Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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machen Sie sich nicht so viele Gedanken, Frau Brandon. Das ist in Ihrer Situation nicht gut für Sie.« Mitfühlend drückte Jenny die Hand ihrer Patientin. Dann verabschiedete sie sich von Nicola und winkte Sarah unmerklich, damit sie ihr nach draußen folgte.

      »Sie müssen Ihre Mutter positiv beeinflussen. Einen Nervenzusammenbruch darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«

      »Ich weiß es. Aber was soll ich tun?« fragte Sarah verzweifelt.

      Jenny erkannte, daß auch sie am Ende ihrer Kräfte war.

      »Sie sollten jetzt ins Hotel gehen und sich ausruhen. Sie müssen zuerst an sich denken. Denn wer sollte Ihrer Mutter jetzt helfen, wenn nicht Sie. Und das können Sie nur, wenn Sie stark sind. Tun Sie etwas für sich.«

      Sarah nickte müde. Der lange Flug und die Aufregung des Tages steckten ihr in den Gliedern. Sie verabschiedete sich von Jenny und ging dann noch einmal zu ihrer Mutter. Nicola hatte die Augen geschlossen und schien tief zu schlafen. So schloß Sarah leise die Tür und machte sich auf dem Weg zur Pforte. Dort ließ sie sich ein Taxi rufen, das sie ins Hotel bringen sollte. Während der Fahrt dachte sie an Sebastian und bereute es fast, sich mit ihm verabredet zu haben. Sie fühlte sich ausgelaugt und nicht in der Lage, am Abend auszugehen.

      Als sie hinter sich die Tür des Hotelzimmers schloß, seufzte Sarah vor Erleichterung. Es war erst kurz nach sechs, so blieb noch Zeit für ein heißes Bad. Danach würde es ihr bessergehen. Sie öffnete die Minibar, während das Wasser in die Wanne lief und nahm schließlich eine Flasche Piccolo heraus. Mit dem Glas in der Hand stieg sie in den duftenden Schaum und versuchte für ein paar Minuten, all ihre Sorgen hinter sich zu lassen.

      Eine Stunde später erschien Sarah wie versprochen in der Hotelhalle. Sie hatte sich ein wenig zurechtgemacht, das rotbraune Haar zu einer raffinierten Frisur zusammengesteckt und sich dezent geschminkt. Dazu trug sie einen dunklen schlichten Hosenanzug, der ihre schlanke Figur unterstrich.

      Sebastian, der schon auf sie wartete, war sprachlos, als er Sarah erblickte, obwohl sie nicht geschminkt gewesen war, aber er hatte nicht geahnt, daß sie sich in eine solche Schönheit verwandeln konnte. Fast wurde er verlegen, was selten bei ihm vorkam, und er war froh, das auch er einen Anzug gewählt hatte.

      Sarah begrüßte ihn freundlich. »Hallo Sebastian. Gut sehen Sie aus«, sagte sie und warf ihm einen anerkennenden Blick zu. Er hatte die lockigen schwarzen Haare, die er etwas länger trug, nach hinten gekämmt, was ihm ein seriöses Aussehen gab, doch die braunen Augen blitzten immer noch jugendhaft.

      »Danke für das Kompliment, das ich gleich zurückgeben darf. Ich bin geblendet.«

      »Sie sehen gar nicht aus wie ein Charmeur«, lachte Sarah. Auf einmal war sie froh, der Versuchung nicht nachgegangen und die Verabredung abgesagt zu haben.

      »Das bin ich eigentlich auch nicht«, gab Sebastian ehrlich zu und bot Sarah den Arm. »Wohin darf ich Sie führen, meine Dame?« fragt er.

      »Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich gern hier im Hotel bleiben. Im Prospekt habe ich gesehen, daß es hier eine gemütliche kleine Bar gibt, wo man auch eine Kleinigkeit essen kann.«

      »Warum nicht.« Sebastian war sofort einverstanden. Er war ein feinfühliger Mensch und hatte schnell erkannt, daß Sarahs Augen müde wirkten. So stiegen sie hinab in die Bar und stellten fest, da der Hotelprospekt nicht übertrieben hatte. Es war wirklich sehr gemütlich, und sie fanden einen Platz, wo man auch eine Kleinigkeit essen kann.

      Für beide wurde es ein wirklich schöner Abend. Zwar sprachen sie viel über Sarahs Probleme doch Sebastian war sehr geschickt darin, in allem den guten Kern zu sehen. So fühlte sie sich wirklich viel hoffnungsvoller, als er sie schließlich gegen elf Uhr zum Aufzug brachte.

      »Es war ein wunderbarer Abend mit dir, Sarah«, sagte er mit rauher Stimme und sah ihr tief in die Augen. Sarah wurde ganz aufgeregt und senkte den Blick.

