Butler Parker Box 9 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.benutzen können?«
»Ich nehme ihn mit rauf auf die Brücke und sperre ihn in den Kartenraum«, schlug der Kapitän vor.
»Wie steht es denn mit den Wirtschaftsräumen?« fragte Parker. »Ich habe dort einen Raum entdeckt, in dem die Trinkwasserbehälter angebracht sind …, keine Fenster, keine Bullaugen. Dort dürfte Often vollkommen sicher sein.«
»Kommen Sie, Kapitän«, sagte Rander schnell, bevor andere Vorschläge gemacht werden konnten. »Sie sind doch einverstanden, Sanders, wie …?«
»Ja, natürlich …«
»Gaben Sie nicht gerade Ihre Zustimmung, Sir?« wendete sich der Butler an Strander, der automatisch nickte. Bevor sich die allgemeine Aufregung im Salon gelegt hatte, wurde Often bereits von Mike Rander, Smalden und Butler Parker in das Behelfsgefängnis gebracht. Often protestierte unterwegs gegen die Verhaftung, beteuerte seine Unschuld und war erst still, als sich die Stahltür seiner Behelfszelle geschlossen hatte.
»So, der Schlüssel …, tja, was machen wir mit ihm …?« fragte Mike Rander und wog ihn in der Hand. Er hatte ihn von Smalden erhalten, schien aber keine Lust zu haben, ihn zurückzugeben.
»Den nehme ich an mich«, sagte Smalden und griff schnell nach dem Schlüssel.
Mike Rander ließ ihn sich ohne weiteres aus der Hand nehmen.
»Sollten wir vielleicht eine Wache aufstellen?« fragte Parker.
»Also, von meinen Leuten kann ich keinen entbehren«, sagte Smalden. »Wenn Sie mich fragen, so erübrigt sich die Wache … Diese Tür kann keiner knacken.«
»Da haben Sie sicher recht«, antwortete der Butler mit einem solch scheinheiligen Augenaufschlag, daß Rander um ein Haar laut aufgelacht hätte …
*
»Ganz wohl in meiner Haut ist mir nicht, Parker«, sagte Mike Rander, als sie sich in seiner Kabine befanden. »Falls Often wirklich nicht der Mörder ist, und das müssen wir wohl unterstellen, weil er sich gerade so verdächtig gemacht hat, dürfte er sich in größter Gefahr befinden … Der wahre Mörder muß annehmen, daß Offen ihm auf die Schliche gekommen ist. Er wird alles daransetzen, Offen zu ermorden …, von uns, Parker, ganz zu schweigen.«
»Ich gebe zu, daß wir hoch spielen«, sagte Parker nachdenklich, »aber wie sollen wir sonst den Mörder aus seiner Reserve herauslocken.«
»Wir beide werden natürlich Offen bewachen müssen.«
»Sir, das wollte ich Ihnen allerdings auch vorschlagen … Often darf dem Mörder nicht ausgeliefert werden. Aus welchem Grund mag er wohl seine Aussage verweigert haben? Darüber zerbreche ich mir den Kopf.«
»Vielleicht ist er von dem Mörder bestochen worden …«
»Das wäre eine durchaus denkbare Möglichkeit«, gab der Butler zurück. »Allerdings geben mir die verweinten Augen der kleinen Miss Grade zu denken.«
»Sie glauben an einen Flirt zwischen der Grade und Often?«
»Das würde die Verschwiegenheit Oftens erklären. Ein Mann wird früher oder später zu reden beginnen, wenn er in einen Mordfall verwickelt worden ist … Er wird aber konsequent schweigen – allerdings auch nur bis zu einem gewissen Punkt – wenn es darum geht, die Ehre einer Frau zu schützen.«
»Das haben Sie sehr nett umschrieben«, sagte Rander lächelnd. »Einigen wir uns jetzt erst einmal über die Reihenfolge unserer Nachtwache … Da fällt mir ein, Parker, wir dürfen natürlich auch nicht den Kabinengang unbewacht lassen.«
»Sir …«, protestierte der Butler, »wollen wir dem Mörder keine Möglichkeit zur Entfaltung geben …?«
»Sie glauben also, daß der Mörder hier in den Gästekabinen zu suchen ist?«
»Ich möchte es annehmen«, erwiderte der Butler. »Selbstverständlich wäre es sehr schön, wenn wir den Kabineneingang ungesehen beobachten könnten … das heißt …«
»Was haben Sie denn jetzt gerade wieder ausgekocht?« wollte Rander wissen.
