Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма


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Ich vermag es nicht zu errathen und doch möchte ich es wissen. Emanuel, der Mann weigerte sich auf meine Fragen zu antworten; nimm ihn mit in dein Zelt, verhöre Du ihn und mache mit ihm was Dir gefällt, ich überlasse ihn Dir. Aber sprechen muß er, verstehst Du? Je mächtiger und näher der Feind mir ist, umso wichtiger ist es, ihn zu kennen.«

      Nach einer kurzen Pause richtete er seinen Blick auf Emanuel Philibert, welcher nachdenklich zur Erde blickte.

      »Und,« sagte er, »dein Vetter Philipp II. ist in Brüssel angekommen.«

      Der Uebergang war so plötzlich, daß Emanuel erschrak. Er blickte auf und sein Blick begegnete dem des Kaisers.

      Diesmal schauderte er.

      »Nun?« fragte er.

      »Nun,« entgegnete Carl V., »ich werde mich freuen, meinen Sohn wieder zu sehen. Könnte man nicht sagen, er errathe, daß der Augenblick günstig und die Stunde gekommen sey, mir zu folgen? Aber ehe ich ihn wiedersehe, Emanuel, empfehle ich Dir meinen Mörder.«

      »Nach einer Stunde,« antwortete Emanuel, »wird Ew. Majestät alles wissen, was Ihr zu wissen wünscht.«

      Emanuel Philibert verbeugte sich vor dem Kaiser, der ihm die Hand reichte und entfernte sich mit der Ueberzeugung, daß das, wovon Carl V. nur flüchtig zuletzt gesprochen hatte, von allen Ereignissen des Tages das wichtigste sey.

       XI.

      Odoardo Maraviglia

      Im Fortgehen warf Emanuel Philibert noch einen Blick auf den Gefangenen und dieser Blick bestärkte ihn in seinem ersten Gedanken, nemlich, daß er einen Adeligen vor sich habe.

      Er winkte einen der vier wachhaltenden Soldaten zu sich.

      »Freund,« sagte er, »auf Befehl des Kaisers wirst Du nach fünf Minuten den Gefangenen in mein Zelt bringen.«

      Emanuel hätte nicht nöthig gehabt den Namen des Kaisers anzurufen; man wußte, daß dieser alle Macht auf ihn übertragen hatte, und die Soldaten, die ihn liebten, gehorchten ihm, wie sie dem Kaiser selbst gehorcht haben würden.

      »Euer Befehl wird vollzogen werden,« antwortete der Mann.

      Der Herzog setzte seinen Weg fort nach seinem Zelte.

      Dies war nicht wie das des Kaisers prächtig und in vier Gemächer abgetheilt, sondern ein Soldatenzelt, durch Leinwand in zwei Hälften geschieden.

      Scianca-Ferro saß vor dem Eingange.

      »Bleibe wo Du bist,« sagte Emanuel zu ihm, »aber nimm irgend eine Waffe zur Hand.«

      »Warum?« fragte Scianca-Ferro.

      »Man wird einen Menschen hierher bringen, welcher den Kaiser zu ermorden versuchte. Ich gedenke ihn unter vier Augen zu verhören; sieh ihn an, wenn er eintritt und wenn er das Wort bricht, das er mir vielleicht gibt, und zu entfliehen versucht, so halte ihn fest, aber lebendig, hörst Du? Es ist von Wichtigkeit, daß er am Leben bleibe.«

      »Dann brauche ich keine Waffen und meine Arme genügen.«

      »Wie Du willst. Du kennst die Sache.«

      » Sey unbesorgt,« antwortete Scianca-Ferro.

      Er nannte den Milchbruder noch immer Du oder dieser hatte vielmehr in Erinnerung an die Jugendzeit verlangt, daß ihn Scianca-Ferro Du nenne wie sonst.

      Der Fürst trat in sein Zelt und fand da Leone oder vielmehr Leona, die auf ihn wartete.

      Da er allein eintrat und die Zeltthür hinter ihm zurücksank, kam Leona ihm mit offenen Armen entgegen.

