Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн книгу.Fahrzeug zu finden, da es so nahe an der Küste vor Anker lag, als nur irgend die Rücksicht auf Sicherheit rätlich machte. Judith war erfahren in der Handhabung eines Rindencanoes, dessen Leichtigkeit mehr Geschicklichkeit als Kraft erheischte; und sie trieb ihr kleines Fahrzeug rasch über das Wasser hin, sobald sie ihre Unterredung mit Hetty beendigt und den Entschluss zurückzukehren, gefasst hatte. Aber noch immer war keine Arche zu sehen. Einige Male glaubten die Schwestern, sie zu erblicken, hervorragend in der Finsternis, wie ein niedrer, schwarzer Fels; aber jedes Mal fand sich, dass es entweder eine optische Täuschung, oder ein Auswuchs von Laubwerk an der Küste gewesen war. Nach einem halbstündigen Suchen drängte sich den Mädchen die unwillkommne Überzeugung auf, dass die Arche sich entfernt habe.
Die meisten Mädchen hätten wohl die peinliche Verlegenheit ihrer Lage im physischen Sinne unter den Umständen, in welchen sich die verlassenen Schwestern befanden, eher empfunden, als irgend sonstige Besorgnisse. Bei Judith verhielt sich dies nicht so; und selbst Hetty empfand mehr Unruhe wegen der Beweggründe, die ihren Vater und Hurry möchten geleitet haben, als Besorgnisse wegen ihrer Sicherheit.
Es kann doch nicht sein, Hetty, sagte Judith, als die genaueste Nachsuchung beide überzeugt hatte, dass keine Arche zu finden war, es kann doch nicht sein, dass Indianer auf Flößen oder gar ohne solche herangeschwommen sind, und unsre Freunde im Schlaf überrascht haben?
Ich glaube nicht, dass Hist und Chingachgook schlafen würden, ehe sie einander alles gesagt, was sie sich nach einer so langen Trennung zu sagen hatten – glaubst du es, Schwester?
Vielleicht nicht, Kind. Vielerlei konnte sie wach halten, aber Ein Indianer mochte überrascht werden, selbst wenn er nicht schlief, zumal da seine Gedanken bei anderen Dingen verweilt haben mögen. Doch aber sollten wir ein Geräusch hören; denn in einer Nacht, wie diese, hätte ein Fluch Hurry Harry’s an den östlichen Bergen widerhallen müssen, wie ein Donnerschlag.
Hurry ist sündhaft und rücksichtlos in seinen Worten, versetzte Hetty leise und bekümmert.
Nein – nein; es ist unmöglich, dass die Arche sollte genommen worden sein, ohne dass ich ein Geräusch gehört hätte. Es ist nicht eine Stunde, seit ich sie verließ, und die ganze Zeit über lauschte ich auf das kleinste Geräusch. Und doch kann man nicht leicht glauben, dass ein Vater absichtlich seine Kinder preisgeben würde!
Vielleicht hat Vater uns in unserem Gemache schlafend geglaubt, und hat zurück nach Hause gesteuert, Du weißt, dass wir oft bei Nacht mit der Arche Bewegungen machen.
Das ist wahr, Hetty, und es muss so sein, wie du denkst. Es ist etwas mehr Südwind, als zuvor, und sie sind den See hinaus gefahren –
Judith stockte; denn als das letzte Wort ihrer Zunge entschwebte, ward die Szene plötzlich, obwohl nur für einen Augenblick, durch ein aufflammendes Licht erhellt. Das Krachen einer Büchse folgte darauf, und dann das Rollen des Echo’s die östlichen Berge entlang. Beinahe in demselben Augenblick stieg ein durchdringender weiblicher Schrei in langem Kreischen in die Lüfte empor. Die entsetzliche Stille, die darauf folgte, war wo möglich noch grässlicher, als die plötzliche, wilde Unterbrechung des tiefen, mitternächtlichen Schweigens. Judith, so entschlossen sie von Natur und durch Gewohnheit war, atmete kaum, während die arme Hetty ihr Angesicht verbarg und zitterte.
Das war eines Weibes Schrei, Hetty! sagte die Erstere mit feierlichem Ernst, und es war ein Schmerzensschrei! Wenn die Arche sich von dieser Stelle bewegt hat, so konnte sie bei diesem Wind nur nördlich segeln, und der Schuss und der Schrei kamen von der Landspitze. Sollte Hist Etwas zugestoßen sein?
Lass uns hin und sehen, Judith; sie bedarf vielleicht unsers Beistandes – denn außer ihr sind nur Männer auf der Arche.
