Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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ebenfalls lächelnd, aber mit einem ganz andern Ausdruck, als es Monk gethan hatte.

      »Nun, Herr Graf, machen wir die Sache kurz; nicht wahr, das ist Euer Wunsch?«

      Athos verbeugte sich.

      »Ich will also Befehl geben, daß man diese zwei Tonnen dahin bringt, wo Ihr sie zu haben wünscht. Wo haltet Ihr Euch auf?«

      In einem kleinen Flecken an der Mündung des Flusses, Eure Herrlichkeit.«

      »Oh! ich kenne den Flecken: nicht wahr, er besteht aus fünf bis sechs Häusern?«

      »So ist es. Ich bewohne das erste, zwei Fischer haben es mit mir inne, und ihre Barke hat mich ans Land gebracht.«

      »Doch Euer Schiff, mein Herr?«

      »Mein Schiff liegt eine Viertelsmeile im Meer vor Anker und erwartet mich.«

      »Ihr gedenkt aber doch nicht auf der Stelle abzureisen?«

      »Mylord, ich werde es noch einmal versuchen, Eure Herrlichkeit zu überzeugen.«

      »Das wird Euch nicht gelingen,« erwiederte Monk. »Doch es ist wichtig, daß Ihr Euch von Newcastle entfernt, ohne von Eurer Anwesenheit den geringsten Verdacht zurückzulassen, der Euch oder mir schaden könnte. Morgen, glauben mein? Officiere, werde mich Lambert angreifen. Ich verbürge mich im Gegentheil, daß er sich nicht rührt; das ist in meinen Augen unmöglich. Lambert führt ein Heer ohne übereinstimmende Grundsätze an, und mit solchen Elementen ist kein Heer möglich. Ich habe meine Soldaten dahin unterrichtet, daß sie meine Macht einer höheren Macht unterordnen, so daß sie nach mir, und nicht nur unter mir, noch etwas versuchen. Daraus geht Hervor, daß mein Heer, wenn ich todt bin, was geschehen kann, nicht sogleich demoralisirt sein wird; daraus geht hervor, daß, wenn es mir gefiele, zum Beispiel auf einige Zeit wegzugehen, was mir zuweilen gefällt, in meinem Lager nicht ein Schatten von Unruhe oder Unordnung entstünde. Ich bin der Magnet, die sympathetische und natürliche Kraft der Engländer. Alle diese zerstreuten Schwerter, die man gegen mich schickt, werde ich an mich ziehen. Lambert befehligt in diesem Augenblick achtzehntausend Ausreißer. Doch davon habe ich, wie Ihr wohl fühlt, nicht mit meinen Officieren gesprochen. Nichts ist nützlicher für eine Armee, als das Gefühl einer nahe bevorstehenden Schlacht: Jedermann bleibt wach, Jedermann ist auf seiner Hut. Ich sage Euch das, damit Ihr in voller Sicherheit leben möget. Beeilt Euch also nicht zu sehr, über das Meer zurückzukehren: binnen acht Tagen wird sich etwas Neues ereignen, sei es die Schlacht, sei es der Vergleich. Dann, da Ihr mich als einen redlichen Mann beurtheilt und mir Euer Geheimniß anvertraut habt, und da ich Euch für dieses Vertrauen zu danken habe, werde ich Euch einen Besuch machen, oder Euch zu mir bitten. Ich fordere Euch also noch einmal auf, reist nicht eher ab, als bis Ihr Kunde von mir habt.«

      »Ich verspreche es Euch, General,« rief Athos von einer so großen Freude ergriffen, daß er trotz seiner Vorsicht einen Funken davon aus seinen Augen springen zu lassen sich nicht erwehren konnte.

      Monk gewahrte diese Flamme und löschte sie sogleich durch jenes stumme Lächeln aus, das stets bei denjenigen, welche mit ihm sprachen, den Weg abschnitt, den sie in seinem Geiste gemacht zu haben glaubten.

      »Mylord,« sagte Athos, »acht Tage bestimmt Ihr mir als Frist?«

      »Ja, mein Herr, acht Tage.«

      »Und was soll ich während dieser acht Tage thun?«

      »Wenn eine Schlacht stattfindet, haltet Euch fern, ich bitte Euch. Ich weiß, daß die Franzosen nach dergleichen Unterhaltungen lüstern sind; Ihr würdet gern sehen wollen, wie wir uns schlagen, und könntet dabei eine verirrte Kugel in den Leib bekommen; unsere Schottländer schießen sehr schlecht, und ein würdiger Edelmann wie Ihr soll nicht verwundet auf den Boden Frankreichs zurückkehren. Ich will endlich nicht genöthigt sein, selbst Eurem Prinzen die von Euch zurückgelassene Million zu überschicken; denn man würde dann sagen, und zwar mit Recht, ich bezahle den Prätendenten, damit er gegen das Parlament Krieg führe.

