Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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der Überraschung, die schon einmal in dieser Nacht stattgefunden, zu verhüten. Diese Einrichtung war keineswegs gewöhnlich bei Wilden, die sich in der Regel mehr auf die Heimlichkeit ihrer Bewegungen, als auf eine derartige Wachsamkeit verlassen; aber sie war veranlasst durch die eigentümlichen Umstände, in welchen sich die Huronen eben jetzt befanden. Ihre Stellung war ihren Feinden bekannt, und sie konnte nicht wohl geändert werden zu einer Stunde, welche Schlaf und Ruhe verlangte. Vielleicht setzten sie auch hauptsächlich ihr Vertrauen auf das, was, wie sie für gewiss zu wissen glaubten, weiter aufwärts auf dem See vorging, und was, wie sie wähnten, sämtlichen in Freiheit befindlichen Bleichgesichtern nebst ihrem einzigen indianischen Bundesgenossen alle Hände voll zu tun geben würde. Auch wusste vermutlich Rivenoak, dass, so lange er den Gefangenen behielt, er den Gefährlichsten von allen seinen Feinden in Händen hätte.

      Die Sicherheit, mit welcher diese an Wachsamkeit oder an ein Leben, dessen Ruhe oft gestört wird, gewöhnten Menschen einschlafen, ist eines der nicht am wenigsten merkwürdigen Phänomene unsers geheimnisreichen Daseins. Nicht sobald ruht der Kopf auf dem Pfühl, so ist auch das Bewusstsein entschwunden; und doch, zur erforderlichen Stunde, scheint der Geist den Körper aufzuwecken, so rasch und sicher, als hätte er die Zeit über Schildwache bei ihm gestanden. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, dass diejenigen, die so ihren Schlummer abbrechen, aufwachen vermöge der Macht des Gedankens über die Materie, obwohl die Art und Weise, wie diese Macht, dieser Einfluss geübt wird, unsrer Forschbegier verborgen bleiben muss, bis er einst, falls diese Stunde je eintritt, wird erklärt werden durch die vollständige Erleuchtung der Seele hinsichtlich aller menschlichen Räthsel. Dies war nun auch der Fall bei Hetty Hutter. Für so schwach auch der immaterielle Bestandteil ihres Wesens galt, war er doch kräftig genug, ihre Augen um Mitternacht zu öffnen. Um diese Stunde wachte sie auf, verließ ihr Lager, aus Zweigen und einer Haut bestehend, schritt arglos und offen zu der Glut des Feuers, und fachte diese ein wenig an, da die Kühle der Nacht und der Wälder, in Verbindung mit einem über die Maßen kunstlosen Bett, sie ein wenig frieren gemacht hatte. Als die Flamme aufloderte, beleuchtete sie das braune Gesicht des wachehaltenden Huronen, dessen dunkle Augen bei diesem Licht blitzten wie die Augen des Panthers, der mit Feuerbränden zu seiner Höhle verfolgt wird. Aber Hetty fühlte keine Furcht, und sie näherte sich dem Platz, wo der Indianer stand. Ihre Bewegungen waren so natürlich, und so gänzlich frei von der verstohlenen Art der List oder Täuschung, dass er dachte, sie sei nur aufgestanden wegen der Kälte der Nacht, ein in einem Bivouak nicht seltenes Vorkommnis, und ein solches, das vielleicht unter allen am wenigsten Verdacht zu erregen geeignet ist. Hetty sprach zu ihm, aber er verstand kein Englisch, dann starrte sie beinahe eine Minute den schlafenden Gefangenen an, und entfernte sich dann langsam, Trauer und Betrübnis in ihrem Wesen.

      Das Mädchen nahm sich nicht die Mühe, ihre Bewegungen zu verhehlen. Alle schlauen Auskunftsmittel dieser Art gingen gänzlich über ihr Vermögen; doch war ihr Schritt von Natur leicht und kaum hörbar. Wie sie die Richtung nach der äußersten Landspitze, oder nach dem Platz einschlug, wo sie bei ihrem ersten Abenteuer gelandet, und wo Hist sich eingeschifft hatte, sah die Schildwache ihre leichte Gestalt allmälig im Dunkel verschwinden, ohne darüber unruhig zu werden oder ihre Stellung zu ändern. Der Indianer wusste, dass andere auf Wache ausgestellt waren, und glaubte nicht, dass diejenige, die zweimal freiwillig ins Lager gekommen war, und es schon ganz offen verlassen hatte, sich durch die Flucht ihnen werde zu entziehen suchen. Kurz, das Tun und Treiben des Mädchens erregte nicht mehr Aufmerksamkeit, als das irgend einer geistesschwachen Person in zivilisierten Ländern erregen würde, während man ihrer Person mit weit mehr Achtung und Rücksicht begegnete.

