Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн книгу.nach dem Gesicht des anderen, um zu entdecken, wie dieser das Kompliment aufnehme, obgleich sein Ernst und seine anscheinende Aufrichtigkeit jeden, der nicht in Listen und Künsten erfahren gewesen, seine Beweggründe schwerlich hatte entdecken lassen. Wildtöter gehörte zu den Arglosen; und bekannt mit den indianischen Begriffen, worin die Achtung, in Behandlung von Gefangenen, sich kund tat, fühlte er sein Blut gerinnen bei dieser Ankündigung, wiewohl er eine so gestählte Fassung und Miene behauptete, dass sein scharfblickender Feind darin keine Spur von Schwäche lesen konnte.
Gott hat mich in Eure Hände gegeben, Hurone, versetzte endlich der Gefangene, und ich denke, Ihr werdet nach Eurem Willen mit mir verfahren. Ich will mich nicht dessen rühmen was ich tun werde unter den Martern, denn ich bin noch nie auf die Probe gestellt worden, und vorher kann kein Mensch so Etwas behaupten; aber ich will mein Möglichstes tun, um dem Volk keine Schande zu machen, unter dem ich aufgewachsen bin. Indes wünschte ich jetzt, dass Ihr mir bezeugtet, dass ich ganz von weißem Blute bin, und natürlich auch von weißen Gaben; somit, wenn ich sollte übermannt werden und mich vergessen, werdet Ihr, hoffe ich, den Fehler dahin stellen, wohin er eigentlich gehört, und ihn in keiner Weise den Delawaren, oder ihren Verbündeten und Freunden, den Mohikanern, zurechnen. Wir sind alle mit mehr oder weniger Schwäche erschaffen, und ich fürchte, die eines Bleichgesichts besteht darin, unter großen körperlichen Martern zu erliegen, während eine Rothaut seine Lieder singt und den Feinden ins Gesicht trotzig sich seiner Taten rühmt.
Wir werden sehen; Falkenauge hat eine gute Miene und er ist zäh. – Aber warum sollte er gemartert werden, wenn die Huronen ihn lieben? Er ist nicht als ihr Feind geboren; und der Tod Eines Kriegers wird nicht für immer eine Wolke zwischen sie werfen.
Umso besser, Hurone, umso besser. Dennoch möchte ich Nichts einem Missverständnis über unsre beiderseitigen Gesinnungen zu verdanken haben. Es ist umso besser, wenn ihr keinen Groll nachtragt wegen des Verlustes eines Kriegers, der im Kampfe fiel; doch aber ist es unwahr, dass keine Feindschaft – rechtmäßige Feindschaft meine ich – zwischen uns bestehe. So weit ich überhaupt Rothautgefühle habe, habe ich Delawarengefühle; und ich überlasse es Euch selbst zu beurteilen, in wie weit sie freundschaftlich gegen die Mingo’s sein können.
Wildtöter hielt inne, denn eine Art Gespenst stand vor ihm. das plötzlich den Fluss seiner Worte hemmte, und ihn in der Tat einen Augenblick zweifeln machte an der Treue seines gerühmten Gesichts. Hetty Hutter stand neben dem Feuer, so ruhig, als gehörte sie zu dem Stamme.
Während der Jäger und der Indianer dasaßen, jeder die Gemütsbewegungen beobachtend, die sich im Gesicht des anderen aussprachen, hatte sich das Mädchen unbeachtet genähert, ohne Zweifel von dem Strand auf der südlichen Seite der Landspitze her, oder derjenigen, die dem Ort zunächst war, wo die Arche geankert hatte, und war zu dem Feuer herangeschritten mit der ihrer Einfalt eigentümlichen und durch ihre frühere Behandlung bei den Indianern allerdings gerechtfertigten Furchtlosigkeit. Sobald Rivenoak das Mädchen erblickte, erkannte er sie auch wieder, und zwei oder drei der jüngern Krieger herrufend, sandte sie der Häuptling auf Kundschaft aus, besorgt, Hetty’s Erscheinung möchte der Vorbote eines neuen Angriffs sein. Dann winkte er Hetty, näher heranzukommen.
Ich hoffe, Euer Besuch ist ein Zeichen, dass Schlange und Hist in Sicherheit sind, sagte Wildtöter, sobald das Mädchen der Aufforderung des Huronen gehorcht hatte. Ich denke nicht, dass Ihr wieder mit dem Vorhaben an die Küste kommt, das Euch das letzte Mal herführte.
Judith hieß mich diesmal gehen, Wildtöter, versetzte Hetty, sie ruderte mich selbst in einem Canoe an’s Land, sobald Schlange seine Hist gezeigt und seine Geschichte erzählt hatte. Wie schön ist Hist heute Nacht, Wildtöter, und wie viel glücklicher sieht sie aus, als da sie bei den Huronen war!
Das ist Natur, Mädchen; ja, das kann man als menschliche Natur setzen. Sie ist bei ihrem Verlobten und fürchtet nicht mehr einen Mingo zum Mann zu bekommen. Nach meinem Urteil würde Judith selbst den größten Teil ihrer Schönheit verlieren, wenn sie dächte, sie müsste sie ganz einem Mingo hingeben! Zufriedenheit tut Viel zur Befestigung des guten Aussehens; und ich will Euch dafür stehen, Hist ist zufrieden genug, nachdem sie den Händen dieser Elenden entronnen und bei ihrem auserwählten Krieger ist! Sagtet Ihr nicht, Eure Schwester habe Euch an’s Land gehen heißen – wie kam Judith dazu?