      »Da bist Du endlich! Ach, welchen schrecklichen Anblick hatten wir! Du hattest wohl Recht als Du sagtest, man hätte mich nach meiner Angst und meiner Blässe für ein Mädchen halten können.«

      »Leona, solche Auftritte kommen in dem Leben eines Soldaten oft vor, und Du solltest nun daran gewöhnt seyn. Siehe Scianca-Ferro an,« setzte er lächelnd hinzu, »und nimm Dir an ihm ein Beispiel.«

      »Wie Du das sagst, und lächelnd, Emanuel! Scianca-Ferro ist ein Mann und liebt Dich wie ein Mann einen anderen lieben kann, ich weiß es wohl; ich aber Emanuel, ich liebe Dich, wie ich es nicht sagen kann, wie etwas, ohne was man nicht leben kann, wie die Blume den Thau, wie der Vogel den Wald, wie die Morgenröthe die Sonne. Mit Dir bin ich, lebe ich, liebe ich; ohne Dich bin ich nicht mehr.«

      »Du Liebe,« antwortete Emanuel, »ja, ich weiß es, Du bist die Anmuth, die Hingebung und die Liebe; ich weiß, daß Du neben mir gehest, aber eigentlich in mir lebst, und deshalb habe ich vor Dir keine Geheimnisse.«

      »Warum sagst Du das?«

      »Weil man einen Mann hierher bringen wird, weil dieser Mann ein großer Verbrecher ist, den ich verhören will und weil er vielleicht wichtige Angaben macht, die möglicherweise hochgestellte Personen compromittiren. Gehe nebenan und höre zu, wenn Du willst; ich weiß doch, daß ich das, was ich gehört, allein gehört habe.«

      Leona zuckte leicht die Achseln.

      » Was ist mir außer Dir die ganze Welt?« sagte sie.

      Das Mädchen warf dem Geliebten einen Kuß zu und verschwand hinter dem Vorhange.

      Es war die höchste Zeit. Die fünf Minuten waren vergangen und der Feldwebel brachte mit militärischer Pünktlichkeit den Gefangenen.

      Emanuel empfing ihn sitzend, halb im Dunkel von wo aus er zum dritten Male den Mann mustern konnte.

      Er war dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt, groß von Gestalt und von so vornehmen Gesicht, daß selbst seine Verkleidung Emanuel Philibert nicht gehindert hatte, einen Edelmann in ihm zu erkennen.

      »Lasset den Herrn allein mit mir,« sagte der Fürst zu den Soldaten.

      Der Feldwebel gehorchte und ging mit seinen drei Mann hinaus.

      Der Gefangene sah Emanuel Philibert mit seinen lebhaften, scharfen Augen an.

      Dieser stand auf und ging auf ihn zu.

      »Die Leute wußten nicht, mit wem sie es zu thun hatten,« sagte er, »und haben Euch gebunden; Ihr werdet mir euer Ehrenwort als Edelmann geben, keinen Fluchtversuch zu machen, dann löse ich Euch die Hände.«

      »Ich bin ein Bauer und kein Edelmann,« sagte der Mörder, »ich kann Euch also auch nicht mein Ehrenwort als Edelmann geben.«

      »Wenn Ihr ein Bauer seyd, so verpflichtet Euch ein solcher Schwur nicht; gebt ihn also immerhin, da er das einzige Pfand ist, das ich von Euch verlange.»

      Der Gefangene antwortete nicht.

      »So werde ich Euch die Hände frei machen ohne Ehrenwort; ich fürchte mich nicht einem Manne gegenüber zu stehen, wenn dieser Mann auch kein Ehrenwort zu geben, keine Ehre zu verpfänden hat.«

      Der Fürst begann die Hände des Unbekannten loszubinden.

      Dieser trat einen Schritt zurück.

      »Wartet,« sagte er, »ich gebe Euch mein Ehrenwort als Edelmann, daß ich nicht versuchen werde zu entfliehen.«

      »Seht Ihr,« entgegnete Emanuel Philibert lächelnd. »Ja, man versteht sich auf Hunde, Pferde und Menschen.«

      Er machte dem Gefangenen die Hände vollends los.

      »So. Jetzt seyd Ihr frei,« sagte er, »nun lasset uns miteinander reden.«

      Der Gefangene betrachtete kaltblütig seine Hände und ließ sie dann sinken.

      »Reden?« wiederholte er ironisch, »von was?«

      »Nun,« antwortete Emanuel Philibert, »von dem was Euch veranlaßte, das Verbrechen zu begehen.«

      »Ich habe bisher nichts gesagt, habe also nichts zu sagen.«

      »Ihr sagtet dem Kaiser nichts, den Ihr zu ermorden versuchtet, das begreift sich; Ihr wolltet den Soldaten nichts sagen, die Euch festnahmen, auch das begreift sich. Mir aber, dem Edelmanne, der Euch nicht als gemeinen Mörder, sondern als Edelmann behandelt, werdet Ihr alles sagen.«

      »Wozu?«

      »Wozu?


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