Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн книгу.in anderen Dingen, ist kein tödlicher Treffer mit der Büchse.
Mittlerweile hatte er das Gewehr wieder geladen, und nachdem er den Tomahawk in das Canoe geworfen, trat er auf sein Opfer zu, und stand, auf seine Büchse gelehnt, in schwermütiger Beobachtung vor ihm. Es war das erste Mal, dass er einen Menschen im Kampf hatte fallen sehen – das erste Wesen seiner eignen Gattung, gegen das er je feindselig seine Hand erhoben. Diese Empfindungen waren ihm neu; und bedauernde Reue, frisch, wie unsere bessern Gefühle es im Anfang sind, mischte sich in seinen Triumph. Der Indianer war nicht tot, obwohl gerade durch den Leib geschossen. Er lag regungslos auf dem Rücken, aber seine Augen, jetzt voll Bewusstsein, bewachten jede Bewegung seines Siegers – wie der gefallene Vogel den Vogeljäger – eifersüchtig auf jeden seiner Schritte. Wahrscheinlich erwartete der Mann den tödlichen Streich, welcher dem Verlust seines Skalps vorangehen sollte; oder vielleicht vermutete er, dass diese letztere grausame Operation seinem Tode vorangehen werde: Wildtöter erriet seine Gedanken; und es war ihm eine schwermütige Genugtuung, den hilflosen Wilden in Bezug auf diese Besorgnis beruhigen und trösten zu können.
Nein, nein, Rothaut, sagte er, Ihr habt nichts mehr von mir zu fürchten. Ich bin von christlichem Stamme, und Skalpieren liegt nicht in meinen Gaben. Ich will mich nur Eurer Büchse versichern, und dann zurückkommen und Euch dienen, in was ich kann; obgleich ich mich hier nicht mehr lange aufhalten darf, da der Knall von drei Büchsen wohl einige von Euren Teufeln mir auf den Hals ziehen wird.
Die letzten Worte redete der junge Mann halb im Selbstgespräch, während er ging, die dem Wilden entfallene Büchse zu suchen. Diese fand sich da, wo ihr Eigentümer sie weggeworfen, und ward sogleich in das Canoe gelegt. Seine eigne Büchse legte Wildtöter daneben hin, kehrte dann zurück und stellte sich wieder vor den Indianer hin.
Alle Feindschaft zwischen Euch und mir ist zu Ende, Rothaut, sagte er, und Ihr könnt Euer Herz beruhigen wegen des Skalps oder irgend eines weitern Leides. Meine Gaben sind die eines Weißen, wie ich Euch schon gesagt habe, und ich hoffe, meine Handlungsart wird auch weiß sein!
Wenn Blicke und Mienen alles aussprächen, was sie bedeuten sollen, so hätte wahrscheinlich Wildtöters unschuldige Eitelkeit auf seine Farbe eine kleine Zurechtweisung im Gesicht des Wilden gelesen; aber er verstand nur die Dankbarkeit, die sich in den Augen des Sterbenden aussprach, ohne im Mindesten den bittern Hohn zu merken, der mit dem bessern Gefühle rang.
Wasser! stammelte das unglückliche, durstige Geschöpf, gebt armem Indianer Wasser!
Ja, Wasser sollt Ihr haben, und wenn Ihr den See trocken trinkt. Ich will Euch nur hinuntertragen, damit Ihr Euren Durst recht löschen könnt, das ist so die Art, sagt man mir, bei allen Verwundeten – Wasser ist ihr größtes Labsal und Entzücken.
Mit diesen Worten hob Wildtöter den Indianer in seinen Armen auf und trug ihn an den See. Hier half er ihm zuerst zu einer Lage, worin er seinen brennenden Durst stillen konnte; darauf setzte er ihn auf einen Stein, nahm das Haupt des verwundeten Gegners in seinen Schoß und suchte ihn in seinen Schmerzen so gut er konnte zu trösten.
Es wäre sündhaft von mir, zu sagen, dass Eure Zeit nicht gekommen sei, Krieger, begann er, und deßwegen will ich das nicht sagen. Ihr seid schon über das mittlere Alter hinaus, und in Betracht des Lebens, das Ihr führt, habt Ihr das Maaß Eurer Tage so ziemlich erfüllt. Die Hauptsache ist jetzt, dem entgegenzusehen, was zunächst kommt. Weder Rothaut noch Bleichgesicht rechnen im Ganzen genommen, darauf, immerfort zu schlafen, sondern beide erwarten in einer anderen Welt fortzuleben. Jeder hat seine Gaben, und wird danach gerichtet werden, und ich hoffe, Ihr habt diese Dinge hinreichend überdacht, um keiner Predigten zu bedürfen, wenn es zum Spruch und Urteil kommt. Ihr werdet Eure glücklichen Jagdreviere finden, wenn Ihr ein gerechter Indianer gewesen seid; wenn aber ein ungerechter, erwarten Euch anderswo Eure Wüsten. Ich habe meine eignen Ideen über diese Sachen; aber Ihr seid zu alt und zu erfahren, um von einem so Jungen, wie ich, Belehrungen zu bedürfen.
Gut! stammelte der Indianer, dessen Stimme ihre Tiefe behielt, als schon das Leben dahinschwand, junges Haupt – alte Weisheit!
