Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих Шиллер

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Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays - Фридрих Шиллер


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Vasallen einer fremden Macht.

      Marquis. Dann würde Karl den Glücklichen vermeiden, der seiner Gnade spotten kann.

      Karlos. So will ich durch einen fürchterlichen Eid mich binden.

      Marquis. Sie können nur bei Gott im Himmel schwören, und was er droben ist, sind sie alsdann auf dieser Welt – und brechen ihn sich selber.

      Karlos. (nach einem langen Stillschweigen mit zärtlicher Wehmuth) O sieh, ich bringe diesem Bürgerkinde (das erste Beispiel von den Fürsten allen) das Herz von einem Königssohn – der Bürger will Stolz mit Stolz beschämen, überlegt, (das erste Beispiel von den Bürgern allen) ob er’s auch nehmen will?

      Marquis. (mit lebhafter Entschlossenheit) Wohlan! ich weiche, hier meine Hand –

      Karlos. Der Meinige?

      Marquis. Auf ewig, und in des Worts verwegenster Bedeutung.

      Karlos. Auf Du und Du?

      Marquis. Auf immerdar und ewig.

      Karlos. Auf Du und Du?

      Marquis. (fällt ihm um den Hals) Dein Bruder.

      Karlos. Unerschüttert bei jeder höhern Stuffe meines Glücks? So treu und warm, wie heute dem Infanten, auch dermaleins dem König zugethan?

      Marquis. Das schwör ich dir.

      Karlos. Auch dann noch wenn der Wurm der Schmeichelei mein unbewachtes Herz umklammerte – wenn dieses Auge Tränen verlernte, die es sonst geweint – diß Ohr dem Flehen sich verriegelte, willst du ein schreckenloser Hüter meiner Tugend mich kräftig fassen, meinen Genius bei seinem großen Namen rufen?

      Marquis. Ja!

      Karlos. So tritt herunter, gute Vorsehung, laß dich herab ein Bündniß einzuseegnen, das neu und kühn und ohne Beispiel ist, seitdem du oben waltest. (er faßt Rodrigo’s Hand und hält sie gegen den Himmel) Hier umarmen, hier küssen sich vor deinem Angesicht zween Jünglinge, voll schwärmerischen Muths, doch edlern bessern Stoffs als ihre Zeiten, getrauen sich den ungeheuren Spalt, wodurch Geburt und Schicksal sie geschieden, durch ihrer Liebe Reichthum auszufüllen, und größer als ihr Loos zu seyn – hierunten nennt man sie sonst Monarch und Unterthan, doch droben sagt man Brüder.

      Marquis. Lächle freundlich auf dieses schöne Hirngespinnst herab, erhabne Vorsicht! – die Vernunft der Weisen sprach deiner Allmacht dieses Wunder ab, beschäme sie, und mache wahr und wirklich, was nimmer seyn wird, nie gewesen war, laß dieses Bündniß dauren.

      Karlos. Jezt zum König! – Ich fürchte nichts mehr – (seinen Arm um Rodrigo’s Hals schlingend) Arm in Arm mit Dir – So fodr’ ich mein Jahrhundert in die Schranken! (sie gehen ab.)

       Anmerkungen:

      1 Vorlage: andächtgen die (Berichtigung. Siehe S. 200)

      2 Vorlage: noch ist einmal zu viel (Berichtigung. Siehe S. 200)

      3 Vorlage: als mich von dir zu sehn (Berichtigung. Siehe S. 200)

      4 Vorlage: anzugaffen (Berichtigung. Siehe S. 200)

      5 Vorlage: als

      6 Vorlage: Fürste (Berichtigung. Siehe S. 200)

      Repertorium des Mannheimer Nationaltheaters

       Inhaltsverzeichnis

      Anmerkung. Eh ich mich im zweiten Heft der Thalia ausführlicher über diese Bühne erkläre, sende ich hier ein kurzes Tagebuch über die Vorstellungen voraus, welche vom Neujahr 1785 bis zum dritten des Lenzmonats hier gegeben wurden.

      Neujahr. Die Kriegsgefangenen.

