Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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Er sprang auf einen Felsen, von wo er das Meer überschauen konnte, und sah nichts; er war allein, ganz allein mit diesen unberechenbaren, unerhörten, fabelhaften Reichtümern, welche ihm gehörten. Nur, wachte er oder träumte er? War es ein flüchtiger Traum oder umfaßte er Leib an Leib die Wirklichkeit?

      Er mußte sein Gold wiedersehen, und dennoch fühlte er, daß er in dieser Minute nicht die Kraft hatte, seinen Anblick zu ertragen. Er drückte einen Augenblick beide Hände an den Kopf, als wollte er die Vernunft zu entfliehen verhindern: dann stürzte er durch die Insel ohne einer bestimmten Richtung zu folgen, scheuchte die wilden Ziegen auf und erschreckte die Seevögel durch sein Geschrei und seine heftigen Gebärden. Endlich kehrte er noch zweifelnd auf einem Umwege zurück, eilte von der ersten Grotte in die zweite und befand sich wieder im Angesicht der ungeheuren Gold- und Diamantenmine. Diesmal fiel er auf die Knie, preßte seine Hände krampfhaft an sein springendes Herz und murmelte ein für Gott allein verständliches Gebet. Bald fühlte er sich ruhiger und folglich auch glücklicher, denn zu dieser Stunde erst fing er an, an sein Glück zu glauben.

      Er begann sein Vermögen zu zählen; er fand tausend Goldstangen, jede von zwei bis drei Pfund, dann häufte er fünfundzwanzig tausend Goldthaler auf, von denen jeder achtzig Franken unserer gegenwärtigen Münze wert sein mochte, insgesamt mit dem Bildniß von Papst Alexander Vl. und seinen Vorgängern, und er bemerkte, daß das Fach nur halb leer war: endlich maß er zehnmal die Weite seiner beiden Hände in Perlen, in Edelsteinen, in Diamanten, von denen viele, von den besten Goldschmieden der Zeit gefaßt, einen merkwürdigen Wert durch die Arbeit boten, abgesehen von ihrem inneren Werte.

      Dantes sah den Tag sich neigen und allmälig erlöschen. Er befürchtete, überrascht zu werden, wenn er in der Höhle bliebe, und ging seine Flinte in der Hand hinaus. Ein Stück Zwieback und einige Schlucke Wein waren sein Abendbrot. Dann setzte er den Stein wieder an seine Stelle, legte sich darauf und schlief, mit seinem Leibe den Eingang der Höhle bedeckend, nur wenige Stunden. Diese Nacht war eine von den köstlichen und schrecklichen, wie sie der junge Mann mit den niederschmetternden Erschütterungen schon zwei oder dreimal in seinem Leben erfahren hatte.

       Zweites Kapitel.

      Der Unbekannte

      Der Tag erschien: Dantes erwartete ihn längst mit offenen Augen. Bei seinen ersten Strahlen erhob er sich und stieg, wie am Tage vorher, auf den höchsten Felsen der Insel, um die Gegend zu erforschen, Es war Alles öde, wie am Tage vorher.

      Edmond stieg wieder hinab, hob den Stein weg, füllte seine Taschen mit Edelsteinen, brachte, so gut er konnte, die Bretter und Beschläge der Kiste wieder an ihre Stelle, bedeckte sie mit Erde, stampfte diese Erde ein, warf Sand darauf, um die frisch umgewühlte Stelle dem übrigen Boden gleich zu machen, trat aus der Grotte hervor, legte die Platte wieder auf, häufte auf die Platte Steine von verschiedener Größe, stopfte Erde in die Zwischenräume, pflanzte in diese Myrten und Heidekraut, besprengte die neuen Pflanzungen, damit sie alt aussehen möchten, verwischte die Spuren seiner um diese Stelle her sichtbaren Tritte, und erwartete mit Ungeduld die Rückkehr seiner Gefährten. Es handelte sich nun in der Tat nicht mehr darum, seine Zeit mit Beschauung dieses Geldes und dieser Diamanten hinzubringen und, wie ein unnütze Schätze hütender Drache, an der Insel Monte Christo zu verweilen, er mußte in das Leben, unter die Menschen zurückkehren, und in der Gesellschaft den Rang, den Einfluß, die Gewalt erlangen, welche in der Welt der Reichtum, die erste und größte der Kräfte verleihen, worüber das menschliche Geschöpf zu verfügen hat.

      Am sechsten Tage kehrten die Schmuggler zurück. Dantes erkannte von Ferne den Gang und die Haltung der jungen Amalie, er schleppte sich zum Hafen wie der verwundete Philoctet, und als seine Gefährten landeten, verkündigte er ihnen, während er sich noch beklagte, eine merkliche Besserung, dann hörte er seinerseits die Erzählung der Abenteurer. Das Unternehmen war ihnen allerdings gelungen; kaum aber hatten sie ihre Ladung niedergelegt als man sie durch Zeichen darauf aufmerksam machte, daß eine zur Bewachung in Toulon liegende Brigg den Hafen verlassen hatte und in ihrer Richtung steuerte; sie flüchteten sich sodann so hurtig. als sie vermochten, wobei sie nur bedauertem das Dantes, der dem Schiffe so große Schnelligkeit zu verleihen wußte, nicht da war, um dasselbe zu lenken. Bald erblickten sie auch wirklich das Jagdschiff, aber mit Hilfe der Nacht und Capo Corso umsegelnd entgingen sie ihm. Die Fahrt war im Ganzen nicht schlecht gewesen, und Alle, Jacopo besonders, beklagten es, daß Dantes dieselbe nicht mitgemacht hatte, um seinen auf fünfzig Piaster sich belaufenden Anteil an dem Nutzen zu bekommen, den sie eingetragen hatte.

