Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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meiner Treue, in jedem Fall,« sagte Caderousse, welcher trank, während er sprach, und auf den der sprudelnde Wein von Lamalgue seine Wirkung zu machen anfing, »in jedem Fall ist Fernand nicht der Einzige, den die glückliche Ankunft von Dantes ärgert! Nicht wahr Danglars?«

      »Nein, Du sprichst die Wahrheit, und ich glaube beinahe behaupten zu können, daß ihm dies Unglück bringen wird.«

      »Doch gleichviel,« versetzte Caderousse, goß Fernand ein Glas Wein ein und füllte zum achten oder zehnten Male sein eigenes Glas, während Danglars nur an dem seinigen genippt hatte; »gleichviel, mittlerweile heiratet er Mercedes, die schöne Mercedes, er kommt wenigstens deshalb zurück.«

      Während dieser Zeit betrachtete Danglars mit einem durchdringenden Blick den jungen Mann, auf dessen Herz die Worte von Caderousse wie geschmolzenes Blei fielen.

      »Und wann soll die Hochzeit sein?« fragte er.

      »Oh! sie ist noch nicht gemacht,« murmelte Fernand.

      »Nein, aber sie wird sich machen,« entgegnete Caderousse, »so gewiss, als Dantes Kapitän des Pharaon sein wird; nicht wahr, Danglars?«

      Danglars bebte bei diesem unerwarteten Stiche und wandte sich gegen Caderousse um, dessen Gesicht er ebenfalls studierte, um zu sehen, ob ihm der Stich mit Vorbedacht versetzt worden wäre. Aber er sah nichts, als den Neid auf dem durch die Trunkenheit bereits albernen Gesichte.

      »Nun wohl,« sprach er, die Gläser wieder füllend, »trinken wir also auf die Gesundheit des Kapitän Edmond Dantes, des Gatten der schönen Catalonierin!l«

      Caderousse setzte mit einer schweren Hand sein Glas an den Mund und leerte es auf einen Zug Fernand, nahm das seinige und schleuderte es auf die Erde.

      »He, he, he!« rief Caderousse, »was erblicke ich da oben auf dem Hügel in der Richtung der Catalonier! Sieh doch, Fernand! Du hast ein besseres Gesicht als ich. Ich glaube, ich fange an doppelt zu sehen, und Du weißt, der Wein ist ein Verräter. Man sollte glauben, es wären zwei Liebende, welche Hand in Hand neben einander gingen. Gott vergebe mir! sie vermuten nicht, daß wir sie sehen, und umarmen sich sogar.«

      Danglars verlor keine von den schmerzlichen Bewegungen von Fernand, dessen Gesicht sich augenscheinlich entstellte.

      »Kennen Sie diese Leute, Herr Fernand?« sagte er.

      »Ja,« antwortete dieser mit dumpfer Stimme; »es ist Herr Edmond und Mademoiselle Mercedes.«

      »Ah, seht Ihr,« sprach Caderousse, »und ich erkannte sie nicht einmal! Oho, Dantes! oho schönes Mädchen! kommt ein wenig hierher und sagt uns wann die Hochzeit sein wird; denn Herr Fernand weigert sich hartnäckig, es uns zu sagen.«

      »Willst Du wohl schweigen.« sprach Danglars, der sich den Anschein gab, als wollte er Caderousse zurückhalten, welcher sich mit der Halsstarrigkeit der Trunkenen aus der Laube hervorneigte. »Suche dich aufrecht zu halten und laß die Verliebten sich ruhig lieben. Sieh, schau’ Herr Fernand an und nimm ein Beispiel an ihm: er ist vernünftig.«

      Vielleicht war Fernand auf das Äußerste gebracht, von Danglars aufgestachelt wie der Stier durch die Bandilleros, im Begriff hinauszustürzen, denn er hatte sich bereits erhoben und schien sich auf sich selbst zusammenzudrängen, um seinem Nebenbuhler entgegen zu springen; aber lachend und mutig erhob Mercedes ihr schönes Haupt und ließ ihren klaren Blick strahlen. Da erinnerte sich Fernand ihrer Drohung, zu sterben, wenn Edmond sterben würde, und fiel völlig entmutigt auf seinen Stuhl zurück.

      Danglars schaute abwechselnd die zwei Männer an: der Eine schien verdumpft durch die Trunkenheit, der Andere bewältigt durch die Liebe.

