Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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des Todes Talen;

       Mit Tagesanbruch muß ich wieder heim.

       Du glaubst mir nicht? Glaubst nicht, daß ich gesessen

       In Plutos Halle zwischen bleichen Schatten?

       Ich sage Dir, ich war dort eben noch, –

       Jenseits des Flusses und der schwarzen Sümpfe.

      Curius.

       So nimm mich mit!

      Furia. Dich?

      Curius. Ja, ich folge willig,

       Geh' selbst den Weg mit Dir durch Nacht und Tod!

      Furia.

       Das kann nicht sein. Wir müssen hier uns trennen;

       Dort darf sich Tod und Leben nicht gesellen.

      Du raubst mir meine Zeit, die, ach, so knapp!

       Ich habe nur die Frist der Nacht zum Handeln;

       Mein Werk ist Nacht, ich bin ein Gruß der Nacht.

       Doch wo ist Catilina?

      Curius. Suchst Du ihn?

      Furia.

       Ihn such' ich, ja.

      Curius. Verfolgst Du ihn noch immer?

      Furia.

       Was stand ich diese Nacht auf von den Toten,

       Wenn's nicht um Catilinas willen war?

      Curius.

       Ha, dieser Wahnwitz, der Dich angefaßt!

       Und doch, wie schön Du bist in Deinem Schwärmen.

       O, denk nicht mehr an Catilina jetzt!

       Folg' mir! Gebiete mir; ich will Dir dienen.

       (Wirft sich vor ihr nieder.) Hier bettl' ich wie ein Sklav zu Deinen Füßen Um einen Blick! O, hör' mich, Furia! Ich liebe Dich! Ein süß und giftig Feuer Verzehrt mein Herz, und niemand außer Dir Kann seine Qualen lindern –

      Furia (blickt nach dem Hause.) Dort ist Licht – Und Männer seh' ich. Was geschieht dort drinnen Bei Catilina?

      Curius (springt auf.) Wieder dieser Name! Um ihn nur dreht Dein ganzes Denken sich. Ich könnt' ihn hassen!

      Furia. Hätte er beschlossen,

       Den kühnen Plan so bald ins Werk zu setzen,

       Der ihm die Nächte stahl?

      Curius. Du weißt –?

      Furia. Das Ganze.

      Curius.

       So weißt Du ja wohl auch, daß er sich an

       Die Spitze des verwegnen Bunds gestellt!

       Doch, ich beschwör' Dich, frage mich nicht weiter

       Nach Catilina!

      Furia. Sag' mir nur noch eins;

       Dies sei die letzte Frage. Gehst Du mit ihm?

      Curius.

       Er ist mir wie ein treuer Vater –

      Furia (lächelnd.) Er? Mein Catilina?

      Curius. Ha!

      Furia. Der Mann, um den

       Mein Denken kreist?

      Curius. Ein Taumel faßt mich an!

       Ich hass' ihn –! O, ich könnt' sein Mörder werden

      Furia.

       Schworst Du mir jüngst nicht zu, Du seist bereit

       Mir zu gehorchen?

      Curius. Fordr, was Du willst!

       Ich dien' Dir blind, gehorch' in allem Dir, –

       Nur eines: denk nicht mehr an Catilina!

      Furia.

       Das will ich tun, – sobald er in sein Grab

       Hinabgestiegen ist.

      Curius (weicht zurück.) Du forderst, daß ich –?

      Furia.

       Du sollst kein Eisen brauchen; nur verraten,

       Was er zu tun gedenkt –

      Curius. Verräterei

       Und Mord zugleich! Bedenk, er ist ja doch

       Mein Vater fast und –

      Furia. Mein Denkens Ziel!

       Schwächlicher Tor! Und Du, Du wagst von Liebe

       Zu reden, – und erschrickst, den Mann zu stürzen,

       Der Dir im Wege steht? Geh von mir!

       (Sie wendet ihm den Rücken.)

      Curius. Nein;

       Verlaß mich nicht! Ich bin zu allem willig!

       Ein Grauen schüttelt mich vor Deinem Anblick;

       Und doch, ich kann die Fäden nicht zerreißen,

       Womit Du mich umgarnt.

      Furia. So bist Du willig?

      Curius.

       Was höhnst Du mich, indem Du also fragst?

       Ob willig ich? Wie? Hab' ich denn noch Willen?

       Dein Blick ist wie der Schlange Blick, wenn er

       Mit Zauberbann sich auf den Vogel heftet,

       Der angstvoll sie umflattert, immer näher

       Und näher stets dem fürchterlichen Schlund.

      Furia.

       So geh ans Werk!

      Curius. Und wenn ich meine Freundschaft

       Für meine Liebe opferte, – was dann?

      Furia.

       Weiß ich nicht mehr, wer Catilina war.

       Ist mein Geschäft zu Ende. Heisch' nicht mehr!

      Curius.

       Um den Preis sollte ich –?

      Furia. Du zauderst noch?

       Zeigt Dir Dein schwächlich Hoffen nichts davon,

       Womit ein dankbar Weib beglücken kann,

       Wenn erst die Zeit –?

      Curius. Bei allen Nachtdämonen!

       Ich zaudre nicht. Der Eine scheidet uns.

       So mag er fallen! Jeden Funken tilg' ich

       Der Freundschaft für ihn, jedes Band zerreiß' ich!

       Wer bist Du, schöner Nachtspuk? Deine Nähe

       Versteinert und verzehrt mich auf einmal.

       Mein Sehnen macht mir Frost, mein Schrecken Hitze,

       Mein Lieben ist wie Haß gemengt mit Zauber.

       Wer bin ich selbst? Ich kenne mich nicht mehr.

       Eins weiß ich nur: daß ich ein andrer war,

       Eh' ich Dich sah. Froh spring' ich in den Abgrund,

       Um Dir zu folgen! Catilina sterbe!

       Ich geh' zum Kapitol. In dieser Nacht

       Ist der Senat versammelt. Eine Zeile

       Verrät ihm Catilinas Werk. Leb' wohl!

       (Eilig ab.)

      Furia (für sich.) Schon türmt die Wolke sich; bald zuckt der Blitz. Dein Tag geht jäh zur Rüste, Catilina; Mit großen Schritten nahst Du Deinem Grab!

       (Die Gesandten der Allobroger, Ambiorix und Ollovico, treten aus dem Hause, ohne Furia zu bemerken, die halb verborgen im Schatten der Bäume steht.)

      Ambiorix.

      


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