Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Nun scheidet uns nichts mehr!

      Catilina. Wie Feuer geht's

       Von Deinem Händedruck durch meine Adern!

       Hier rollt nicht Blut mehr, sondern heiße Lava;

       Zu enge wird mir ums Gewölb' der Brust;

       Vor meinem Blick wird Nacht! So soll sich denn

       Ein Meer von Flammen über Rom ergießen!

       (Er zieht sein Schwert und schwingt es.) Mein Schwert, mein Schwert! Ha, siehst Du, wie es funkelt? Bald soll sich's färben mit lebendigem Blut! Was überfällt mich? Meine Schläfen brennen; Ein Heer Gesichte jagt an mir vorbei. Sieg, Rache, Leben kommt nun allen Träumen Von Größe, Herrschermacht, Unsterblichkeit. Mein Feldruf laute: Tod und rote Lohe! Weh' dir, o Rom! Jetzt bin ich erst ich selbst! (Er stürzt hinweg; Furia folgt ihm.)

       (Das Innere einer schwach erleuchteten Taberne.)

       (Statilius, Gabinius, Coeparius, treten zugleich mit einer Anzahl junger Römer ein.)

      Statilius.

       Hier, Freunde, können wir die Nacht verbringen;

       Hier sind wir sicher, daß uns niemand hört.

      Gabinius.

       Wohlan, so laßt uns bechern, singen, schwärmen!

       Wer weiß, wie lang's uns noch gegeben ist!

      Coeparius.

       Nein, warten wir vorerst die Botschaft ab,

       Die Lentulus uns und Cethegus bringen.

      Gabinius.

       Ei, laß die Boten bringen, was sie wollen!

       Dort bringt man Wein; den proben wir indes.

       Auf, Brüder, stimmt ein lustig Lied mir an!

       (Diener kommen mit Weinkannen und Bechern.)

      Die ganze Freundesschar (singt:) Bacchus zu Ehren Lasset uns leeren Randvoller Becher Perlenden Kranz! Lasset den dunkeln Rebensaft funkeln! Preisend erhebt des Gottes Geschenk!

      Väterlich lächelnd

       Segnet uns Liber;

       Klar ist die Traube;

       Rausch ist der Lohn.

       Laßt uns genießen!

       Reben erschließen

       Herzen und Geister

       Fröhlicher Lust.

      Doch du vor allen

       Funkelnden Perlen,

       Klarer Falerner,

       Herrlicher Trank!

       Kraft in uns legst du,

       Mut uns erregst du,

       Heiterkeit senkst du

       Uns in die Brust!

      Bacchus zu Ehren

       Lasset uns leeren

       Randvoller Becher

       Perlenden Kranz!

       Lasset den dunkeln

       Rebensaft funkeln!

       Preisend erhebt des

       Gottes Geschenk!

       (Lentulus und Cethegus treten auf.)

      Lentulus.

       Genug des Singens und der Lust!

      Statilius. Was gibt's?

       Ist Catilina nicht mit Euch gekommen?

      Gabinius.

       Er wollte doch?

      Coeparius. Was hat er Euch erwidert?

       Sprecht, sprecht! Erzählt uns alles!

      Cethegus. Völlig anders,

       Als wir uns dachten, war sein Wort.

      Gabinius. Ei, ei?

      Lentulus.

       Er wies, was wir ihm bieten mochten, ab.

       Von unsern Plänen will er nichts vernehmen.

      Statilius.

       Das wäre Wahrheit?

      Coeparius. Warum will er nicht?

      Lentulus.

       Er will nicht, kurz und gut. Er läßt uns sitzen;

       Verläßt die Freunde – und verläßt die Stadt.

      Statilius.

       Er uns verlassen, sagst Du?

      Cethegus. Er verreist

       Noch diese Nacht. Je nun, ich tadl' ihn nicht;

       Sein Grund war triftig –

      Lentulus. Feigheit war sein Grund!

       Nun, da Gefahr droht, bricht er uns die Treue.

      Gabinius.

       Das nennt sich Catilinas Freundschaft!

      Coeparius. Nein;

       Treulos und feig war Catilina nimmer!

      Lentulus.

       Und dennoch flieht er.

      Statilius. Mit ihm unsre Hoffnung.

       Wo fänden wir nun einen neuen Führer?

      Coeparius.

       Wo? Nirgends. Stehn wir ab von unserm Anschlag!

      Lentulus.

       Noch nicht, Ihr Freunde! Hört nun erst, wie ich

       Zur Sache stehe! Was war unser Wille?

       Uns zuzueignen mit Gewalt, was uns

       Ein ungerechtes Schicksal weigerte.

       Man unterdrückt uns; doch wir wollen herrschen.

       Wir leiden Not; – Reichtum ist unser Ziel.

      Viele Stimmen.

       Ja, Macht und Reichtum! Macht und Reichtum gib uns!

      Lentulus.

       Nun wohl; wir wählten einen Freund zum Führer,

       Auf den wir blindlings baun zu dürfen wähnten.

       Er täuscht uns, wendet der Gefahr den Rücken.

       Doch, Freunde, nicht verzagt! Er soll erfahren,

       Es geht auch ohne ihn. Was mangelt uns?

       Ein Mann, der kühn an unsre Spitze träte, –

       Nichts andres.

      Einige. Nenn uns einen solchen Mann!

      Lentulus.

       Und nenn' ich ihn und steht der Mann vor Euch, –

       Wollt Ihr ihn dann zu Eurem Führer küren?

      Einige.

       Das wollen wir!

      Andere. Ja, ja; das wollen wir!

      Statilius.

       So nenn ihn, Freund!

      Lentulus. Und wär' ich es nun selbst?

      Gabinius.

       Du selbst?

      Coeparius. Du, Lentulus –!

      Mehrere. Du willst uns führen?

      Lentulus.

       Ich will's.

      Cethegus. Und kannst Du's auch? Man muß dazu schon

       Ein Catilina sein an Kraft und Mut.

      Lentulus.

       Mir fehlt's an Mut nicht und auch nicht an Kraft.

      


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