Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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mir wie eine Fremde vor.«

      »Mutti ist jung und schön.« Wahre Herzensangst liegt in Inkas Worten. »Du… du wirst dich erneut in sie verlieben.«

      »Inka!« Er zieht sie fester an sich. »Niemals. Ich liebe dich, glaube mir.« Er hebt ihr Gesicht zu sich empor und blickt ihr ernst in die verdunkelten Augen. »Hast du nicht vor kurzem behauptet, daß du mir vertraust?«

      Sie nickt heftig. Er zieht sein Taschentuch und trocknet ihr das Gesicht und die Tränen aus den Augen. »Also, nicht mehr weinen. Die erste Gelegenheit zu einer Aussprache benutze ich. Aber bitte, Inka, ich möchte nicht, daß du dabei anwesend bist. Deine Mutter soll keinen Haß auf dich bekommen. Verstehst du mich?«

      Wieder nur ein Nicken. Aber in den Augen wagt sich schon wieder ein Funke der Glückseligkeit hervor. Ja, alles, was er sagt, wird sie tun.

      Sie erscheinen nach wenigen Minuten am Tisch. Leonore ist aufgeräumt. Sie hat die Enttäuschung über Gerts kühle Begrüßung verwunden, wenngleich ihr der Schreck noch in den Gliedern sitzt.

      Ahnt er etwas? Soll sie ihm jetzt sagen, warum sie verreist war, und das nur seinetwegen? Sie versucht, alle Gedanken dieser Art zu verbannen und sich harmlos zu geben. Nur vor einer Frage bangt ihr, und doch kommt sie, als Doris die Teller gewechselt hat und den Braten aufträgt.

      Inka sieht immer wieder die Mutter an.

      »Wo hast du dich eigentlich die ganze Zeit aufgehalten, Mutti? Warum kamen deine Kartengrüße alle aus Hamburg?«

      Sekundenlang kämpft Leonore mit sich, dann richtet sie sich wie zur Abwehr auf. »Ich wollte…« Sie bricht ab und setzt trotzig hinzu: »Reinhold Schnitzler hat mir die Post erledigt!«

      Interessiert beugt Gert sich vor. »Hat er dich begleitet?«

      »Nein, ich war allein.«

      In ihren Augen flackert Unruhe, und Gert sinnt, was mag sie nur so fremd erscheinen lassen, dieses junge Gesicht, das ihn trotzdem kaum an die Leonore von einst erinnert, dem jetzt Wärme fehlt.

      Er schüttelt den Kopf. »Mir unbegreiflich, Leonore.« Er sagt das ohne Vorwurf, höchstens wie man eine Tatsache feststellt. »Du läßt monatelang nichts als banale Kartengrüße von dir hören und willst mir nicht sagen, wo du dich aufgehalten hast?«

      »Nun gut«, erklärt sie mit Herzklopfen. »Ich habe eine Amerikareise gemacht.«

      »Eine was? Eine Amerikareise?« wiederholt er erstaunt, und unwillkürlich blickt er zu Inka hinüber, die mit gesenkten Lidern auf ihrem Teller herumstochert. Auf einmal ist alle Gemütlichkeit aus dem Raum verflogen. Selbst der letzte Glanz der Weihnachtstage ist verschwunden.

      »Merkwürdig, Leonore.«

      Gert würgt förmlich an den wenigen Worten. »Ich glaube, wir sprechen darüber, wenn wir allein sind.«

      »Bitte!« Das kommt eisig aus Leonores Mund. Alle Freude über ihre Heimkehr ist dahin. Warum hat sie nicht sogleich die Wahrheit gesagt? Alle drei nippen sie nur an den Speisen, und Doris räumt beleidigt den Tisch ab. Sie hat sich so viel Mühe gegeben. Heimlich wirft sie einen Blick auf die Herrin. Sie kommt ihr schöner und verjüngt vor, und dennoch gefällt ihr etwas nicht an ihr. Ist es die unnahbare Haltung oder das verschlossene Gesicht?

      Inka zieht sich gleich nach dem Mokka zurück. Gert und Leonore sind allein. Die Unruhe läßt Gert nicht mehr sitzen. Er beginnt ziellos umherzuwandern. Er weiß, daß Leonores Augen ihn verfolgen.

      Auf einmal dreht er sich auf dem Absatz herum.

