Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller. Earl Warren

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Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller - Earl Warren


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DIE FLIEGE. Wenn man glaubte, nur zugreifen zu müssen, war er bereits nicht mehr da.

      An der Stelle, von der aus er auf uns geschossen hatte, fanden wir Patronenhülsen. Natürlich sammelten wir sie ein.

      Vielleicht konnte unser Labor damit etwas anfangen. DIE FLIEGE hatte die Hülsen schön sorgfältig auf einen Haufen gelegt. Er wollte, dass wir sie finden würden. Es war ein Teil seines Spiels. Mit Schaudern dachte ich an das, was in den Psycho-Profilen über diesen Täter stand. Dass er nämlich die Tendenz hatte, sich immer mehr zu steigern.

      Wir erkundigten uns in der Umgebung nach dem Mann mit der SHARKS-Mütze, der sich Ron Miller genannt hatte.

      Zwei Stunden später wussten wir, dass er die Wohnung niemals gemietet hatte. Sie hatte einfach leergestanden, und Miller hatte sie als Deckadresse benutzt. Das Mobiliar stammte noch von einem Heroinsüchtigen ohne Angehörige, der hier zwei Jahre lang gewohnt hatte, bevor er sich den goldenen Schuss setzte.

      Eine Tarnadresse.

      Und vermutlich war sein Name genauso falsch.

      29

      Als wir ins Hauptquartier an der Federal Plaza zurückkehrten, sprachen wir mit Max Carter, dessen Mitarbeiter aus dem Innendienst bereits damit begonnen hatten, alle Träger des Namens Ron Miller in einem Umkreis von hundert Meilen zu überprüfen. Auch wenn der Name vermutlich falsch war - es bestand ebenfalls die geringe Chance, dass DIE FLIEGE doch entgegen aller Logik ihren tatsächlichen Namen offenbart hatte. Als Teil des perfiden Spiels, das dieser Killer trieb.

      Auf dem Weg zu Mister McKees Büro genehmigten wir uns eine Tasse mit Automatenkaffee. Nach dem Schrecken in Hoboken hatten wir die auch dringend nötig.

      "Man sollte für Mandy eine generelle Urlaubssperre einführen", meinte Milo nach dem ersten Schluck.

      "Die Gewerkschaft der Sekretärinnen hat da wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!"

      "Leider, Jesse!"

      Fünf Minuten später gaben wir Mister McKee einen knappen Bericht der Ereignisse in Hoboken.

      Unser Chef machte ein sehr ernstes Gesicht.

      "Das bedeutet nicht weniger, als das wir die Spur dieses Wahnsinnigen fürs erste verloren haben", meinte er.

      "Er wird sich schon wieder melden, fürchte ich", sagte ich düster.

      Mister McKee nickte.

      "Wenn auch nur die Hälfte dessen stimmt, was in den psychologischen Profilen über ihn steht, dann wird sich das sicher bewahrheiten."

      "Gibt es irgendwelche Theorien darüber, weshalb er sich damals in Baltimore so sehr an diesem Cop festgebissen hatte?", fragte Milo.

      Mister McKee zuckte die Schultern. "Es könnte wie bei Jesse eine mehr oder minder zufällige Begegnung gegeben haben. Plötzlich hatte die Polizei für diesen Mann ein Gesicht und einen Namen. Keine anonyme, vielleicht sogar uniformierte Masse mehr, sondern ein persönlicher Gegner..."

      Ich sagte: "Ein Spielzeug..."

      "Das trifft es vielleicht auch", gab Mister McKee zu. Er trat auf mich zu und sah mich an. "Jesse, die Lage könnte sehr ernst für Sie sein. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie heute Nacht nicht bei sich zu Hause übernachten..."

      "Aber..."

      "Wir wissen nicht, wie viel er über Sie herausgekriegt hat, Jesse. Wie es bislang scheint, würde dieser Mann einen guten Detektiv abgeben. Da macht ihn so gefährlich..."

      Ich überlegte kurz.

      "Sie meinen, ich sollte mich verstecken!"

