DAS HERZ-SUTRA. Osho

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DAS HERZ-SUTRA - Osho


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oder nicht stimmt oder wieviel davon stimmt.

      Erst vor wenigen Tagen sprach ich mit einem Sucher. Er hat die Qualität eines Suchers, aber ist beladen von Wissen. Während ich zu ihm sprach, füllten sich seine Augen mit Tränen. Sein Herz wollte sich gerade öffnen, aber im selben Moment sprang der Verstand dazwischen und zerstörte die ganze Schönheit. Er ging gerade ins Herz und öffnete sich, aber sofort schaltete sich sein Verstand ein. Diese Tränen, die kurz davorstanden überzufließen, verschwanden. Seine Augen wurden trocken. Was war geschehen? Ich hatte etwas gesagt, womit er nicht einverstanden war. Bis zu einem bestimmten Punkt hatte er mir zugestimmt, dann sagte ich etwas, was gegen seine jüdische Erziehung, was gegen die Kabbala ist. Und sofort veränderte sich die ganze Energie. Er sagte: „Das ist alles richtig. Alles, was du sagst, stimmt, nur dieser eine Punkt nicht – dass Gott keine Absichten hätte, dass die Existenz absichtslos sei – dem kann ich nicht beipflichten. Denn die Kabbala sagt genau das Gegenteil – dass das Leben einen Zweck hat, dass Gott absichtsvoll plant, dass er uns ein Schicksal zuteilt, dass es eine Bestimmung gibt!“

      Er mag es vielleicht nicht einmal so gesehen haben – dass er in dem Moment den Faden verlor, weil das Vergleichen dazwischenkam. Was hat die Kabbala mit mir zu tun? Wenn ihr bei mir seid, dann legt all euer Wissen über Kabbala, über Yoga, über Tantra, über dieses und jenes beiseite. Wenn ihr bei mir seid, seid bei mir. Wenn ihr total bei mir seid – und ich meine damit nicht, dass ihr mit mir einer Meinung seid, vergesst das nicht. Ich sage damit nicht, seid einer Meinung mit mir! Es geht absolut nicht ums Zustimmen oder Nichtzustimmen.

      Wenn du eine Rose siehst, bist du dann einer Meinung mit ihr oder bist du anderer Meinung? Wenn du einen Sonnenaufgang siehst, bist du einer Meinung damit oder anderer Meinung? Wenn du den Mond in der Nacht siehst, dann siehst du ihn einfach! Entweder du siehst ihn oder du siehst ihn nicht, aber Zustimmung oder Nichtzustimmung kommen nicht in Betracht.

      Seid genau auf diese Art und Weise mit mir zusammen. Das ist die Art und Weise, mit einem Meister zu sein. Seid einfach mit mir. Ich versuche euch nicht von irgendetwas zu überzeugen. Ich versuche euch nicht zu irgendeiner Theorie, Philosophie, Lehrmeinung, zu irgendeiner Kirche zu bekehren, nein! Ich teile nur mit euch, was mir widerfahren ist. Und genau in diesem Teilen kann es, wenn ihr euch einlasst, auch euch widerfahren. Es ist ansteckend. Erkennen verwandelt.

      Wenn ich sage, Wissen ist ein Fluch, mögt ihr zustimmen, nicht zustimmen – daneben! Ihr hört einfach zu, ihr schaut einfach hinein, ihr geht in den ganzen Prozess des Wissens hinein. Ihr seht, wie Wissen Distanz erzeugt, wie Wissen zur Barriere wird, wie das Wissen sich querstellt, wie das Wissen immer mehr wird und die Distanz immer größer wird, wie die Unschuld durch Wissen verloren geht, wie das Staunen durch Wissen zerstört, verkrüppelt, gemordet wird, wie das Leben durch Wissen zu einer stumpfen und langweiligen Geschichte wird. Alles Geheimnis geht verloren, und mit dem Geheimnisvollen geht Gott verloren.

      Das Geheimnisvolle verschwindet, weil ihr die Vorstellung habt, Bescheid zu wissen. Wenn ihr Bescheid wisst, wie kann es dann etwas Geheimnisvolles geben? Geheimnisse sind nur möglich, wenn ihr nicht wisst. Und denkt daran, der Mensch ist nicht etwas Altbekanntes! Alles, was wir angesammelt haben, ist nur Müll. Das Letzte und Höchste entzieht sich dem Zugriff. Was wir angesammelt haben, sind nur Fakten, die Wahrheit bleibt von unseren Anstrengungen unberührt. Und das ist die Erfahrung nicht nur Buddhas, Krishnas, Krishnamurtis und Ramanas, sondern das ist sogar auch die Erfahrung Edisons, Newtons, Albert Einsteins. Das ist die Erfahrung der Dichter, Maler, Tänzer.

      Alle großen Intelligenzen der Welt – sie mögen Mystiker sein, sie mögen Dichter sein, sie mögen Wissenschaftler sein – stimmen absolut in einem Punkt überein: Je mehr wir wissen, desto mehr verstehen wir, dass das Leben ein absolutes Geheimnis ist. Unser Wissen zerstört sein Geheimnis nicht. Nur dumme Leute sind es, die meinen, weil sie ein bisschen wüssten, gäbe es jetzt kein Geheimnis mehr im Leben. Nur der mittelmäßige Kopf ist es, der zuviel Wert auf sein Wissen legt. Der intelligente Kopf steht über dem Wissen. Er benutzt es, benutzt es zweifellos – es ist nützlich, zweckmäßig, aber er weiß sehr genau, dass alles Wahre verborgen ist, verborgen bleibt. Wir können immer mehr wissen und wissen, aber Gott bleibt unergründlich. Lauscht mit Einsicht, Aufmerksamkeit und Totalität. Und in diesem bloßen Hinsehen werdet ihr etwas erkennen, und dieses Erkennen verändert euch. Ihr fragt nicht nach dem Wie. Das meint Krishnamurti, wenn er sagt: „Negieren heißt still sein“. Erkennen negiert. Und wenn etwas negiert wird und nichts an dessen Stelle gesetzt wird, wenn etwas zerstört wurde und nichts an seinen Platz gestellt, nachgefüllt wurde, dann ist Stille da. Denn dann ist Raum da. Stille ist da, weil das Alte hinausgeworfen und das Neue nicht hereingeholt wurde.

