Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли


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die so ganz ohne An­ma­ßung und Zie­re­rei aus­ge­spro­chen wur­den. Ich ver­säum­te nicht zu ge­ste­hen, dass sei­ne Vor­le­sung mein Vor­ur­teil ge­gen die mo­der­ne Che­mie be­ho­ben habe. Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass ich mich der Be­schei­den­heit in mei­nen Aus­drücken be­flei­ßig­te, die dem Schü­ler sei­nem Leh­rer ge­gen­über zu­steht, ohne aber den En­thu­si­as­mus zu ver­heh­len, den ich mei­nen kom­men­den Stu­di­en ent­ge­gen­brach­te. Ich bat ihn noch um Ratschlä­ge be­treffs der zu be­schaf­fen­den Bü­cher, wor­auf er sag­te:

      »Ich freue mich, Sie als Schü­ler ge­won­nen zu ha­ben. Wenn Ihr Fleiß Ihren Fä­hig­kei­ten gleich­kommt, zweifle ich nicht an Ihrem Er­fol­ge. Che­mie ist der Zweig der Na­tur­wis­sen­schaft, aus dem das Meis­te ge­holt wor­den ist und noch ge­holt wer­den wird. Da­rum habe ich sie als mein Spe­zi­al­fach er­wählt, ohne aber die an­de­ren Wis­sen­schaf­ten zu ver­nach­läs­si­gen. Ein Mensch wür­de nur eine sehr trau­ri­ge Rol­le spie­len, wenn er sich ganz ein­sei­tig auf Che­mie ver­le­gen woll­te. Wenn Sie wirk­lich ein Wis­sen­schaft­ler wer­den und nicht bloß ein arm­se­li­ger Ex­pe­ri­men­ta­tor wer­den wol­len, kann ich Ih­nen nur emp­feh­len, sich mit sämt­li­chen Zwei­gen der Na­tur­phi­lo­so­phie zu be­schäf­ti­gen, ein­schließ­lich der Ma­the­ma­tik.«

      Er nahm mich dann mit in sein La­bo­ra­to­ri­um und führ­te mir sei­ne ver­schie­de­nen Ap­pa­ra­te vor. Er zeig­te mir auch ihre Hand­ha­bung und ver­sprach mir, dass ich sie selbst be­die­nen dürf­te, wenn ich ein­mal so weit vor­ge­schrit­ten sei, dass ich nichts dar­an be­schä­dig­te. Er gab mir dann noch ein Ver­zeich­nis der von ihm emp­foh­le­nen Bü­cher und entließ mich.

      So en­de­te ein für mich denk­wür­di­ger Tag: Er ent­schied über mein gan­zes künf­ti­ges Schick­sal.

      1 Ein Pan­egy­ri­cus (Pan­egy­ri­kos) war in der An­ti­ke eine prunk­vol­le Rede aus fest­li­chem An­lass. <<<

      Von die­sem Tage ab wur­de die Na­tur­phi­lo­so­phie und be­son­ders die Che­mie mei­ne aus­schließ­li­che Be­schäf­ti­gung. Ich las mit Lei­den­schaft die ge­nia­len, kla­ren Wer­ke mo­der­ner For­scher. Ich be­such­te flei­ßig die Vor­le­sun­gen und blieb in stän­di­ger per­sön­li­cher Ver­bin­dung mit mei­nen Leh­rern. Ich fand so­gar in Krem­pe einen ge­sun­den Ver­stand und tie­fes Wis­sen, al­ler­dings ver­bun­den mit ab­sto­ßen­den Ma­nie­ren, die mei­ner Wert­schät­zung kei­nen Ein­trag zu tun ver­moch­ten. In Pro­fes­sor Wald­mann hat­te ich einen teue­ren Freund ge­fun­den. Sei­ne Lie­bens­wür­dig­keit wur­de durch kei­nen Dog­ma­tis­mus ge­trübt und sei­ne Vor­le­sun­gen wa­ren so frei und über­zeu­gend ge­hal­ten, dass je­der Ver­dacht pe­dan­ti­scher Auf­fas­sung aus­ge­schlos­sen war. In je­der Wei­se mach­te er mir die müh­sa­men Pfa­de der Wis­sen­schaft leich­ter und ver­stand es, die schwie­rigs­ten Din­ge mei­ner Auf­fas­sung zu­gäng­lich zu ma­chen. Mein Fleiß war zu An­fang ziem­lich un­re­gel­mä­ßig ge­we­sen; aber er wuchs, je wei­ter ich fort­schritt, und wur­de schließ­lich so groß, dass oft­mals die Ster­ne vor dem Mor­gen­licht ver­bli­chen, wenn ich noch in mei­nem La­bo­ra­to­ri­um saß.

