Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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ist seltsam,« dachte Athos, »was für eine sonderbare Stimme hat dieser Fischer!«

      »Feuer, Ihr Leute!« rief der Fischer, »rasch, beeilt Euch!«

      Dann sich an denjenigen wendend, welcher zunächst bei ihm war, sagte er leise:

      »Leuchte Du, Menneville, und sei auf Alles gefaßt.«

      Einer von den Fischern schlug Feuer und zündete mit Hilfe eines Schwefelhölzchens eine Laterne an.

      Sogleich war das Zelt vom Licht überströmt.

      »Seid Ihr bereit, mein Herr?« fragte Monk Athos, der sich abwandte, um sein Gesicht nicht der Helle auszusetzen.

      »Ja, General,« erwiederte er.

      »Ah! der französische Edelmann,« sagte ganz leise der Anführer der Fischer. »Pest! ich habe einen guten Gedanken gehabt, daß ich Dir den Auftrag gegeben, Menneville; er brauchte mich nur zu erkennen! Leuchte, leuchte!«

      Dieses Gespräch wurde im Hintergrunde des Zeltes und so leise geführt, daß Monk nicht eine Sylbe hören konnte. Ueberdies plauderte er mit Athos.

      Menneville machte sich während dieser Zeit bereit, oder er erhielt vielmehr Befehle von seinem Anführer.

      »Nun?« sagte Monk.

      »Hier, mein General,« sprach der Fischer.

      Monk. Athos und der Fischer verließen das Zelt.

      »Es ist unmöglich,« dachte Athos; »welches Hirngespenst machte ich mir da!«

      »Gehe voran, folge der mittleren Chaussee und strecke die Beine aus,« sagte Monk zu dem Fischer.

      Sie waren nicht zwanzig Schritte gegangen, als derselbe Schatten, der im Zelt zu verschwinden geschienen hatte, wieder herauskam, bis zu den Grundpfählen fortkroch und, beschützt durch diese Brüstung, welche in der Gegend der Chaussee angebracht war, neugierig beobachtete, wohin der General ging.

      Alle Drei verschwanden im Nebel. Sie wanderten gegen Newcastle, dessen weiße Steine man schon wie Grabsteine erblickte.

      Nachdem sie einige Secunden unter der Vorhalle Halt gemacht hatten, drangen sie in das Innere. Das Thor war mit Arthieben erbrochen. Ein Posten von vier Mann schlief in voller Sicherheit in einer Vertiefung, so gewiß glaubte man sich, der Angriff könnte nicht von dieser Seite kommen.

      »Diese Leute werden Euch nicht unangenehm sein?« sagte Monk zu Athos.

      »Im Gegentheil, sie werken die Fässer wälzen helfen, wenn es Eure Herrlichkeit erlaubt.«

      »Ihr habt Recht.«

      Obgleich völlig eingeschlafen, erwachte der Posten doch bei den ersten Tritten der nächtlichen Gäste mitten unter dem Grase und den Brombeerstauden, die sich des Thorwegs bemächtigt hatten, Monk sagte das Losungswort und drang, immer die Laterne voran, in das Innere des Klosters. Er kam zuletzt, die geringste Bewegung von Athos überwachend, seinen Dirk ganz entblößt und bereit, ihn dem Edelmann in die Hüfte zu stoßen, bei der ersten verdächtigen Geberde, die er von ihm sehen würde. Doch Athos ging festen, sicheren Schrittes durch die Säle und Höfe.

      Es fand sich keine Thüre, kein Fenster mehr an diesem Gebäude. Die Thüren waren verbrannt worden, einige auf dem Platz, und die Kohlen waren noch durch die Wirkung des Feuers ausgezackt, das ohne Zweifel ohnmächtig, diese durch eiserne Nägel zusammengehaltenen, massigen eichenen Bohlen ganz und gar zu zerstören, von selbst erloschen war. An den Fenstern waren alle Scheiben zerbrochen, und man sah durch die Löcher Nachtvögel entfliehen, welche der Schein der Laterne erschreckte. Zugleich fingen riesige Fledermäuse an, um die zwei Ueberlästigen ihre weiten schweigsamen Kreise zu ziehen, während man in dem Lichte, das an die hohen steinernen Mauern geworfen wurde, ihren Schatten zittern sah. Dieses Schauspiel war beruhigend für Denker. Monk schloß daraus, es befinde sich kein Mensch im Kloster, da die scheuen Thiere noch hier waren und bei seiner Annäherung entflohen.