      Diese Stille nennt Buddha Shunyata. Diese Stille ist die Leere, das Nichts. Und nur dieses Nichts kann in der Welt der Wahrheit operieren. Das Denken kann dort nicht operieren. Das Denken funktioniert nur in der Welt der Dinge, weil das Denken auch ein Ding ist – subtil zwar, aber immer noch materiell. Das ist der Grund, warum sich Denken aufzeichnen lässt, warum sich Denken weiterleiten, mitteilen lässt. Ich kann dir einen Gedanken hinwerfen, und du kannst ihn aufgreifen, kannst ihn dir aneignen. Man kann ihn nehmen und geben, er ist auslieferbar, weil er ein Ding ist. Er ist ein materielles Phänomen.

      Die Leere lässt sich nicht geben. Die Leere kann dir nicht hingeworfen werden. Du kannst an ihr teilhaben, du kannst in sie eingehen, aber niemand kann sie dir geben. Sie ist unauslieferbar. Und nur Leere operiert in der Welt der Wahrheit. Die Wahrheit wird nur erkannt, wenn der Verstand nicht ist. Um die Wahrheit zu wissen, muss der Verstand aufhören, muss er seine Funktion aufgeben, muss er ruhig, still, reglos sein.

      Denken kann in der Wahrheit nicht operieren. Aber die Wahrheit kann durch Gedanken operieren. Man kann durch Denken nicht bis zur Wahrheit vordringen. Aber wenn du die Wahrheit erlangt hast, kannst du das Denken in ihren Dienst stellen. Das ist es genau, was ich hier mache, was Buddha getan hat, was alle Meister getan haben. Was ich sage, ist Gedanke, aber hinter diesem Gedanken ist Leere. Diese Leere ist nicht durch Denken hervorgebracht worden, diese Leere existiert jenseits des Denkens. Denken kann sie nicht berühren, Denken kann sie nicht einmal anschauen.

      Ist euch schon eines aufgefallen? – dass ihr über die Leere nicht nachdenken könnt, dass ihr die Leere nicht zu einem Gedanken machen könnt? Ihr könnt nichts über sie denken, sie ist ‚undenkbar‘. Wenn ihr über sie etwas denken könnt, wäre es überhaupt nicht die Leere. Das Denken muss weichen, damit die Leere kommen kann; sie begegnen sich nie. Sobald die Leere gekommen ist, kann sie sich aller möglichen Mittel bedienen, um sich auszudrücken.

      Erkennen ist ein Zustand des Nichtdenkens. Was immer ihr erkennt, erkennt ihr nur, wenn kein Gedanke da ist. Auch hier, während ihr mir lauscht, mit mir seid, erkennt ihr manchmal. Aber diese Momente sind Lücken, Zwischenräume. Der eine Gedanke ist gerade fort, der nächste ist noch nicht da, und eine Lücke tut sich auf; und in dieser Lücke schlägt etwas zu, beginnt zu vibrieren. Es ist, wie wenn jemand auf einer Trommel spielt. Die Trommel ist innen leer, nur darum kann man auf ihr spielen. Diese Leere vibriert. Dieser wundervolle Ton, der aus ihr kommt, wird aufgrund der Leere erzeugt. Wenn du ohne einen Gedanken bist, dann wird etwas möglich, sofort möglich. Dann kannst du sehen, wovon ich spreche. Dann wird es nicht nur ein gehörtes Wort sein, dann wird es eine Intuition, eine Einsicht, eine Vision sein, dann hast du hineingeschaut, warst du meiner teilhaftig.

      Erkennen ist ein Zustand des Nichtdenkens, Nicht-Gedankens. Es ist eine Lücke, ein Zwischenraum im Prozess des Denkens, und in dieser Lücke blitzt es auf, ist die Wahrheit.

      Das englische Wort für leer, empty, kommt aus einer Wurzel, die Muße, Tatenlosigkeit bedeutet. Das ist ein schönes Wort, wenn ihr an seine Wurzel geht. Die Wurzel ist bedeutungsschwer – sie bedeutet müßig, unbeschäftigt. Wann immer ihr unbeschäftigt seid, Muße habt, seid ihr leer. Und denkt daran: Das Sprichwort, das besagt, dass ein unbeschäftigter Kopf die Werkstatt des Teufels sei, ist purer Unsinn. Genau das Gegenteil ist der Fall: Der beschäftigte Kopf ist die Werkstatt des Teufels! Aber ihr müsst verstehen, was ich unter leer verstehe – voller Muße, entspannt, unverkrampft, reglos, wunschlos sein, nirgendwohin streben, einfach nur hier sein, absolut hier. Ein leerer Kopf ist eine reine Präsenz. Alles ist möglich in jener reinen Präsenz, weil die ganze Existenz dieser reinen Präsenz entspringt.

      Diese


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