Butler Parker Box 9 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.auf den Moment, wo sein Butler den geplanten Bluff ausspielen würde.
Vorerst blieb Parker aber stumm wie ein Fisch. Als wenig später Smalden, der Erste Offizier, im Salon erschien, um seinem Kapitän eine Meldung zu überreichen, nickte Rander dem Butler zu. Er hatte wohl nur auf Smalden noch gewartet.
Es war Winchel, der ihm die Einführung unbewußt abnahm.
»Ich will ja nicht neugierig sein«, meinte Winchel mit rauher Stimme. »Aber schließlich möchte man doch wissen, ob Sie bereits weitergekommen sind, meine Herren …«
»Wir haben es mit einem sehr schwierigen Fall zu tun«, erwiderte Mike Rander. »Uns sind eine Fülle von Anregungen zugetragen worden, die alle für sich mehr oder weniger aufschlußreich sind …«
»Kommen Sie uns mit Tatsachen«, sagte Winchel ruppig. »Schließlich stehen wir alle ja immer noch unter Mordverdacht.«
»Der Fall hat vor ganz kurzer Zeit eine entscheidende Wendung genommen«, übernahm der Butler die weiteren Antworten. »Wir kennen jetzt das Mordmotiv … Und durch die Aussage eines Mannes erfuhren wir auch …, aber das gehört ja wohl nicht in die Öffentlichkeit. Aber seien Sie versichert, daß der Fall bald gelöst sein wird … Sehen Sie, wir befinden uns jetzt an Bord einer Yacht. Der Mörder kann also nicht entkommen. Er ist unser Gefangener.«
Die Gäste Stranders sahen sich verdutzt an und tuschelten miteinander.
»Hören Sie mal«, sagte Vellers. »Wenn Sie eine Ahnung haben, wer der Mörder sein könnte, dann tun Sie doch etwas. Dieser Bursche darf auf keinen Fall weiter frei herumlaufen. Das wäre ja lebensgefährlich.«
Man rückte allgemein weiter voneinander ab.
»Sie sprachen da eben vom Mordmotiv«, schaltete sich Strander ein. »Kann man das wenigstens erfahren?«
»Rauschgift«, sagte der Butler schlicht und einfach.
»Liebe Freunde …«, schaltete sich nun Strollen ein. »Hören wir doch weiter zu … Ich glaube, Mister Parker wollte uns noch mehr sagen.«
»Wo befindet sich das Gift denn jetzt?« fragte Vellers, als er wieder etwas ruhiger geworden war.
»An Bord«, erwiderte Parker.
»Das war weiß Gott eine Antwort«, sagte Winchel nervös. »Können Sie sich nicht genauer ausdrücken?«
»Es befindet sich an Bord, und zwar im Besitz des Mörders …«, sagte Parker. »Ich hoffe, daß das deutlich genug ist.«
»Ja, zum Henker, warum veranstalten wir dann nicht eine genaue Durchsuchung der Yacht«, sagte Kapitän Sanders. »Irgendwo muß das Zeug doch zu finden sein.«
»Ich schlage vor, zuerst einmal unsere Kabinen zu durchsuchen«, meldete sich Vellers zu Wort. »Wenn diese Suche negativ ausgegangen ist, sind wir wenigstens von dem lastenden Verdacht befreit …!«
»Entschuldigen Sie, aber das halte ich für sehr naiv«, sagte Strollen lächelnd. »Der Mörder wird dieses Gift bestimmt nicht in seiner Kabine aufbewahren.«
»Mister Strollen hat durchaus recht«, erklärte Butler Parker. »Der Mörder hat das Gift an einem sicheren Platz untergebracht.«
Rander und Parker brauchten wieder minutenlang nicht den Mund zu öffnen. Das Stimmengewirr war noch lauter geworden. Parker beobachtete Often und Strings, die beiden Stewards, die an der Bartheke standen und ungeniert zuhörten.
»Mister Rander«, bat Strander endlich, als etwas Ruhe eingekehrt war, »können Sie nicht noch etwas ausführlicher werden?«
»Tut mir schrecklich leid«, erwiderte Mike Rander. »Das würde unsere Arbeit stören … Wir würden vor allen Dingen einen Menschen an Bord in Gefahr bringen, der uns ausgezeichnete Hinweise gegeben hat. Dieser Mann darf mit Recht erwarten, daß wir seine Bitte um Diskretion respektieren.«
»Darf ich Ihnen an dieser Stelle noch einige Verhaltensmaßregeln geben«, sagte der Butler. »Verschließen Sie bitte fest Ihre Kabinen und verlassen Sie sie nicht vor Anbruch des Tages … Diese Warnung richte ich an alle, die sich hier im Salon befinden …, ich schließe Strings und Sie, Often, nicht davon aus … Sie wissen, was ich meine
Die letzten Worte hatte Parker in einem Ton gesprochen, den man ausschließlich auf Often, aber auch auf alle Anwesenden beziehen konnte.