      »Du hast mich mit deiner Sichtweise der Dinge sehr weiter geholfen. Ich sehe alles viel positiver als noch heute Nachmittag. Ich bin froh, daß ich unsere Verabredung nicht abgesagt habe.«

      »Das hättest du getan?« fragte Sebastian mit gespieltem Entsetzen. Sarah mußte lachen, als sie seine weit aufgerissenen Augen sah

      »Es ist schön, wenn du lachst«, sagte er und wurde wieder ernst. »Ich möchte dein Lächeln gern noch öfters sehen. Darf ich?« fragte er leise.

      »Ja!« antwortete Sarah. Dann drückte sie ihm schnell einen Kuß auf die Wange und stieg in den Aufzug, der eben gekommen war. Die Türen schlossen sich und sie träumte von einem Wiedersehen, während sie nach oben fuhr.

      *

      In dieser Nacht lag Nicola lange wach und grübelte. Durch die beruhigenden Medikamente fühlte sie sich wie gelähmt, doch ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Da sie sich nie über ihre finanzielle Situation hatte Sorgen machen müssen, war sie von den Problemen, die nun drohend vor ihr standen, hoffnungslos überfordert. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, den sie zunächst nicht zulassen wollte. Doch die fixe Idee kreiste in ihrem Kopf und ließ sie nicht mehr los. Schließlich war der Gedanke zu einem Plan gereift. Nicola seufzte tief. Endlich wurde sie innerlich ruhiger und schlief schließlich ein.

      Dennoch war es kein erholsamer Schlaf. Sie träumte wirre Dinge und war froh, als die Schwester sie am Morgen weckte.

      »Guten Morgen, Frau Brandon, haben Sie gut geschlafen?« fragte sie freundlich, während sie die Vorhänge beiseiteschob und die Morgensonne durch das Fenster schien.

      »Ja. Ich fühle mich richtig gut heute«, log Nicola und setzte sich im Bett auf. »Nur diese Nadel hier im Arm ist ziemlich lästig«, beschwerte sie sich mit Blick auf die Infusion.

      »Die Medikamente sind sehr wichtig für Ihre Nerven«, erklärte Schwester Gabi und schüttelte Nicolas Bettdecke auf.

      »Mir geht es aber wieder ausgezeichnet. Können Sie mich nicht befreien?» fragte sie.

      »Es tut mir leid, Frau Brandon. Diese Entscheidung muß der Arzt fällen. Herr Dr. Norden wollte heute Vormittag vorbeischauen. Sprechen Sie mit ihm darüber.« Gabi holte das Blutdruckmeßgerät, überprüfte den Puls und trug alles in eine Karteikarte ein. »Ihr Werte sind tatsächlich nicht mehr so schlecht wie gestern«, stellte sie zufrieden fest. »Ich bringe Ihnen jetzt Ihr Frühstück. Möchten Sie Kaffee oder Tee?«

      »Kaffee bitte.«

      Die Schwester nickte und verschwand, um kurz darauf ein gut gefülltes Tablett zu bringen. Angewidert blickte Nicola auf das Brötchen und den Aufschnitt. Sie verspürte immer noch keinen Appetit. Doch als sie den prüfenden Blick der Schwester spürte, setzte sie ein Lächeln auf.

      »Wunderbar. Ich sterbe fast vor Hunger.« Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein.

      Schwester Gabi plauderte ein paar Minuten mit ihr und verließ dann mit mit einem freundlichen Gruß das Zimmer. Nicola setzte die Kafeetasse ab. Doch dann erinnerte sie sich daran, daß die Ärzte ihr nur Glauben schenken würden, wenn sie auch aß und schnitt das Brötchen in zwei Hälften, bestrich es mit Butter und belegte es großzügig mit dem Aufschnitt. Dann legte sie die beiden Hälften zusammen, wickelte sie in die beigelegte Serviette und ließ das Päckchen in ihrer Handtasche verschwinden.

      Als Dr. Norden kurz darauf hereinkam, war das Tablett fast leer. Erfreut warf er einen Blick darauf. »Guten Morgen, Frau Brandon. Es freut mich, daß sie schon wieder Appetit haben. Wie geht es Ihnen?«

      »Guten Morgen, Herr Doktor. Heute geht es mir viel besser. Ich möchte Sie bitten, mich von dieser lästigen Infusion zu befreien.«

      Prüfend schaute Daniel sie an. Dann stand er auf und warf einen Blick in das Krankenblatt. »Nun, der Blutdruck hat sich weitgehend normalisiert. Wie fühlen Sie sich sonst?«

      »Wie gesagt, es geht mit gut. Ich möchte mich für meinen Ausrutscher gestern entschuldigen. Viel lag sicher auch an der Anstrengung. Sie wissen schon, der lange Flug, die Zeitumstellung.« Sie lächelte Daniel zu.

      »Also gut. Aber Sie müssen mir versprechen,


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