stunden kaum so viel, wie ein Bergmann, der nur ein Tagelöhner ist, in acht: weil seine Arbeit nicht ganz so schmutzig und weniger gefährlich ist, auch bei Tageslicht und über der Erde verrichtet wird. Die Ehre macht bei allen ehrenvollen Gewerben ein gut Teil der Belohnung aus. Vom Gesichtspunkte des Geldgewinns werden sie, wie ich gleich zeigen werde, im Allgemeinen zu schlecht bezahlt. Die Anrüchigkeit hat eine entgegengesetzte Wirkung. Das Gewerbe eines Fleischers hat etwas Rohes und Abstoßendes; aber es ist an den meisten Orten gewinnbringender als die meisten anderen Geschäfte. Das abscheulichste von allen Geschäften, das des Scharfrichters, wird im Verhältnis zu der Arbeitsmenge, die es erfordert, besser bezahlt als irgendein anderes gewöhnliches Geschäft.

      Jagd und Fischfang, die wichtigsten Beschäftigungen der Menschen im rohen Zustande der Gesellschaft, werden im zivilisierten Zustande ihre angenehmsten Vergnügungen, und sie treiben dann zum Zeitvertreib, was sie früher aus Not taten. Im gesitteten Zustande der Gesellschaft sind es deshalb nur Arme, die aus dem, was anderen zum Zeitvertreib dient, ein Gewerbe machen. Die Fischer waren arm seit der Zeit Theokrits.6 Ein Wildschütz in Großbritannien ist stets ein ganz armer Mann. In allen Ländern, wo die Strenge der Gesetze keine Wildschützen duldet, befindet sich der berechtigte Jäger in keiner viel besseren Lage. Aus natürlicher Lust an diesen Beschäftigungen widmen sich ihnen mehr Menschen, als bequem davon leben können, und das Produkt ihrer Arbeit kommt im Verhältnis zu ihrer Menge immer zu wohlfeil zu Markte, um den Arbeitern mehr als das kärglichste Auskommen zu verschaffen.

      Widerwärtigkeit und Anrüchigkeit des Geschäfts berührt den Kapitalgewinn ebenso, wie den Arbeitslohn.

      Der Inhaber einer Schenke oder Kneipe, der nie Herr in seinem eigenen Hause und der Brutalität jedes Trunkenbolds ausgesetzt ist, treibt weder ein sehr angenehmes, noch ein sehr geachtetes Geschäft. Aber es gibt kaum ein gewöhnliches Gewerbe, bei dem ein kleines Kapital so großen Gewinn abwirft.

      Zweitens, der Arbeitslohn schwankt je nach der Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder der Schwierigkeit und Kostspieligkeit, das Geschäft zu erlernen.

      Wenn eine kostspielige Maschine errichtet ist, wird die durch sie gelieferte ungemein umfangreiche Arbeit das für ihre Herstellung bis zu ihrer Abnutzung ausgelegte Kapital wenigstens mit den gewöhnlichen Gewinnen wieder ersetzen müssen. Ein Mensch, der mit viel Arbeit und Zeit zu einem der Geschäfte erzogen wurde, die ungewöhnliche Fertigkeit und Geschicklichkeit erfordern, kann mit einer solchen kostspieligen Maschine verglichen werden. Die erlernte Arbeit wird, wie zu erwarten ist, ihm über den üblichen Lohn für gemeine Arbeit alle Kosten seiner Erziehung wenigstens mit dem gewöhnlichen Gewinn eines gleich wertvollen Kapitals wieder ersetzen. Auch muss dies in Anbetracht der höchst ungewissen Dauer des menschlichen Lebens, wie der gewisseren Dauer einer Maschine, in angemessener Zeit geschehen.

      Der Unterschied zwischen den Löhnen erlernter und gewöhnlicher Arbeit beruht auf diesem Grundsatze.

