Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли


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Zim­mer ge­führt, um dort den Abend nach mei­nem Gut­dün­ken zu ver­brin­gen. Am nächs­ten Mor­gen mach­te ich den her­vor­ra­gends­ten Pro­fes­so­ren Be­such und gab mei­ne Emp­feh­lungs­brie­fe ab. Der Zu­fall, oder viel­leicht auch der Dä­mon der Ver­nich­tung, der mich um­schweb­te, seit ich mit zö­gern­dem Schritt aus dem Va­ter­hau­se in die Welt ge­tre­ten war, führ­te mich zu­erst zu dem Do­zen­ten der Na­tur­phi­lo­so­phie, na­mens Krem­pe. Er war ein wun­der­li­cher Mensch, aber un­er­reicht in sei­nem Fach. Er stell­te mir meh­re­re Fra­gen aus ver­schie­de­nen Ge­bie­ten der Na­tur­phi­lo­so­phie, um zu se­hen, was von mir zu er­war­ten sei. Ich ant­wor­te­te frei­mü­tig und er­wähn­te da­bei halb ver­ächt­lich die Na­men der Al­che­mis­ten, de­ren Wer­ke ich zu­erst stu­diert hat­te. Der Pro­fes­sor war sehr er­staunt, dann sag­te er: »Ha­ben Sie wirk­lich Ihre Zeit mit die­sem Un­sinn ver­tan?«

      Ich be­jah­te. »Jede Mi­nu­te«, fuhr Herr Krem­pe ernst fort, »je­der Au­gen­blick, den Sie sich mit je­nen Bü­chern be­schäf­tigt ha­ben, ist un­wie­der­bring­lich und für im­mer ver­lo­ren. Sie ha­ben Ihr Ge­dächt­nis mit ver­al­te­ten Sys­te­men und zweck­lo­sen Din­gen be­las­tet. In wel­chem ver­las­se­nen Lan­de ha­ben Sie denn um Got­tes­wil­len ge­lebt, dass nie­mand Sie auf­merk­sam ge­macht hat, dass die­se Fan­tasi­en, mit de­nen Sie be­gie­rig Ihr Hirn voll­pfropf­ten, schon tau­send Jah­re alt und ganz ver­schim­melt sind? Ich muss ge­ste­hen, dass ich in un­serm auf­ge­klär­ten Jahr­hun­dert nicht er­war­tet hät­te, noch auf einen Jün­ger des Al­ber­tus Ma­g­nus und des Pa­ra­cel­sus zu sto­ßen. Mein lie­ber, jun­ger Freund, Sie müs­sen mit Ihren Stu­di­en ganz von vorn be­gin­nen.«

      Er trat dann an sein Schreib­pult und no­tier­te mir eine Rei­he von Bü­chern, die ich mir be­schaf­fen soll­te. Dann entließ er mich, nach­dem er mich auf­merk­sam ge­macht hat­te, dass er vom Be­ginn der nächs­ten Wo­che ab ein Kol­leg über Na­tur­phi­lo­so­phie, und sein Freund, Herr Wald­mann, ab­wech­selnd mit ihm ein sol­ches über Che­mie le­sen wer­de.

      Ich kehr­te nach mei­ner Woh­nung zu­rück, kei­nes­wegs ent­täuscht, denn auch ich hat­te schon seit lan­ger Zeit, wie ich Ih­nen schon sag­te, die Wert­lo­sig­keit je­ner Bü­cher er­kannt, die der Pro­fes­sor ver­damm­te. Aber ich hat­te mir vor­ge­nom­men, trotz­dem zu die­sen Stu­di­en in ir­gend­ei­ner Wei­se zu­rück­zu­keh­ren. Herr Krem­pe war ein klei­ner, un­ter­setz­ter Mensch mit bar­scher Stim­me und ab­sto­ßen­dem Ge­sicht. Der Leh­rer hat­te also nichts an sich, was mich für sei­ne Wis­sen­schaft von vorn­her­ein hät­te ein­neh­men kön­nen. Als ganz jun­ger Mensch war ich mit den von den Leh­rern der Na­tur­wis­sen­schaf­ten er­reich­ten Re­sul­ta­ten nie­mals zu­frie­den ge­we­sen. Die Ver­wor­ren­heit mei­ner Ide­en, die ja­wohl mei­ner großen Ju­gend zu­zu­schrei­ben war, und der Man­gel ei­nes ge­eig­ne­ten Füh­rers, brach­ten mich so weit, dass ich, rück­wärts schrei­tend, die Er­geb­nis­se mo­der­ner For­schung ge­gen die Träu­me ver­ges­se­ner Al­che­mis­ten ein­tausch­te. So­gar eine ge­wis­se Ver­ach­tung emp­fand ich ge­gen die mo­der­ne Na­tur­phi­lo­so­phie. Es war doch et­was ganz an­de­res, wenn die al­ten Meis­ter Uns­terb­lich­keit und Macht an­streb­ten. Wenn die­ses Stre­ben auch un­nütz war, so hat­te es doch et­was Groß­zü­gi­ges an sich. Aber das heu­ti­ge Bild war ein an­de­res. Die For­scher schie­nen ih­ren be­son­de­ren Ehr­geiz dar­ein zu set­zen, all die Fun­da­men­te zu ver­nich­ten, auf de­nen jene ge­baut hat­ten. Es han­del­te sich für mich also dar­um, Chi­mä­ren von gren­zen­lo­ser Groß­ar­tig­keit ge­gen win­zi­ge Rea­li­tä­ten zu ver­tau­schen.