      »Ist werde aus diesen zwei Einfaltspinseln keinen Nutzen ziehen und fürchte sehr, hier zwischen einem Trunkenbold und einem Feigen zu sitzen, Da ist ein Eifersüchtiger, der sich im Weine berauscht, statt daß er sich mit Galle besaufen sollte. Hier ist ein Dummkopf, dem man seine Geliebte unter der Nase weggeschnappt hat, und der sich begnügt zu weinen und zu klagen, wie ein Kind. Und das hat doch flammende Augen, wie die Spanier, wie die Italiener und die Calabresen, die sich so schön rächen; das hat Fäuste, um einem Ochsen den Schädel so sicher zu zerschmettern, als es die Keule eines Schlächters tun wurde. Das Geschick von Edmond trägt entschieden den Sieg davon: er heiratet das schöne Mädchen, er wird Kapitän und spottet unserer, wenn nicht« . . . ein düsteres Lächeln trat auf die Lippen von Danglars . . . »wenn ich mich nicht darein mische,« fügte er bei.

      »Holla,« schrie Caderousse, halb aufgestanden und mit den Fäusten auf den Tisch gestützt, »holla Edmond! siehst Du die Freunde nicht oder bist Du bereits zu stolz, um mit ihnen zu sprechen?«

      »Nein, mein lieber Caderousse,« antwortete Dantes, »ich bin nicht zu stolz, ich bin glücklich, und das Glück blendet, glaube ich, noch mehr als der Stolz.«

      »Das lasse ich mir gefallen; das ist eine Erklärung,« sprach Caderousse. »Ei, guten Morgen, Madame Dantes.«

      Mercedes grüßte ernst und erwiderte:

      »Das ist noch nicht mein Name, und in meinem Lande bringt es wie man sagt, Unglück; die Mädchen mit dem Namen ihres Bräutigams zu nennen, ehe dieser ihr Gatte geworden ist; ich bitte Sie also, nennen Sie mich Mercedes.«

      »Man muß ihm verzeihen, diesem guten Caderousse,« sprach Dantes.

      »Die Hochzeit soll also ungesäumt stattfinden, Herr Dantes?« fragte Danglars und begrüßte die zwei jungen Leute.

      »So bald als möglich, Herr Danglars. Heute die Verträge bei dem Papa Dantes, und morgen, oder spätestens übermorgen das Hochzeitsmahl hier in der Reserve. Die Freunde werden sich hoffentlich dabei einfinden; das heißt, Sie sind eingeladen, Herr Danglars, und Du bist ebenfalls eingeladen, Caderousse.«

      »Und Fernand?« versetzte Caderousse mit einem ekelhaften Gelächter; »Fernand auch?«

      »Der Bruder meiner Frau ist mein Bruder, und wir könnten es nur mit tiefem Bedauern sehen, . . Mercedes und ich, . . wenn er sich in einem solchen Augenblicke von uns entfernen würde.«

      Fernand öffnete den Mund, um zu antworten; aber, seine Stimme erlosch in seiner Kehle, und er vermochte nicht ein Wort zu artikulieren.

      »Heute der Vertrag, morgen oder übermorgen die Hochzeit! Teufel, Sie sind sehr eilig; Kapitän!«

      »Danglars,« entgegnete Edmond lachend! »ich sage Ihnen, wie Mercedes vorhin zu Caderousse gesagt hat: geben Sie mir nicht den Titel, der mir noch nicht gebührt, das würde mir Unglück bringen.«

      »Ich bitte um Vergebung,« antwortete Danglars; »ich sagte ganz einfach, Sie schienen sehr eilig zu sein. Was Teufels! wir haben Zeit: der Pharaon wird nicht vor drei Monaten in See gehen.«

      »Man hat stets Eile glücklich zu sein, Herr Danglars, denn wenn man lange gelitten hat, fürchtet man sich, an das Glück zu glauben. Es ist jedoch nicht die Selbstsucht, die mich handeln läßt: ich muß nach Paris reisen.«

      »Ah, wirklich! nach Paris, und Sie kommen zum ersten Male dahin, Dantes?«

      »Ja.«

      »Sie haben Geschäft dort?«

      »Nicht für meine Rechnung; es ist ein letzter Auftrag von unserem armen Kapitän Leclère, den ich zu erfüllen habe. Sie begreifen; Danglars, das ist heilig. Seien Sie übrigens unbesorgt, ich werde mir nur so viel Zeit nehmen, als ich zur Hin- und Herreise brauche.«

      »Ja, Ja, ich verstehe,« sagte Danglars laut.

      Dann fügte er leise bei:

      »Nach Paris, ohne Zweifel, um den Brief, den ihm der Großmarschall gegeben hat, an seine Adresse abzuliefern. Bei Gott, dieser Brief bringt mich auf einen Gedanken, auf einen vortrefflichen Gedanken. Ha, Dantes, mein Freund! Du bist in dem Register des Pharaon noch nicht in Numero 1 eingetragen.«

      Dann gegen Edmond gekehrt, der sich bereits entfernte, rief er diesem zu:

      »Glückliche Reise!«

      »Ich danke,« antwortete Edmond, drehte den Kopf um und begleitete diese Bewegung mit einer freundschaftlichen Gebärde.

      Hierauf setzten


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