      "Ja. Er wird seine Krallen nicht mehr von Ihnen lassen, Jesse! Bis er sie irgendwann zur Strecke bringt..."

      "Und wie lang soll dieses Versteckspiel dauern?"

      "Ich weiß es nicht."

      "Dieser Mann ist seit Jahren aktiv, Mister McKee. Und zwar ohne, dass ihm irgendeine Polizeibehörde bislang sonderlich dicht auf den Fersen war. Er kann jederzeit und an jedem Ort zuschlagen. In meiner Wohnung so gut wie auf der Fahrt zum Dienst."

      "Das stimmt leider, Jesse."

      "Mister McKee, wenn ich mich wirklich vor ihm schützen wollte, müsste ich New York verlassen, eine andere Identität annehmen und den Dienst beim FBI quittieren, bis vielleicht irgendwann einmal dieser Kerl gefasst wird." Ich schüttelte energisch den Kopf. "Aber das ist ein Weg, der für mich nicht in Frage kommt, Mister McKee."

      Mister McKee hob die Augenbrauen.

      "Was schlagen Sie vor?"

      "Business as usual."

      "Sie wollen weitermachen wie immer?"

      "Und dabei die Augen aufhalten. Das ist außerdem die wahrscheinlich wirksamste Methode, DIE FLIEGE irgendwann in die Finger zu kriegen..."

      Mister McKees Gesicht wirkte sehr nachdenklich. Seine Hände waren in die tiefen Taschen seiner Schurwollhose vergraben.

      "Sie sollten bei allem, was Sie tun immer an eines denken, Jesse: Der, dem diese Art des Duells zuletzt aufgedrängt wurde, lebt nicht mehr."

      "Ich weiß", murmelte ich düster.

      Ein paar Minuten später platzten die Agenten Baker und Hunter herein, unsere Vernehmungsspezialisten.

      "Vincent Sparks hat sich entschieden auszusagen", berichtete Baker. "Sie können für Sly Jordan einen Haftbefehl beantragen! Er hat Sparks beauftragt, Helen Lamarr zu töten!"

      30

      Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als wir den Eingang von Sly Jordans Penthouse erreichten. Alle Eingänge waren mehrfach gesichert. Von den Agenten, die ihn beschatteten, wussten wir, dass er in seiner Wohnung sein musste.

      Milo klopfte an die Tür.

      Ich zog indessen die P226 hervor.

      Orry und Clive taten dasselbe. Einige weitere G-men sicherten das Treppenhaus und die Zugänge zu den Lifts.

      Sly Jordan saß in der Falle.

      Und diesmal wohl für länger...

      Schließlich war ein Mordauftrag keine Kleinigkeit.

      "FBI! Machen Sie die Tür auf!", rief Milo.

      Wir warteten ab.

      Auf der anderen Seite der Tür waren Geräusche zu hören.

      Vielleicht Schritte. Quälende Sekunden lang geschah gar nichts. Milo warf mir einen kurzen Blick zu. Ich nickte.

      Dann öffnete Milo mit einem gewaltigen Tritt die Tür. Sie öffnete sich nur einen handbreiten Spalt. Eine dicke Stahlkette machte es unmöglich, sie weiter zu öffnen.

      Milo gab einen gezielten Schuss aus seiner Pistole ab.

      Die Tür sprang zur Seite.

      Milo stürzte mit der Waffe in der Hand in den weiträumigen Empfangsraum.

      Es war niemand dort. Ich folgte ihm, während uns Orry und Clive von der Tür aus absicherten.

      Niemand war im Raum.

      An der Tür zum Wohnzimmer war eine Bewegung zu sehen.

      Etwas Kleines, Weißes stürzte mit tapsenden Geräuschen hervor. Ein Knurren ertönte.

      Sly Jordans Masti!

      Und diesmal trug er keineswegs einen Maulkorb. Das Maul war weit aufgerissen. Die blutunterlaufenen Augen blitzten angriffslustig. Eine Kreatur, die zum Töten abgerichtet war.

      So zuverlässig wie jede Schusswaffe.

      Milo feuerte, während das Tier mit geifernden Lefzen auf ihn zusprang.

      Für


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