Menschen und U-Boote. Manuel Schiffler

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Menschen und U-Boote - Manuel Schiffler


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sicher auch ein Anreiz. Zudem gab es großzügigeren Urlaub als auf Kriegsschiffen. Für den Urlaub wurden zeitweise sogar gute Hotels gebucht. Außerdem war der Einsatz auf U-Booten für Angehörige der kaiserlichen Marine die einzige Möglichkeit eines Kampfeinsatzes. Die Kriegsschiffe blieben fast während des gesamten Kriegs im Hafen, weil sie einer Schlacht mit der Royal Navy nicht gewachsen waren. Als die U-Boot-Flotte ab 1916 in Vorbereitung auf die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs massiv ausgebaut wurde, konnte der erhöhte Bedarf an seemännisch ausgebildeten Männern allerdings durch Freiwillige nicht mehr gedeckt werden. Daher wurden ab 1917 Soldaten zum Dienst auf deutschen U-Booten verpflichtet.

      Die Mannschaften entstammten dem Arbeiter- und Bauernmilieu, während die Unteroffiziere und Offiziere aus dem Bürgertum stammten. Angehörige des Bürgertums konnten in der noch relativ jungen, in der Zeit vor dem Krieg rasch expandierenden kaiserlichen Marine leichter Karriere machen als beim Heer, dessen Offizierskorps damals noch fast ausschließlich aus Adligen bestand.

       U-Boot-Kommandant Martin Niemöller

      Einer derjenigen, die sich freiwillig zur U-Boot-Waffe meldeten, war der spätere Pfarrer und bekannte Friedensaktivist der fünfziger Jahre Martin Niemöller. Er war zunächst als Kadett, dann als Steuermann und schließlich als Erster Offizier im Mittelmeer und im Atlantik im Einsatz.

      Martin Niemöller bei der Beförderung zum Oberleutnant der U-Boot-Waffe im Februar 1917

      Die Boote, auf denen er Dienst tat, legten Minen und versenkten zahlreiche Handelsschiffe. Im November 1917 war er auf der U 151 vor Dakar im Senegal im Einsatz. An Bord eines der Schiffe im Hafen von Dakar wartete damals der als Reichsdeutscher von den Franzosen internierte, aus dem Elsass stammende Albert Schweitzer darauf, nach Frankreich gebracht zu werden. In einem Brief an Niemöller schrieb Schweitzer später: „Lieber Herr Niemöller, Sie haben mir also tatsächlich aufgelauert und nach dem Leben getrachtet. Wenn es Ihnen geglückt wäre, hätten Sie jetzt einen braven Kumpan weniger im Anti-Atom Kampf. Da es sich schon so gefügt hat, wollen wir umso besser zusammenhalten.“29

       Britische Blockade Deutschlands

      Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhängte Großbritannien mit seiner weit überlegenen Marine eine Blockade über die deutschen Häfen. Diese Blockade umfasste nicht nur deutsche Schiffe, sondern Schiffe aller Nationen mit jeglicher Fracht. So war es beispielsweise auch neutralen Schiffen mit Nitrat an Bord nicht gestattet, deutsche Häfen anzulaufen, weil Nitrat sowohl zur Herstellung von Kunstdünger als auch von Sprengstoff verwendet wurde. Die Unterbindung von Nitratlieferungen setzte der deutschen Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung anfangs stark zu, bis die Herstellung von künstlichem Nitrat gelang. Die Strenge der britischen Blockade wurde in den neutralen, mit Großbritannien sympathisierenden USA kritisiert.

      Die Royal Navy hatte aufgrund ihrer militärischen Übermacht und der geographischen Gegebenheiten die Möglichkeit, die Blockade durch Kriegsschiffe und Minenfelder effektiv umzusetzen. Neutrale Handelsschiffe wurden inspiziert und durften, allerdings ohne verbotene Ladung, weiterfahren. Deutschland war zur See unterlegen und war deshalb nicht in der Lage, mit gleichen Mitteln eine Blockade Englands durchzusetzen. Die Alliierten verlegten fünf Mal mehr Seeminen als die Deutschen. Viele deutsche U-Boote wurden durch Minen versenkt.

       Überraschender Erfolg von U 9 und die Entstehung des U-Boot-Mythos

      Am 22. September 1914, kurz nach Beginn des Kriegs, versenkte das deutsche U-Boot U 9 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Otto Weddigen drei ältere britische Kreuzer vor der niederländischen Küste mit Torpedos. Dieser Erfolg war durch die Unaufmerksamkeit und Unerfahrenheit der britischen Besatzungen zu erklären. Die Kreuzer waren zum Beispiel keinen Zickzack-Kurs gefahren. Als der erste Kreuzer getroffen wurde, ließen die beiden anderen Kreuzer Rettungsboote zu Wasser, anstatt zu fliehen. Dadurch wurden sie zu leichten Zielen für U 9. Dieser Erfolg konnte von anderen U-Booten nicht wiederholt werden, weil die Royal Navy nach diesem Desaster vorsichtiger wurde.