Sie bat mich zu gehen, um nach Euch zu sehen, und den Versuch zu machen, die Wilden zu bereden, dass sie noch mehr Elephanten nähmen für Eure Loslassung; aber ich habe die Bibel mitgebracht, die wird mehr ausrichten, als alle Elephanten in Vaters Schranke!
Und Euer Vater, gute kleine Hetty – und Hurry; wussten sie von Eurem Vorhaben?
Nichts. Beide schlafen; und Judith und Schlange hielten es für’s Beste, dass sie nicht geweckt würden, damit sie nicht wieder gelüstete, auf Skalpe auszuziehen, wenn Hist ihnen gesagt hätte, wie wenige Krieger und wie viele Weiber und Kinder hier im Lager seien. Judith ließ mir keine Ruhe, bis ich an’s Land ging, um zu sehen, was aus Euch geworden.
Nun, das ist auffallend, was Judith betrifft! Warum ist sie denn auch wegen meiner so in Sorgen? Ja, jetzt sehe ich, wie die Sache ist; ja, jetzt durchschaue ich die ganze Sache. Ihr müsst verstehen, Hetty, Eure Schwester ist unruhig darüber, Harry March möchte erwachen und ungeschickterweise wieder dem Feind in die Hände laufen, weil er leicht die Idee haben könnte, er müsse als Reisegesellschafter mir in dieser Sache beistehen! Hurry ist ein zu täppischer Mensch, das geb’ ich zu; aber ich glaube nicht, dass er meinetwillen so Viel wagen würde, wie für sich selbst.
Judith kümmert sich nicht um Hurry, wenn schon Hurry wohl um sie, versetzte Hetty, unschuldig, aber mit großer Bestimmtheit.
Ich habe Euch das schon früher sagen hören; ja, ich habe das sonst schon von Euch gehört, Mädchen; und doch ist es nicht wahr. Man lebt nicht unter einem Stamm, ohne auch Etwas zu sehen von der Art und Weise, wie die Neigung im Herzen eines Weibes arbeitet. Obgleich selbst keineswegs gesonnen, zu heiraten, bin ich doch unter den Delawaren ein Beobachter gewesen, und das ist eine Sache, worin Bleichgesicht- und Rothaut-Gaben ganz gleich sind. Wenn das Gefühl anfängt, ist das junge Weib nachdenklich, und hat Augen und Ohren nur für den Krieger, der ihr Gemüt eingenommen hat; dann folgt Schwermut und Seufzen und derlei Gebärdungen; danach, besonders wenn die Sachen nicht zu deutlicher Erörterung kommen, legt sie sich oft auf´s Tadeln und Fehlerfinden, und schilt den Jüngling eben wegen der Dinge, die ihr am besten an ihm gefallen. Manche junge Creatur ist gar geneigt, in dieser Weise ihre Liebe zu zeigen, und ich bin der Meinung, zu diesen gehört auch Judith. Nun habe ich sie so gut als leugnen hören, dass Hurry ein gutes Aussehen habe; und mit dem jungen Weib, das das tut, muss es in der Tat weit gekommen sein.
Das junge Weib, das Hurry liebte, würde gestehen, dass er schön sei. Ich halte Hurry für sehr schön, Wildtöter, und gewiss muss jedermann, wer Augen hat, so denken. Judith mag den Harry March nicht, und das ist der Grund, warum sie so viel an ihm aussetzt.
Gut – gut – meine gute kleine Hetty, sei es, wie Ihr wollt. Wenn wir auch von jetzt bis zum Winter fortschwatzten, würde doch Jedes bei seiner Meinung bleiben, und so nützen Worte nichts. Ich muss glauben, dass Judith sehr in Hurry verschossen ist und dass sie ihn früher oder später nehmen wird; und dies nur umso mehr, nach der Art zu schließen, wie sie ihn schilt und misshandelt; Ihr aber, glaube ich fast, denkt gerade das Gegenteil. Aber merkt, was ich Euch sage, Mädchen, und gebt Euch die Miene, es nicht zu wissen, fuhr dieser Mann fort, der so blind war, in einem Punkt, wo Männer gewöhnlich scharfsichtig und rasch genug sind, Entdeckungen zu machen, und so scharfblickend in Dingen, welche der Beobachtung bei weitem des größten Teils der Menschen spotten würden, ich sehe, wie es ist mit diesen Vagabunden. Rivenoak hat uns verlassen, wie Ihr seht, und spricht mit den jungen Männern dort, und obgleich es zu weit entfernt ist, um zu hören, kann ich doch sehen, was er ihnen sagt. Er gibt ihnen Befehl, Eure Bewegungen zu beobachten und ausfindig zu machen, wo das Canoe Euch treffen soll, um Euch zur Arche zurück zu führen, und dann fest zu nehmen Wen und Was sie können. Es tut mir leid, dass Judith Euch geschickt hat, denn ich denke mir, sie wünscht Eure Rückkehr.
Alles das ist schon ins Reine gebracht, Wildtöter, versetzte das Mädchen in leisem, vertraulichem und bedeutsamem Tone, und Ihr könnt mir zutrauen, dass ich die besten Indianer dort alle überlisten werde. Ich weiß, ich bin schwachsinnig,