Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sind.«

      »Ich verspreche es Ihnen, Herr Doktor, wenn Sie mir nur diese Nadel ziehen.« Nicola gab sich alle Mühe, überzeugend zu wirken.

      »Wenn sie Sie so sehr stört, können wir auf orale Medikamente umsteigen«, sagte Daniel und klingelte nach der Schwester. Leise gab er ihr die Anordnung, die Infusion zu entfernen und statt dessen Tabletten bereitzustellen. Dann verabschiedete er sich von Nicola und versprach, am nächsten Tag wieder vorbeizuschauen.

      Nicola ließ sich erschöpft in die Kissen zurückfallen. Es ging ihr bei weitem nicht so gut, wie sie es vorgab, und die Infusion wirkte immer noch. Doch Hauptsache war, daß der erste Teil ihres Plans geglückt war. Jetzt konnte sie sich tagsüber ausruhen und darauf warten, daß die betäubende Wirkung nachließ.

      *

      Der Freitag war gekommen, und am Nachmittag herrschte große Aufregung im Haus Norden. Annekas Party sollte in zwei Stunden in ihrem Klassenzimmer beginnen, und Danny legte sich sein Kostüm für den Schulball zurecht. Auch Felix hatte sich inzwischen dazu entschlossen, doch hinzugehen. Alle seine Freunde wollten kommen, und so konnte er es sich nicht leisten, dieses wichtige Ereignis zu versäumen.

      »Mami, wo steht denn hier Faschingskiste?« rief er, als er Fee auf den Weg nach oben, gefolgt von Anneka, die immer noch kein passendes Kostüm gefunden hatte.

      »Ich komme schon und zeige sie dir«, rief sie. Sie wußte genau, daß es keinen Sinn hatte zu erklären, wo sie stand. Felix würde sie doch nicht finden. »Da ist sie ja«, sagte sie und zeigte auf eine große Kiste in der Ecke. Dann setzte sie sich auf einen alten Schemel, um zu verschnaufen. Anneka lief gleich hin und zerrte sie aus der Ecke heraus. Sie

      schien sehr schwer zu sein. Voller Erwartung hob sie den Deckel hoch und stieß einen Juchzer aus. Die Schachtel war bis obenhin gefüllt mit alten Faschingskostümen, Hüten und Perücken. Felix und Anneka wühlten in den Sachen, und Fee lachte Tränen, während die beiden die unterschiedlichsten Kostüme anprobierten. Schließlich entschied sich Anneka für ein rotes Fransenkleid und einen Haarreif mit Teufelshörnchen. Das Minikleid hatte Fee vor Jahren selbst einmal auf einem Faschingsball getragen. Es war recht eng geschnitten und reichte Anneka bis zu den Füßen, was sehr hübsch aussah. Felix hatte den alten Smoking seines Vaters entdeckt, der freilich zu groß war. Doch Fee versprach, Lenni zu bitten, einen Abnäher in die Hose zu machen und die Beine nach innen umzuschlagen und festzustecken. Mit einem passenden Hut war auch sein Faschingskostüm perfekt. Zufrieden gingen die drei hinunter, und Lenni versprach, gleich ans Werk zu gehen.

      Schließlich war es Zeit und Fee brachte Anneka in die Schule. Ihre Party begann schon um fünf Uhr und sollte um neun Uhr zu Ende sein, während der Ball der Großen erst um acht Uhr vom Schuldirektor eröffnet wurde.

      »Ich bin so aufgeregt, Mami. Das ist meine erste richtige Party«, sagte Anneka und zappelte in ihrem Autositz.

      »In deinem Alter durfte ich noch gar nicht fortgehen. Da gab es so etwas gar nicht«, stellte Fee versonnen fest.

      »Wie alt warst du, als du auf deine ersten Partys warst?« fragte Anneka interessiert.

      »Das weiß ich noch genau. Ich war fünfzehn und zum ersten Mal richtig verliebt.«

      »Ui, hat er dich geküßt?« Anneka kicherte.

      »Wir haben nur Händchen gehalten, weil die Eltern meiner Freundin immer wieder hereingeschaut haben. Das waren noch eine ganz andere Zeit als heute, wo Eltern nichts mehr zu sagen haben.«

      »Wenn ich mal eine Party gebe, dürft ihr auch dabei sein. Das verspreche ich dir, Mami.«

      Fee mußte lächelte. »Das ist süß von dir, Bärchen.« Sie hielt den Wagen vor dem Schulgebäude, in das zahlreiche, fantasievoll maskierte Kinder liefen. »Viel Spaß. Ich hole dich um neun Uhr wieder ab. Aber komm nicht nach draußen. Ich mag nicht, daß du allein in der Dunkelheit rum­stehst«, ermahnte sie ihre Tochter.

