Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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Monte Christo, wohin Dantes ging. Er kam daselbst gegen das Ende des zweiten Tages an. Das Schiff war ein vortrefflicher Segler und hatte die Entfernung in fünf und dreißig Stunden durchlaufen, Dantes hatte sich die Lage der Küste sehr gut gemerkt.und statt in dem gewöhnlichen Hafen zu landen, warf er in dem kleinen Krek Anker. Die Insel war öde, Niemand schien gelandet zu haben, seit Dantes abgereist war. Er besuchte seinen Schatz; Alles war in dem Zustand, wie er es verlassen hatte.

      Am andern Abend war das ungeheure Vermögen an Bord der Yacht gebracht und in den drei Fächern des Geheimschrankes eingeschlossen. Dantes wartete noch acht Tage; während dieser acht Tage ließ er seine Yacht um die Insel manoeuvriren und studierte sie, wie der Stallmeister ein Pferd studiert. Nach Ablauf dieser Zeit kannte er alle ihre guten Eigenschaften und alle ihre Mängel. Dantes nahm sich vor die einen zu vermehren, und die anderen zu verbessern. Am achten Tage sah Dantes ein kleines Schiff, das mit vollen Segeln auf die Insel zusteuerte; er erkannte die Barke von Jacopo, machte ein Signal, das dieser erwiderte, und zwei Stunden nachher lag die Barke neben der Yacht. Den zwei Fragen von Edmond wurde eine traurige Antwort zu Teil: der alte Dantes war tot; Mercedes war verschwunden.

      Edmond vernahm diese Nachrichten mit ruhigem Gesichte, aber er stieg an das Land, wobei er Jedermann verbot, ihm zu folgen. Nach zwei Stunden kam er zurück; zwei Mann von der Barke von Jacopo gingen auf seine Yacht über, um ihn beim Manoeuvriren zu unterstützen, und er gab den Befehl, nach Marseille zu segeln. Den Tod seines Vaters hatte er vorhergesehen; aber was war aus Mercedes geworden?

      Ohne sein Geheimnis bekannt werden zu lassen, konnte Edmond einem Agenten keine genügende Instructionen geben; überdies wollte er noch andere Erkundigungen einziehen, wobei er sich nur auf sich selbst verließ. Sein Spiegel hatte ihn in Livorno belehrt, daß er nicht Gefahr lief, erkannt zu werden; auch standen ihm alle Mittel, sich zu verkleiden zu Gebot. Eines Morgens lief also die Yacht, gefolgt von der kleinen Barke, kühn in den Hafen von Marseille ein und legte sich gerade vor der Stelle vor Anker, wo man ihn an jenem Abend unseligen Andenkens nach dem Castell If eingeschifft hatte.

      Nicht ohne ein gewisses Beben sah Dantes in dem Sanitätskahne einen Gendarme auf sich zukommen. Doch mit der vollkommenen Sicherheit, die er erlangt hatte, reichte er demselben einen von ihm in Livorno erkauften englischen Paß, und mittelst dieses fremden Ausweises, der in Frankreich viel mehr geachtet wird als der französische, stieg er ohne Schwierigkeit an das Land. Das Erste, was Dantes erblickte, als er den Fuß auf die Cannebière setzte, war einer von den ehemaligen Matrosen des Pharaon. Dieser Mensch hatte unter ihm gedient und gereichte nun zum Mittel, Edmond über die Veränderungen zu beruhigen, die an ihm vorgegangen waren. Er schritt gerade auf denselben zu und machte mehre Fragen an ihn, welche der Matrose beantwortete, ohne nur entfernt durch seine Worte oder sein Gesicht vermuten zu lassen, daß er denjenigen, welcher mit ihm sprach, je gesehen zu haben sich erinnerte. Dantes gab dem Makrosen ein Stück Geld, um ihm für seine Auskunft zu danken, einen Augenblick nachher hörte er, daß ihm der brave Mann nachlief. Dantes wandte sich um.

      »Verzeihen Sie, mein Herr,« sagte der Matrose, »Sie haben sich ohne Zweifel getäuscht; Sie wollten mir ein Zweifrankenstück geben und gaben mir einen doppelten Napoleon.«

      »Ich habe mich allerdings getäuscht,« erwiderte Dantes, »du aber Deine Ehrlichkeit eine Belohnung verdient, so bitte ich diesen zweiten hier anzunehmen und mit Deinen Kameraden auf meine Gesundheit zu trinken.«

      Der Matrose war so geblendet durch dieses Geschenk, daß er nicht einmal daran dachte, dem Geber zu danken; er schaute ihm nur nach, als er sich entfernte, und sagte:

      »Das muß ein Nabob sein, der aus Indien kommt.«

      Dantes setzte seinen Weg fort: jeder Schritt, den er that, brachte eine neue Erschütterung in seinem Herzen hervor; alle Erinnerungen aus seiner Kindheit, unvertilgbare Erinnerungen, ewig seinem Geiste gegenwärtig, erhoben sich in jedem Winkel eines Platzes, an jeder Ecke einer Straße, an jedem Weichsteine eines Gäßchens. Als er an das Ende der Rue de Noailles gelangte und die Allées de Meillan erblickte, fühlte er, wie seine Knie sich bogen, und er wäre bald unter die Räder eines Wagens gefallen. Endlich kam er zu dem Hause, das sein Vater bewohnt hatte. Die Osterluzeien und die Capuciner waren von der Mansarde verschwunden, wo sie die Hand des guten Mannes mit so viel Sorgfalt aufgezogen hatte. Dantes lehnte sich an einen Baum und schaute einen Augenblick nachdenkend den letzten Stock dieses armseligen Häuschens an; endlich ging er auf die Thüre zu, überschritt die Schwelle, fragte, ob keine Wohnung frei wäre, und drang, obgleich das Haus besetzt war, so lange in den Concierge, bis dieser hinaufstieg und die Personen, welche den obersten Stock bewohnten, im Namen eines Fremden um die Erlaubnis bat, ihre zwei Zimmer sehen zu dürfen.

