Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.kleinsten Teile haben Raum für tiefste Bedürfnisse;
Auch dorthin können die goldenen Botschafter kommen:
Eine Tür ist eingeschnitten in die Lehmwand des Selbsts;
Über die niedere Schwelle treten mit gebeugtem Haupte
Engel der Ekstase und Selbst-Hingabe ein,
Und beherbergt im inneren Heiligtum des Traumes
Leben sie als Erschaffer des Gottheitsbildes.
Dort ist Erbarmen und Feuer-beflügeltes Opfer,
Und Blitze von Mitgefühl und Zärtlichkeit
Entsenden Himmelslichter aus des Herzens abgeschiedenem Heiligtum.
Ein Werk wird in den tiefen Schweigsamkeiten getan;
Eine Glorie und ein Wunder spirituellen Sinns,
Ein Lachen im immerwährenden Raum der Schönheit,
Das Welt-Erfahrung in Freude wandelt,
Bewohnen das Mysterium der unberührten Abgründe;
Eingelullt vom Stundenschlag der Zeit, schläft in uns Ewigkeit.
Im hermetisch versiegelten Herzen, dem frohen Kern,
Unbewegt hinter dieser äußeren Gestalt des Todes,
Bereitet die ewige Wesenheit im Inneren
Ihr Material von göttlicher Glückseligkeit,
Ihr Reich von himmlischer Erscheinung vor.
Sogar in unser skeptisches Mental der Unwissenheit
Kommt eine Voraussicht auf eine immense Befreiung,
Unser Wille hebt zu ihr bedächtige und formende Hände empor.
Jeder Teil in uns begehrt sein Absolutes.
Unsere Gedanken begehren das immerwährende Licht,
Unsere Stärke stammt aus einer allmächtigen Kraft,
Und weil aus verhüllter Gott-Freude die Welten geschaffen wurden
Und weil ewige Schönheit nach Gestalt verlangt
Wird sogar hier, wo alles aus dem Staub des Daseins geschaffen ward,
Unser Herz gefangen von verführerischen Formen,
Suchen unsere eigentlichen Sinne blind nach Seligkeit.
Unser Irrtum kreuzigt die Wirklichkeit,
Um hier ihre Geburt und ihren göttlichen Körper zu erzwingen,
Nötigend, inkarniert in einer menschlichen Gestalt
Und atmend in Gliedern, die man berühren und umarmen kann,
Ihr Wissen, um ein uraltes Unwissen zu retten,
Ihr Erlöser-Licht das nichtbewusste Universum.
Und kommt jenes größere Selbst herab wie ein Meer,
Um dieses Bild unserer Vergänglichkeit zu füllen,
Soll alles von der Seligkeit ergriffen und umgewandelt werden:
In Wogen ungeahnter Ekstase sollen sich wälzen
Unser Mental und Leben und unsere Sinne und in einem Lichte lachen,
Das anders ist als dieser harte begrenzte menschliche Tag,
Das Gewebe des Körpers soll vergöttlicht tief erschauern,
Seine Zellen eine leuchtende Metamorphose erfahren.
Dieses kleine Wesen der Zeit, diese Schatten-Seele,
Diese lebendige zwergenhafte Galionsfigur von verdunkeltem Geist
Soll sich aus dem Verkehr seiner armseligen Träume erheben.
Die Gestalt seiner Person und das Gesicht seines Egos,
Entblößt von dieser sterblichen Lächerlichkeit,
Wie ein Lehmtroll, der in einen Gott geknetet
Neu geschaffen wurde in das Bild des ewigen Gastes,
Soll an die Brust einer weißen Kraft genommen werden
Und, entflammt von der paradiesischen Berührung
In einem Rosen-Feuer süßer spiritueller Gnade,
In der roten Leidenschaft seiner unendlichen Wandlung,
Erzittern, erwachen und erschauern in Ekstase.
Als ob man den Bann einer Entstellung umkehrt,
Befreit von der schwarzen Magie der Nacht,
Dem dunklen Abgrund die Knechtschaft gekündigt,
Soll es schließlich erkennen, wer ungesehen im Inneren lebte,
Und tief ergriffen von Erstaunen im anbetenden Herzen
Voll bewusst niederknien vor der inthronisierten Kind-Gottheit
Und erzittern von der Schönheit und Freude und Liebe.
Doch erst müssen wir den Aufstieg des Geistes vollziehen
Aus der Kluft, aus der sich unsere Natur erhob.
Die Seele muss sich souverän über die Form erheben
Und die Gipfel über dem Halb-Schlaf des Mentals erklimmen;
Unser Herz müssen wir mit himmlischer Stärke durchdringen,
Das Tier überraschen mit dem okkulten Gott.
Dann, entfachend die goldene Zunge des Opfers,
Rufend die Mächte einer leuchtenden Hemisphäre,
Werden wir alles Verrufene unseres sterblichen Zustandes abschütteln,
Den Abgrund zur Straße für die Herabkunft des Himmels machen,
Unsere Tiefen mit dem übernatürlichen Strahl vertraut machen
Und die Finsternis aufreißen mit dem mystischen Feuer.
Noch einmal wagte er sich im geburtlichen Nebel
Durch den gefahrvollen Dunst, dem trächtigen Treiben,
Bahnte sich einen Weg durch das astrale Chaos
Zwischen den grauen Gesichtern seiner dämonischen Götter,
Ausgefragt vom Geflüster seiner flackernden Geister,
Bedrängt von Zaubereien seiner fließenden Kraft.
Wie jemand, der ohne Führung durch fremde Gefilde wandert,
Ohne zu wissen wohin, noch was er hoffen darf,
Trat er auf Boden, der unter seinen Füßen nachgab,
Und wanderte mit felsenfester Stärke einem fliehenden Ziele zu.
Seine Spur hinter ihm war eine schwindende Linie
Von flimmernden Punkten in einer vagen Unermesslichkeit;
Ein körperloses Gemurmel wanderte an seiner Seite
Im verletzten Dunkel, murrend über das Licht.
Ein gewaltiges Hindernis ihr unbewegtes Herz,
Die lauernde Düsterheit vermehrte, so wie er ging,
Ihre feindliche Schar toter und starrender Augen;
Die Finsternis glimmte wie eine erlöschende Fackel.
Um ihn herum ein ersticktes Gespenstergefunkel,
Das mit schattenhaften und irreführenden Gestalten
Die dunkle unermessliche Höhle des vagen Nichtbewussten bevölkerte.
Sein einziges Sonnenlicht war die Flamme seines