      »Geht, mein Herr, und es geschehe zwischen uns, wie es verabredet ist.«

      »Ah! Mylord,« sprach Athos, »welche Freude wäre es für mich, zuerst in das edle Herz eingedrungen zu sein, das unter diesem Mantel schlägt!«

      »Ihr glaubt also entschieden, ich habe Geheimnisse,« sagte Monk, ohne den halb heiteren Ausdruck seines Gesichtes zu verändern. »Ei! mein Herr, welches Geheimnis? soll sich denn in dem hohlen Kopf eines Soldaten finden? Doch es ist spät, unsere Laterne erlischt und wir wollen unsern Mann rufen.«

      »Hollah!« rief Monk französisch, indem er sich der Treppe näherte, »hollah! Fischer!«

      Schlaftrunken durch die Frische der Nacht, antwortete der Fischer mit einer heiseren Stimme und fragte, was man von ihm wolle.

      »Gehe bis zum Posten,« sagte Monk, »und befiehl dem Sergenten im Auftrag des General Monk, sogleich hierherzukommen.«

      Das war ein Befehl, der sich leicht vollziehen ließ, denn durch die Anwesenheit des Generals in dieser verödeten Abtei neugierig gemacht, hatte sich der Sergent allmälig genähert und war nur einige Schritte vom Fischer entfernt.

      Der Befehl des Generals gelangte also unmittelbar zu ihm und er lief herbei.

      »Nimm ein Pferd und zwei Mann,« sagte Monk.

      »Ein Pferd und zwei Mann?« wiederholte der Sergent.

      »Ja; kannst Du Dir ein Pferd mit einem Saumsattel oder zwei Körben verschaffen?«

      »Gewiß, hundert Schritte von hier, im Lager der Schotten.«

      »Gut.«

      »Was soll ich mit dem Pferd machen, General?«

      »Schau.«

      Der Sergent stieg die drei oder vier Stufen vollends herab, welche ihn von Monk trennten, und erschien unter dem Gewölbe.

      »Siehst Du dort, wo jener Herr ist?« sagte Monk.

      »Ja, mein General.«

      »Du siehst jene zwei Tonnen?«

      »Vollkommen.«

      »Es sind zwei Tonnen, von denen die eine Pulver, die andere Kugeln enthält; ich möchte sie gern nach dem kleinen Flecken am User des Flusses schassen lassen, den ich morgen mit zweihundert Musketieren zu besetzen gedenke. Du begreifst, es ist ein geheimer Auftrag, denn diese Bewegung kann über das Gewinnen der Schlacht entscheiden.«

      »Oh! mein General!« murmelte der Sergent.

      »Wohl! laß also diese Tonnen auf dem Pferd festbinden und geleite sie mit zwei Mann bis nach dem Hause dieses Herrn, der mein Freund ist. Doch Du begreifst, Niemand darf es erfahren.«

      »Ich ginge durch das Moor, wenn ich einen Weg kennen würde,« sagte der Sergent.

      »Ich kenne einen,« sprach Athos; »er ist nicht breit, aber sicher, da er auf Grundpfählen angelegt ist, und wenn wir vorsichtig zu Werke gehen, werden wir an Ort und Stelle kommen.«

      »Thut, was dieser Cavalier Euch befiehlt,« sagte Monk.

      »Hoho! die Tonnen sind schwer,« rief der Sergent, der eine aufzuheben suchte.

      »Jede wiegt vierhundert Pfund, wenn sie enthalten, was sie enthalten sollen, nicht wahr, mein Herr?«

      »Ungefähr,« antwortete Athos.

      Der Sergent entfernte sich, um das Pferd und die Leute zu holen. Monk, der allein mit Athos blieb, gab sich absichtlich Mühe, nur über gleichgültige Dinge mit ihm zu sprechen, während er zerstreut im Gewölbe umherschaute. Als er sodann die Tritte der Pferde hörte, sagte er:

      »Ich lasse Euch bei Euren Leuten, mein Herr, und kehre ins Lager zurück. Ihr seid in Sicherheit.«

      »Ich werde Euch also wiedersehen, Mylord?« fragte Athos.

      »Abgemacht, mein Herr, und mit großem Vergnügen.«

      Monk reichte Athos die Hand.

      »Ah! Mylord, wenn Ihr wolltet!« flüsterte Athos.

      »Stille, mein Herr, es ist unter uns verabredet, nicht mehr hiervon zu sprechen,« sagte Monk.

      Und


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