Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt

Читать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt - Jacob Burckhardt


Скачать книгу
und mehrere hundert Jahre weiter und zersprengt die orientalische Kirche in Sekten, deren eine als orthodox-griechische Kirche dem byzantinischen Kaisertum zur Seite bleibt. Eine Menge anderer, zum Teil sehr weltlicher Interessen hängen sich an den Kampf und verstecken sich unter ihm, so dass er das Ansehen eines blossen heuchlerischen Vorwandes gewinnt. Die Kirche höhlt sich innerlich aus um dieses Haders willen; sie lässt den innern Menschen darben vor lauter Rechtgläubigkeit und büsst, selber entsittlicht, die höhere sittliche Wirkung auf den einzelnen völlig ein. Und dennoch, welche hohe weltgeschichtliche Bedeutung hat dieses an sich so widrige Treiben! Diese Kirche mit ihren Nebensekten, erstarrt und von aller Entwicklung abgeschnitten, sollte noch anderthalb Jahrtausende hindurch unter dem Druck fremder Barbaren die Nationalitäten zusammenhalten, ja sogar deren Stelle vertreten, denn sie war stärker als Staat und Kultur und deshalb überlebte sie beides; in ihr allein existiert die Quintessenz des nicht zukunftlosen Byzantinismus fort; die Orthodoxie ist die Seele desselben.

      Als nun der »aus bunten Blumen gewundene grosse Priesterkranz«, das »Abbild des Apostelreigens«, die »Wiederholung des ersten Pfingstfestes« beisammen war, als sich ausser den Bischöfen auch ein zahlreiches priesterliches Geleit und eine Menge »der Dialektik erfahrene Laien« in Nicaea eingefunden, eröffnete Constantin in Person die Synode. Er starrte von Purpur, Gold und Edelsteinen, und Euseb vergleicht ihn in diesem Aufzug mit einem Engel des Herrn vom Himmel. Aber es blieb nicht bei diesem persönlich imposanten Auftreten. Im Verlauf der Verhandlungen zeigte es sich, dass Hosius den Kaiser gegen die Arianer gestimmt hatte und dass er und seine Partei die grosse Masse der Unentschiedenen auf alle Weise, namentlich durch Hinweisung auf kaiserliche Gunst in diesem Sinne mit Erfolg bearbeitete. Weder die Reden des Arius, noch die Gegenreden des Athanasius zu Ehren der Ewigkeit des Sohnes waren es also, was den Ausgang entschied. Die Debatte wurde zuletzt durch ein kaiserliches Machtgebot beendigt, indem Constantin auf dem fraglichen Ausdruck Homousios gegen den Willen der Majorität bestand, worauf diese Majorität sich geduldig fügte. Nur zwei Bischöfe verweigerten ihre Unterschrift und verdienen deshalb genannt zu werden, selbst wenn sie aus unreligiösem Starrsinn so gehandelt haben sollten: Theonas von Marmarica und Secundus von Ptolemais. Ihr Lohn war Absetzung und Verbannung. Euseb von Nikomedien unterschrieb, da ihm aber der Sturz geschworen war, verlangte man von ihm und den andern noch die Unterschrift eines Zusatzartikels, wodurch er seine eigene frühere Ansicht verfluchen sollte; auf seine Weigerung hin wurde auch er nach Gallien verbannt, ebenso Theognis, Bischof von Nicaea. Arius selber wurde nach Illyrien verwiesen.


Скачать книгу