      »Wo denkst du hin, Mami? Das würde ich nie tun. Hallo Klara!« rief Anneka ihrer Freundin zu. Rasch verabschiedete sie sich von ihrer Mami und verschwand dann zwischen lachenden, aufgeregt tuschelnden Mädchen.

      Fee sah ihnen eine Weile sinnend hinterher. Die Zeiten hatten sich wirklich geändert. Die Kinder waren viel reifer und selbständiger als früher, und sie war sich nicht sicher, ob das immer ein Vorteil war. Die Kinder mußten viel selbstbewußter erzogen werden und früh einige Entscheidungen treffen können, da die Umwelt es von ihnen verlangte.

      Schließlich startete Fee den Motor und fuhr nach Hause, wo sie schon Felix und Danny in ihren Kostümen antraf. Die beiden sahen wirklich toll aus.

      »Kannst du uns nachher in die Sporthalle bringen, Mami?« fragte Danny mit einem bittenden Blick. »Ich habe ein paar Freunden versprochen, daß du sie mitnimmst.«

      »Dann kann ich ja nicht nein sagen, nicht wahr«, lächelte Fee.

      »Eigentlich nicht. Aber Ulis Vater holt uns wieder ab. Dann können Papi und du schon mal schlafen gehen, wenn ihr müde seid.« Danny drückte ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Soll ich Jana auch abholen?«

      »Nein, sie muß heute abend Babysitten.«

      »Am Abend des Faschingsballs?«

      »Ja, sie hat schon lange zugesagt, da wußten wir den Termin von dem Ball noch gar nicht.«

      »Das ist wirklich schade.«

      »Finde ich auch. Sie ist nämlich sehr nett«, grinste Danny verlegen.

      »Bist du eigentlich in sie verknallt?« erkundigte sich Felix, der der Unterhaltung gelauscht hatte.

      Doch er erhielt eine klare Abfuhr von seinem großen Bruder. »Das geht dich gar nichts an, Kleiner. Von solchen Sachen verstehst du nichts.«

      »Ist mir auch egal«, bemerkte Felix trocken und wandte sich dann wieder seinem Kostüm zu. Fee schüttelte lachend den Kopf, mischte sich jedoch nicht ein. Sie wußte, daß sich ihre Söhne mochten und sah die gelegentlichen Wortgefechte recht gelassen.

      Die Fahrt am Abend übernahm Daniel und lieferte einen ganzen Wagen voll Teenager vor der Sporthalle ab. Da viele Lehrer am Schulball teilnahmen, mußte er sich keine Sorgen machen, daß die Jugendlichen Unsinn machen würden. Es wurde kein Alkohol ausgeschenkt, und trotzdem waren die Bälle jedes Jahr wieder ein voller Erfolg. Das bewies, daß man auch ohne aufputschende Drogen fröhlich sein und ausgelassen feiern konnte. Danny und Felix versprachen, spätestens um Mitternacht wieder zu Haus zu sein und Daniel erlaubte es, da der Höhepunkt des Balles, die große Tombola, erst um elf Uhr aufgelöst wurde. Felix durfte das erste Mal so lange dabei sein. Das hatte er der Fürsprache seines Bruders zu verdanken.

      Fee verlebte mit ihrem Mann einen ruhigen Abend. Sie schwelgten in Jugenderinnerungen und sprachen über ihre ersten Parties, an denen sie hatten teilnehmen dürfen. Schließlich wurde es Zeit, Anneka abzuholen. Daniel ließ es sich nicht nehmen, Fee zu begleiten.

      Das Fest war noch in vollem Gange. Das Klassenzimmer war ganz ausgeräumt und mit Luftschlangen und Luftballons dekoriert. Es war verdunkelt, und die Musik spielte laut, während viele Kinder tanzten. Es dauerte noch eine Weile und Fee und Daniel unterhielten sich inzwischen mit Annekas Lehrerin. Schließlich flammte das Licht auf. Anneka kam atemlos auf ihre Eltern zu.

      »Schade, daß es schon aus ist«, keuchte sie, sichtbar erschöpft vom vielen Tanzen.

      »Bist du denn noch gar nicht müde?« fragte Daniel erstaunt.

      »Meine Beine tun mir ganz schön weh. Aber am liebsten würde ich gleich morgen wieder eine Party feiern«, erklärte sie, als sie sich die Jacke anzog.

      »Dann wäre es ja nichts Besonderes mehr«, gab Fee zu bedenken.

      »Stimmt auch wieder.« Sie hatten sich von der Lehrerin und den Freundinnen verabschiedet, die auch langsam alle abgeholt wurden. Anneka kuschelte sich ins Auto.

      »Ich hab’ sieben Mal mit Jungs getanzt«, stellte sie zufrieden fest.

      »Ist


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