      In Deutschland war mit der Versenkung der Mythos des erfolgreichen U-Boot-Einsatzes geboren worden: Mit begrenzten Mitteln war es einem einzigen Boot gelungen, drei Kriegsschiffe in kürzester Zeit zu versenken. Weddigen wurde als Kriegsheld gefeiert. Bierkrüge, Medaillen, Wandteller und Porträtbüsten von ihm wurden in großer Zahl in Umlauf gebracht. Seine Heimatstadt ernannte den 32jährigen zum Ehrenbürger. Angeblich stand damals in vielen deutschen Haushalten ein Erinnerungsstück an Weddigen.30

       Alliierte U-Boote dringen bis vor Istanbul vor

      Der Einsatz alliierter U-Boote im Ersten Weltkrieg ist weit weniger bekannt als der Einsatz deutscher U-Boote. Tatsächlich waren die U-Boote der Alliierten nur wenig im Einsatz. Allerdings gab es zwei spektakuläre Ausnahmen, die beide vor allem britische U-Boote betrafen. Das Marmara-Meer und die Ostsee.

      1915 führten die Alliierten eine Landung bei Gallipoli, gegenüber dem antiken Troja, durch. Damit sollte die Hauptstadt des Osmanischen Reichs, Konstantinopel, das heutige Istanbul, erobert werden, womit das mit Deutschland verbündete Osmanische Reich besiegt worden wäre. U-Boote spielten bei der Landung bei Gallipoli indirekt eine wichtige Rolle, weil sie den auf der Halbinsel stationierten osmanischen Truppen den über das Marmara-Meer erfolgenden Nachschub abschneiden sollten. Das Marmara-Meer ist ein Binnenmeer, an dessen nordöstlichem Ende zudem Konstantinopel liegt. In dessen Hafen lagen damals die deutschen Kreuzer „Göben“ und „Breslau“, die nach einer spektakulären Jagd durch das Mittelmeer der Royal Navy dorthin entkommen waren. Ein Durchbruch in das Marmara-Meer war also in vielfacher Hinsicht erfolgversprechend. Nicht nur konnten die Nachschubwege des Gegners gestört werden, sondern auch im Hafen von Istanbul eine alte Rechnung beglichen und ein psychologischer Schlag versetzt werden. Um von Mittelmeer in das Marmara-Meer zu gelangen, muss man die Dardanellen durchqueren. Sie sind eine 65 Kilometer lange Meerenge, die an der engsten Stelle nur 1.300 Meter breit und an der flachsten Stelle 60 Meter tief ist. Unvorhersehbare gegenläufige Strömungen und Wasserschichten mit unterschiedlichem Salzgehalt erschweren die Navigation. Außerdem waren die Dardanellen vermint und durch Artillerie auf beiden Seiten und Patrouillenboote schwer bewacht, um das Eindringen von feindlichen Kriegsschiffen und U-Booten zu verhindern. Das Durchfahren der Dardanellen in beide Richtungen erforderte Mut, Glück und Geschick.

      Im Januar 1915 war das französische U-Boot „Saphir“ beim Versuch des Eindringens in die Dardanellen untergegangen. Im April erlitt die britische E-15 das gleiche Schicksal. Am 25. April 1915, zeitgleich mit der Landung der Alliierten, gelang der britischaustralischen AE-2 der Durchbruch ins Marmara-Meer. Dafür war sie durch die Minensperre durchgetaucht. Danach legte die Besatzung eine nächtlichen Schlafpause am Meeresboden ein und bewältigte die restliche Fahrt in Periskoptiefe. Diese Erfolgsmeldung per Funk brachte den britischen General Ian Hamilton dazu, die schwierige Landung in Gallipoli nicht aufzugeben, sondern sie fortzuführen. AE-2 geriet zwar im Marmara-Meer unter Beschuss und musste von der eigenen Besatzung versenkt werden. Aber zwölf weitere U-Boote folgten ihr ins Marmara-Meer mit insgesamt 27 Einsätzen in acht Monaten. Zwei Kriegsschiffe, ein Zerstörer, fünf Kanonenboote, 55 Transportschiffe und 148 Segelboote wurden von den U-Booten mit Kanonen, Torpedos oder Sprengladungen versenkt. Die U-Boote waren so erfolgreich, dass die Türken den Nachschub für ihre Truppen auf den weit beschwerlicheren Landweg verlegen mussten und ihren Soldaten fast die Munition ausging. Am spektakulärsten war der Einsatz von E-11, die am 25. Mai 1915 Konstantinopel erreichte. Der Besatzung des U-Boots gelang zwar nur die Beschädigung eines älteren Transportschiffs im Hafen von Konstantinopel, aber die psychologische Wirkung des Angriffs auf den als unangreifbar geltenden Hafen war massiv. In den Straßen der Stadt brach Panik aus. E-11 hingegen kehrte wieder sicher durch die Dardanellen zum Stützpunkt auf der griechischen Insel Lemnos zurück.31 Der erfolgreiche U-Boot-Einsatz konnte jedoch den Ausgang der Landung bei Gallipoli letzten Endes nicht beeinflussen. Sie endete in einem blutigen Desaster, das sich monatelang hinzog, und musste am Ende abgebrochen werden.

       Britische U-Boote in der Ostsee

      Die Ostsee war im Ersten


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