Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo

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Savitri – Eine Legende und ein Symbol - Sri Aurobindo


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sie auf den Kern des Herzens und vibrierenden Nerv;

      Ihre scharfe Selbst-Suche zerreißt unser Bewusstsein;

      Jener Stachel verursacht unseren Schmerz und unsere Lust:

      Durchdrungen von ihr, aber blind für ihre wahre Freude,

      Stürzt sich das Begehren der Seele auf vergängliche Dinge.

      Dem sehnsuchtsvollen Trieb der ganzen Natur kann keiner widerstehen,

      Der wogend kommt durch das Blut und den stimulierten Sinn;

      Eine Ekstase des Unendlichen ist ihre Ursache.

      Die wird in uns zu endlicher Liebe und Lüste,

      Wird Wille, zu erobern und zu besitzen, zu ergreifen und zu behalten,

      Des Lebens Raum und Umfang und des Vergnügens Vielfalt zu erweitern,

      Wird zu kämpfen und zu bezwingen und sich zu eigen zu machen,

      Wird Hoffnung, die eigene Freude mit der Freude anderer zu mischen,

      Wird Sehnsucht, zu besitzen und der anderen Besitz zu werden,

      Sich zu erfreuen und erfreut zu werden, zu fühlen, zu leben.

      Hier war ihr früher kurzer Versuch zu sein,

      Ihr schnelles Ende momentaner Freude,

      Deren Stempel des Versagens das ganze unwissende Leben prägt.

      Auch den Zellen seine Gewohnheit auferlegend,

      Verfolgt das Phantom eines dunklen und bösen Anfangs

      Wie ein Gespenst all das, was wir träumen und tun.

      Zwar gibt es auf Erden fest gegründete Leben,

      Ein Wirken aus Gewohnheit oder ein Sinn für Gesetz,

      Eine stete Wiederholung im Fließenden,

      Doch sind die Wurzeln ihres Willens stets die gleichen;

      Diese Leidenschaften sind der Stoff, aus dem wir gemacht sind.

      Dies war der erste Schrei der erwachenden Welt.

      Noch haftet es uns an und umklammert den Gott.

      Selbst wenn die Vernunft geboren ist und die Seele Gestalt annimmt,

      Bleibt im Tier und Reptil und im denkenden Menschen

      Es bestehen und ist der Quell von ihrem ganzen Leben.

      Auch dies war nötig, damit Atem und Leben möglich sei.

      Der Geist in einer endlichen unwissenden Welt

      Muss solcherweise sein gefangenes Bewusstsein befreien,

      Das in kleinen Strahlen an bebenden Punkten herausgezwungen wird

      Aus dem versiegelten Unendlichen des Nichtbewussten.

      Dann sammelt es langsam Masse, schaut auf zum Licht.

      Diese Natur lebt festgebunden an ihrem Ursprung,

      Noch liegt eine Umklammerung von niederer Kraft auf ihr;

      Aus unbewussten Tiefen entspringen ihre Instinkte;

      Ihr Leben ist Nachbar des empfindungslosen Nichts.

      Nach diesem Gesetz ward eine unwissende Welt geschaffen.

      Im Rätsel der verdunkelten Weiten,

      In der Leidenschaft und dem Selbst-Verlust des Unendlichen,

      Als alles in das verneinende Leer eingetaucht war,

      Wäre die Nacht des Nicht-Seins nie zu retten gewesen,

      Wenn nicht das Sein in das Dunkel hinabgetaucht wäre,

      Mit sich tragend sein dreifach mystisches Kreuz.

      In der Welt-Zeit die zeitlose Wahrheit beschwörend,

      Können in Leid verwandelte Seligkeit, zu Unwissen gewordenes Wissen,

      Und die zu eines Kindes Hilflosigkeit gewordene Kraft Gottes

      Mit ihrem Opfer den Himmel herniederbringen.

      Ein Widerspruch liegt dem Leben zugrunde:

      Die ewige, die göttliche Wirklichkeit

      Hat sich mit ihren eigenen Gegensätzen konfrontiert;

      Sein wurde zur Leere, und Bewusste-Kraft

      Zum Nichtwissen und zum Ablauf einer blinden Energie,

      Und Ekstase nahm die Gestalt des Welt-Schmerzes an.

      Nach dem Gesetz einer geheimnisvollen Fügung

      Hat eine Weisheit in der Vorbereitung deren weit entlegenen Ziele

      Auf diese Weise den Beginn ihres gemächlichen äonischen Spiels geplant.

      Ein Suchen mit verbundenen Augen, ein Ringen und tastendes Ergreifen

      Einer halbwegs sichtbaren Natur und einer verborgenen Seele,

      Ein Versteckspiel in dämmrigen Räumen,

      Ein Spiel von Liebe und Hass und Angst und Hoffnung,

      Setzt in der Kinderstube des Mentals nach wie vor weiter fort

      Seine heftige und grobe Balgerei der aus dem Selbst geborenen Zwillinge.

      Letztendlich vermag die sich durchkämpfende Energie aufzutauchen

      Und sich mit dem stimmlosen Wesen in weiteren Gefilden zu treffen;

      Dann können sie sich sehen und sprechen und, Brust an Brust,

      In einem größeren Bewusstsein, einem helleren Licht,

      Die Zwei einander umarmen, miteinander streben und umeinander wissen,

      Erblickend näher nun das Angesicht des Spielgefährten.

      Sogar in diesen formlosen Windungen konnte er

      Die Reaktion der Materie auf die kindlichen Regungen der Seele fühlen.

      Verhüllt in der Natur sah er den mächtigen Geist,

      Beobachtete die schwache Geburt einer gewaltigen Kraft,

      Ging dem Rätsel des zaghaften Schrittes der Gottheit nach,

      Hörte die zarten Rhythmen einer großen ungeborenen Muse.

      Dann kam ein feurigerer Atem erwachenden Lebens

      Und aus dem düsteren Abgrund der Dinge stiegen

      Seltsame Geschöpfe eines denkenden Sinns,

      Existenzen, halb wirklich und halb ein Traum.

      Ein Leben war dort, das zu überleben keine Hoffnung hatte:

      Wesen wurden geboren, die spurlos zugrunde gingen,

      Ereignisse, die Teile eines gestaltlosen Dramas waren,

      Und Handlungen, vom Willen eines blinden Geschöpfs getrieben.

      Eine suchende Macht fand ihren Weg zur Form,

      Muster wurden gebildet von Liebe und Freude und Schmerz

      Und symbolische Figuren für die Stimmungen des Lebens.

      Ein Insekten-Hedonismus flatterte und kroch

      Und aalte sich auf der erregten Oberfläche einer sonnigen Natur,

      Und Drachen-Verzückungen, Python-Qualen

      Krochen im Sumpf und Morast und lechzten nach der Sonne.

      Riesige gepanzerte Kräfte erschütterten den dünnen bebenden Grund,

      Große gewaltige Geschöpfe mit einem zwergenhaften Gehirn,

      Und Pygmäen-Stämme setzten


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