»Mir fiel gerade ein, wie wir den Korridor bewachen können, ohne anwesend zu sein«, sagte Josuah Parker. »Sie können sich wie immer vollständig auf mich verlassen, Sir …!«
»Schön, dann werde ich mich jetzt mal für die ersten zwei Stunden unter Deck zu Often bemühen, sagte Rander. »Ich erwarte Sie so gegen 23 Uhr.«
»Sir, ich werde es nicht versäumen, pünktlich zur Stelle zu sein. Darf ich mich erkundigen, ob Sie eine Waffe mitführen?«
»Worauf Sie sich verlassen können«, meinte Mike Rander und lachte grimmig auf. »Also, Parker, machen Sie es gut …«
Nachdem Mike Rander gegangen war, betrat auch der Butler das Deck und näherte sich auf Umwegen der Salonküche, die jetzt unbesetzt war. Er verschwand in dem guteingerichteten Raum, erschien aber schon nach wenigen Minuten wieder an Deck.
Ohne gesehen zu werden – wenigstens glaubte Parker, daß es so war – huschte er zurück zu den Kabinen und betrat seinen Raum. Er legte die Melone ab, setzte sich korrekt in den weichen Sessel und achtete auf die Geräusche, die wenig später auf dem Deck zu hören waren.
Nacheinander gingen die Gäste vorbei, um sich in ihre Kabinen zurückzuziehen. Die warnenden Worte Randers und Parkers hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
Parker registrierte die Eingänge.
Zuerst kam Schauspieler Strollen und der Makler Vellers. Ihre Stimmen waren deutlich zu unterscheiden.
Wenig später plapperte Helen Grade auf dem Gang, sie schien keinen Kummer mehr zu haben. Auch ihre Tür schloß sich, ebenfalls die von Liz Talbot, die zusammen mit Helen Grade nach unten gekommen war.
Wenig später traf dann auch Walter B. Winchel ein, der ebenfalls nach einem kurzen Gespräch mit Liz Talbot in seiner Kabine verschwand. Mister Strander wohnte in einer Deckwohnung und konnte daher von Parker nicht kontrolliert werden.
Parker nickte zufrieden und beeilte sich, um in seine Kabine zu gelangen.
Als er etwa eine Stunde später ein Geräusch hörte, schwang er sich aus seinem Bett und lief leise zur Tür.
Seine Augen weiteten sich vor Staunen, als er Helen Grade erkannte, die sich über ihren Pyjama einen bunten Frisiermantel geworfen hatte und bereits die Treppe zum Deck erreicht hatte.
Wohin wollte die Schauspielerin?
Helen Grade war inzwischen auf der Treppe nach oben verschwunden. Parker beeilte sich, um aufzuholen. Als er das Deck erreicht hatte, sah er gerade noch, daß das junge Mädchen seitlich zur Brücke ging und leise gegen die Tür von Standers Deckwohnung pochte.
Parker schüttelte über sich selbst den Kopf.
So etwas hatte er sich eigentlich denken können.
Nun, sie brauchte ihn nicht gerade zu sehen.
Parker, ein Muster von Diskretion, wenn er Wert darauf legte, wendete sich ab und ging schnell wieder nach unten in den Kabinengang, um seine Wache erneut aufzunehmen. Ob auch andere Gäste das Öffnen der Tür gehört haben mochten?
Parker vergewisserte sich, daß alles in bester Ordnung war. Umsonst hatte er ja nicht gewisse Vorkehrungen getroffen. Beruhigt wendete er sich seiner Kabine zu, ohne den Mann zu sehen, der ihn belauerte!
Der Mörder stand bereit, den Butler ins Jenseits zu befördern. Parker ahnte von alledem nichts. Er war im besten Sinne des Wortes arglos.
Und es war sein Glück, daß er seine Absichten änderte.
Parker wollte mit seinem Chef Mike Rander reden. Das hing ursächlich mit dem Unbehagen zusammen, das die rauhe See in ihm verursachte. Doch Parker hätte es niemals zugegeben, daß er gerade jetzt Trost brauchte. Er kam sich bei diesem Seegang, der eigentlich keiner war, wenn man die Dinge objektiv betrachtete, verlassen, hilflos und verdammt vor.