      Die europäische Gewerbepolitik betrachtet die Arbeit aller Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter als gelernte Arbeit, und die der ländlichen Arbeiter als gemeine Arbeit. Hierbei scheint vorausgesetzt zu werden, dass die Arbeit der Ersteren eigener und feiner sei als die der Letzteren, In manchen Fällen mag es so sein, in den meisten aber ist es, wie ich sogleich zeigen werde, ganz anders. Die europäischen Gesetze und Gewohnheiten legen daher, um jemanden zur Ausübung der einen Art von Arbeit zu befähigen, ihm den Zwang einer Lehrzeit auf, obwohl nicht überall mit gleicher Strenge. Die andere Art Arbeit lassen sie für jedermann frei und offen. Während der Dauer der Lehrzeit gehört die ganze Arbeit des Lehrlings dem Meister. Häufig muss er auch von seinen Eltern oder Verwandten beköstigt, und fast immer von ihnen gekleidet werden. Auch wird dem Meister gewöhnlich eine Geldsumme dafür bezahlt, dass er ihn sein Gewerbe lehrt. Wer kein Geld geben kann, gibt Zeit, d. h. er bindet sich auf mehr als die gewöhnliche Zahl von Jahren – ein Abkommen, das zwar wegen der gewöhnlichen Trägheit der Lehrlinge für den Meister nicht immer von Vorteil, für den Lehrling aber stets von Nachteil ist. In der ländlichen Arbeit erlernt dagegen der Arbeiter, während er mit den leichteren Teilen des Geschäfts zu tun hat, seine schwereren Teile und verdient auf allen Stufen seiner Beschäftigung durch eigene Arbeit seinen Unterhalt. Darum ist es auch billig, dass in Europa der Lohn der Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter etwas höher sei als der der gemeinen Arbeiter. Er ist es auch in der Tat, und wegen ihres größeren Gewinnes sieht man die städtischen Arbeiter vielfach als eine höhere Volksklasse an. Doch ist der Vorrang gewöhnlich sehr gering; der tägliche oder wöchentliche Verdienst eines Gesellen in den gewöhnlichen Gewerbszweigen, wie z. B. in den Fabriken der groben Leinen- und Wollenzeuge, beträgt an den meisten Orten durchschnittlich wenig mehr als der Tagelohn gemeiner Arbeiter. Freilich ist ihre Beschäftigung stetiger und gleichmäßiger, und die Summe ihres Verdienstes mag, das ganze Jahr zusammengenommen, etwas größer sein. Aber höher scheint sie sich offenbar nicht zu belaufen als dass sie gerade die höheren Kosten der Ausbildung deckt.

      In den freien Künsten und gelehrten Berufsarten ist die Erziehung noch langwieriger und kostspieliger. Die Belohnung der Maler und Bildhauer, der Juristen und Ärzte in Geld muss deshalb eine viel reichlichere sein, und ist es in der Tat.

      Der Gewinn des Kapitals scheint durch die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Erlernung des Geschäfts, in das Kapital gesteckt wird, nur sehr wenig berührt zu werden. Die verschiedenen Arten, wie Kapital in großen Städten gewöhnlich angelegt wird, scheinen in der Tat fast gleich leicht oder gleich schwer zu erlernen. Der eine Zweig des auswärtigen oder inneren Handels kann nicht wohl ein verwickelteres Geschäft sein als der andere.

      Drittens, der Arbeitslohn in den verschiedenen Beschäftigungen schwankt je nach der Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung.

      Die Beschäftigung ist in einem Gewerbe viel beständiger als in anderen. In den meisten Gewerben kann ein Geselle fast sicher sein, alle Tage des Jahres Beschäftigung zu finden, wenn er arbeitsfähig ist. Ein Maurer dagegen kann weder bei hartem Frost, noch bei schlechtem Wetter arbeiten, und seine Beschäftigung hängt zu allen andern Zeiten von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab; er ist folglich oft der Gefahr ausgesetzt, ohne Arbeit zu sein. Sein Verdienst, so lange er beschäftigt ist, muss ihm daher nicht nur für die Zeit, in der er nichts zu tun hat, den Unterhalt verschaffen, sondern ihn auch einigermaßen für jene Augenblicke der Angst und des Kleinmuts schadlos halten, die der Gedanke an eine so prekäre Lage bisweilen in ihm erwecken muss. Während demgemäß der Gesamtverdienst der meisten industriellen Arbeiter auf den Tag berechnet nicht viel mehr als den Tagelohn gemeiner Arbeit beträgt, ist der Lohn der Maurer gewöhnlich anderthalb oder noch einmal so hoch. Wo gemeine Arbeiter vier oder fünf Schilling die Woche verdienen, verdienen Maurer oft sieben bis acht; wo die ersteren sechs, da verdienen die letzteren oft neun bis zehn, und wo die ersteren neun bis zehn verdienen, wie in London, verdienen die letzteren in der Regel fünfzehn bis achtzehn. Dennoch scheint keine Art gelernter Arbeit leichter zu erlernen als


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S. Idylle 21.