Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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       (Mehrere von den übrigen scheinen unschlüssig und besprechen sich flüsternd. Catilina betrachtet sie mit einem höhnischen Lächeln.)

      Lentulus (mit gedämpfter Stimme.) Am besten ist, wir folgen. Unter Trümmern Erreichen wir am schnellsten unser Ziel.

      Alle (rufen:) Ja, Catilina, ja; wir folgen Dir!

      Catilina.

       So schwört mir zu bei Eurer Väter Göttern,

       Daß Ihr mir treu gehorchen wollt!

      Die ganze Schar (mit erhobenen Händen.) Ja, ja; Wir schwör'n Dir ewigen Gehorsam zu!

      Catilina.

       So schleicht Euch einzeln, auf getrennten Wegen,

       Ins Haus zu mir. Dort harren Waffen Euer.

       Ich komme nach. Ihr sollt sodann erfahren,

       Wie ich mich vorzugehn entschloß. Geht nun!

       (Alle ab.)

      Lentulus (hält Catilina zurück.) Ein Wort noch! Weißt Du schon, daß dem Senat Gesandte der Allobroger gemeldet, Mit Klagen und Beschwerden?

      Catilina. Ja, ich weiß es.

       Sie trafen heute ein.

      Lentulus. Ganz richtig, heute.

       Wie, – wenn wir sie für unsre Pläne stimmten?

       Mit ihnen wird ganz Gallien sich erheben

       Und einen Sturm aufwirbeln wider Rom.

      Catilina (unwillig.) Wir sollten Bündnis suchen mit Barbaren?

      Lentulus.

       Ein solches Bündnis ist für uns Bedingung.

       Aus eigner Kraft erwächst der Sieg uns nicht;

       Wenn nicht von außen –

      Catilina (lächelt bitter.) Tief gefallnes Rom! In dessen Mauern nicht einmal Männer, Ein wankend Trümmerwerk zu stürzen, sind. (Beide ab.)

       (Ein Garten hinter Catilinas Haus, das zwischen den Bäumen hindurchblickt.)

       (Zur Linken ein Seitengebäude.)

       (Curius, Cethegus und mehrere von den Verschworenen treten, sich flüsternd miteinander besprechend, vorsichtig von rechts auf.)

      Curius.

       Doch ist auch wirklich wahr, was Du berichtest?

      Cethegus.

       Wahr, Wort für Wort. In diesem Augenblick

       Ward's abgekartet.

      Curius. Und er leitet alles?

      Cethegus.

       Er steht für alles. Sprich nur mit ihm selbst.

       (Alle mit Ausnahme von Curius ins Haus ab.)

      Curius.

       Seltsame Nacht! Meine Gedanken wirbeln

       Im Kreis herum! War's nur ein Traum, das Ganze?

       Erlebnis oder Traum, – ich schau' erwacht,

       Wohin ich schauen mag, nur ihre Züge.

       (Catilina tritt von rechts auf.)

      Catilina (auf ihn zu.) Mein Curius? Wie hast Du mir gefehlt! Ganz unerwünscht verlief mein Abenteuer Mit der Vestalin –

      Curius (verwirrt.) So? Ei ja, gewiß!

      Catilina.

       Ich will mich der Erinnrung dran entschlagen.

       Es war ein Abenteuer schicksalsschwanger.

       (Grüblerisch.) Man sagt ja wohl, die Furien entstiegen Der Unterwelt, sich an der Opfer Fersen Zu heften. O, wenn es so wäre, Freund!

      Curius (unruhig.) Wie? Bist Du ihr –?

      Catilina. Sie war hier heute Nacht.

       Jedoch genug davon. Mein Curius,

       Ein wichtig Unternehmen ist im Gange –

      Curius.

       Ich weiß. Cethegus hat davon erzählt –

      Catilina.

       Wer sagt, was von den Göttern für ein Ausgang

       Beschlossen ist? Mein Schicksal ist vielleicht:

       Zermalmt zuvor von feindlichen Gewalten,

       Mein Ziel nie zu erreichen. Nun wohlan!

       Doch Du, der mir von Kind auf teuer war,

       Mein Curius, Du sollst mir nicht hinein

       In diesen Strudel. Deine Hand! Du bleibst

       In Rom, falls ich den Angriff, was wohl möglich,

       Nach andrer Stelle zu verlegen wünschte,

       Und kommst erst, krönt Gelingen unser Werk.

      Curius (bewegt.) Mein väterlicher Freund! O, so besorgt!

      Catilina.

       Du willigst ein? So laß uns Abschied nehmen;

       Nur einen Augenblick; ich komme gleich.

       (Ins Haus ab.)

      Curius (blickt ihm nach.) Er liebt mich wie zuvor. Er argwöhnt nichts.

       (Lentulus und andere Verschworene treten von rechts auf.)

      Lentulus.

       He, Curius, wir suchen Catilina.

       Ist er im Garten?

      Curius. Nein, er ist dort drinnen.

       (Sie treten ins Haus.)

      Curius (geht unruhig umher.) Wie soll ich diese wilde Sehnsucht dämpfen? Mein Blut ist aufgewühlt und gibt nicht Frieden. O Furia, – verwunderliches Weib! Wo bist Du jetzt? Wann sehen wir uns wieder?

      Wo blieb sie nur? Fort glitt sie, wie ein Schatten,

       Als ich sie aus dem grausen Grab befreit.

       Und jene dunkeln, rätselvollen Worte,

       Und dieses Auge, blind zugleich und schimmernd –?

       Wie? Was das Wahnwitz? Hätte Grabesgrauen

       Den Sinn umnachtet ihr?

      Furia (hinter ihm, unter den Bäumen.) Nein, blasser Jüngling!

      Curius (mit einem Aufschrei.) Du, Furia! Du, hier?

      Furia (nähert sich.) Bei Catilina. Wo Er ist, hat auch Furia zu sein.

      Curius.

       O folg' mir, Teure! Komm! Ich bringe Dich

       In Sicherheit. Wenn hier Dich jemand sähe!

      Furia.

       Die Toten fürchten nichts. Hast Du vergessen:

       Du trugest einen Leichnam aus dem Grabe!

      Curius.

       Schon wieder diese Sprache! Hör' mich an!

       Komm zu Dir selbst, – und folg' mir, Furia!

       (Will ihre Hand ergreifen.)

      Furia (stößt ihn ungestüm zurück.) Verwegner Tor, – so flößt kein Graun Dir ein Des Todes Tochter, die vom Reich der Nacht Emporgetaucht auf eine flüchtige Frist?

      Curius.

       Ich fühle Graun vor Dir. Doch dieses Graun,

       Dies Schaudern wundersam beseligt mich.

      Furia.

       Was drängst Du mich? Umsonst ist, was Du redest.

       Ich bin des Grabes;


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