Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd

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Sechs utopische Thriller - Conrad Shepherd


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Teil ging es wesentlich gediegener zu. Hier saßen die höheren Ränge, ab Major aufwärts. Die kühle Atmosphäre wurde durch unauffällig-aufmerksame menschliche Kellnerinnen unterstrichen.

      Die Nebennische links von ihnen war leer. In der rechten saßen zwei junge Frauen. Eine der Prostituierten nahm Blickkontakt zu Sheehy auf, aber er schüttelte den Kopf, noch ehe sie aufstehen konnte, um herüberzukommen,

      Einige Augenblicke später verließen die jungen Damen die Nische und gesellten sich zu den Gästen an der Bar, wo man sie mit lärmender Ausgelassenheit willkommen hieß.

      Sie konnten nun ungestört reden.

      Der General hatte einen Shooter vor sich stehen.

      Bourbon und Bier zu gleichen Teilen gemischt.

      Ein in Texas übliches Getränk.

      Stryker kam aus Texas.

      Sheehy begnügte sich mit etwas weniger Explosivem.

      »Mein Gott, wie abgebrüht«, sagte der General, nachdem ihn der Oberst über die Ereignisse auf Luna informiert hatte und tat so, als fröstele er.

      »Wenn Sie so wollen – ja. Andererseits auch wieder nicht.«

      Er hob seinen Drink und nahm einen Schluck. Dann stellte er das Glas wieder zurück. »War ein kalkuliertes Risiko, schließlich war unser Kandidat längere Zeit nicht mehr im Einsatz. Hat Rost angesetzt. Seine Konditionierung hat sicher unter den Haftbedingungen von STRALAG-2 gelitten. Wir mussten uns vergewissern, dass er den auf ihn zukommenden Aufgaben gewachsen sein würde...«

      »Mußte diese – hmm – Prüfung gleich so drastisch ausfallen?«, unterbrach der General seinen Oberst. »Was, wenn es denen gelungen wäre, ihn zu killen?«

      »Dann wäre er nicht der Richtige gewesen. Wir hätten uns nach jemand anderem umsehen müssen«, versetzte Sheehy. »Ein härterer Mann müsste dann die Drecksarbeit machen.«

      Stryker nahm einen kräftigen Schluck und betrachtete schweigend sein Gegenüber. Manchmal war ihm der Oberst unheimlich.

      »Skrupel, Sir?«, fragte Sheehy.

      »Nicht die Bohne.«

      »Aber?«

      »Hm... kann man die Fährte bis zu uns zurückverfolgen?«

      »Unwahrscheinlich.«

      »Was ist mit diesem Häftling, diesem wie-war-doch-gleich-sein-Name?«

      »Dave Tuckey«, half Sheehy ihm auf die Sprünge. »Wird aber nur ›Frosch‹ genannt.«

      »Richtig, Frosch. Gibt's von der Seite auch keine Probleme?«

      Der Oberst schüttelte den Kopf. »Spoczynski hat das bereits gelöst.«

      Frosch! Spoczynski... was für Namen, dachte Stryker. Laut fragte er: »Wie?«

      »General, Sir«, sagte Richard Sheehy seufzend, »wollen Sie das wirklich wissen?«

      »Nein. Vermutlich will ich das nicht.«

      »Dachte ich mir«, nickte der Oberst. Er leerte sein Glas und bestellte eine neue Runde.

      »Wann können wir mit diesem Conroy rechnen?«, fragte der General.

      »Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden«, versetzte Sheehy. »Major Santana befindet sich bereits auf dem Mond, um ihm unser Angebot zu unterbreiten.«

      4. Kapitel

      Sie kamen früher als erwartet.

      Mitten in der Nacht.