Es ist manchmal ein Trost, wenn das Ende kommt, zu wissen, dass diejenigen, denen wir ein Leid getan, oder zu tun gesucht, uns vergeben. Ich bilde mir ein, die Natur sucht diese Erleichterung, um einer Verzeihung auf Erden teilhaft zu werden; da wir nie wissen können, ob Er verzeiht, der alles in allem ist, bis das Gericht selbst kommt. Es ist tröstlich zu solcher Zeit zu wissen, dass Jemand verzeiht, und das, vermute ich, ist das Geheimnis. Nun, was mich betrifft, so übersehe ich ganz Eure Anschläge gegen mein Leben, erstlich weil kein Unheil daraus entsprang, sodann auch, weil Eure Gaben und Natur und Erziehung einmal so sind, und ich hätte Euch eben gar nicht trauen sollen; und endlich und hauptsächlich weil ich keinen bösen Willen hegen kann gegen einen Sterbenden, sei er ein Heide oder ein Christ. So beruhigt Euch denn in Eurem Herzen, was mich anlangt; Ihr müsst am besten wissen, was für andre Dinge Euch beunruhigen, oder was Euch zur Zufriedenheit gereichen würde in einem so wichtigen Augenblicke.
Vermutlich hatte der Indianer auch zum Teil jene erschütternden Ahnungen von dem unbekannten Zustand des Seins, welche Gott in seiner Barmherzigkeit zu Zeiten dem ganzen menschlichen Geschlecht zu vergönnen scheint; aber notwendig standen sie im Einklang mit seinen Lebensgewohnheiten und Vorurteilen. Wie die Meisten seines Volkes, und nur zu viele unter uns, dachte er mehr daran, in einer Weise zu sterben, wodurch er sich Lob und Beifall bei den Zurückbleibenden gewann, als sich ein besseres Dasein in einer künftigen Welt zu sichern. Während Wildtöter redete, war sein Geist etwas verstört, obwohl er die gute Absicht merkte; und als er fertig war, flog durch seine Seele ein Bedauern darüber, dass keine Genossen seines Stammes anwesend waren, um Zeugen zu sein von seinem Stoizismus bei den äußersten physischen Schmerzen, und von der Festigkeit, womit er sein Ende erwartete. Vermöge der hochsinnigen, angebornen Höflichkeit, die so oft den indianischen Krieger auszeichnet, ehe er durch zu großen Verkehr mit der schlechtesten Klasse der Weißen verdorben wird, suchte er seine Dankbarkeit für die guten Absichten des anderen auszudrücken, und ihm zu verstehen zu geben, dass er sie zu schätzen wisse.
Gut! wiederholte er, denn dies Wort war bei den Wilden sehr gebräuchlich, – gut, junges Haupt; auch junges Herz. Altes Herz zäh; keine Tränen vergießen. Indianer hören, wenn er stirbt, und nicht zu lügen braucht – wie sich nennt er?
Wildtöter ist der Name, den ich jetzt trage; doch haben die Delawaren gesagt, ich würde, wenn ich von diesem Kriegspfade zurückkäme, einen mannhaftern Titel bekommen, vorausgesetzt, dass ich einen erwürbe.
Das guter Name für Knaben – armer Name für Krieger, Wird bald ein besserer werden. Keine Furcht hier, – der Wilde besaß in seiner lebhaften Aufregung noch Kraft genug, eine Hand zu erheben, und die Brust des jungen Mannes zu betasten – Auge sicher, Finger ein Blick, – Ziel, Tod – großer Krieger bald. Kein Wildtöter – Falkenauge – Falkenauge – Falkenauge. Hände schütteln.
Wildtöter – oder Falkenauge, wie der Jüngling jetzt zum ersten Mal genannt wurde, denn in spätern Jahren trug er diesen Namen in der ganzen Gegend – Wildtöter ergriff die Hand des Wilden, der in dieser Lage seinen letzten Atemzug tat, und starrte mit Bewunderung das Gesicht eines Unbekannten an, der in so schweren und neuen Verhältnissen so viel Entschlossenheit, Gewandtheit und Festigkeit gezeigt hatte. Wenn der Leser sich erinnert, dass es die höchste Genugtuung für einen Indianer ist, zu sehen, wie sein Feind Schwäche verrät, wird er noch richtiger die Handlungsweise würdigen, welche in einem solchen Augenblick ein solches Zugeständnis errungen hatte.
Sein Geist ist entflohen! sagte Wildtöter mit gedämpfter, melancholischer Stimme. Ach, mir ist’s leid! Nun, dahin müssen wir alle kommen, früher oder später; und der Glücklichste ist der, sei seine Haut von welcher Farbe sie wolle, der am bereitesten ist, diesen Weg zu gehen. Da liegt der Leichnam von einem ohne Zweifel tapfern Krieger, und die Seele fliegt schon ihrem Himmel oder ihrer Hölle zu, sei dies nun ein glückliches Jagdrevier, oder eine Gegend ohne Wild; Gefilde der Herrlichkeit, nach der Mährischen Brüder Lehre, oder Feuerflammen! So trifft es sich auch oft in anderen Dingen nach Zufall und wunderlich. Da haben der alte Hutter und Hurry sich in große Nöten hineingerannt, wo nicht gar in Martern und Tod, und alles einem Preise zu lieb, den mir das gute Glück darbietet in rechtmäßiger und anständiger Weise – wie es viele bedünken würde. Aber nicht