DAS HERZ-SUTRA. Osho

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DAS HERZ-SUTRA - Osho


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ich lehre euch damit keine Tatenlosigkeit. Ich sage damit nicht, geht nicht zur Arbeit. Ich sage damit nicht, verdient euch nicht euer Brot. Ich sage damit nicht, kehrt euch ab von der Welt und fallt andern zur Last und werdet zu Ausbeutern. Nein, absolut nicht. Aber seid keine Macher. Ja, wenn ihr hungrig seid, dann müsst ihr essen, und wenn ihr essen müsst, dann müsst ihr euch euer Brot verdienen – aber da ist niemand, der es tut.

      Es ist der Hunger selbst, der aktiv wird; da ist sonst niemand am Werk. Es ist der Durst selbst, der dich zum Brunnen führt oder zum Fluss. Es ist der Durst selbst, der hingeht. Da ist niemand, der durstig ist. Lasst die Nomen und Pronomen in eurem Leben weg, und lasst die Verben leben.

      Buddha sagt: In Wahrheit seht ihr, wenn ihr einen Tänzer seht, keinen Tänzer, sondern nur ein Tanzen. Wenn ihr einen Fluss seht, dann ist da kein Fluss, sondern nur ein Flussen. Wenn ihr einen Baum seht, dann ist da kein Baum, sondern nur ein Baumen. Wenn ihr jemanden lächeln seht, dann ist da niemand, der lächelt, sondern nur ein Lächeln. Wenn ihr Liebe seht, ist da niemand, der liebt, sondern nur ein Lieben. Das Leben ist ein Prozess. Aber wir sind es gewohnt, in statischen Nomen zu denken. Das bringt Schwierigkeiten. Und es gibt nichts Statisches – alles ist Fluxus und Fließen. Fließe mit, ströme mit diesem Fluss mit, und sei nie ein Macher. Selbst wenn du etwas tust, sei nicht du es, der es tut. Wenn diese Erkenntnis erst einmal in dich eingesunken ist, gibt es nichts weiter.

      Erleuchtung ist nicht so etwas wie ein Ziel, das erreicht werden muss. Sie ist das ganz gewöhnliche Leben, dieses einfache Leben, das dich umgibt. Aber wenn du nicht kämpfst, wird dieses gewöhnliche Leben außergewöhnlich schön. Dann sind die Bäume grüner, dann singen die Vögel in reicheren Tönen, dann ist alles um dich herum kostbar … dann sind gewöhnliche Kieselsteine Diamanten. Akzeptiere dieses einfache, gewöhnliche Leben. Gib den Macher auf. Und wenn ich sage, gib den Macher auf, dann werde nicht zum Aufgeber! Du erkennst einfach das Wirkliche daran, und es verschwindet.

      Die dritte Frage:

      Besteht ein Unterschied zwischen dem „Shunyavada“ des Nagarjuna und dem „Avyakritopadesh“ – der „unsagbaren und undefinierbaren Lehre“ des Gautam Buddha?

      Da ist überhaupt kein Unterschied. Wenn ein Unterschied da zu sein scheint, dann nur aufgrund der Formulierung. Nagarjuna ist ein großer Philosoph, einer der größten der Welt. Nur wenige Menschen auf der Welt, ganz wenige, haben diesen Tiefblick, den Nagarjuna hat. Seine Art sich auszudrücken ist also sehr philosophisch, logisch, absolut logisch. Buddha ist ein Mystiker, kein Philosoph. Seine Art, die Dinge zu sagen, ist eher poetisch als philosophisch. Der Ansatz ist anders, aber Nagarjuna sagt genau das gleiche wie Buddha. Ihre Formulierungen unterscheiden sich, gewiss, aber man muss verstehen, was sie damit sagen wollen. Die Frage ist von Omanath Bharti. Du fragst: Besteht ein Unterschied zwischen dem „Shunyavada“…

      Mit Shunyavada ist die Theorie, die Philosophie des Nichts gemeint. Im Englischen gibt es kein Wort, das dem Wort Shunya gleichkäme, und zwar adäquat gleichkäme. Shunya bedeutet Leere, aber keine negative Leere. Eine sehr positive Leere. Es bedeutet das Nichts, aber nicht einfach nur nichts. Es bedeutet Nicht-Etwas. Shunya bedeutet leerer Raum, leer von allem. Aber die Leere selbst ist da, mit absoluter Präsenz, sie ist also nicht einfach leer. Sie ist wie der Himmel, der leer ist, der reiner Raum ist, aber dennoch ist. Alles kommt in ihn hinein und geht wieder, und er selbst bleibt. Shunya ist wie der Himmel … reine Präsenz. Du kannst es nicht berühren, obwohl du darin lebst. Du kannst es nicht sehen, obwohl du nie ohne es sein kannst. Du existierst darin. Genauso wie der Fisch im Ozean existiert, so existierst du im Raum, in Shunya. Shunyavada bedeutet, dass alles aus Nicht-Etwas entsteht.

      Erst vor wenigen Minuten habe ich euch den Unterschied zwischen Wahrheit und Realität erklärt. Realität bezeichnet die Welt der Dinge, und Wahrheit bezeichnet die Welt des Nicht-Dings, des Nichts – Shunya. Alle Dinge entstehen aus dem Nichts und lösen sich wieder ins Nichts auf.