      Conroy war bereits hellwach, als die Geräusche lauter wurden und näherkamen. Er konnte die Schritte von zwei Männern unterscheiden. Auf dem von der Notbeleuchtung diffus erhellten Katzensteg vor den Käfigen waren Stimmen zu hören. Klappern von Stiefeln auf geriffeltem Stahlblech, Klirren von Waffen. Ein Flüstern und Raunen erhob sich. Dann ein zuckender Aufruhr hastiger Bewegungen, als die Häftlinge links und rechts in den Käfigen sich herumwarfen und nach draußen starrten, um zu sehen, was vor sich ging.

      Die Schritte verklangen vor seiner Zellentür.

      Er blinzelte, als ihn der grelle Lichtkreis einer Lampe traf.

      Das elektronische Schloss seiner Käfigtür entriegelte sich mit einem vernehmlichen Klacken. Ein Wärter trat ein, der andere blieb draußen vor der Tür. Da er seine Hände verdächtig nahe an der Waffe hatte, hütete sich Conroy, eine Bewegung zu machen, die der Mann als Widerstand oder gar tätlichen Angriff hätte interpretieren können.

      »Könnt ihr einen nicht mal in der Nacht in Ruhe lassen?«, knurrte er.

      Wortlos kam der Wärter näher.

      Er war kaum kleiner als Conroy, aber in seiner Carbon-Kevlar-Panzerung wirkte er ungemein massig. Ein Panzer auf zwei Beinen. Eine Hand wie der Greifer eines Ladedroiden packte Conroy am Oberarm, riss ihn unsanft hoch und stellte ihn auf die Füße.

      »Mitkommen!«, knurrte er mit Nachdruck.

      Conroy konnte die Gewalt förmlich riechen, die der Kerl ausdünstete wie einen strengen Körpergeruch.

      »Na gut!«, spottete er ätzend. »Wir machen also eine kleine Besichtigungstour durch die Anstalt. Einmal um den Park, Henry, und dann bringen Sie mich bitte wieder in mein Domizil.«

      »Maul halten, Arschloch!«

      Der Gepanzerte schnaubte verächtlich und versetzte ihm einen Stoß. Conroy flog durch die Zellentür, landete in den Armen des anderen, der draußen wartete und ihn mit einem angewiderten Grunzen zurückstieß. Ein Kolbenhieb zwischen die Schulterblätter drosch ihn gegen die Gitterstäbe; Conroy fing den Aufprall mit hochgerissenen Unterarmen ab und warf sich keuchend herum. Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, wurde er angeblafft: »Vorwärts jetzt. Besser für dich, keinen Widerstand zu leisten, sonst sähen wir uns gezwungen, unsererseits ein wenig gemein zu werden.«

      Conroy glaubte ihm das unbesehen, die Sache mit dem Gemeinwerden. Trotzdem höhnte er: »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihr mich nicht leiden könnt.«

      Der Stämmige knurrte: »Willste schon wieder Ärger machen, Klugscheißer?« Die Mündung der kurzläufigen Automatik in seinen Pranken zeigte wie unbeabsichtigt auf Conroy.

      Der starrte ihn an. Dann schüttelte er den Kopf.

      »Nein, ich mache keinen Ärger«, sagte er. »Aber wenn, würde ich's dir nicht auf die Nase binden.«

      »Dann komm endlich in die Hufe!«, wiederholte der zweite, nun schon etwas nachdrücklicher, und er forderte ihn mit einer unmissverständlichen Handbewegung auf, sich in Bewegung zu setzen. Die beiden traten auseinander und ließen Raum für ihn. Conroy ging mit langsamen Schritten los. Seine Wärter waren direkt hinter ihm.

      Conroy war mit den baulichen Gegebenheiten von STRALAG-2 halbwegs vertraut. Halbwegs deshalb, weil das wahre Ausmaß der Anlage mit ihren effizienten Schutzmechanismen, ihren Sprengfallen, toten Korridoren und den hochwirksamen Energiefeldern keinem Außenstehenden wirklich geläufig war. Außenstehende waren in diesem Fall nun mal alle, die nicht unmittelbar im STRALAG arbeiteten oder zur Führungsspitze der lunaren Strafvollzugsanstalt gezählt werden


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