      Es ist ver­ständ­lich, dass bei die­sem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Flei­ße auch mei­ne Fort­schrit­te groß wa­ren. Mei­ne Stu­dien­ge­nos­sen wun­der­ten sich dar­über, wäh­rend mei­ne Leh­rer ihre Freu­de dar­an hat­ten. Pro­fes­sor Krem­pe frag­te mich öf­ter mit schlau­em Au­gen­zwin­kern, wie es mit Cor­ne­li­us Agrip­pa gin­ge, wäh­rend sich Wald­mann in Lob­sprü­chen über mei­ne Leis­tun­gen er­schöpf­te. Zwei Jah­re ver­brach­te ich in die­ser Wei­se, ohne Genf zu be­su­chen; ich war mit Leib und See­le bei mei­nen Er­fin­dungs­plä­nen. Nur wer es an sich selbst er­fah­ren, kann sich einen Be­griff ma­chen von den Won­nen, die die Wis­sen­schaft zu bie­ten hat. In an­de­ren Wis­sens­zwei­gen kommt man nur so weit, als eben an­de­re vor uns ge­kom­men sind, und mehr ist nicht zu er­fah­ren. Aber hier gibt es im­mer Nah­rung für Be­wun­de­rung und For­schung. Ein Geist von mä­ßi­ger For­schungs­ga­be, der sich un­be­irrt auf ir­gend­ein Ge­biet wirft, muss zwei­fel­los große Fort­schrit­te ma­chen. Ich aber hat­te schon von Ju­gend auf mich mit sol­chen Din­gen be­schäf­tigt und kam des­halb so rasch vor­wärts, dass ich nach den zwei Jah­ren mei­nes Stu­di­ums schon we­sent­li­che Ver­bes­se­run­gen an ein­zel­nen Ap­pa­ra­ten er­fun­den hat­te, was mir auf der Uni­ver­si­tät einen au­ßer­or­dent­li­chen Nim­bus ver­lieh. Als ich auf die­sem Punk­te an­ge­kom­men war und ich einen Nut­zen von mei­nem wei­te­ren Stu­di­um in In­gol­stadt nicht mehr er­war­ten durf­te, dach­te ich dar­an, in mei­ne Hei­mat­stadt und zu mei­nen Freun­den zu­rück­zu­keh­ren. Ein Zu­fall aber ver­län­ger­te mei­nen Auf­ent­halt.

      Ei­nes der Phä­no­me­ne, das mei­ne Auf­merk­sam­keit in be­son­de­rem Maße er­reg­te, war der Bau des mensch­li­chen Kör­pers, über­haupt al­ler mit Le­ben be­gab­ten We­sen. Wo­her, frag­te ich mich oft­mals, kommt das Le­ben? Es war eine küh­ne Fra­ge, eine von de­nen, auf die es kei­ne Ant­wort gab. Und wie man­chen Din­gen ver­möch­ten wir nicht auf die Spur zu kom­men, wenn nicht Feig­heit und Un­be­son­nen­heit die Früch­te der Stu­di­en wie­der ver­nich­te­ten? Von die­sem Stand­punk­te aus­ge­hend ent­schloss ich mich, mich fer­ner­hin spe­zi­ell mit den Dok­tri­nen zu be­schäf­ti­gen, die mit der Phy­sio­lo­gie im Zu­sam­men­hange ste­hen. Hät­te mich nicht ein mehr als na­tür­li­cher Ei­fer be­seelt, wäre mir die­ser Teil mei­ner Stu­di­en zu be­schwer­lich, über­haupt un­er­träg­lich ge­we­sen. Um die Ur­sa­chen des Le­bens zu ent­de­cken, müs­sen wir zu­erst wis­sen, was der Tod ist. Ich mach­te mich an die Ana­to­mie, aber das war noch nicht ge­nü­gend; es han­del­te sich auch noch dar­um, die na­tür­li­che Zer­stö­rung, den Ver­fall des mensch­li­chen Kör­pers zu stu­die­ren. Bei mei­ner Er­zie­hung war großer Wert dar­auf ge­legt wor­den, dass ich nicht durch Schau­er­mär­chen ängst­lich ge­macht wur­de. Des­halb kann ich mich auch nicht er­in­nern, bei ir­gend­ei­ner Ge­s­pens­ter­ge­schich­te ge­zit­tert oder mich vor dem Er­schei­nen ei­nes Geis­tes ge­fürch­tet zu ha­ben. Die Dun­kel­heit war mir nicht, wie vie­len an­de­ren, die Quel­le des Schre­ckens, und Kirch­hö­fe wa­ren für mich nichts an­de­res als Orte, an de­nen man die ih­res Le­bens be­raub­ten Kör­per bringt, die, bis­her mit Schön­heit und Kraft be­gabt, nun­mehr zum Wür­mer­fraß ge­wor­den wa­ren. Nun, da ich mir vor­ge­nom­men hat­te, die Ur­sa­chen und Er­schei­nun­gen die­ses Ver­fal­les zu stu­die­ren, muss­te ich gan­ze Tage und Näch­te in Gr­ab­ge­wöl­ben und Bein­häu­sern ver­brin­gen. Mei­ne Auf­merk­sam­keit rich­te­te sich be­son­ders auf die­je­ni­gen Din­ge, die sonst dem mensch­li­chen Fein­ge­fühl am meis­ten wi­der­stre­ben müs­sen. Ich sah zu, wie die schö­nen For­men des Lei­bes ver­fie­len und ver­nich­tet wur­den, wie die Gräu­el des To­des die blü­hen­de Pracht des Le­bens ab­lös­te, wie die Wür­mer sich der wun­der­vol­len Ge­bil­de be­mäch­tig­ten, wie sie Auge und Ge­hirn dar­stel­len. Ich ana­ly­sier­te und prüf­te den Über­gang vom Le­ben zum Tode und wie­der­um vom Tode zum Le­ben, bis mir mit­ten in all der Un­ge­wiss­heit ein Licht auf­blitz­te, so glän­zend und wun­der­bar und doch so ein­fach, dass ich, ganz ge­blen­det von dem An­blick, der sich vor mir auf­tat, zu­gleich über­rascht war, dass un­ter den vie­len ge­nia­len Köp­fen, die sich


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