      2ten Jenner. Oda, oder die Frau von zwei Männern, zum erstenmal. Ein widriges unnatürliches Ding – zusammengerafte Theaterflitter ohne Geschmack, ohne Vorbereitung, ohne Wirkung. Mad. Rennschüb als Oda spielte vortreflich. Die abgeschmackten Eremiten wurden durch Herrn Beks und Herrn Iflands Spiel um nichts erträglicher.

      4ten Jenner. Der Deserteur von Mercier.

      6ten Jenner. Günther von Schwarzburg, eine Nationaloper von Holzbauer und Klein, zum erstenmal. Der Zulauf war ungewöhnlich. Die Wirkung? – wenn über Pomp und musikalischer Schönheit schülerhafte Vorstellung sich vergessen läßt, außerordentlich. Herr Leonhard zeichnete sich zu seinem Vortheile aus. Demoiselle Schäfer ist eine anerkannte vortrefliche Sängerin.

      9ten Jenner. Die Eifersüchtigen, oder alle irren sich. Eine drollige Farce, die hier sehr lebhaft gespielt wird.

      11ten Jenner. Juliane von Lindorak. Madame Gensike zeigte sich als die Künstlerin von Kopf, warum rührte sie aber so wenig? – Zum Beschluß, die beiden Portraits. Verdient der Geschmack von Mannheim keine beßre Bewirthung?

      13ten Jenner. Jeannette. Gewöhnlicherweise lassen uns unsre Sängerinnen die Schönheit ihres Gesangs durch desto schlechteres Spiel entgelten. Dem. Schäfer misfällt auch als Schauspielerin nicht. Madame Brandel gefiel in der schwazhaften Gräfin. Zum Beschluß war Pygmalion, von Rousseau und Benda. Hr. Bek als Pygmalion spielte dem strengen Auge des Kenners, aber der unfruchtbare Stoff belohnte den Aufwand von Kunst nicht. Kunstbegeisterung verstehen nur wenige. Das süße Erstaunen Pygmalions, beim Aufleben seiner Galathee, ließ mich kalt. Es schien, als hätte die Göttin seinen Wunsch erhört, und das Feuer des Künstlers seiner Statue gegeben. Madame Gensike führte die kleine aber delikate Rolle der Galathee mit sehr vielem Anstand, aber sehr fehlerhaftem Kostüme aus.

      16ten Jenner. Günther von Schwarzburg, und ein volles Haus.

      18ten Jenner. Kabale und Liebe. Hr. Bek, als Major, überraschte einigemal durch Größe seines tragischen Spiels selbst den Verfasser. Demoiselle Baumann spielte die Louise Millerin ganz vortreflich, und in den lezten Akten vorzüglich mit sehr viel Empfindung. Mad. Rennschüb spielte in der Rolle der Engländerin manches vortreflich, aber sie ist ihr nicht ganz gewachsen. Dennoch würde Mad. Rennschüb eine der besten Schauspielerinnen seyn, wenn sie den Unterschied zwischen Affekt und Geschrei, Weinen und Heulen, Schluchzen und Rührung immer in acht nehmen wollte. Herr Beil erfüllte die launigte Rolle des Musikus, soviel er wenigstens davon auswendig wußte. Den Hofmarschall spielt Herr Rennschüb ganz vortreflich. Auch Herr Pöschel gefiel in dem fürstlichen Kammerdiener.

      20sten Jenner. Die Väterliche Rache. Wird hier sehr gut gegeben.

      23sten Jenner. Die Spieler, ein Lustspiel von Herrn Beil, zum erstenmal. Wären die Karaktere dieses Stücks nicht aus der verworfensten Menschenklasse – profeßionierten Spielern – genommen, wechselte die Farce nicht zu oft mit dem Drama und der Tragödie, das Lächerliche nicht zu gothisch mit dem Rührenden und Schrecklichen ab, das Publikum würde gegen gewisse unverkennbare Schönheiten dieses Lustspiels gerechter gewesen seyn. Warum hat Mannheim Stücke bewundert, die diesem unendlich weit nachstehen? Fürchten


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