Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt

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Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt - Jacob Burckhardt


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das rechte Mittel gefunden zu haben; sie verklagen den Bischof bei Constantin als intolerant, als Verfolger der meletianischen Sekte, welche zu Nicaea sich den Kirchenfrieden erworben hatte. Athanasius war hier wirklich nicht ganz schuldlos, allein man hatte die Meletianer absichtlich gegen ihn aufgehetzt. Der Kaiser bestimmt zur Untersuchung eine Synode, welche zu Caesarea in Palästina sich versammeln sollte; Athanasius aber erklärt (334), vor einer Behörde, die nur aus seinen Todfeinden bestehe, werde er sich nicht stellen. Und noch einmal gibt Constantin nach! Doch überwogen zuletzt die unaufhörlichen Anklagen, und so kam es im folgenden Jahre (335) wirklich zu einer Synode, und zwar in Tyrus, von wo die versammelten Väter dann sofort nach Jerusalem ziehen sollten, um der Einweihung der Kirche des Heiligen Grabes beizuwohnen. Das Präsidium führte ein vornehmer Hofbeamter, Dionysius. Die schwersten Anklagen (S. 302) machte Athanasius hier glänzend zunichte, wegen der geringern ging eine parteiische Untersuchungskommission nach Alexandrien, auf deren Aussagen hin endlich eine Verurteilung erfolgte; die Arianer triumphierten hier, wie in Nicaea die Orthodoxen. Aber fast im gleichen Augenblicke war Athanasius schon wieder am Hofe; »als ich gerade«, schrieb der Kaiser, »in Konstantinopel einritt, begegnete er mir plötzlich mit den Seinigen; Gott ist mein Zeuge, dass ich ihn nicht einmal sogleich erkannte, anfangs auch gar nichts von ihm wissen wollte« etc. Die Folge dieses Zusammentreffens war, dass Constantin die Väter von Tyrus zu schleuniger Rechtfertigung ihres Betragens und ihrer Beschlüsse nach der Hauptstadt zitierte. Da wagten sie den ersten Ungehorsam; statt aller erschienen nur die sechs Häupter der Partei, und nun gab Constantin, obwohl nicht unbedingt, nach und verbannte den Athanasius nach Trier, verfügte aber, dass der Stuhl von Alexandrien nicht besetzt werden dürfe, offenbar in der Absicht, den Athanasius zu gelegener Zeit wieder einzusetzen734. Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob Constantin etwa vor dem Trotz der Bischöfe erschrak, oder was sonst seinen Entschluss leitete; die Kläger sagten ihm, Athanasius habe gedroht, die Abfahrt der ägyptischen Kornflotte hindern zu wollen, allein dies glaubte ihnen der Kaiser wahrscheinlich nicht, selbst wenn er sich gläubig stellte. Darauf beschied er den Arius nach Konstantinopel, wie es schien in der huldreichsten Absicht. Aber nach einem Besuch im kaiserlichen Palaste (336) wurde Arius auf der Strasse plötzlich unwohl und verschied gleich darauf in einer nahen öffentlichen Latrine, welche noch nach hundert Jahren als Merkwürdigkeit gezeigt wurde. Ob er Gift bekommen hatte und von wem, bleibt zweifelhaft; Constantin hatte kein Interesse dabei735.

      Er hätte ohne Zweifel gerne eine stetige, einträchtige Reichskirche gehabt, aber die stärksten Schwankungen waren eingetreten. Bei seiner innern Neutralität wurde es ihm nun nicht schwer, die kirchlichen Parteien in der Schwebe zu halten und keiner sich bleibend hinzugeben. Er liess sie daher abwechselnd siegen und sorgte nur immer durch kräftige Eingriffe dafür, dass man ihn und seine Macht nicht vergass. Er sah wahrscheinlich von Anfang an, dass der Streit grossenteils um des Streites willen geführt wurde und dass alles Versöhnen am unrechten Orte angebracht wäre. Hierin versahen es seine Nachfolger, weil sie selber ernstlich in den theologischen Fragen befangen waren und der von ihnen unterstützten Partei die Hände frei liessen zu Gewalttat und Rache.

      Diese weitern Krisen gehören nicht mehr zu unserer Aufgabe. Neben dieser von heillosem Starrsinn und Ehrgeiz, von der absurdesten Dialektik zerrissenen Kirche erwuchs damals der Knabe Julian, kaum gerettet aus dem allgemeinen Mord, den Constantius über die eigene Familie verhängt hatte. Ihn und seinen Bruder Gallus erzog man auf der Villa Macellum im entlegenen Kappadocien zu Geistlichen; ihre Erholung bestand darin, dem heiligen Märtyrer Mamas eine Kapelle zu bauen. Unter diesen Eindrücken bildete sich der künftige heidnische Reaktionär aus.


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