Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller. Earl Warren
Читать онлайн книгу.Alle Bullen haben das irgendwie drauf, die einen etwas professioneller als die anderen..."
"SIE haben MICH angerufen", stellte ich fest. "Also scheinen Sie etwas von mir zu wollen."
"Ihr Leben, Trevellian! Nicht mehr oder weniger als Ihr Leben will ich! Aber nicht sofort. Ich habe Zeit. Viel Zeit..."
"Sie werden durch meinen Tod kaum auf die Schlagzeilen kommen", stellte ich fest. "Eine Meldung auf Seite 5 der New York Times, mehr nicht. Ich bin nur einer unter Tausenden von FBI-Agenten..."
Er unterbrach mich mit einem Kichern.
"Gut, dass Sie das wissen, Trevellian! Gut, dass Sie begreifen, dass Sie ein Nichts sind! Ein Staubkorn, ein Stück Dreck... Erde zu Erde, Asche zu Asche, Trevellian! Sie werden innerlich längst gestorben sein, wenn Sie wirklich die Reise über den großen Fluss antreten. So fertig werde ich Sie machen! Sie werden wahnsinnig werden vor Angst..."
"Wer hat Sie wahnsinnig gemacht?", fragte ich zurück.
Er schwieg.
Dann legte er auf.
Irgendetwas Rotes blitzte für den Bruchteil eines Augenblicks auf.
Irgendjemand schrie. Orry stieß mich zur Seite. Im nächsten Moment zersprang eine der Fensterscheiben. Ein Schuss zischte durch den Raum und blieb in der Wand zum Bad stecken.
Als der nächste Schuss durch das zertrümmerte Fenster pfiff, hatten wir uns alle längst in Deckung begeben.
Der dritte Schuss ließ die Lampe im Raum zerplatzen und die Scherben auf uns niederregnen.
Ich lief in geduckter Haltung, bis ich hinter der Wand neben dem zerstörten Fenster Deckung fand. Ich beobachtete, wie ein Laserpunkt suchend über die Tapete strich.
In der nächsten Sekunde zersprang die Scheibe und eine Kugel bohrte sich in die Wand. Der rote Punkt wanderte suchend weiter.
Beinahe der gesamte Raum lag im Schussfeld des Killers.
Auch die Tür.
Wir saßen also in der Falle.
Der rote Laserpunkt wanderte. Er kroch auf einen Spiegel, der über einer Kommode hing, die aussah, als hätte man sie vom Sperrmüll aufgesammelt.
Wieder ein Schuss.
Das Projektil fetzte einen weiteren Teil der Fensterscheibe aus dem Kitt, bevor es den Spiegel zerspringen ließ.
"Sobald wir uns rühren, wird er uns über den Haufen schießen", meinte Orry.
Ich war davon nicht ganz so überzeugt.
"Ich glaube, er will uns Angst machen. Besonders mir", erklärte ich. "Wenn er mich hätte umbringen wollen, dann hätte er das gerade doch tun können..."
"Vielleicht war er einfach nur ein schlechter Schütze oder hat zu spät abgedrückt", erwiderte Milo.
Das war natürlich auch eine Möglichkeit.
Wie gebannt verfolgten wir den tödlichen Lichtpunkt.
Und dann war dieser Punkt auf einmal verschwunden.
Vielleicht ein Bluff.
Ich ließ es drauf ankommen, machte zwei schnelle Schritte in Richtung Tür und duckte mich dabei. Wenn wir jetzt nicht sehr schnell waren, war unser unsichtbarer Feind längst über alle Berge, ehe wir ihn zu sehen bekamen...
Ich war gerade in geduckter Haltung durch die Tür geschnellt, da zerfetzte ein Schuss den Türrahmen, nur eine Handbreit von meiner Schulter entfernt.
Dieser Teufel, ging es mir durch den Kopf, während ich in den Flur taumelte.
27
Ich hetzte die Treppe hinunter. Milo folgte mir mit einiger Verzögerung.
In meiner Rechten hielt ich die P226. Ich erreichte die Haustür. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein baufälliges Haus, an dem die Abbruchbirnen ihr Werk nur zur Hälfte vollendet zu haben schienen.
Ein Teil der Mauer fehlte, so dass man in den ersten Stock blicken konnte. Stützstempel waren überall zu sehen. Ein paar Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass das Betreten des Grundstücks verboten war.
Ich hörte, wie Milo die Treppe hinunterhetzte.
Mein Blick blieb auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite gerichtet.
Von dort muss dieser Miller gezielt haben, ging es mir durch den Kopf.
An einem der Fenster im vierten Stock des abbruchreifen Hauses glaubte ich eine Bewegung zu sehen.
Aber ich konnte mich täuschen.
Orry und Clive hatten uns inzwischen erreicht.
"Worauf warten wir noch?", fragte Milo.
Wir überquerten die Straße, pirschten uns an das Gebäude heran. Im Erdgeschoss waren weder Fenster noch Türen vorhanden. Man hatte alles herausgerissen, was sich noch anderweitig verwenden ließ. Ich ging voran und versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen. Dritter oder vierter Stock, dachte ich. Dort musste DIE FLIEGE sein. Andernfalls hätte er unmöglich in die Wohnung von Ron Miller zielen können.
Von den Aufzügen existierten nur noch die Schächte.
Dafür gab es eine Treppe. Sie war aus kahlem Beton.
Den Bodenbelag hatte man offensichtlich entfernt. Mit weiten Schritten nahm ich mehrere Stufen auf einmal.
Die anderen folgten mir.
Ich erreichte das erste Obergeschoss.
Hinter einem Betonpfeiler sah ich eine Gestalt, die mitten in der Bewegung erstarrte.
Die Gestalt trug eine SHARKS-Mütze.
Ich riss die P 226 hoch und rief: "Stehenbleiben! Sie sind verhaftet!"
Die Gestalt drehte sich ruckartig herum.
Der SHARKS-Mann macht eine schnelle Bewegung. Er machte zwei Schritte seitwärts. Ich sah ihn als schattenhaften Umriß von hinten. Ich feuerte einen Warnschuss ab. Der SHARKS-Mann blieb stehen, hob die Hände.
Ich näherte mich.
Milo, Clive und Orry schwärmten ebenfalls aus.
Der SHARKS-Mann drehte sich herum. Er trug einen fleckigen Blouson und roch nach Bier. Auf seinen Wangen spross ein Drei-Tage-Bart.
"Was wollen Sie?", fragte er zitternd.
Ich sah ihn an.
Er trug eine SHARKS-Mütze, das passte.
Aber das Gesicht entsprach nicht dem, das ich in der Thomas Jefferson Hall von Jersey City gesehen hatte. Dieser Mann war viel älter, das Gesicht aufgedunsener.
Orry durchsuchte ihn schnell.
Er trug keinerlei Waffen bei sich. Allerdings auch keine Papiere.
"Was tun Sie hier?", fragte ich.
"Ich wohne hier", erklärte der Mann. "Glauben Sie mir, wenn ich ein besseres Dach über dem Kopf hätte, würde ich hier nicht meine Nächte verbringen..."
"Woher haben Sie diese Mütze?", fragte ich.
"Hat mir so ein Verrückter gegeben, der vorhin hier war. Er hat mir zwanzig Dollar gegeben, damit ich die Mütze aufsetze."
28
Der Killer war auf und davon. Er hatte uns an der Nase herumgeführt. Ich fragte mich, über wie viele Runden er sein grausames Spiel hinziehen würde.
SPIEL.
Das war in der Tat der richtige Ausdruck für das, was er tat. Zumindest, wenn man es aus seiner Sicht betrachtete.
Sein