Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.einem Zwerg-Modell der Menschheit
Begann nun die Natur ihre Extremerfahrung
Und das Meisterstück ihres launenhaften Entwurfs,
Das leuchtende Ergebnis ihres halb-bewussten Anstiegs
Auf Stufen zwischen ihrem Feinstem und Groteskem
Von winzig Kleinem bis zu massigen Formen hin,
Zu einer subtilen Ausbalancierung von Seele und Körper,
Zu einer Ordnung von intelligenter Kleinheit.
Im Augenblicks-Takt der Zeit erhob sich um ihn herum
Das Königreich des tierischen Selbsts,
Wo Tätigkeit alles und das Mental erst halb geboren ist
Und das Herz einer stummen ungesehenen Kontrolle gehorcht.
Die Kraft, die durch das Licht der Unwissenheit wirkt,
Begann ihr Tier-Experiment,
Füllend ihren Welt-Entwurf mit bewussten Kreaturen;
Doch waren diese nur für Äußeres empfänglich,
Nur auf Berührungen und auf Oberflächliches sprachen sie an
Und auf den Stachel des Bedürfens, der ihr Leben antrieb.
Ein Körper, unkundig der eigene Seele im Inneren,
Lebte und sehnte sich dort, hatte Zorn und Freude und Kummer;
Ein Mental war dort, das die objektive Welt traf
Wie einen Fremden oder einen Feind an seiner Tür:
Seine Gedanken waren durch die Schocks der Sinne geknetet;
Es erfasste nicht den Geist in der Form,
Es drang nicht in das Herz von dem ein, was es sah;
Es suchte nicht nach der Macht hinter der Tat,
Es forschte weder nach dem verborgenen Beweggrund der Dinge
Noch strebte es danach, den Sinn von alledem zu finden.
Dort gab es Wesen, die eine menschliche Gestalt trugen;
Sie lebten vertieft in der Leidenschaft der Szenerie,
Doch wussten nicht, wer sie waren oder warum sie lebten:
Zufrieden damit, zu atmen, zu fühlen, zu empfinden, zu handeln,
Hatte das Leben für sie kein anderes Ziel als die Freude der Natur
Und den Stimulus und den Genuss der äußeren Dinge;
Identifiziert mit der äußeren Schale des Geistes
Arbeiteten sie für des Körpers Bedürfnisse, weiter begehrten sie nichts.
Der verborgene Zuschauer, der aus ihren Tiefen schaute,
Richtete weder sein inneres Auge auf sich selbst
Noch sah er sich um nach dem Verfasser des Stückes,
Allein das Schauspiel und die Bühne sah er.
Es gab keinen grüblerischen Druck eines tieferen Sinnes,
Die Last des Nachdenkens wurde nicht getragen:
Mit unkundigen Augen blickte das Mental auf die Natur,
Verehrte ihre Segensgaben und fürchtete ihre monströsen Schläge.
Es sann nicht nach über den Zauber ihrer Gesetze,
Es dürstete nicht nach den geheimen Quellen der Wahrheit,
Aber führte ein Verzeichnis über drängende Fakten
Und fädelte Ereignisse auf einen anschaulichen roten Faden:
Es jagte und es floh und witterte die Winde,
Oder räkelte träge im Sonnenschein und in milder Luft:
Es suchte die fesselnden Kontakte der Welt,
Doch nur um den Oberflächen-Sinn mit Glück zu füttern.
Diese spürten in der äußeren Berührung das Zittern des Lebens,
Die Seele hinter der Berührung konnten sie nicht fühlen.
Ihre eigene Form vor Schaden durch die Natur zu schützen,
Zu genießen und zu überleben, war ihre ganze Sorge.
Den engen Horizont ihrer Tage füllten
Dinge und Geschöpfe, die helfen und schaden konnten:
Die Werte der Welt hingen an ihrem kleinen Selbst.
Isoliert, zusammengedrängt im unbekannten Weiten,
Vor des Todes Umzingelung ihr kleines Leben zu wahren,
Bauten sie einen engen Festungsring
Gegen den Ansturm des riesigen Universums:
Sie beuteten die Welt aus und waren selber deren Beute,
Aber träumten nie davon, zu siegen und frei zu sein.
Den Hinweisen und festen Tabus der Welt-Macht gehorchend,
Bezogen sie aus ihrem reichhaltigen Vorrat nur einen kärglichen Anteil;
Es gab keinen bewussten Kodex und keinen Lebensplan:
Die Denkmuster einer kleinen Gruppe
Legten die Regeln für ein herkömmliches Verhalten fest.
Blind für die Seele außer als ein Gespenst im Inneren,
Gebunden an einen Mechanismus unveränderlichen Lebens
Und an einen dumpfen gewöhnlichen Sinn und des Fühlens Takt,
Drehten sie in Furchen animalischer Begierden.
Umringt von Steinmauern schafften und stritten sie,
Taten aus vereinter Ichsucht ein wenig Gutes
Oder fügten fürchterliches Unrecht und grausamen Schmerz
Fühlendem Leben zu und dachten, sie täten nichts Böses.
Glühend vom Plündern glücklicher friedvoller Heime
Und satt vom Schlachten, Rauben, Schänden und Niederbrennen,
Machten sie menschliche Selbste zu ihrer hilflosen Beute,
Zur Herde von Gefangenen, geführt in lebenslängliches Leid,
Oder erhoben Marter zum Spektakel und Feiertag,
Voll Spott oder begeistert bei den Schmerzen ihrer zerrissenen Opfer;
Sich selbst bewundernd als Titanen und als Götter
Besangen sie stolz ihre großen und glorreichen Taten
Und priesen ihren Sieg und ihre wundervolle Stärke.
Ein Tier in einer vom Instinkt getriebenen Herde,
Gedrängt von Lebensimpulsen, gezwungen von Gemeinbedürfnissen,
Sah jeder gespiegelt in seinesgleichen sich selbst;
Alle dienten dem Ziel und Handeln des Rudels.
Diejenigen wie er, verwandt durch Blut oder Sitte,
Waren Bestandteile seines Lebens, seine beigefügten Selbste,
Die konstituierenden Sterne seines persönlichen Sternen-Nebels,
Satelliten, die sein Sonnen-Ich begleiten.
Als Meister des Umfeldes seines Lebens,
Als Führer einer zusammengekauerten Menschenmasse,
Die um der Sicherheit willen sich zusammenschart auf gefahrvoller Erde,
Sammelte