Es war kein Augenblick zum Zaudern, und ehe Judith aufgehört zu sprechen, war schon ihr Ruder im Wasser. Die Entfernung von der Landspitze, in gerader Linie, war nicht groß, und die Gemütsbewegungen, welche die Mädchen trieben, waren zu aufregend, als dass sie ihnen gestattet hätten, die kostbaren Augenblicke mit nutzlosen Vorsichtsmaßregeln zu vergeuden. Sie ruderten ohne große Vorsicht vorwärts, aber dieselbe Aufregung hinderte auch Andre, ihre Bewegungen zu beobachten. Bald gewahrte das Auge Judiths einen Lichtschimmer durch eine Lücke in den Gebüschen, und darauf zusteuernd, lenkte sie das Canoe so, dass sie denselben im Gesicht behielt, während sie dem Lande sich so weit näherte, als notwendig und klug war.
Die Szene, die sich jetzt den Blicken der Mädchen darbot, war in den Wäldern, auf der Seite des oft erwähnten Abhangs, vom Boot aus vollkommen übersehbar. Alle im Lager waren da versammelt, und sechs oder acht trugen Kienholzfackeln, die ein starkes, aber leichenhaftes Licht auf alles unter den Laubhallen des Waldes warfen. Mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, und auf einer Seite unterstützt von der jungen Schildwache, deren Nachlässigkeit Hetty hatte entkommen lassen, saß das Mädchen, dessen erwarteter Besuch die Schuld seines Dienstfehlers trug. Bei dem grellen Lichte der Fackel, die man ihr gegen das Gesicht hielt, erkannte man deutlich, dass sie mit dem Tode rang, während das von ihrer nackten Brust herabträufelnde Blut die Beschaffenheit des Unfalls, der sie betroffen, verriet. Auch der scharfe, eigentümliche Geruch von Schießpulver war noch in der schweren, feuchten Nachtluft wahrzunehmen. Es konnte kein Zweifel sein, dass sie erschossen war. Judith verstand alles auf einen Blick. Der Lichtblitz hatte auf dem Wasser gezuckt in kleiner Entfernung von der Landspitze, und entweder war die Büchse aus einem Canoe, das die Küste umkreiste, oder von der Arche aus im Vorbeifahren abgefeuert worden. Ein unvorsichtiger Ausruf, ein Lachen, mochte den Angriff veranlasst haben, denn es war kaum möglich, dass dem Schützen beim Zielen etwas anderes zu Hilfe gekommen, als ein Laut. Die Wirkung war noch viel augenscheinlicher, denn der Kopf des Opfers hing herunter, und der Leib schlotterte in der Auflösung des Todes. Dann wurden alle Fackeln bis auf eine gelöscht – eine Klugheitsmaßregel; und der traurige Zug, der den Leichnam ins Lager trug, konnte eben kaum noch unterschieden werden bei dem noch übrigen dämmernden Lichte.
Judith seufzte tief auf und schauderte, als sie ihr Ruder wieder eintauchte, und das Canoe umfuhr vorsichtig die Landspitze. Ein Anblick hatte sich ihren Sinnen dargeboten und schwebte jetzt vor ihrer Einbildungskraft, der noch härter zu ertragen war, als selbst der frühe Tod und der vorübergehende Todeskampf des verschiedenen Mädchens. Sie hatte bei dem grellen Licht aller der Fackeln die aufgerichtete Gestalt Wildtöters erblickt, der, Mitleid und wie ihr vorkam, Schaam in seinem Angesicht sich aussprechend, neben der Sterbenden stand. Er selbst verriet weder Furcht noch Kleinmütigkeit, aber aus den Blicken, welche die Krieger auf ihn warfen, sah man deutlich, dass in ihrer Brust heftige Leidenschaften kämpften. Alles dies schien von dem Gefangenen nicht beachtet zu werden; aber Judiths Gedächtnis blieb es die ganze Nacht hindurch schauerlich eingepägt.
Man traf kein Canoe, das um die Landspitze herumstreifte. Eine Stille und Dunkelheit, so vollständig, als wäre das Schweigen des Waldes nie gestört worden, oder hätte die Sonne nie diese entlegene Szene beschienen, herrschte jetzt auf der Landspitze und dem düstern Wasser, auf den schlummernden Wäldern, und selbst an dem unlustigen Himmel. Es war daher Nichts weiter zu machen, als einen sicheren Platz zu suchen; und der war nur zu finden in der Mitte des See’s. Dahin ruderten sie in aller Stille; man ließ das Canoe nördlich hintreiben, und die Mädchen suchten Rast und Ruhe, so gut ihre Lage und ihre Gefühle sie ihnen gönnen wollten.
Neunzehntes Kapitel.
Fasst Eure Waffen fest! besetzt die Tür!
Verloren ist jetzt alles, wenn nicht bald
Geschweigt wird diese fürchterliche Glocke.
Der Offizier verfehlte seinen Weg,
Oder vollzog er seinen Auftrag falsch,
Oder stieß ihm ein traurig Hemmnis auf.
Anselmo, brich mit Deiner Schar stracks gegen
Den Turm auf; alle anderen bleiben hier,
Marino Faliero.
Die Vermutung der Judith Hutter in Betreff der Art und Weise, wie das indianische Mädchen ihren Tod gefunden, war in der Hauptsache richtig. Nach einigen Stunden Schlafs waren ihr Vater und March aufgewacht. Dies geschah