      Das wa­ren mei­ne Über­le­gun­gen wäh­rend der ers­ten zwei oder drei Tage mei­ner An­we­sen­heit in In­gol­stadt, die ich haupt­säch­lich dazu ver­wen­det hat­te, um mir ei­ni­ge Orts­kennt­nis­se zu er­wer­ben. Zu Be­ginn der nächs­ten Wo­che fie­len mir dann die Wei­sun­gen ein, die mir Pro­fes­sor Krem­pe be­züg­lich der Vor­le­sun­gen ge­ge­ben hat­te. Und wenn ich mich auch nicht ent­schlie­ßen konn­te, hin­zu­ge­hen und die­sen klei­nen, ein­ge­bil­de­ten Men­schen von sei­nem Ka­the­der her­ab Weis­hei­ten ver­kün­den zu hö­ren, so er­in­ner­te ich mich doch des­sen, was er von Pro­fes­sor Wald­mann ge­sagt hat­te, den ich noch nicht kann­te, weil er bis jetzt auf dem Lan­de ge­we­sen war.

      »Die Al­ten ver­spra­chen Un­mög­li­ches und leis­te­ten nichts. Die heu­ti­gen Ge­lehr­ten ver­spre­chen nichts; sie wis­sen, dass die Me­tal­le nicht in­ein­an­der ver­wan­delt wer­den kön­nen und dass das Le­bens­eli­xier eine Chi­mä­re ist. Aber die­se Phi­lo­so­phen, de­ren Hän­de dazu ge­schaf­fen schei­nen, im Schmut­ze zu gra­ben, und de­ren Au­gen über den Schmelz­tie­geln und Mi­kro­sko­pen trüb wer­den, ha­ben wah­re Wun­der voll­bracht. Sie ge­hen der Na­tur bis in ihre Schlupf­win­kel nach und be­ob­ach­ten sie in ih­rer ge­heims­ten Tä­tig­keit. Sie stei­gen bis in den Him­mel. Sie ha­ben den Kreis­lauf des Blu­tes ent­deckt und die Na­tur der Luft, die wir at­men, dar­ge­legt. Sie ha­ben neue, fast un­be­grenz­te Kräf­te ent­fes­selt. Wir ha­ben dem Him­mel sei­ne Blit­ze ent­ris­sen und ma­chen uns über die un­sicht­ba­re Welt mit ih­ren Schat­ten lus­tig.«

      Das wa­ren die Wor­te des Pro­fes­sors – und des Schick­sals, das es auf mei­ne Ver­nich­tung ab­ge­se­hen hat­te. Als er weg­ging, war es mir, als rin­ge mei­ne See­le mit ei­nem kör­per­li­chen Fein­de. Alle Re­gis­ter mei­nes Seins wur­den ge­zo­gen, Sai­te auf Sai­te mei­nes In­ne­ren er­tön­te und ein Ge­dan­ke, ein Wunsch, ein Ziel nahm mich ge­fan­gen. So­viel bis jetzt auch ge­sche­hen sein mag – hör­te ich die See­le Fran­ken­steins ru­fen – viel, viel mehr will ich noch vollen­den. Als Pio­ni­er will ich neue, un­be­kann­te Kräf­te ent­de­cken und vor der Welt die tiefs­ten Ge­heim­nis­se der Schöp­fung aus­brei­ten.

      In die­ser Nacht schloss ich kein Auge. Mein In­ne­res war in ei­nem Zu­stan­de des Aufruhrs und Tu­mul­tes. Ich fühl­te, dass das wie­der gut wür­de, aber es war mir so rasch nicht mög­lich mich zu be­ru­hi­gen. All­mäh­lich, ge­gen Mor­gen, ver­moch­te ich dann ein­zu­schla­fen. Als ich er­wach­te, wa­ren mei­ne Ge­dan­ken von ges­tern wie ein Traum. Aber die Idee blieb fest haf­ten, dass ich mich wie­der mei­nen al­ten Stu­di­en zu­wen­den und mich ei­ner Wis­sen­schaft wid­men woll­te, zu der ich na­tür­li­che An­la­gen hat­te. Am glei­chen Tage noch stat­te­te ich Pro­fes­sor Wald­mann einen Be­such ab. Er war als Pri­vat­mann, wenn mög­lich, noch zu­vor­kom­men­der und ge­win­nen­der wie in sei­nem Be­ru­fe. Denn wäh­rend sei­ner Vor­le­sun­gen


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