      Edmond blieb unerforschlich, er lächelte nicht einmal bei der Aufzählung der Vorteile, die ihm zugeflossen wären, wenn er die Insel hätte verlassen können, und da die junge Amalie nur nach Monte Christo gekommen war, um ihn abzuholen so schiffte er sich ein und folgte dem Patron nach Livorno. In Livorno ging er zu einem Juden und verkaufte für fünf und zwanzigtausend Franken das Stück vier von seinen kleinsten Diamanten. Der Jude hätte sich erkundigen können, wie sich ein Fischer im Besitz von solchen Gegenständen fände, aber er hütete sich wohl. denn er gewann mehre tausend Franken auf jedem. Am andern Tage kaufte er eine ganz neue Barke, die er Jacopo schenkte, welchem er außerdem noch hundert Piaster gab, damit er sich Leute anwerben könnte, Alles unter der Bedingung. Daß Jacopo nach Marseille ginge und dort Erkundigungen über einen Greis Namens Louis Dantes, welcher in den Allées de Meillan wohnte, und über ein Mädchen in dem Dorfe der Catalonier Namens Mercedes Erkundigung einzöge.

      Jacopo glaubte, er träume. Edmond erzählte ihm, er sei aus Eigensinn, und weil ihm seine Familie das Geld zu seinem Unterhalt verweigert, Seemann geworden, aber bei seiner Ankunft in Livorno habe er die Verlassenschaft eines Oheims empfangen, der ihn zu seinem alleinigen Erben eingesetzt. Die höhere Erziehung von Dantes verlieh dieser Erzählung solche Wahrscheinlichkeit, daß Jacopo seine Angabe nicht einen Augenblick in Zweifel zog. Anderer Seits war die Dienstzeit von Edmond an Bord der schönen Amalie abgelaufen, und er verabschiedete sich von dem alten Seemann, der ihn Anfangs zurückzuhalten suchte, als er aber wie Jacopo die Geschichte von der Erbschaft erfuhr, auf die Hoffnung, den Entschluß seinen ehemaligen Matrosen zu besiegen, Verzicht leistete.

      Am andern Morgen ging Jacopo nach Marseille unter Segel, er sollte Edmond auf Monte Christo wiederfinden. An demselben Tage reiste Dantes ab, ohne zu sagen, wohin er ging: von der Mannschaft der jungen Arnalie nahm er mit einem glänzenden Geschenk Abschied, und von dem Patron mit dem Versprechen, ihm eines Tage Nachricht von sich zu geben. Dantes reiste nach Genua.«

      In dem Augenblick wo er ankam, versuchte man eine kleine Yacht die ein Engländer bestellt hatte, der als er hörte, die Genueser waren die besten Schiffsbauer des mittelländischen Meeres, eine in Genua erbaute Yacht haben wollte. Der Engländer hatte den Preis zu vierzigtausend Franken festgestellt; Dantes bot sechzigtausend unter der Bedingung, daß ihm das Schiff noch an demselben Tage übergeben würde. Der Engländer hatte eine Reise nach der Schweiz unternommen, bis sein Schiff vollendet wäre, und sollte erst in drei Wochen oder einem Monat zurückkommen; der Schiffsbauer dachte, er hätte Zeit, ein anderes auf den Stapel zu bringen. Dantes führte den Schiffsbauer zu einem Juden, ging mit diesem in einen Hinterladen, und der Jude zahlte dem Schiffsbauer sechzigtausend Franken aus. Der Schiffsbauer bot Dantes seine Dienste an, um ihm eine Mannschaft anzuwerben, aber Dantes dankte und erwiderte, es sei seine Gewohnheit, allein zu schiffen, er wünschte nur, daß man in der Kajüte, oben am Bette, einen Geheimschrank anbrächte, in welchem sich drei ebenfalls geheime Fächer fänden; Dantes gab das Maß zu den drei Fächern, welche am andern Tage ausgeführt wurden.

      Zwei Stunden nachher verließ Dantes den Hafen, begleitet von den Blicken einer Menge von Neugierigen, welche den spanischen Herrn sehen wollten, dessen Gewohnheit es war, allein zu schiffen. Dantes ging vortrefflich zu Werke: mit Hilfe des Steuerruders, das er nicht zu verlassen nötig hatte, ließ er sein Schiff alle Evolutionen machen, die er haben wollte; man hätte es für ein vernünftiges Wesen halten sollen, das bereit wäre, dem geringsten Impuls, den man ihm verlieh, zu gehorchen, und Dantes gab in seinem Innern zu, daß die Genueser den Ruf der ersten Schiffsbauer der Welt verdienten. Die Neugierigen folgten dem kleinen Schiffe mit den Augen, bis sie es aus dem Gesichte verloren, und dann erhoben sich Debatten, wohin es ginge; die Einen sprachen für Corsica, die Andern für die Insel Elba; Diese boten eine Wette an, es ginge nach Spanien, Jene behaupteten, es führe nach Africa;


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