      Die Personen, welche den kleinen Raum bewohnten, waren ein junger Mann und eine junge Frau, die sich erst acht Tage vorher geheiratet hatten. Als Dantes diese jungen Leute sah, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Nichts erinnerte ihn indessen an die Wohnung seines Vaters: es war nicht mehr dieselbe Tapete; alle die alten Geräthschaften, diese Freunde der Kindheit von Edmond, seiner Erinnerung in allen ihren Einzelheiten gegenwärtig, waren verschwunden. Nur die Wände waren dieselben. Dantes kehrte sich nach dem Bette um; es stand an derselben Stelle wie das des früheren Miethsmannes; die Augen von Dantes befeuchteten sieh unwillkürlich mit Tränen: auf diesem Platze mußte der Greis, den Namen seines Sohnes im Munde, gestorben sein. Die zwei jungen Leute schauten voll Erstaunen den Mann mit der ernsten Stirne an, über dessen Wangen zwei große Tränen floßen, ohne daß sich sein Gesicht nur im Geringsten veränderte. Aber da jeder Schmerz sein Heiligtum in sich trägt, so machten die jungen Leute keine Frage an den Unbekannten; sie zogen sich nur etwas zurück, um ihn ungestört weinen zu lassen, und da er sich entfernte, begleiteten sie ihn und sagten ihm, er könnte wiederkommen, wann er wollte, und ihr armes Haus würde ihn jeder Zeit gastfreundlich aufnehmen. Als er am unteren Stocke vorbeikam, blieb er vor einer Thüre stehen und fragte. ob der Schneider Caderousse immer noch hier wohne, der Concierge antwortete ihm jedoch, der Mann, von dem er spreche, habe schlechte Geschäfte gemacht und führe gegenwärtig die Gastwirthschaft zum Pont du Gard zwischen Bellegarde und Beaucaire.

      Dantes ging hinab, fragte nach der Adresse des Eigenthümers des Hauses der Allées de Meillan, begab sich zu ihm, ließ sich als Lord Wilmore melden (dies waren der Name und der Titel auf seinem Passe) und kaufte ihm das Häuschen für die Summe von fünfundzwanzig tausend Franken ab, was wenigstens zehntausend Franken mehr war, als es wert sein mochte, Aber Dantes würde eine halbe Million bezahlt haben, wenn man so viel dafür gefordert hätte.

      Au demselben Tage wurden die jungen Leute des fünften Stockes durch den Notar, der den Vertrag gemacht hatte, benachrichtigt, daß ihnen der neue Eigenthümer eine Wohnung im ganzen Hause nach ihrer Wahl überlasse, ohne auf irgend eine Weise ihren Miethzins zu erhöhen, unter der Bedingung, daß sie ihm die zwei Zimmer, welche sie bewohnten, abträten. Dieses seltsame Ereignis beschäftigte acht Tage lang alle Bewohner der Allées de Meillan und gab zu tausend Vermutungen Anlaß, von denen keine der Wahrheit entsprach. Was aber jedes Gehirn in Aufruhr brachte und jeden Geist in Unruhe versetzte, das war der Umstand, daß man denselben Mann, den man hatte in das Haus der Allées de Meillan gehen sehen, nun in dem Dorfe der Catalonier umherwandeln und in ein armseliges Fischerhäuschen eintreten sah, wo er mehr als eine Stande blieb, um Erkundigungen über verschiedene Personen einzuziehen, welche tot oder seit fünfzehn bis sechzehn Jahren verschwunden waren.

      Am andern Tage bekamen die Leute, bei denen er eingetreten war, um alle diese Fragen zu machen, zum Geschenk eine ganz neue catalonische Barke, welche mit zwei Schleppnetzen und Allem, was man sonst bedarf, ausgerüstet war. Die braven Leute hätten gern dem großmütigen Frager gedankt, doch man hatte ihn, als er sie verließ, nachdem er einem Maltesen einige Befehle gegeben, zu Pferde steigen und aus Marseille durch die Porte d'Air wegreiten sehen.

       Drittes Kapitel.

      Das Wirthshaus zum Pont du Gard

      Diejenigen, welche wie ich, den Süden von Frankreich zu Fuß durchwandert haben, konnten zwischen Bellegarde und Beaucaire, ungefähr halbwegs von dem Dorfe zur Stadt, aber dennoch näher bei Beaucaire, als bei Bellegarde, ein kleinen Wirthshause wahrnehmen, woran auf einer Platte von Eisenblech, welche bei dem geringsten Winde schauerlich ächzt, eine groteske Darstellung des Pont du Gard hängt. Dieses kleine Wirthshaus liegt, wenn man sich


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