Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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lächelte vor sich hin, wie einer, dem die Bescheidenheit verbietet, seine Bewunderung über einen zum Besten gegebenen, den Zuhörern aber unverständlichen Witz offen darzulegen, und fuhr dann fort: Es ist nicht klug bei Leuten von meinem Beruf, mit denen, welche sie zu unterrichten haben, sich zu gemein zu machen: deshalb folge ich nicht dem Heereszug; zudem glaube ich, dass ein Gentleman Ihres Standes am besten zu reisen weiß, und habe mich daher entschlossen, Ihnen Gesellschaft zu leisten, damit der Weg durch gegenseitige Mitteilung unterhaltender werde.

      Ein äußerst willkürlicher, wo nicht voreiliger Entschluss! rief Heyward, unentschlossen, ob er seinem steigenden Ärger Luft machen oder dem Sprecher ins Gesicht lachen sollte. Aber Sie reden vom Unterrichten und von Beruf; sind sie dem Provinzialcorps beigegeben als Lehrer in der edlen Kunst der Verteidigung und des Angriffs? oder sind sie vielleicht einer, der Linien und Winkel zieht und vorgibt, die Mathematik auszulegen?

      Der Fremde sah den Frager einen Augenblick verwundert an, dann aber löste er jede Spur von Selbstzufriedenheit in einen Ausdruck feierlicher Demut auf und antwortete:

      Von Angriff ist, hoffe ich, auf keiner Seite die Rede. Was die Verteidigung betrifft, so brauch’ ich mich nicht zu verteidigen. Mit Gottes Gnade habe ich keine offenbare Sünde begangen, seitdem ich ihn zum letzten Mal um Vergebung gebeten. Ich verstehe Ihre Anspielungen auf Linien und Winkel nicht, und überlasse das Auslegen denen, die besonders zu diesem heiligen Amte berufen sind. Ich mache auf keine höhere Gabe Anspruch, als auf eine geringe Einsicht in die glorreiche Kunst des Lobgesangs und Danksagens wie sie bei dem Psalmsingen dem Himmel dargebracht werden.

      Der Mann ist offenbar ein Schüler Apollos, rief die belustigte Alice, und ich nehme ihn unter meine spezielle Protection. Nein, weg mit diesen Runzeln, Heyward, aus Mitleid für meine neugierigen Ohren lassen Sie ihn in unsrem Gefolge reisen. Überdies, fuhr sie in gedämpftem und hastigen Tone mit einem Blick auf die entfernte Cora, welche langsam den Tritten ihres schweigsamen und düstern Führers folgte, fort: kann er vielleicht als Freund im Falle der Not unsre Kräfte verstärken.

      Glauben Sie, Alice, ich würde diejenigen, die ich liebe, auf einen geheimen Pfad führen, wenn ich mir dächte, dass eine solche Not kommen könnte?

      Nein, nein, ich denke jetzt auch nicht daran; aber dieser seltsame Mann belustigt mich, und wenn er ›Musik in seiner Seele hat‹, so wollen wir ihn nicht lieblos aus unsrer Gesellschaft verweisen. Sie deutete mit ihrer Reitgerte bittend nach dem Pfade hin, indes beider Augen in einem Blicke sich begegneten, den der junge Mann gerne verlängert hätte; dann gab er ihrem begütigenden Einfluss nach, stieß seinem Rosse die Sporen ein, und in wenigen Sprüngen war er wieder an Cora’s Seite.

      Es freut mich, Dich zu treffen, Freund, fuhr Alice fort, dem Fremden mit der Hand winkend, weiter zu reiten, indem sie ihren Narraganset wieder in einen Pass zu bringen suchte. Parteiische Verwandte haben mich beinahe überredet, dass ich bei einem Duett nicht übel anstehen könne, und wir erheitern uns den Weg, wenn wir unsrer Lieblingsneigung in etwas nachgeben. Es wird einem Wesen, das so unwissend ist, wie ich, zu besonderem Vorteil gereichen, die Meinungen und Erfahrungen eines Meisters in der Kunst zu vernehmen.

      Es ist erfrischend für Geist und Leib, sich zu seiner Zeit durch Singen von Psalmen zu erquicken, erwiderte der Meister im Gesang, indem er unbedenklich ihrer Einladung folgte, und Nichts dürfte dem Gemüt so wohl tun, als eine solche Vereinigung. Aber vier Stimmen sind erforderlich, um eine Melodie gehörig auszuführen. Nach allen Anzeigen besitzen Sie einen sanften und vollen Discant; ich kann, durch absonderliche Gunst des Himmels, einen vollen Tenor auf die höchste Note führen; aber es fehlt uns noch ein Alt und ein Bass! Der königliche Offizier dort, welcher mich nicht in seine Gesellschaft aufnehmen wollte, könnte den letztern übernehmen, wenn ich nach den Intonationen seiner Stimme im gewöhnlichen Gespräche schließen darf.