      In den Upanishaden gibt es eine Geschichte:

      Swetaketu ist vom Hause seines Meisters wieder heimgekehrt zu seinen Eltern. Er hat alles gelernt. Sein Vater, Uddalaka, ein großer Philosoph, schaut ihn an und sagt: „Swetaketu, geh hinaus und bringe mir eine Frucht von jenem Baum dort.“

      Er geht hinaus, bringt eine Frucht. Und der Vater sagt: „Brich sie auf. Was siehst du darin?“ Und es sind viele Kerne darin. Und er sagt: „Nimm einen Kern und brich ihn auf. Was siehst du darin?“ Und er sagt: „Nichts.“ Und der Vater sagt: „Alles entsteht aus diesem Nichts. Dieser große Baum, so groß, dass tausend Ochsenkarren unter ihm ausruhen können, ist aus nur einem Saatkorn entstanden. Und du brichst das Saatkorn auf und findest dort nichts. Dies ist das Mysterium des Lebens – alles entsteht aus nichts. Und eines Tages verschwindet der Baum, und du weißt nicht wohin. Du kannst ihn nirgends mehr finden.“ So auch der Mensch. Wir entstehen aus nichts, und wir sind nichts, und wir lösen uns in nichts auf. Das ist Shunyavada.

      Und was ist Buddhas Avyakritopadesh, die unsagbare und undefinierbare Lehre? Es ist das gleiche. Er hat es nie so philosophisch klargestellt, wie es Nagarjuna getan hat. Darum hat er nie darüber gesprochen. Darum sagt er, dass es undefinierbar ist. Es lässt sich nicht auf die Ebene der Sprache holen. Er hat sich darüber ausgeschwiegen.

      Habt ihr von seiner Blumenpredigt gehört? Eines Tages kommt er mit einer Lotusblume in der Hand und setzt sich hin, schweigend, ohne ein Wort zu sagen. Und die zehntausend Jünger sind da, die zehntausend Bhikkhus sind da, und sie warten darauf, dass er etwas sagt, und er schaut immerfort nur auf die Lotusblume. Es herrscht große Stille und dann auch eine große Unruhe. Die Leute fangen an, nervös zu werden – „Was macht er nur? Das hat er ja noch nie gemacht.“ Und dann lächelt plötzlich einer der Jünger, Mahakashyapa.

      Buddha ruft Mahakashyapa zu sich, gibt ihm die Lotusblume und sagt zu der Versammlung: „Was gesagt werden kann, das habe ich euch gesagt. Und was nicht gesagt werden kann, das habe ich Mahakashyapa gegeben.“

      Das ist Avyakritopadesh, das ist die undefinierbare Botschaft. Hier haben wir den Ursprung des Zen-Buddhismus – die Übertragung. Irgendetwas wurde von Buddha auf Mahakashyapa übertragen, etwas, das nichts ist, auf der sichtbaren Ebene nichts – kein Wort, keine Schrift, keine Theorie. Aber irgendetwas wurde da übertragen. Was?

      Die Zen-Mönche meditieren seit zweitausendfünfhundert Jahren darüber: „Was – was wurde übertragen? Was genau wurde weitergegeben?“ Tatsächlich wurde nichts von Buddha an Mahakashyapa weitergegeben; Mahakashyapa hat nur plötzlich etwas verstanden: Er verstand die Stille, er verstand die durchdringende Stille. Er verstand jenen Moment der Klarheit, jenen Moment äußerster Gedankenlosigkeit. Er wurde in jenem Moment eins mit Buddha. Genau das heißt sich hingeben. Nicht, dass er es getan hätte. Buddha war still, und er war still, und beide Stillen begegneten sich, und beide Stillen lösten sich ineinander auf.

      Und die beiden Stillen sind nicht zu trennen, denkt daran. Denn eine Stille hat keine Grenze, eine Stille ist unbegrenzt, eine Stille ist einfach offen, offen nach allen Seiten. In dieser großen Versammlung von zehntausend Mönchen gab es an jenem Tag zwei Stillen – Buddha und Mahakashyapa. Alle anderen blieben draußen vor. Mahakashyapa und Buddha begegneten sich: Das ist der Grund, warum er lächelte – weil dies die größte Predigt war, die Buddha je gehalten hatte.

      Ohne ein einziges Wort zu sagen, hatte er doch alles gesagt: Alles, was gesagt werden kann, und alles, was nicht gesagt werden kann – auch das! Mahakashyapa verstand und lachte. In diesem Lachen löste sich Mahakashyapa endgültig auf, wurde er zum Buddha. Die Flamme von Buddhas Licht sprang auf Mahakashyapa über. Das nennt man „die Übertragung jenseits der Schriften“ – die Blumenpredigt. Sie ist einmalig in der Geschichte des menschlichen Bewusstseins. Das ist es, was man Avyakritopadesh nennt – das ungesagte Wort, das unausgesprochene Wort. Die Stille wurde so substanziell, so konkret, die Stille wurde so real, so existenziell, die Stille wurde so greifbar in jenem Moment! Buddha war ein Nichts, und Mahakashyapa verstand ebenfalls, was es heißt, ein Nichts zu sein, absolut leer zu sein.

      Es besteht kein Unterschied zwischen Nagarjunas Shunyavada und Buddhas unausgesprochener Botschaft. Nagarjuna ist einer der größten Jünger Buddhas, und einer der scharfsinnigsten


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