»Selbstverständlich werden wir dafür Sorge tragen, daß nichts geschieht«, sagte Mike Rander jetzt. »Kapitän Sanders, bitte informieren Sie auch die Mannschaft.«
»Verdammt …«, stieß Makler Vellers hervor, »wenn Sie eine Ahnung haben, wer der Mörder ist, warum setzen Sie den Kerl nicht fest … Soll denn noch ein dritter Mord passieren?«
»Ihre Frage, Sir, ist wirklich berechtigt«, sagte der Butler treuherzig. »Die Indizien sprechen gegen den betreffenden Mann, aber die wirklichen Beweise fehlen noch … Und es ist das Prinzip von Mister Rander, ohne …«
»Was scheren uns die Prinzipien von Mister Rander«, sagte Vellers unter dem Beifall der Versammelten. »Wir wollen keinen dritten Mord erleben.«
»Mister Rander …«, sagte nun auch Strander, »ich muß Vellers recht geben. Es wäre zu leichtsinnig, den Mörder weiter frei herumlaufen zu lassen. Dieses Risiko können wir nicht eingehen.«
»Nun gut, dann muß Mister Rander entscheiden«, sagte Butler Parker betroffen. »Ich bin nur sein Angestellter, dem es nicht zusteht, Entschlüsse von solch schwerwiegender Bedeutung zu fassen.«
»Einverstanden«, sagte Mike Rander nach gespieltem Zögern. »Aus Gründen der Sicherheit werde ich den Namen des Mannes preisgeben, der den Indizien zufolge die beiden Morde ausgeführt hat …«
Es war selbstverständlich, daß Mike Rander eine Kunstpause von beträchtlicher Dauer einlegte.
Strander atmete erregt und war aufgestanden.
Kapitän Sanders hatte sein Kinn vorgeschoben und schien seine Muskeln zu spannen.
Vellers, der Makler, kämpfte gegen eine fürchterliche Unruhe an. Seine Hände schlossen und öffneten sich wieder in schnellem Rhythmus.
Der Schauspieler Strollen hatte sich vorgebeugt wie ein strafender Richter, der gerade ein Verdammungsurteil ausgesprochen hat.
Walter B. Winchel, der Filmproduzent, atmete hörbar und fast keuchend. Die beiden Frauen standen dicht vor einem Schreikrampf und hatten ihre kleinen Fäuste bereits sicherheitshalber gegen die Lippen gepreßt.
Smalden, der Erste Offizier und Mädchen für alles an Bord, stand sprungbereit an der Tür. Er leckte sich nervös die Lippen.
Steward Strings hatte sich halb hinter die Theke geschoben und war sichtlich in Deckung gegangen. Er wollte wohl nicht riskieren, von dem Mörder angesprungen zu werden.
Often, der andere Steward, hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Er starrte Parker wie eine Erscheinung an. Ob Often gemerkt hatte, wie geschickt der Butler ihn in die Enge hineinmanövriert hatte? Ahnte Often, was geschehen würde …?
»So sagen Sie schon endlich den Namen«, fauchte Vellers plötzlich los und schlug mit der Faust krachend auf den Tisch. »Den Namen will ich hören, Rander …!«
»Often …«, sagte Mike Rander absichtlich leise.
»Nein …«, schrie der Steward sofort. »Das ist nicht wahr … Ich protestiere! Hilfe … Hilfe …!«
Ja, er hatte sich selbst die Suppe eingebrockt, die er jetzt auszulöffeln hatte …
Smalden hatte Often angesprungen und wurde dabei von Vellers unterstützt, der sehr schnell vom Tisch losgekommen war. Mike Rander und der Butler hatten es nicht sonderlich eilig, Often beizustehen.
Die Frauen schrien durcheinander, Strander wollte sich Gehör verschaffen, Strollen mahnte vollkommen nutzlos zur Ruhe, während Kapitän Sanders sich die Ärmel der Dienstjacke hochstreifte und dann eingriff. Er besorgte das so gründlich, daß