      Hetty hatte freilich keine sehr deutliche Vorstellung von den Lokalitäten, aber doch fand sie den Weg zum Strande, den sie auf derselben Seite des Vorsprungs erreichte, wo auch das Lager aufgeschlagen war. Dem Rand des Wassers folgend, und die Richtung nach Norden einschlagend, stieß sie bald auf den Indianer, der als Schildwache am Strand auf- und abschritt. Es war dies ein junger Krieger, und als er ihren leichten Tritt auf dem Kiesgrunde hörte, näherte er sich rasch, obwohl keineswegs in drohender Weise. Die Finsternis war so dicht, dass es nicht leicht war, innerhalb der Schatten des Waldes auf eine Entfernung von zwanzig Fuß Gestalten zu entdecken, und beinahe unmöglich, Personen zu unterscheiden, als bis man sie beinahe greifen konnte. Der junge Hurone ließ einigen Verdruss blicken, als er merkte, wem er begegnete, denn die Wahrheit zu gestehen, erwartete er seine Auserkorene, welche ihm versprochen, die Langeweile einer Wache um Mitternacht durch ihre Anwesenheit ihm zu versüßen. Auch dieser Mann verstand kein Englisch, aber er fand gar nichts Befremdendes daran, dass das Mädchen zu dieser Stunde auf den Beinen war. Solche Dinge kamen in einem indianischen Dorf und Lager, wo der Schlaf so unregelmäßig ist wie die Mahlzeit, ganz gewöhnlich vor. Dann kam der armen Hetty ihre bekannte Geistesschwäche auch bei dieser Gelegenheit, wie in den meisten Dingen gegenüber den Wilden, sehr zu Statten. Verdrießlich über die Täuschung seiner Erwartung, und unmutig über die Erscheinung eines unbequemen Besuchs, wie er dachte, winkte der junge Krieger dem Mädchen weiter zu gehen in der Richtung des Strandes. Hetty gehorchte; aber im Weitergehen sprach sie laut Englisch in ihrem gewöhnlichen, weichen Ton, den die Stille der Nacht auf einige Entfernung vernehmbar machte.

      Wenn Ihr mich für ein Huronenmädchen nahmet, Krieger, sagte sie, so wundert es mich nicht, dass Ihr so unzufrieden seid. Ich bin Hetty Hutter, Thomas Hutter’s Tochter, und bin noch nie nachts mit einem Mann zusammengetroffen, denn Mutter sagte immer, das sei unrecht, und sittsame Mädchen dürften es nie tun – sittsame Mädchen von den Bleichgesichtern, meine ich; denn die Bräuche sind verschieden in verschiedenen Teilen der Welt, das weiß ich. Nein, nein; ich bin Hetty Hutter, und möchte selbst Hurry Harry nicht begegnen, sollte er auch auf die Knie niederfallen und mich darum bitten! Mutter sagte, es sei unrecht.

      Während Hetty so sprach, hatte sie den Platz erreicht, wo die Canoe’s gelandet hatten, und vermöge der Krümmung des Landes und der Gebüsche dem Auge der Schildwache sogar am hellen Tage verborgen geblieben wären. Aber ein andrer Fußtritt hatte das Ohr des Liebhabers erreicht, und er befand sich schon außer dem Bereich der Silberstimme des Mädchens. Noch immer sprach Hetty fort, ganz ihren Gedanken und Wünschen nachhängend, aber bei ihrer so leisen Stimme konnten die Töne nicht weit in den Wald hineindringen. Übers Wasser hin verbreiteten sie sich weiter.

      Da bin ich, Judith, fuhr sie fort, und niemand ist in meiner Nähe. Der Hurone auf der Wache ist seinem Liebchen entgegengegangen, einem indianischen Mädchen, das du kennst, und das nie eine christliche Mutter gehabt, die ihr hätte sagen können, wie unrecht es ist, bei Nacht sich mit einem Manne zu treffen –

      Hetty’s Reden ward unterbrochen durch ein Bscht! das vom Wasser her kam, und dann wurde sie, wiewohl undeutlich, des Canoe’s ansichtig, welches sich geräuschlos näherte, und bald mit seinem Bug auf den Kieseln auffuhr. Sobald Hetty’s Last in das leichte Fahrzeug aufgenommen war, entfernte sich das Canoe wieder, das Hinterteil voran, wie wenn es Leben und Willen hätte, bis es hundert Schritte vom Ufer entfernt war. Dann wandte es sich, und indem es einen weiten Bogen beschrieb, ebensosehr um die Fahrt zu verlängern, als um außer Gehörweite zu kommen, nahm es seinen Lauf der Arche zu. Einige Minuten lang ward Nichts gesprochen, dann aber begann Judith, welche sich in einer günstigen Lage zu befinden glaubte, um mit ihrer Schwester sich zu besprechen, und – das Canoe mit einer Geschicklichkeit handhabend, die der eines Mannes Wenig nachgab, allein im Hinterteil saß, ein Gespräch, welches anzufangen sie vor Begierde brannte, seit sie die Landspitze verlassen hatten.

      Hier sind wir sicher, Hetty, sagte sie, und können plaudern, ohne Furcht belauscht zu werden. Du musst aber leise sprechen, denn übers Wasser hört man in einer stillen Nacht die Töne weit hin. Ich war einen Teil der Zeit über, während welcher du am Lande warest, dem Ausläufer so nahe, dass ich die Stimmen der Krieger hörte, und ich hörte deine Schuhe auf dem Kies des Strandes, noch ehe du sprachest.

      Die Huronen, Judith, wissen, glaube ich, nicht, dass ich sie verlassen habe.

      Wahrscheinlich nicht, denn ein Liebhaber gibt eine schlechte Schildwache ab, wenn er nicht etwa auf sein Liebchen wartet oder sie bewacht! Aber sag’ mir, Hetty, hast du Wildtöter gesehen und gesprochen?

      Oh! ja – er saß am Feuer, mit gebundnen Füßen, aber die Arme hatte man ihm freigelassen, dass er sie bewegen konnte, wie er wollte.

      Gut; was hat er dir gesagt,


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