      Urteilen Sie nicht zu voreilig nach flüchtigen und täuschenden Scheinbarkeiten, entgegnete lächelnd das Mädchen, wenn Major Heyward auch bei Gelegenheit solche tiefe Töne anstimmen kann, so glauben Sie mir, dass seine natürliche Stimme sich mehr zu einem weichen Tenor, als für den Bass eignet, den Sie gehört haben.

      Ist er also im Psalmsingen besonders erfahren? fragte ihr schlichter Begleiter.

      Alice hätte gerne laut aufgelacht, bezähmte aber ihre Laune, als sie antwortete:

      Ich fürchte, er hält es mehr mit weltlichem Gesang. Das wechselnde Soldatenleben ist wenig geeignet, ernstere Neigungen zu begünstigen.

      Die Stimme ist dem Menschen, wie andere Talente, zum Gebrauch, nicht zum Missbrauch gegeben. Mir kann niemand nachsagen, dass ich je meine Gaben vernachlässigt habe. Ich danke Gott, dass, obgleich ich schon meine Jugend, wie König David, der Musik gewidmet habe, kein profaner Vers jemals meine Lippen entweihte.

      So haben Sie denn Ihre Kunstversuche auf den heiligen Gesang beschränkt?

      Ja. Wie die Psalmen Davids jede andere Sprache weit übertreffen, so übertrifft auch die Psalmodie, welche von den Gottesgelehrten und Weisen des Landes ihnen angepasst worden ist, alle weltliche Poesie. Glücklicherweise darf ich sagen, dass ich nur die Gedanken und die Wünsche des Königs von Israel selbst ausspreche: denn wenn auch die Zeiten einige unbedeutende Veränderungen erheischen, so übertrifft doch die Übertragung, deren wir uns in den Kolonien von Neu-England bedienen, jede andere so weit, dass sie durch ihre Fülle, ihre Genauigkeit und ihre geistliche Einfalt dem großen Werke des begeisterten Dichters möglichst nahe kommt. Nie bleibe ich schlafend oder wachend an einem Ort, ohne ein Exemplar dieses hochbegabten Buches bei mir zu haben. Es ist die sechsundzwanzigste Edition, herausgegeben zu Boston Anno Domini 1744 und führt die Aufschrift: Psalmen, Hymnen und geistliche Gesänge des Alten und Neuen Testaments, getreu übertragen in das englische Versmaß, zur Erbauung und zum Troste der Heiligen, zu öffentlichem und Privatgebrauch, besonders in Neu-England.

      Während dieser Lobpreisung auf das seltene Produkt seiner heimischen Dichter hatte der Fremde das Buch aus seiner Tasche gezogen, eine in Eisen gefasste Brille auf seine Nase gesetzt und das Buch mit einer Sorgfalt und Verehrung geöffnet, welche seinen heiligen Zwecken ganz angemessen war. Dann sprach er, ohne weitere Einleitung und Apologie, zuerst das Wort Standish aus, setzte das bereits erwähnte unbekannte Instrument an den Mund, und brachte damit einen hohen, schrillen Ton hervor, dem er eine Octave niedriger mit seiner eigenen Stimme folgte. Nun begann er die folgenden Worte in vollen, süßen und melodischen Tönen, welche der Musik, der Poesie und selbst der unbehaglichen Bewegung seines ungezogenen Kleppers Hohn zu sprechen schienen, abzusingen:

      O sieh, wie fein und lieblich

      Es ist, wie’s Gott gefällt,

      Wenn mit dem Bruder treulich

      Der Bruder Frieden hält.

      Es gleicht der Salben bester,

      Die vom Haupt zum Barte floss,

      Auf Aarons Bart herunter,

      Bis zu des Kleides Schoß.

      Die Absingung dieser kunstreichen Reime begleitete der Fremde mit einem regelmäßigen Steigen und Fallen seiner rechten Hand. Beim Senken ließ er seine Finger einen Augenblick auf den Blättern des kleinen Buches ruhen, während er das Steigen mit einem Schnörkelschlag dieses Gliedes begleitete, welchen nachahmen zu können, niemand als der Eingeweihte hoffen durfte. Es wollte scheinen, als ob lange Angewöhnung diese Begleitung der Hand notwendig gemacht hätte, denn sie hörte nicht auf, bis die Präposition, welche der Poet für den Schluss seines Verses gewählt hatte, getreulich als ein Wort von zwei Silben abgesungen war.4

      Eine solche Unterbrechung der Stille des einsamen Waldes konnte nicht verfehlen, sich dem Ohre derer, die nur eine kleine Strecke voraus zogen, bemerklich zu machen.

      Der Indianer murmelte einige Worte in gebrochenem Englisch gegen Heyward, welcher seinerseits mit dem Fremden sprach, seine musikalischen Versuche unterbrechend und zugleich beendigend.

      Obgleich wir nicht in Gefahr sind, so rät uns schon die gewöhnliche Klugheit, durch diese Wildnis in möglichster Stille zu reisen. Sie werden mir also verzeihen, Alice, wenn ich Ihre Genüsse beeinträchtige,


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