      Nachdem er die Trümmer überschritten und mehr als eine Epheuranke ausgerissen hatte, die gleichsam als ein Wächter der Einsamkeit dastand, gelangte Athos in das Gewölbe, das unter dem großen Saal lag, dessen Eingang aber in die Kapelle führte. Hier blieb er stehen.

      »Wir sind an Ort und Stelle, General,« sagte er.

      »Hier ist also die Platte?«

      »Ja.«

      »In der That, ich erkenne den Ring, doch dieser Ring ist flach eingelöthet.«

      »Wir brauchen einen Hebel.«

      »Das kann man sich leicht verschaffen.«

      Umherschauend erblickten Monk und Athos eine kleine Esche von drei Zoll im Durchmesser, welche in einer Ecke der Mauer emporgewachsen war und bis zu einem Fenster reichte, das ihre Zweige verblendet hatten.

      »Hast Du ein Messer?« fragte Monk den Fischer.

      »Ja, Herr.«

      »So schneide diesen Baum ab.«

      Der Fischer gehorchte, doch nicht ohne daß sein Messer Scharten bekam.

      Als die Esche abgeschnitten und zu einem Hebel geformt war, drangen die drei Männer in das unterirdische Gewölbe.

      »Bleibe hier stehen,« sagte Monk, dem Fischer einen Winkel des Gewölbes bezeichnend, »wir haben Sprengpulver bei uns, und Deine Laterne wäre gefährlich.«

      Der Mann wich mit einem gewissen Schrecken zurück und blieb pünktlich an dem Posten, den man ihn angewiesen hatte, während Monk und Athos sich um eine Säule wandten, an deren Fuß ein Mondstrahl gerade auf den Stein fiel, welchen zu suchen der Graf de la Fère von so fern her gekommen war.

      »Hier ist es,« sagte Athos, auf die lateinische Inschrift deutend.

      »Ja,« sprach Monk.

      Dann, da er dem Franzosen noch ein Mittel, auszuweichen, bieten wollte, fügte er bei:

      »Bemerkt Ihr nicht, daß man schon in diesen Keller gedrungen, ist und daß mehrere Statuen zerbrochen sind?«

      »Mylord, Ihr habt ohne Zweifel sagen hören, die religiöse Ehrfurcht Eurer Schottländer gebe gern zur Bewachung den Statuen der Todten die kostbaren Gegenstände, die sie im Leben besessen. So mußten die Soldaten glauben, unter dem Fußgestell der Statuen, welche die Mehrzahl dieser Gräber schmückten, wäre ein Schatz vergraben. Deshalb haben sie Fußgestell und Statue zerbrochen; doch das Grab des ehrwürdigen Stiftsherrn, mit dem wir es zu thun s haben, zeichnet sich nicht durch ein Denkmal aus. Es ist einfach und wurde beschützt durch die abergläubische Furcht, welche Eure Puritaner stets vor einem Kirchenraube gehabt haben; nicht ein Stückchen von dem Mauerwerk dieses Grabes ist zerbröckelt worden.«

      »Das ist wahr,« sagte Monk., Athos nahm den Hebel.

      »Soll ich Euch helfen?« fragte Monk.

      »Ich danke, Mylord. Eure Herrlichkeit soll nicht die Hand an ein Werk legen, dessen Verantwortlichkeit sie vielleicht nicht gern übernähme, wenn sie die wahrscheinlichen Folgen davon kennen würde.«

      Monk schaute empor.

      »Was wollt Ihr damit sagen?« fragte er.

      »Ich will damit sagen . . . Doch dieser Mensch . . . «

      »Wartet . . . ich begreife, was Ihr befürchtet, und will es Euch beweisen.«

      Monk wandte sich gegen den Fischer um, dessen! Silhouette man durch die Laterne beleuchtet erblickte, und rief ihm in befehlendem Ton zu:

      »Come here, friend!«

      Der Fischer rührte sich nicht.

      »Es ist gut,« fuhr er fort, »er versteht das Englische nicht. Sprecht also Englisch mit mir, wenn es Euch beliebt, mein Herr.«

      »Mylord,« erwiederte Athos, »oft sah ich, daß Menschen unter gewissen Umständen die Selbstbeherrschung, besaßen, auf eine Frage nicht zu antworten, die man in einer Sprache, welche sie verstanden, an sie richtete. Der Fischer ist vielleicht gelehrter, als wir glauben. Wollt also die Güte haben, ihn wegzuschicken, Mylord.«

      »Offenbar wünscht


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