      »Ich möchte gleich mit dir sprechen, Leonore«, beginnt er mit beherrschter Stimme. »Du wirst schon vor deiner Abreise bemerkt haben, daß wir uns fremd geworden sind. Du kannst mir glauben, daß ich mir Nächte um die Ohren geschlagen habe, um den Grund zu erforschen. Es gelang mir nicht. Da habe ich resigniert. Dann hast du mich allein gelassen. Auch dein Vertrauen schien ich verloren zu haben…«

      Entsetzt hebt sie beide Hände. »Aber Gert!«

      »Bitte, laß mich aussprechen.« Seine hellen Augen sind mit einem grüblerischen Ausdruck auf sie gerichtet. »Jetzt werde ich dir sehr weh tun müssen, aber es muß gesagt sein. Du warst früher so verständnisvoll, gütig zu mir. Ich verdanke dir unendlich viel, schon deshalb allein verdienst du, die Wahrheit zu wissen.«

      Er legt eine Pause ein, in der Leonore ihr Herz bis zum Halse herauf hämmern hört.

      »Welche – Wahrheit…?« ringt sie sich mühsam ab.

      »Ich liebe Inka!«

      Fassungslos sieht sie ihn an. Alles beginnt sich um sie zu drehen. Das Blut hört sie in den Ohren sausen. Nur jetzt nicht ohnmächtig werden – denkt sie verzweifelt – und stemmt sich mit aller Kraft gegen dieses Schwächegefühl.

      »Das… das kann doch nicht möglich sein.« Wie irr sieht sie um sich. Auf Gerts blassen, aber entschlossenen Zügen bleiben ihre Augen haften. Ihr Mund zittert, und ihre Hände gleiten mit fahrigen Bewegungen über die leise raschelnde Seide ihres Kleides.

      »Doch, Leonore. Es ist wahr. Es tut mir unendlich leid, daß ich dir diesen Kummer bereiten muß. Aber es muß Klarheit zwischen uns herrschen. Du verdienst wirklich nicht, belogen zu werden.«

      Leonore schießt es heiß in die Stirn, und dann wird sie eiskalt. Alles umsonst! denkt sie, und aus ihrer Verzweiflung wird Grimm! Während sie Schmerzen gelitten hat, um neben ihm jung zu sein, hat er sein Herz einer anderen zugewandt – und die andere ist ihr eigenes Kind.

      »Also habt ihr hinter meinem Rücken ein regelrechtes Verhältnis begonnen?«

      Unweit von ihr nimmt er Platz und legt die Hände auf die Knie.

      »Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn du dich vor deiner Reise richtig ausgesprochen hättest. Vielleicht auch nicht. Die Liebe zu Inka jedenfalls ist stärker in mir gewesen als alle Vernunft.«

      »Und was meinst du, was jetzt werden soll?« Ihre Stimme klingt schrill. »Verlangst du von mir, daß ich dir meinen Segen gebe?«

      »Zunächst verlange ich nichts als Verständnis von dir, vor allem für Inka.«

      Außer sich springt sie auf. »Weißt du überhaupt, was du mir zumutest?« keucht sie und ballt die Hände. »Meine eigene Tochter stiehlt mir das Herz des Mannes, den ich liebe? Und das soll ich so ohne weiteres hinnehmen?«

      »Bitte, Leonore«, versucht er sie zu beruhigen, »laß uns vernünftig darüber reden. Du bist doch eine großzügige Frau…«

      »Großzügig?« Sie starrt ihn aus wachsbleichem Gesicht fassungslos an. »Von mir erwartet ihr Großmut? Mein Gott, bin ich denn ein Übermensch? Ich liebe dich, Gert, ich habe deinetwegen…«

      Sie bricht jäh ab und schluchzt hemmungslos.

      »Leonore!« Im Nu ist er bei ihr, hält die wankende Frau in seinem Arm. »Was hast du meinetwegen getan? Jetzt sag mir endlich, was du mir so ängstlich verschweigen wolltest.«

      »Oh, Gert«, stammelt sie, und dann reißt sie sich los. Ohne jede Kontrolle über sich selbst schreit sie ihm entgegen: »Deinetwegen bin ich nach Amerika gefahren, habe mich in einer Klinik verjüngen lassen. Ich fühlte es, daß du mir langsam zu entgleiten drohtest. Ich wollte nicht alt werden. Ich habe mich gegen das Altwerden wie gegen ein mich immer verfolgendes Gespenst gewehrt. Und nun war alles umsonst – alles, was ich gelitten habe um deinetwillen.«

      »Leonore!« Ihre Erklärung hat ihn in helle Bestürzung geschleudert. »Lieber Himmel, warum hast du dich mit solchen Gedanken herumgeschlagen? Waren wir nicht einmal sehr glücklich? Mit deiner ersten Lüge begann diese langsame Entfremdung.«

      »Wie… wie stellst du dir das alles vor?«

      Er zuckt mit den Schultern. Das hat er nicht gewußt. Seinetwegen hat sie das alles getan, und er…? Er liebt Inka! Er wird sie immer lieben, selbst wenn er sich der Vernunft beugen und aus Anstand neben Leonore weiterleben müßte.

      »Laß


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